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Am Tisch des Herrn

von Elke Burkholz (Messel)

Predigtdatum : 22.07.2012
Lesereihe : ohne Zuordnung
Predigttag im Kirchenjahr : 6. Sonntag nach Trinitatis
Textstelle : Philipper 2,1-4
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Wochenspruch:

"So seid ihr nun nicht mehr Gäste und Fremdlinge, sondern Mitbürger der Heiligen und Gottes Hausgenossen." (Epheser 2, 19)
 

Psalm: 107, 1 - 9
 

Lesungen
 

Altes Testament: 2. Mose 16, 2 - 3.11 - 18
 

Epistel: Apostelgeschichte 2, 41 a.42 - 47
 

Evangelium: Johannes 6, 1 - 15
 

Liedvorschläge
 

Eingangslied: EG 324 Ich singe dir mit Herz und Mund
 

Wochenlied: EG 221 Das sollt ihr, Jesu Jünger, nie vergessen
 

Predigtlied: EG 251 Herz und Herz vereint zusammen
 

Schlusslied: EG 171 Bewahre uns, Gott
 

Eingangsgebet:
 

Brot und Wein, Liebe und Leben finden wir bei dir Gott.
 

Du rufst uns zu dir und weckst in uns die Kraft miteinander zu leben.
 

Steh uns bei, wenn wir einander trösten, uns gegenseitig helfen und ermutigen.
 

Sei du nahe in Streit und Ärger und hilf uns, uns in die anderen einzufühlen und die Konflikte zu lösen oder wenn sie nicht lösbar sind sie auszuhalten und fair zu bleiben.
 

In dir sind wir geborgen, in dir ist die Quelle des Lebens und in deinem Licht sehen wir das Licht.
 

Amen
 

Predigt
 

Die Liebe Gottes, die Gnade Jesu Christi und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit euch allen.
 

Liebe Gemeinde,
 

zusammen leben ist schwierig. Ob man nun miteinander verwandt ist oder verheiratet oder einfach nur eine Zweckgemeinschaft bildet. Man muss sich aufeinander einstellen und ein Stück weit auch die Eigenheiten des oder der anderen ertragen. Das weiß jeder auch der Apostel Paulus. Und der hat die Aufgabe das Zusammenleben in einer Gemeinde zu organisieren. Und zwar in einer Gemeinde, in der die Menschen aus völlig unterschiedlichen Schichten und Lebenszu-sammenhängen kommen. Das gab jede Menge Ärger und Konflikte. Und Paulus versucht diese Konflikte zu lösen, indem er den Men-schen das christliche Ideal des Umgangs miteinander nahe bringt. Unser Predigttext heute stammt aus dem Brief des Paulus an die Gemeinde in Philippi. Diese Gemeinde ist diejenige, die am harmo-nischsten ist und am besten läuft, also die Vorzeigegemeinde des Paulus. Hier kann er sein Ideal des gemeindlichen Zusammenlebens ausbreiten und hoffen, dass sich die Gemeindeglieder wenigstens versuchen daran zu halten.
 

Ich lese Philipper 2, 1 – 4:
 

1 Ich freue mich, wenn ihr einander in der Christusgemeinschaft mit
 

gutem Rat unterstützt, wenn liebevoller Zuspruch seinen Platz hat,
 

wenn ihr eine geistgewirkte Gemeinschaft seid, wenn Liebe und Erbarmen regieren.
 

2 Macht meine Freude vollkommen dadurch, dass ihr ganz einig seid, dieselbe Liebe füreinander empfindet, unzertrennlich und auf ein und dasselbe bedacht seid.
 

3 Tut nichts aus Eigennutz oder hohlem Geltungsstreben, sondern nehmt euch selbst zurück und achtet die anderen höher als euch selbst,
 

4 indem ihr nicht auf das seht, was euch selbst nutzt, sondern auf die Interessen der anderen.
 

Das ist das Ideal: Liebe und Erbarmen regieren in der Gemeinschaft. Die einzelnen achten die anderen höher als sich selbst.
 

Im Vergleich zu Jesus steigert Paulus hier seine Ansprüche an die Menschen. Jesus sagt: Liebe deinen Nächsten wie dich selbst. Paulus sagt: Achte den anderen höher als dich selbst. Das sind hohe An-sprüche an das Verhalten der Gemeindeglieder. Aber wenn alle das tun, dann entsteht eine liebevolle Gemeinschaft, in der sich alle wohlfühlen und zu der jeder gerne gehören möchte. Dass eine solche Gemeinschaft keine Probleme hat, neue Mitglieder zu werben, ist einleuchtend. Das Ideal ist also gut. Aber wie sieht das Alltagsleben mit diesem Ideal aus?
 

Sehen wir uns das mal an einem praktischen Beispiel heute an. Die meisten Gemeindehäuser haben eine Küche und nur eine begrenzte Menge Geld für Hausmeistertätigkeiten. Sie sind also darauf ange-wiesen, dass diejenigen, die die Küche benutzen, sie schonend be-handeln, auf andere Nutzer Rücksicht nehmen und sie sauber und ordentlich hinterlassen. Es ist auch nötig, ein Auge auf den Kühl-schrank zu haben und Dinge, die dabei sind zu verderben, sofort zu entsorgen, damit sich der Schimmel nicht ausbreitet und alle die Küche mit einem guten Gefühl benutzen können.
 

Ich habe einmal in einer Gemeinde einen Zettel gesehen, der ver-sucht das Ideal des Paulus auf die Benutzung der Gemeindehaus-küche anzuwenden. Auf dem Zettel stand: „Bitte verlassen Sie nach der Benutzung der Küche die Küche ein wenig ordentlicher und sauberer als Sie sie vorgefunden haben.“
 

Das heißt es praktisch, barmherzig mit den Fehlern anderer umzu-gehen und den anderen höher zu achten als sich selbst. Sich also nicht zu gut zu sein, auch mal den Dreck einer anderen Gruppe wegzumachen. Soweit das Ideal. Das klingt gut.
 

Aber, so habe ich mich gefragt, warum ist denn so ein Zettel über-haupt nötig? Auf welche Situation reagiert der Zettel? Der Zettel reagiert auf Schwierigkeiten bei der gemeinsamen Küchenbenut-zung. Da hat die eine Gruppe Gläser ungespült stehen lassen, die im Laufe der Woche angeschimmelt sind. Die andere hat ihre Butter nicht mitgenommen. Niemand hat sie weggeworfen, woraufhin der Kühlschrank nach Buttersäure stinkt. Die dritte Gruppe hat Brot ge-backen und vergessen den Backofen zu säubern. Ein paar übermütige Jugendliche haben die Nutella der anderen weggegessen. Der fünften Gruppe ist ein Glas Limo umgekippt und der Boden klebt. Jede Gruppe beschwert sich über die anderen beim Kirchenvorstand. Und der hat versucht die Probleme mit einem Zettel zu lösen, der an das richtige christliche Verhalten nach Paulus erinnert und an das Ideal, dass eine Gemeinde doch eine liebevolle Gemeinschaft sein sollte, wo der eine die Fehler der anderen auffängt.
 

Hat der Zettel die Probleme gelöst? Richten sich jetzt alle nach der Aufforderung: „Bitte verlassen Sie nach der Benutzung der Küche die Küche ein wenig ordentlicher und sauberer als Sie sie vorgefun-den haben!“? Das glaube ich nicht. Aber das ist auch nicht der Zweck des Zettels. Der Zettel soll diejenigen, die sich über Schmutz in der Küche ärgern, zum nachdenken bringen. Denn der Zettel macht einen Anspruch deutlich, der gar nicht so einfach zu akzep-tieren ist. Mich selbst und meine Interessen zu Gunsten eines an-deren zurückstellen. Bereit sein für andere etwas zu tun, was mir
 

niemand dankt. Das ist schwierig. Und man fragt sich, ist es denn überhaupt sinnvoll? Fördert man damit nicht das unsoziale Verhalten von anderen? Und das ist für niemanden gut!
 

Wie in jeder Gemeinde gab es sicher auch in dieser verantwortungs-volle Menschen, die sich darum gekümmert haben, die Küche sauber zu halten. Es gab Menschen, die die Gläser nach dem Kirchenvor-stand gespült haben. Es gab Leute, die vor ihrer Gruppenstunde erst mal den Küchenboden gewischt haben, damit ihre Gruppenmitglie-der sich in der Gruppe wohlfühlen. Und die haben sich natürlich auch zu Recht darüber beschwert, dass sie immer diejenigen sind, die den Dreck der anderen wegmachen. Sie fanden: So kann es nicht weitergehen. Ich stelle mir eine Frau vor, die sagt: „Es kann doch nicht sein, dass ich hier immer spüle und andere lassen ihre Gläser einfach herum stehen. Das ist ungerecht.“ Und liebe Gemeinde, sie hat recht: Es ist ungerecht, wenn immer wieder die gleichen ver-suchen alles in Ordnung zu bringen und andere fühlen sich kein bisschen für die Küchenarbeit verantwortlich. Es ist ungerecht, wenn immer nur die Frauen in der Küche stehen und die Männer noch nicht mal wissen, wie man die Gemeindespülmasche bedient oder umgekehrt. So geht es auch tatsächlich nicht. Die Gefahr ist doch, dass wenn die einen bereit sind mehr zu tun, die anderen das ausnutzen, um überhaupt nichts mehr zu tun.
 

Was würde Paulus dazu sagen? Paulus könnte sagen: „Meine Forde-rung gilt für alle. Alle sollen barmherzig miteinander umgehen und den anderen höher achten als sich selbst. Nicht nur die einen, damit sich die anderen darauf ausruhen können. Niemand darf sagen: „Die anderen machen das schon und ich muss nichts machen.“ Diejenigen, die versuchen die Küche in Ordnung zu halten beschweren sich zu recht über die, die immer alles stehen lassen. So ein Verhalten geht tatsächlich nicht.“ Aber Paulus weiß noch etwas anderes über die Menschen: Nämlich auf die Gerechtigkeit und gerechte Verteilung der Arbeit zu pochen führt nicht zu einer liebevollen Gemeinschaft.
 

Meine Beobachtung bei der Auseinandersetzung zwischen verschie-denen Gruppen über die Sauberkeit der Küche ist:
 

Diejenigen beschweren sich am lautesten, wenn jemand anders etwas nicht richtig sauber gemacht hat, die selbst öfter mal was dreckig hinterlassen.
 

Wenn man eine liebevolle Gemeinschaft und eine saubere Küche in der Kirchengemeinde möchte, dann müssen alle lernen, sich selbst an die eigene Nase zu fassen. Und wenn sich dann jemand über Krümel auf der Arbeitsplatte ärgert, dann sollte er sich erinnern, wie er ein anderes Mal schnell weg musste und vielleicht ein paar Krümel auf dem Herd vergessen hat. Und dann wird er möglicherweise barmher-zig über die Krümel hinweg sehen und sie gerade wegputzen. Wenn sich so eine Einstellung in einer Kirchengemeinde ausbreitet, dann wird nicht nur die Küche sauberer, sondern der Umgang miteinander wird überhaupt freundlicher. Das wollte meines Erachtens der Apos-tel Paulus mit seinen Ermahnungen an die Gemeinde in Philippi erreichen.
 

In dem Text nach unserer Predigtstelle begründet Paulus übrigens seine Forderung, barmherzig miteinander umzugehen und die an-deren höher zu achten als sich selbst. Er sagt: Christus hat sich selbst erniedrigt bis zum Tod am Kreuz zu unseren Gunsten. Ich setze fort: Da können wir doch auch mal was für andere tun und von uns selbst dabei absehen, auch wenn es schwer fällt - oder? Schließlich versu-chen wir ja Christus nachzufolgen. Aber Vorsicht! Das Problem bei moralischen Ansprüchen auch an uns selbst ist: Wir werden immer mal wieder drunter bleiben und den Ansprüchen nicht genügen. Da-mit rechnet Paulus, wenn er empfiehlt barmherzig mit anderen umzu-gehen. Dazu gehört auch barmherzig mit uns selbst umzugehen.
 

Also, wenn wir es mal nicht geschafft haben, den anderen höher zu achten als uns selbst, nicht verzweifeln, es das nächste Mal einfach noch mal versuchen. Dabei wünsche ich viel Erfolg und gutes Gelin-gen. Wenn immer mehr Christinnen und Christen das gelingt, wer-den unsere Gemeinden immer mehr zu liebevollen Gemeinschaften und damit zu Orten, an denen sich alle wohlfühlen. Und das wün-schen wir uns doch für uns selbst und für andere!
 

Und der Friede Gottes ..
 

Fürbittgebet:
 

Gott wir danken, Dir dass Du deinen Sohn zu uns gesandt hast. Du hast uns durch ihn Gemeinschaft mir dir geschenkt und Gemeinschaft untereinander. Wir freuen uns darüber und wollen diesem großen Geschenk gerecht werden. Hilf uns einander anzunehmen wie wir sind. Vergib uns, wenn wir wieder nur den Splitter im Auge des Bruders oder der Schwester sehen und den Balken im eigenen Auge nicht wahrnehmen. Hilf uns zu einem liebevollen Umgang miteinander:
 

In unseren Familien
 

In der Nachbarschaft
 

Bei der Arbeit
 

In der Schule
 

In der Kirchengemeinde
 

Wir denken vor Dir an die Menschen, die immer schnell die Verantwortung übernehmen und viel für andere tun, segne Sie und hilf Ihnen trotzdem genügend Ruhe und Erholung zu finden.
 

Wir denken vor dir auch an diejenigen, die entspannt andere die Dinge für sich regeln lassen. Segne sie und hilf ihnen zu sehen, wo ihre Anstrengung gebraucht wird und sie etwas für andere tun können.
 

Herr erbarme dich über uns alle und stärke deine Gemeinden an allen Orten in der Welt.
 

Verfasserin: Pfarrerin Elke Burkholz
 

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