Apostel und Propheten
von Hans-Ulrich Deußen (55270 Schwabenheim)
Predigtdatum
:
02.06.2002
Lesereihe
:
ohne Zuordnung
Predigttag im Kirchenjahr
:
Trinitatis
Textstelle
:
5. Mose 6,4-9
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Wochenspruch:
Christus spricht zu seinen Jüngern: Wer euch hört, der hört mich; und wer euch verachtet, der verachtet mich. (Lukas 10,16)
Psalm: 34,2-11 (EG 718)
Lesungen
Altes Testament:
5. Mose 6,4-9
Epistel:
1. Johannes 4,16b-21
Evangelium:
Lukas 16,19-31
Liedvorschläge
Eingangslied:
EG 398
In dir ist Freude
Wochenlied:
EG 124
Nun bitten wir den Heiligen Geist
Predigtlied:
EG 620
Gottes Liebe ist wie die Sonne
Schlusslied:
EG 347
Ach bleib mit deiner Gnade
Liebe Gemeinde,
Letzte Worte haben ihr eigenes Gewicht. Sie bewegen zum Nachdenken und sind ein heiliges Vermächtnis. Sie sind Ausdruck der großen Sorge um das Wohlergehen der Zurückbleibenden.
Bevor das Volk Israel in das verheißene Land kommt, redet Mose noch einmal mit den Menschen, wie ein sterbender Vater zu seinen Kindern. Er weiß, er wird das verheißene Land nicht betreten, sondern vorher sterben. Und so führt er seinem Volk noch einmal die Taten Gottes vor Augen, die sie während der 40-jährigen Wüstenwanderung erlebt haben. Er verpflichtet sie auf den einen Gott, dem sie alles verdanken.
Wir hören auf unseren Predigttext aus 5. Mose, Kapitel 6. Der erste Vers ist seit jeher das Glaubensbekenntnis des frommen Juden:
4 Höre, Israel, der HERR ist unser Gott, der HERR allein. 5 Und du sollst den HERRN, deinen Gott, lieb haben von ganzem Herzen, von ganzer Seele und mit all deiner Kraft. 6 Und diese Worte, die ich dir heute gebiete, sollst du zu Herzen nehmen 7 und sollst sie deinen Kindern einschärfen und davon reden, wenn du in deinem Hause sitzt oder unterwegs bist, wenn du dich niederlegst oder aufstehst. 8 Und du sollst sie binden zum Zeichen auf deine Hand, und sie sollen dir ein Merkzeichen zwischen deinen Augen sein, 9 und du sollst sie schreiben auf die Pfosten deines Hauses und an die Tore.
Liebe Gemeinde,
Das ist das Vermächtnis Moses in diesen Versen: Gott will geliebt werden mit Haut und Haaren. Mose fand das so wichtig, dass er Erinnerungszeichen setzte: „Du sollst sie binden auf deine Hand“. „Jedes Mal, wenn du auf deine Hand siehst, sollst du daran erinnert werden.“ „Sie sollen ein Merkzeichen zwischen deinen Augen sein.“ „Auch der andere, der dich sieht, soll erkennen, dass du dem einen und einzigen Gott angehörst.“ „Du sollst sie schreiben auf die Pfosten deines Hauses und an die Tore.“ „Das Haus und die Stadt sollen kenntlich sein, dass hier Menschen wohnen, die den einen und einzigen Gott anbeten.“ Das gilt jedoch nicht nur den Israeliten damals. Das gilt auch uns. Jesus selbst hat es als das größte Gebot herausgestellt. Damit sind wir hineingenommen in die Beziehung zu dem einen und einzigen Gott.
Das hat Konsequenzen.
1. Konsequenz: Liebe von ganzem Herzen
Wenn ich so durch die Straßen spaziere, sehe ich häufig Pärchen engumschlungen gehen. Sie zeigen: „Wir lieben uns. Wir wollen eins miteinander sein.“ Bei älteren Menschen sieht das etwas anders aus: Sie haben sich eingehakt, oder vielleicht halten sie sich auch bei den Händen. Auf eine gesetztere Art signalisieren sie jedoch das Gleiche: „Wir lieben uns.“
Verstehen wir doch Gottes Anspruch genau so! Wir haben es nicht mit einem Tyrannen zu tun, sondern wir haben einen Gott, der uns in einer mit nichts sonst zu vergleichenden Liebe begegnet.
Ich gebe zu: Manchmal - vielleicht auch häufig - verstehen wir nicht, was er uns zumutet. Aber seien wir ehrlich: haben wir als Kinder immer die Entscheidungen unserer Eltern verstanden?
In Gottes bedingungsloser Liebe hat er selbst alles für uns gegeben: seinen lieben Sohn. Er hat nicht gesagt: „Ja, lieber Mensch, wenn du bei mir ankommen willst, dann werde zuerst einmal besser! Sondern „Gott erweist seine Liebe zu uns darin, dass Christus für uns gestorben ist, als wir noch Sünder waren.“ (Römer 5,8)
Jetzt bin ich dran: Ich muss nichts überspielen, nichts verheimlichen. Ich darf immer so kommen, wie ich bin, seine Liebe, seine Vergebung immer wieder in Anspruch nehmen. Gott lieben heißt nicht, den Perfekten spielen, sondern dazu stehen, dass ich seine Gnade brauche. Das macht mich frei gegenüber den Erwartungen und Ansprüchen anderer und auch von mir selbst. Ich bin Geliebter Gottes, meines Herrn!
2. Konsequenz: Liebe in der Gestaltung unseres Lebens
„Doch das andere Gebot ist dem gleich: Liebe deinen Nächsten wie dich selbst.“ So hat Jesus gesagt.
Wir haben dauernd mit anderen Menschen zu tun. Das fängt an mit unserer Geburt, mit der Beziehung zur Mutter, zu den Familienmitgliedern und dann Zug um Zug zu einem immer größer werdenden Kreis von Menschen, zum Ehepartner, zu den eigenen Kindern. Wer sich von Gott geliebt weiß und diese Liebe lebt, kann sie vor seinen Mitmenschen nicht verbergen. Sie bekommen diese Liebe unvermeidbar zu spüren – oder sie ist nicht da und wird nur gespielt.
Nächstenliebe hat Folgen. Ein Verliebter lässt sich immer etwas Neues einfallen, um dem geliebten Menschen zu signalisieren: „Ich liebe dich, ich bin für dich da, ich möchte dir Freude bereiten.“ So soll und kann es auch im Umgang untereinander sein. Und so, wie ich vor Gott mit meinen Fehlern und Macken treten und Vergebung erbitten kann, so kann ich auch dem anderen gestehen: „Du, ich bin schuldig an dir geworden. Bitte verzeih mir!“
Dazu brauche ich sehr viel Mut: Es kommt nicht einfach über die Lippen. Aber Gott gibt mir nach allem Widerstreben den Mut dazu.
3. Konsequenz: Liebe bei vielen Gelegenheiten
Wir haben es gehört: Mose fordert die Israeliten auf, sich die Verpflichtung zur Gottesliebe immer und überall bewusst zu machen. Den Kindern sollen diese Worte „eingeschärft“ werden. Sie sollen in Fleisch und Blut übergehen.
Das ist wie bei der Fahrschule: Im Kopf ist alles klar, aber die Füße... Da finden wir immer wieder die Bremse, wenn es das Gaspedal sein soll, oder wir legen einen anderen Gang ein, ohne die Kupplung zu betätigen. Bei der Automatik ist das ja viel einfacher.
So ist das auch mit der Liebe zu Gott und dem Nächsten. Wir können viel darüber reden - auch diese Predigt trägt zur Fülle der Worte bei. Wenn die Worte nicht in Fleisch und Blut übergehen, wenn sie nicht vom Kopf ins Herz gehen, wenn aus dem Hören kein Tun wird, dann ist das wie eine Fahrschule, die mit der theoretischen Prüfung aufhört. Im Gegensatz zum Auto wird die Automatik nicht einfacher, denn sie lässt die Liebe vermissen.
Wissenschaftler haben heraus gefunden: Was wir nur hören, bleibt zu 20 % hängen, aber was wir hören und darüber reden, wirkt sich zu 80 % effektiv aus. Das ist ein Grund, warum eine lebendige Gemeinde von vielen Gemeindekreisen geprägt ist: Kindergottesdienst, Jungschar, Jugendkreis, Bibelgesprächskreis und zu welchen Gruppierungen die Phantasie nicht sonst noch anreizt. Hier können Menschen - Große und Kleine - miteinander ins Gespräch kommen. Hier können sie auch erleben, dass wir alle nicht perfekt sind und von Gottes Vergebung leben und sie auch in Anspruch nehmen.
Das ist der tragende und bleibende Grund: Der eine, einzige Gott ist für uns und liebt uns. Das müssen wir uns immer wieder bewusst machen. Und dazu gibt er selbst uns viele Gelegenheiten! Amen.
Verfasser: Prädikant Hans-Ulrich Deußen, Raiffeisenstr. 5, 55270 Schwabenheim
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