Leitbild:
Als Gottes Kinder leben
Wochenspruch:
„Welche der Geist Gottes treibt, die sind Gottes Kin-der.“ (Römer 8, 14)
Psalm: 89 in Auswahl
Lesungen
Altes Testament: Jesaja 42, 1 – 4 (5 – 9)
Epistel: Römer 12, 1 – 3 (4 – 8)
Evangelium: Matthäus 3, 13 – 17
Liedvorschläge
Eingangslied: EG 66 Jesus ist kommen, Grund ewiger Freude
Wochenlied: EG 441 Du höchstes Licht, du ewger Schein
Predigtlied: EG 396
oder 612 Jesu, meine Freude
Fürchte dich nicht, gefangen in deiner Angst
Schlusslied: EG 243 Lob Gott getrost mit Singen
Vorbemerkung
Die Predigt bezieht sich unter anderem auf den Film „Wit“ mit Emma Thompson. Für die Predigt ist es nicht unbedingt nötig, den Film zu kennen. Er ist nur in einer englischen Version zu erwerben. Eine deutsche Synchronisation gibt es zwar. Sie wurde im schweizer Fernsehen ausgestrahlt. Aber diese ist lei-der, soweit ich weiß, nicht im Handel.
Es lohnt sich übrigens, einmal den ganzen Korintherbrief zu lesen, um die Stimmung in sich aufzunehmen und besser zu verstehen, was eigentlich die Konflikte in Korinth waren.
Predigttext:
Seht doch, liebe Brüder und Schwestern, auf eure Berufung. Nicht viele Weise nach dem Fleisch, nicht viele Mächtige, nicht viele Angesehene sind berufen. Sondern was töricht ist vor der Welt, das hat Gott erwählt, damit er die Weisen zuschanden mache; und was schwach ist vor der Welt, das hat Gott erwählt, damit er zuschanden mache, was stark ist; und das Geringe vor der Welt und das Verachtete hat Gott erwählt, das, was nichts ist, damit er zunichtemache, was etwas ist, damit sich kein Mensch vor Gott rühme. Durch ihn aber seid ihr in Christus Jesus, der uns von Gott gemacht ist zur Weisheit und zur Gerechtigkeit und zu Heiligung und zu Erlösung, damit, wie geschrieben steht: Wer sich rühmt, der rühme sich des Herrn!“ (Jer 9,22 - 23)
Predigt:
Sie wusste alles über den Tod. Dr. Vivian Bearing, Literatur-professorin in Oxford. Expertin für den Dichter John Donne und sein Sonett über den Tod. Eine Meisterin des Wortes. Sie wusste alles über den Tod. Und als sie ihm begegnet, weiß sie nichts mehr zu sagen.
„Wit“ heißt der Film, der die fiktive Geschichte von Vivian Bearing erzählt, brillant dargestellt von Emma Thompson. „Wit“ – das heißt so viel wie „akademische Diskussion, intel-lektuelle Auseinandersetzung“. Aber ihre ganze Bildung hilft ihr nicht im Krankenhaus. Krebs im fortgeschrittenen Stadium. Metastasen. Ärzte probieren an ihr eine neue Chemotherapie aus. Die volle Dosis. Mehrmals. Es ist eine Qual für Körper und Seele. Die Ärzte degradieren sie zu einem Fall. Sie ist ein medizinisches Versuchsobjekt. Die Frau des Wortes findet kei-ne Worte, um sich zu wehren. Sie spricht nur noch mit sich selbst. (Dabei bedient sich der Film einer ungewöhnlichen Me-thode: Die Schauspielerin spricht direkt in die Kamera.)
Am Ende findet sie Trost - nicht bei dem Dichter John Donne, sondern in einem Kinderbuch. Ihre alte Literaturprofessorin liest es ihr vor. Es erzählt von einem kleinen Hasen. Ein erfolg-reiches akademisches Leben. Und am Ende die Geschichte ei-nes kleinen Hasen, der von seiner Mutter davonlaufen will und doch immer gefunden wird. Und die Professorin flüstert: Eine Allegorie, ein Gleichnis ist das. Wo immer du dich versteckst, Gott wird dich finden.
Der Film erzählt diese Geschichte ohne Triumph, ohne Genug-tuung. Kein: „Da siehst du mal: Alle Bildung nutzt dir letztlich nichts.“ Sondern: „Die Wahrheit ist das Einfache.“
„Was töricht ist vor der Welt, das hat Gott erwählt.“
Töricht – nicht dumm. Töricht wie die Botschaft vom Kreuz. Töricht wie die Liebe. Töricht wie der Glaube, dass Gottes Torheit weiser als die Menschen ist. Dass Gottes Schwachheit stärker als die Menschen ist. Töricht wie die Geschichte von dem kleinen Hasen am Ende eines äußerlich erfolgreichen Le-bens.
„Was töricht ist vor der Welt, das hat Gott erwählt.“
Gott hatte schon immer einen Hang zum Einfachen, zu den Armen, Niedrigen, Geringen. Sie sind die Elite Gottes. Das legt sich quer zu dem, was sonst so in der Welt gilt. Leistung, die sich wieder lohnen soll. Wettbewerb, Eliteschulen, Qualitäts-management und was es da sonst noch so alles gibt. Allerorten soll ich irgendwas bewerten: den Service im Hotel, die Leis-tung von Fußballern, die Vorstellung einer Sängerin in einer Casting-Show. Neuerdings könnte ich auch Pfarrer im Internet bewerten. „Hirtenbarometer“ nennt sich das. Verrückte Welt.
„Was schwach ist vor der Welt, das hat Gott erwählt, damit er zuschanden mache, was stark ist.“ Nichts gegen Leistung. Aber letztlich ist die Wahrheit das Einfache. Und sei es ein kleiner Hase am Ende eines erfolgreichen Lebens.
Paulus schreibt seinen Brief an eine Gemeinde, in der es mehr Schwache als Starke gibt. Mehr Ungebildete als Gebildete. Mehr Ohnmächtige als Mächtige. „An die in Christus Geheilig-ten“ – so fängt der Brief an die Korinther an. Heilige, bei denen es recht unheilig zugeht. Sie streiten sich ums Geld und darum, wer recht hat im Glauben, wer der bessere Christ ist. Sie streiten sich drum, wer der Wichtigste ist, die Klügste, der Frömmste und die Erfolgreichste. Und dann: Was töricht ist vor der Welt, was schwach ist und gering – das hat Gott er-wählt. So schreibt Paulus. Ein Meister des Wortes. Einer, der zwar nicht zu den Schönen und Reichen zählt, aber doch zu den Klugen und Einflussreichen. Und das weiß er durchaus. Schließlich hat er diese Gemeinde gegründet.
Das ist eine handfeste Ermahnung an die heillos zerstrittenen Korinther. Eine wahre Standpauke: Ihr, die ihr meint besonders stark zu sein – achtet die anderen, die Schwächeren, die Hafen-arbeiter und Sklaven. Seid nicht überheblich, nur weil ihr ge-bildeter seid. Da geht er ziemlich zur Sache. Und er lässt nichts aus. Punkt für Punkt zeigt er ihnen, was sie alles falsch machen. Die Klugen und Mächtigen macht Gott zuschanden.
Dumm gelaufen, wenn man grad zufällig zu den Klugen und Mächtigen gehört. Was soll das überhaupt heißen: Zuschanden machen? Manche übersetzen das Wort mit „beschämen“. Gott beschämt die Klugen und Mächtigen. Wie macht er das aber? Stutzt er sie zurecht? Macht er sie klein? Oder schickt er ihnen gar irgendwelche Strafen? Eine Krankheit vielleicht? Oder ein Schicksalsschlag? Als ordentliche Christin versuche ich natür-lich, mir solche Gedanken zu verbieten. Aber – ich muss es zugeben – manchmal, wenn ein Mächtiger über seine Machen-schaften stürzt – empfinde ich so etwas wie Genugtuung. Wenn ein überheblicher und dünkelhafter Mensch auf die Nase fällt – ja, dann denke ich: Es gibt noch eine Gerechtigkeit.
Aber ich frage mich schon die ganze Zeit, zu welcher Sorte ich gehöre: Zu den Törichten und Schwachen? Oder zu den Wei-sen und Mächtigen?
Vielleicht ist es das, was Paulus meint: Wirklich weise bist du, wenn dir klar wird: Du musst nicht dauernd stark sein, um je-mand zu sein. Gott hat dich berufen und erwählt – ganz ein-fach. Dafür brauchst du kein Abitur und kein Vermögen auf der Bank. Ja, da musst du nicht einmal besonders fromm sein. Da kann es dir passieren, dass du den Trost nicht in klugen Ge-dichten, sondern in einer Geschichte über einen kleinen Hasen findest. Da reicht es ein Narr zu sein, ein Narr Christi. Oder eine Närrin. So sagt es Paulus den Korinthern. Ein Narr Christi. Denn die Narren sind die Heiligen. Und wenn du Abitur hast und ein Vermögen auf der Bank – dann übe dich in der Kunst der Narretei. Töricht sein kannst du auch lernen. Denn deinen Wert beziehst du nicht aus deiner Bildung, deinem Reichtum und deiner Macht. Deinen Wert bekommst du von Gott, der dich erwählt hat. Und wenn du töricht genug bist, dann achte auf die Armen und teile. Ihr alle seid Christen. Brüder und Schwestern. Ihr gehört zusammen. Die Wahrheit ist das Ein-fache.
Verfasserin: Pfarrerin Doris Joachim, Zentrum Verkündigung, Markgrafenstraße 14, 60487 Frankfurt
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Die „Predigtvorschläge“ sind auch auf CD-ROM (Text- und WINWORD-Datei) erhältlich
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