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Am Tisch des Herrn

von Martin Bender (55128 Mainz-Bretzenheim)

Predigtdatum : 18.07.1999
Lesereihe : ohne Zuordnung
Predigttag im Kirchenjahr : 6. Sonntag nach Trinitatis
Textstelle : Johannes 6,30-35
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Wochenspruch:

So seid ihr nun nicht mehr Gäste und Fremdlinge, sondern Mitbürger der Heiligen und Gottes Hausgenossen. (Epheser 2,19)

Psalm: 107,1-9

Lesungen

Altes Testament:
2. Mose 16,2-3.11-18
Epistel:
Apostelgeschichte 2,41a.42-27
Evangelium:
Johannes 6,1-15

Liedvorschläge

Eingangslied:
EG 279
Jauchzt, alle Lande, Gott zu Ehren
Wochenlied:
EG 221
oder EG 326
Das sollt ihr, Jesu Jünger, nie vergessen
Sei Lob und Ehr dem höchsten Gut
Predigtlied:
EG 579
oder EG 581
Das Weizenkorn muß sterben
Jesus Brot, Jesus Wein
Schlußlied:
EG 225
Komm, sag es allen weiter

30 Das Volk sprach zu Jesus: Was tust du für ein Zeichen, damit wir sehen und dir glauben? Was für ein Werk tust du? 31 Unsre Väter haben in der Wüste das Manna gegessen, wie geschrieben steht (Psalm 78,24): »Er gab ihnen Brot vom Himmel zu essen.« 32 Da sprach Jesus zu ihnen: Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Nicht Mose hat euch das Brot vom Himmel gegeben, sondern mein Vater gibt euch das wahre Brot vom Himmel. 33 Denn Gottes Brot ist das, das vom Himmel kommt und gibt der Welt das Leben. 34 Da sprachen sie zu ihm: Herr, gib uns allezeit solches Brot. 35 Jesus aber sprach zu ihnen: Ich bin das Brot des Lebens. Wer zu mir kommt, den wird nicht hungern; und wer an mich glaubt, den wird nimmermehr dürsten.

Liebe Gemeinde !
Hier stehen Menschen vor Jesus mit der Forderung nach etwas Außergewöhnlichem, nach etwas, das nach allem menschlichen Ermessen nicht eintreten kann. Sie verlangen etwas, das außerhalb aller kalkulierbaren Möglichkeiten liegt: Und Jesus verweist sie auf die Realität, und zwar in zweierlei Hinsicht: auf die Realität Gottes, daß Gott tatsächlich existiert als Ursprung und Geber allen Lebens und aller Gaben. Und auf die Realität dessen, was sich wirklich abspielt. Er holt die Leute herunter von ihrem Podest der vermeintlichen Klugheit auf den Boden der Weisheit Gottes.
Nicht Mose war es, der das Brot gegeben hat in der Wüste, sondern Gott ist es, von dem alles Leben und alle Nahrung kommt. Nicht Menschenhand ist es, die Wunder tut, sondern Gott. Er handelt - auch durch Menschenhand - so, daß wir uns wundern über das Geschehen, das so garnicht in unser Denken paßt. Er stellt nicht die Naturgesetze auf den Kopf, sondern er stellt unser Denken auf den Boden der Tatsachen.
Die Leute in unserer Geschichte erwähnen das Manna. Was ist das ? - Das Wort kommt von dem hebräischen “man hu” - auf deutsch: “Was ist das ?” - Heute wissen wir, was das sein könnte: Die eine Version hält es für eine kleine Pflanze, die in der Wüste wächst. Die Wurzeln liegen im Sandboden verborgen wie bei den Pilzen in unseren Wäldern, und morgens in Tau wachsen die Knollen heraus wie bei uns die Pilze nach dem Regen. Von der eigentlichen Pflanze sieht man nichts, nur ihre Früchte, ihre Wirkung.
Die andere Erklärung besagt, daß es Tropfen von Blättern einer Wüstenpflanze sind, die beim Herunterfallen auf den Sandboden trocken und fest werden.
Das Wunder, das Eingreifen des lebendigen Gottes, besteht also nicht in irgendeiner Zauberei, sondern darin, daß ein - durchaus erklärliches - Ereignis gerade zu der Zeit und an dem Ort eintritt, wo wir es brauchen.
Wo ER eingreift, da werden alle satt. Sein Brot des Lebens ist eben nicht einfach das aus Mehl und Hefe gebackene, sondern das Brot seines Geistes, der uns vernünftig und menschlich leben läßt: menschlich, indem wir den Mitmenschen wahrnehmen, annehmen und ernstnehmen. Wahr-nehmen heißt, ihn als wahr anzunehmen, ernst-nehmen heißt Ernst zu machen mit dem, was Mitmenschlichkeit bedeutet.
Brot des Lebens ist aber noch mehr. Es ist die Nahrung der Seele. Brot des Lebens - tägliche Nahrung. Auch da gibt es Schwarzbrot, Weißbrot, Kuchen.
Da gilt der alte Kinderreim:
Hast du alle Tage Kuchen,
wirst du bald nach Schwarzbrot suchen.
Schwarzbrot, das ist kernig, körnig, kräftig, manchmal so hart, daß wir uns die Zähne daran ausbeißen können. Aber das nur, weil wir ungeduldig sind. An harten Brocken muß man langsam und geduldig nagen, das ist gut für die Zähne und macht besser satt.
Da gibt es so manche persönlichen Erlebnisse. Denn das Brot des Lebens ist eben nicht nur angenehme Nahrung für Leib und Seele, sondern auch das, was uns an harten Brocken zugemutet wird.
Jesus hat einmal gesagt: “Welcher Mensch, den sein Kind um ein Stück Brot bittet, wäre so herzlos, ihm stattdessen einen Stein zu bieten ?”
Gott mutet uns im Leben schon so mancherlei zu. Und da drängt sich uns nur allzuoft die Frage auf, ob das noch Brot des Lebens ist oder schon ein Stein. Das sind von Gott gestellte Aufgaben, mit denen wir fertig werden müssen. Krankheit, Behinderung, Arbeitslosigkeit, Verlust eines nahen Angehörigen, das sind Lebens-Situationen, mit denen wir fertig werden müssen. Das sind harte Brocken, die uns einiges zu beißen geben. Doch wenn wir solche Situationen meistern, dann wachsen wir daran.
Jesus sagt: “Ich bin das Brot des Lebens.” - Das hat er ganz harte Wirklichkeit werden lassen in seinem Abendmahl und am Kreuz.
Die ersten Christen feierten das Abendmahl nicht in der Kirche am Altar wie wir heutzutage, sondern im Gemeindesaal oder einer Wohnstube am Tisch oder im Kellerversteck in den römischen Katakomben. Brot und Kelch wurden nicht von einem Pfarrer ausgeteilt, sondern man gab es sich gegenseitig und nahm voneinander. So wird es in manchen Gemeinden und Kirchen noch heute gefeiert - auch beim Kirchentag.
Das ist das Bild der Gemeinde: Geben und Nehmen - Geben in Seinem Namen und Nehmen aus Seiner Hand durch die Hand des Anderen - nicht nur Weißbrot und Kuchen, sondern auch Schwarzbrot und harte Brocken. Sonst könnte es uns passieren, daß wir uns eines Tages das harte Kauen und Verdauen so abgewöhnt haben, daß wir auch die weichen und leichten Brocken nicht mehr aufzunehmen vermögen.
Christenpflicht und Nächstenliebe kann auch bedeuten, daß wir uns gegenseitig etwas zumuten, etwas abverlangen, den Anderen fordern.
Beim Brot des Lebens geht es ähnlich zu wie im Bäckerladen: Wenn wir ein Brot im Supermarkt kaufen, dann steht auf der Verpackung aufgedruckt, was alles drin ist in dem Brot. Im Bäckerladen bekommen wir es unverpackt und ohne Inhaltsangabe.
Das Brot des Lebens dürfen und sollen wir unverpackt und unbesehen annehmen. Von denen, die sich darauf verlassen haben, ist noch keiner verhungert, da hat sich auch keiner dran vergiftet. Nur manche haben sich die Zähne dran ausgebissen oder den Magen verdorben, weil sie keine Geduld hatten oder nichts Handfestes mehr gewohnt waren.
Schwarzbrot, herb und nahrhaft
Weißbrot - mild und versöhnlich.
Er gibt uns beides, denn beides ergänzt sich zu dem, was wir brauchen zum Leben.
Er gebe uns jeden Tag das, was wir brauchen zum Leben: Brot des Lebens, helfende Hände, die nicht nur Schwarzbrot austeilen, sondern auch Weißbrot und Kuchen, und Geduld, und Ausdauer, alles anzunehmen, was Er uns gibt: Brot des Lebens! Amen.

Verfasser: Prädikant Martin Bender, Südring 98, 55128 Mainz

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