Als Gottes Kinder leben
von Christoph Hirsch (Neuenstadt)
Predigtdatum
:
08.01.2017
Lesereihe
:
ohne Zuordnung
Predigttag im Kirchenjahr
:
1. Sonntag nach Epiphanias
Textstelle
:
Matthäus 4,12-17
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Wochenspruch:
"Welche der Geist Gottes treibt, die sind Gottes Kinder." (Römer 8, 14)
Psalm: 89 i. A.
Lesungen
Reihe I: Matthäus 3, 13 - 17
Reihe II: Römer 12, 1 - 3 (4 - 8)
Reihe III: Matthäus, 4, 12 - 17
Reihe IV: 1. Korinther 1, 26 - 31
Reihe V: Johannes 1, 29 - 34
Reihe VI Jesaja 42, 1 - 4 (5 - 9)
Liedvorschläge
Eingangslied: EG 56, 1 – 5 oder EG 445, 1.2. 5.6 Weil Gott in tiefster Nacht erschienen Gott des Himmels und der Erden
Wochenlied: EG 441, 1 – 8 Du höchstes Licht
Predigtlied: EG 391, 1 – 4 Jesu geh voran
Schlusslied: EG 66, 8.9 Jesus ist kommen
Predigttext Matthäus 4, 12 – 17
Wer beharrt bis ans Ende, der wird selig
„Als nun Jesus hörte, dass Johannes gefangen gesetzt wor-den war, zog er sich nach Galiläa zurück.
Und er verließ Nazareth, kam und wohnte in Kapernaum, das am See liegt im Gebiet von Sebulon und Naftali, damit erfüllt würde, was gesagt ist durch den Propheten Jesaja, der da spricht (Jesaja 8,23; 9,1): »Das Land Sebulon und das Land Naftali, das Land am Meer, das Land jenseits des Jordans, das heidnische Galiläa, das Volk, das in Finsternis saß, hat ein großes Licht gesehen; und denen, die saßen am Ort und im Schatten des Todes, ist ein Licht aufgegangen.«
Seit der Zeit fing Jesus an zu predigen: Tut Buße, denn das Himmelreich ist nahe herbeigekommen!“
Hinführung
Vorbemerkung zum Matthäus-Evangelium:
Das Matthäus-Evangelium ist ganz besonders am Verhältnis des Christusglaubens zum Alten Testament, an der Ausein-andersetzung mit den Vertretern der jüdischen Lehre und damit an den Spuren der Heilsgeschichte Gottes interes-siert. Daher in diesem Evangelium die häufigen Zitate aus dem Alten Testament.
Zu Matthäus 4, 12 – 17:
So auch in diesem Abschnitt: Von 6 Versen dienen drei Ver-se (V. 14.15.16) – also die Hälfte des „Textvolumens“ – dem Anführen alttestamentlicher Zitate (Jesaja 8, 23; 9, 1).
Dieser Akzent des Matthäus-Evangeliums insgesamt, wie auch dieses uns vorgegebenen Abschnitts, sollte in der Pre-digt nicht einfach beiseitegelegt, sondern als „Besonder-heit““ für die Predigt genützt werden: Altes – Neues – Neu-beginn.
Das Epiphaniasfest schließt für viele (obwohl es eigentlich erst der letzte Sonntag nach Epiphanias ist) den „Weih-nachtsfestkreis“ ab.
Am Montag, den 09.01.2017 beginnt die Schule wieder und für viele wohl auch die Arbeit, der Alltag.
Die Luther-Bibel gibt diesem Abschnitt die Überschrift:
„Der Beginn des Wirkens Jesu in Galiläa.“
In der Komposition des Matthäus-Evangeliums steht dieser Abschnitt zwischen der Erzählung über die „Versuchung Je-su“ und der „Berufung der ersten Jünger“. Auch diese Stel-lung dieses Abschnitts, hinter und vor Berichten über aktu-elle Geschehnisse aus dem Leben Jesu, weist auf etwas Grundsätzliches hin: Jesu Beginn seines öffentlichen Han-delns geschieht nicht im „freien Raum“, sondern ist verortet in Gottes (Heils)-Geschichte.
Auch schon in Vers 12 klingt diese Ordnung an: „Als nun Jesus hörte ...“
Zielgedanke : siehe unten
Gliederung
1. „Der Beginn des Wirkens Jesu“
2. Unser Neubeginn nach Weihnachten – Jahreswechsel – Urlaub und Ferien
3. Textlesung: Matthäus 4,12–17
4. Kapernaum: „hinterste Provinz“. Dennoch: Hier beginnt Jesus sein Wirken
5. „Hinterste Provinz“: Auch unser Leben und Alltag?
Dennoch: Gott hat Interesse an uns
6. Das Zitat der Propheten-Worte zeigt: Gott hat eine Ge-schichte und ein Ziel
7. Gott hat eine Geschichte und ein Ziel: auch mit meinem Leben und Alltag
8. Zentral-Wort der Predigt Jesu: Himmelreich und Himmel
9. Zentral-Wort der Predigt Jesu: Buße tun und Umdenken
10. So ist Neu-Beginn möglich
Ziel
Die Predigt soll folgende Zielfrage verfolgen:
Wie können wir mit „alten Wahrheiten“ (Der Beginn des Wirkens Jesu im Licht der Prophetenworte) unseren Alltag (nach Weihnachten – Ferien – Urlaub) neu beginnen?
Predigt
(1.)
Liebe Gemeinde,
es trifft sich gut, dass unser heutiges Bibelwort für die Pre-digt in unserer Lutherbibel die Überschrift hat:
„Der Beginn des Wirkens Jesu in Galiläa ...“
Es trifft sich deshalb gut, weil ja auch für die meisten unter uns mit dem morgigen Tag wieder Neues beginnt.
Oder soll ich besser sagen: „Altes neu beginnt“?
Mit dem Feiertag vor drei Tagen – dem Erscheinungsfest – haben viele die „Weihnachtszeit“ abgeschlossen.
Gestern wurden von der Jugend die Christbäume einge-sammelt. Sicher haben Sie jetzt die Krippe zu Hause wieder weggepackt?
(2.)
Morgen beginnt die Schule wieder, der Kindergarten und wohl auch für Manche unter uns: die Arbeit, der Alltag.
Wie geht es uns da? Was fühlen wir?
Es wäre ja schön, wir müssten nicht sagen: „Na ja, jetzt be-ginnt eben die alte Leier wieder.“ – Unser Alltag als ein „Sie-ben-Tage-Rennen“.
Vielleicht könnten wir wirklich neu beginnen, neu anfangen.
Mit der Botschaft unseres heutigen Bibelwortes gewisser-maßen als „Rückenwind“.
Hören wir also das heutige Bibelwort zur Predigt:
„Der Beginn des Wirkens Jesu ...“
Was sagt es uns unter diesem Stichwort für unseren Neu-Anfang?
(3.)
Matthäus 4, 12 – 17
(4.)
Zugegeben, fast etwas umständlich fängt dieser Abschnitt an:
Jesus zieht sich nach Galiläa zurück, verlässt Nazareth, wohnt in Kapernaum, am See Genezareth, im Gebiet von Sebulon und Naftali.
Was sollen wir mit diesen Angaben anfangen?
Warum erzählt Matthäus uns das so?
Was will er damit sagen?
Wenn Sie Zeit haben, schauen Sie sich in Ihrer Bibel einmal die Karte an: „Palästina zur Zeit Jesu“ – meistens ist sie auf der Umschlagsseite der Bibel innen abgedruckt –
Da können Sie es sehen: Kapernaum weit im Norden von Israel, an der nördlichsten Spitze des Sees Genezareth, weit, weit weg von der Hauptstadt Jerusalem, weit weg von der fruchtbaren Jordanebene. Hinterster Winkel, dunkelste Provinz.
Diese uns eher fremden Angaben bedeuten also:
Jesu Worte gelten allen Menschen – auch denen, die völlig abseits wohnen und sich vorkommen, als lebten sie im letz-ten Winkel der Welt.
(5.)
Sicher kennen Sie dieses Gefühl ja auch von sich, dass man – so ganz Innen in seinem Herzen – denkt:
Ins Fernsehen komme ich nie.
Und auch in der Zeitung steht mein Name nicht.
Ob mein Leben und meine Arbeit überhaupt eine Rolle spie-len?
Ob jemand an mir und meinem Tun überhaupt ein Interesse hat?
Und auch: Ob ich denn Gott wichtig bin?
Jesus jedenfalls hat sein Wirken – das sich später in die ganze Welt ausweitete – ganz versteckt begonnen, – im hintersten Winkel gewissermaßen.
Sollten so seine Worte
– das, was er uns von Gott erzählt
– das, was ihm für uns Menschen wichtig war,
sollte das Alles nicht auch mir gelten?
Mir in meinem so bescheidenen, kleinen Leben?
Mir in meiner Arbeit?
Auch wenn es niemand sieht
– gerade auch morgen, wenn ich neu beginne?
(6.)
Auffällig in unserem Bibelwort ist, dass fast die Hälfte aller Worte dieses Abschnitts Zitate aus dem ersten Teil der Bibel sind. Alte Worte also, die vom Propheten Jesaja stammen:
über Sebulon und Naftali, dass diese Städte in heidnischem Land lagen.
Und dann – wir kennen diese Worte vielleicht noch von Weihnachten her:
Das Volk, das in Finsternis lebt, sieht Licht.
Und dieses Licht ist auch für Menschen, die im Schatten des Todes saßen, aufgegangen.
Alle diese Worte des Propheten haben zu tun mit dem „Be-ginn des Wirkens Jesu“. Sie deuten diesen Beginn. Sie stellen den „Beginn des Wirkens Jesu“ in den großen Rahmen der Geschichte Gottes.
Das bedeutet für mich:
Das Wirken Jesu hat nach einem Plan begonnen. Da ging nicht alles einfach drunter und drüber. Es war geordnet. Es hatte ein Ziel. Gott gab ihm Plan und Ziel.
(7.)
Gerne möchte ich auch mich
– wenn morgen alles wieder neu beginnt –
daran halten:
Gott hat auch mit meinem Leben einen Plan.
Gott hat auch meinem Tun ein Ziel gesetzt.
Es muss nicht alles drunter und drüber gehen.
Alles darf seine von Gott gegebene Ordnung haben.
So will Gott mich begleiten.
Und alles, was ich von Jesus weiß,
alles, was ich – gerade auch an Weihnachten über ihn gehört und verstanden habe –
all das wird mir Kraft geben und Mut und Phantasie für mein Leben und mein Tun.
(8.)
Unser Bibelabschnitt endet mit einem Satz aus der Predigt Jesu.
Er ist fett gedruckt in unserer Bibel. Er ist also wie eine Zu-sammenfassung der Predigt Jesu.
Kern-Worte Jesu . Wichtige Worte Jesu.
„Seit der Zeit fing Jesus an zu predigen: Tut Buße, denn das Himmelreich ist nahe herbeigekommen.“
Beim Lesen und Nachdenken blieb ich zunächst hängen am Wort „Himmelreich“.
Was bedeutet dieses Wort für mich?
Es ist mir aufgefallen: Das Wort „Himmel“ hat eigentlich immer einen guten Klang
Hier bei Jesu Predigt und in vielen Berichten der Bibel über Jesu Worte und Taten.
In unserem Alltag sprechen wir zum Beispiel auch davon, dass eine Schokolade „himmlisch gut“ schmeckt. Oder manchmal steht auf einer Flasche Wein: „Himmlisches Tröpfchen“.
Manche nennen sogar unser württembergisches Land:
„Das schwäbische Himmelreich.“ Ist ja auch so!
So ist es auch von Jesus gemeint:
Das Himmelreich und der Himmel ist etwas Gutes und Schö-nes. Gott schenkt es uns:
Es ist etwas – über uns – neben uns – in uns
– auf alle Fälle etwas für uns.
Wir können und müssen es uns nicht erarbeiten.
Jesus sagt uns:
Es gehört uns. Unser Leben hat darin ein Zu-Hause.
An Weihnachten – es ist ja noch nicht so lange her – da ha-ben Sie vielleicht ja auch das bekannte Lied gesungen:
„Vom Himmel hoch, da komm ich her...“.
In meinen Worten, will ich dieses Lied zusammenfassen:
In Jesus, dem Kind, hat der Himmel die Erde berührt.
Mehr noch:
In Jesus hat sich der Himmel mit der Erde verbunden.
In Jesus gehören wir Menschen zu Gott.
In Jesus gehört Gott zu uns Menschen.
(9.)
Vor dem Wort „Himmelreich“ steht hier in der Predigt Jesu das Wort „Buße tun“.
Wörtlich übersetzt heißt es: „Umdenken“.
In Jesus hat sich der Himmel mit uns verbunden. Das will unserem Denken eine neue Richtung geben: Nicht die Erde – mit all ihrem Alltag – bestimmt unser Leben, sondern der Himmel.
In all unserem Tun – wer wir auch sind und wo wir auch sind – bestimmen uns nicht die Menschen und alle ihre Probleme.
Gott bestimmt uns.
Gott trägt uns.
In seiner Geschichte hat auch unser Leben ein Zuhause.
(10.)
Ja, das wünsche ich uns,
– wenn wir morgen wieder neu beginnen
– und natürlich auch dann, wenn wir schon mit dem Alltag wieder begonnen haben
– oder auch wenn wir gar keinen Urlaub und keine freie Zeit hatten.
Das wünsche ich uns,
dass wir diese vier Zusagen aus unserem heutigen Bibelab-schnitt vom „Beginn des Wirkens Jesu“ mitnehmen:
1. Kein Ort, kein Tun, kein Leben ist vor Gott gering.
Jede und Jeder ist wichtig für Gott.
2. Gott hat mit unserem Leben einen Plan.
Das gibt uns Vertrauen, für jeden Schritt und jeden Neu-Beginn.
3. Durch Jesus gehört uns der Himmel Gottes:
Gott bestimmt. Gott trägt.
4. Das lässt uns umdenken – neu denken:
Neu: Von unserem Tun
und neu: vom Handeln Gottes und seiner Geschichte mit uns.
Darin hat unser Leben ein Zuhause.
So können wir wieder mutig unseren Alltag beginnen.
Ich wünsche Ihnen dazu Gutes und Gottes Segen.
Amen.
Eingangsgebet
Himmlischer Vater,
wir stehen vor dir
gebunden an die Erde, die du liebst.
Wir stehen vor dir
ausgestreckt zum Himmel, den du versprichst.
Wir stehen vor dir.
Öffne uns für dich und dein Wort.
Öffne uns füreinander.
Höre uns, wenn wir dich in der Stille anrufen.
Fürbittengebet
Allmächtiger, barmherziger Gott,
Du hast Jesus, deinen Sohn, in unsere Welt gegeben.
Dafür danken wir dir.
Er hat uns gute Worte gesagt.
Er hat sein Leben für uns eingesetzt.
So sind wir mit dir verbunden.
Unser Leben ist geborgen in deinem Plan.
Das macht uns glücklich und gewiss.
Allmächtiger, barmherziger Gott,
für viele Menschen beginnt morgen wieder der Alltag,
die Schule, die Arbeit, das Geschäft.
Wie der „Himmel auf Erden“ ist es für uns,
dass du uns dabei begleitest,
dass jede und jeder dir wichtig ist.
Weil du unser Leben trägst,
denken wir um und fangen neu an.
Allmächtiger, barmherziger Gott,
als deine Gemeinde denken wir vor dir
an alle Menschen, die sich schwer tun
mit ihrem Leben und mit ihrem Beruf.
Wir beten zu dir für die Menschen,
die keine Arbeit haben und für die,
die ein Zuviel an Arbeit bewältigen müssen.
Sei beiden nahe, weil alle dir wichtig sind.
Allmächtiger, barmherziger Gott,
die Leiden und Nöte unserer Zeit bringen wir vor dich.
(Hier können konkrete Nöte genannt werden)
Alles stellen wir hinein in dein Erbarmen:
Unser persönliches Leben, unsere Kinder und Enkelkinder,
unsere Kirche und Gemeinde,
unser Land und unseren Staat.
Du hast dein Werk begonnen.
Du wirst es vollenden nach deinem Plan.
Verfasser: Pfarrer i. R. Christoph Hirsch
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Pfarrer Thomas Borchers
Missionarisch-Ökumenischer Dienst
Westbahnstraße 4
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