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Anerkennung bei Gott und den Menschen

von Elke Burkholz (Messel)

Predigtdatum : 19.08.2012
Lesereihe : ohne Zuordnung
Predigttag im Kirchenjahr : 10. Sonntag nach Trinitatis - Israelsonntag: Kirche und Israel
Textstelle : Galater 2,16-21
ggf. Homepage, auf der die Predigt verzeichnet ist : http://kirchemessel.de
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Die Liebe Gottes, die Gnade Jesu Christi und die Gemeinschaft des heiligen Geistes sei mit euch,
liebe Gemeinde,
am Ende geht es doch immer um Anerkennung. Wenn jemand viel Geld verdient, dann erlebt er das als Anerkennung. Wenn eine Schülerin unter Gleichaltrigen beliebt ist, dann erlebt sie das als Anerkennung. Wenn jemand gute Noten schreibt, dann erlebt er das als Anerkennung. Wenn die Kinder sich gut machen, dann erleben die Eltern das als Anerkennung. Wenn ein Schauspieler oder einen Musikerin am Schluss der Aufführung Applaus bekommen, dann erleben sie das als Anerkennung. Wenn jemand im Ort gegrüßt wird, dann erlebt er das als Anerkennung. Wir brauchen alle Anerkennung, denn wir sind Menschen. Und Menschen leben in Gemeinschaften. So sind wir von unserer Biologie her eingerichtet. Und wo es Anerkennung gibt, gibt es natürlich auch Ablehnung und mangelnde Wertschätzung und Ausschluss. Und das ist verletzend.
Paulus schreibt an die Galater, weil sie eine schlimme Ausschlusssituation erlebt haben. Und er versucht, die dadurch entstandene Verletzung zu heilen und ein paar Dinge klar zu stellen. Petrus war zu Besuch und hat ganz normal mit den Christen, die vorher keine Juden waren, gegessen. Als dann Freunde von Jakobus nach Galatien kamen, hat Petrus sich zurück gezogen und die Tischgemeinschaft mit den neuen Christen aufgekündigt. Und Paulus war sauer. Er fand das völlig daneben, die neuen Christen so zu beleidigen. Er begründet aus seinem Glauben, dass Petrus falsch liegt. Petrus hat nach Anerkennung bei den Freunden des Jakobus gesucht, aber dafür die Anerkennung bei Gott aufs Spiel gesetzt. Das sagt Paulus im Brief an die Gemeinde in Galatien. Ich lese

Galater 2,16-21
16 Aber wir wissen, dass kein Mensch deshalb vor Gott als gerecht bestehen kann, weil er das Gesetz befolgt. Nur die finden bei Gott Anerkennung, die in vertrauendem Glauben annehmen, was Gott durch Jesus Christus für uns getan hat.9 Deshalb haben auch wir unser Vertrauen auf Jesus Christus gesetzt, um durch das Vertrauen auf ihn bei Gott Anerkennung zu finden und nicht durch Erfüllung des Gesetzes; denn mit Taten, wie sie das Gesetz verlangt, kann kein Mensch vor Gott bestehen.
17 Auch wir als Juden suchen also durch Christus vor dem Urteil Gottes zu bestehen, und damit geben wir zu, dass wir genauso Sünder sind wie die Menschen der anderen Völker. Soll das heißen, dass es nicht mehr auf gut und böse ankommt und demnach Christus der Sünde Vorschub leistet? 10 Auf keinen Fall!
18 Vielmehr mache ich mich selbst zum Sünder, nämlich zum Übertreter des Gesetzes, wenn ich durch mein Verhalten das Gesetz zuerst für ungültig erkläre und es dann doch wieder in Geltung setze.
19 Das Gesetz hat nichts mehr von mir zu fordern: Es hat mir den Tod gebracht, deshalb bin ich für das Gesetz tot und lebe jetzt für Gott. Weil ich aber mit Christus am Kreuz gestorben bin. 20 lebe in Wirklichkeit nicht mehr ich, sondern Christus lebt in mir. Das Leben, das ich jetzt noch in diesem vergänglichen Körper lebe, lebe ich im Vertrauen auf den Sohn Gottes, der mir seine Liebe erwiesen und sein Leben für mich gegeben hat. 21 Ich weise die Gnade Gottes nicht zurück. Wenn wir vor Gott damit bestehen könnten, dass wir das Gesetz erfüllen, dann wäre ja Christus vergeblich gestorben!
Paulus sagt zu den Galatern: Anerkennung bei Gott bekommt man nicht dadurch, dass man das Gesetz und religiöse Vorschriften befolgt. Anerkennung bei Gott bekommt man nur indem an auf Jesus Christus vertraut. Ihr braucht euch nicht beschneiden zu lassen. Ihr müsst nicht wie Juden leben. Ihr braucht euch nicht von Petrus verunsichern zu lassen. Der ist einfach ein Feigling und hat sich an die Freunde von Jakobus angepasst und euch dafür im Stich gelassen. Aber vor Gott hat er damit Unrecht. Bei Gott findet Ihr Anerkennung, wenn Ihr Jesus Christus vertraut. Und das sollte Petrus auch wissen. Und er sollte euch seine Anerkennung nicht verweigern. Paulus ist echt sauer, weil Petrus seine ganze Arbeit in Frage stellt. Und weil Petrus die Gemeinschaft, die er Paulus aufgebaut hat, verletzt.
Aber wie ist das für uns heute?
Heute ändert sich alles schnell. Und insofern ist die Frage nach der Anerkennung noch wichtiger geworden als sie früher war. Wir sind heute eher verunsichert über die Frage was richtig oder falsch ist. Und wir sind auch unsicherer über die Frage, bin ich beliebt? Mögen mich die anderen? Bei so viel Unsicherheit ist es umso wichtiger, Anerkennung und Wertschätzung zu erfahren. Im Grunde wird es immer schwieriger, sich nicht anzupassen und eigene Entscheidungen zu treffen. Denn was die anderen sagen und denken wird immer wichtiger für das eigene Selbstwertgefühl. Das heißt es wird auch immer wichtiger, das richtige anzuziehen, die richtige Frisur zu haben und richtig bei uns also vor allen Dingen dünn auszusehen und das zu sagen, was die anderen gerne hören möchten.
Wenn Paulus heute leben würde, würde er wahrscheinlich noch viel wütender werden als damals. Er würde uns anschreien und sagen: „Wozu habe ich mich damals gegen Petrus durchgesetzt? Wozu habe ich euch gesagt, dass es nur darauf ankommt, Jesus Christus zu vertrauen? Warum, warum, warum? Damit ihr heute ein neues Gesetz nach dem anderen aufstellt. Damit ihr heute die Leute danach beurteilt, wieviel Geld sie haben, ob sie modisch angezogen sind? Damit Ihr Euch fragt: Genügt meine Wohnung den Standards? Ist mein Garten gepflegt genug? Damit Ihr Regeln darüber aufstellt, was man wann in der Öffentlichkeit essen darf und an welchen Stellen des Körpers man sich rasieren muss? Ich wollte euch befreien, und was macht ihr: Ihr lasst euch in Regeln einsperren, die einfach nur absurd sind. Habt ihr völlig den Verstand verloren oder den Glauben? Ich habe euch gesagt, worum es geht was wichtig und was unwichtig ist. Ihr habt Anerkennung bei Gott, weil ihr Jesus Christus vertraut. Was wollt ihr eigentlich noch? Niemand hat das Recht von euch zu verlangen, dass ihr dünn seid oder dass ihr cool seid oder dass ihr verheiratet seid oder dass ihr viel Geld habt oder dass ihr sportlich seid oder dass ihr jemandem nach dem Mund redet. Ich habe euch Jesus Christus gebracht, damit ihr frei seid. Damit ihr machen könnt, was richtig ist und was ihr im innersten gerne wollt. Ihr müsst nicht so sein wie andere euch gerne hätten. Ihr dürft so sein, wie ihr selbst seid und wie ihr selbst sein wollt. Hört endlich auf euch von irgendwem oder irgendwas einschränken zu lassen.“
„Oh ha Paulus, da hast du uns aber die Meinung gesagt. Findest du nicht, du gehst etwas zu weit? Damit eine Gemeinschaft funktioniert, da muss man sich doch auch anpassen. Und ich will doch nicht nur von Gott anerkannt werden sondern auch von den Menschen, die mir wichtig sind!“
Paulus könnte antworten: „Klar, ich finde die Gemeinschaft auch wichtig, und ich sehe auch ein, dass du von anderen Menschen anerkannt werden willst. Aber dafür darfst du nicht deine Freiheit wegwerfen. Sicher musst Du auf andere achten und rücksichtsvoll sein aber du solltest auch unabhängig von ihrer Anerkennung werden. Liebevoll handeln ja, aber nicht weil du wieder geliebt werden willst, sondern liebevoll handeln weil es dir und anderen gut tut. Denn sonst passiert genau das, was überall passiert. Du machst mit, wenn jemand mit Einfluss andere ausschließt und mies behandelt. Dagegen brauchst du Widerstandskraft. Denn sonst geht es dir wie Petrus und du verlierst durch die Anerkennung bei den Menschen die Anerkennung bei Gott. Und das willst Du doch nicht?“
„Ach Paulus, es ist schwer nicht mitzumachen wenn jemand ausgeschlossen und beleidigt wird. Ich habe dann immer Angst, wenn ich mich für den einsetze, dass ich die nächste bin, der das passiert. Und meistens mag ich die ausgeschlossene Person auch nicht besonders. Warum muss ich da widerstehen.“
Paulus: „Du weißt warum. Christus ist das auch passiert. Er ist am Kreuz gestorben. Soll er etwa umsonst gestorben sein? Du gehörst zu Christus. Du hast Anerkennung bei Gott. Die innere Kraft, die daraus wächst, macht dich frei, zu tun, was richtig ist. Wirf deine Selbstachtung nicht weg. Mach nicht mit bei etwas, was du eigentlich falsch findest!“
„Ja, Paulus du hast recht. Ich will meine Selbstachtung nicht verlieren. Und ja ich werde um meine Freiheit kämpfen. Und ja ich will zu Christus gehören. Nein, ich will die Gnade Gottes nicht zurückweisen sondern in ihr leben. Und ich bete, dass Gott mir die Kraft gibt, das richtige zu tun. Aber wenn ich es nicht schaffe?“
Paulus: „Mach kein neues Gesetz aus der Freiheit. Wenn Du es diesmal nicht schaffst, dann schaffst du es das nächste Mal. Gott wird mit Dir sein, wenn Du es wenigstens versuchst. Du musst nicht erfolgreich sein. Du bist anerkannt bei Gott.“

Und der Friede Gottes …