Apostel und Propheten
von Markwart Weise (67578 Gimbsheim)
Predigtdatum
:
25.06.2000
Lesereihe
:
ohne Zuordnung
Predigttag im Kirchenjahr
:
Trinitatis
Textstelle
:
Jeremia 23,16-29
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Wochenspruch:
Christus spricht zu seinen Jüngern: Wer euch hört, der hört mich; und wer euch verachtet, der verachtet mich. (Lukas 10,16)
Psalm: 34,2-11 (EG 718)
Lesungen
Altes Testament:
5. Mose 6,4-9
Epistel:
1. Johannes 4,16b-21
Evangelium:
Lukas 16,19-31
Liedvorschläge
Eingangslied:
EG 451
Mein erst Gefühl sei Preis und Dank
Wochenlied:
EG 124
Nun bitten wir den Heiligen Geist
Predigtlied:
EG 193
Erhalt uns, Herr, bei deinem Wort
Schlusslied:
EG 171
Bewahre uns, Gott
16 So spricht der HERR Zebaoth: Hört nicht auf die Worte der Propheten, die euch weissagen! Sie betrügen euch; denn sie verkünden euch Gesichte aus ihrem Herzen und nicht aus dem Mund des HERRN. 17 Sie sagen denen, die des HERRN Wort verachten: Es wird euch wohlgehen -, und allen, die nach ihrem verstockten Herzen wandeln, sagen sie: Es wird kein Unheil über euch kommen. 18 Aber wer hat im Rat des HERRN gestanden, dass er sein Wort gesehen und gehört hätte? Wer hat sein Wort vernommen und gehört? 19 Siehe, es wird ein Wetter des HERRN kommen voll Grimm und ein schreckliches Ungewitter auf den Kopf der Gottlosen niedergehen. 20 Und des HERRN Zorn wird nicht ablassen, bis er tue und ausrichte, was er im Sinn hat; zur letzten Zeit werdet ihr es klar erkennen.
21 Ich sandte die Propheten nicht, und doch laufen sie; ich redete nicht zu ihnen, und doch weissagen sie. 22 Denn wenn sie in meinem Rat gestanden hätten, so hätten sie meine Worte meinem Volk gepredigt, um es von seinem bösen Wandel und von seinem bösen Tun zu bekehren.
23 Bin ich nur ein Gott, der nahe ist, spricht der HERR, und nicht auch ein Gott, der ferne ist? 24 Meinst du, dass sich jemand so heimlich verbergen könne, dass ich ihn nicht sehe? spricht der HERR. Bin ich es nicht, der Himmel und Erde erfüllt? spricht der HERR.
25 Ich höre es wohl, was die Propheten reden, die Lüge weissagen in meinem Namen und sprechen: Mir hat geträumt, mir hat geträumt. 26 Wann wollen doch die Propheten aufhören, die Lüge weissagen und ihres Herzens Trug weissagen 27 und wollen, dass mein Volk meinen Namen vergesse über ihren Träumen, die einer dem andern erzählt, wie auch ihre Väter meinen Namen vergaßen über dem Baal? 28 Ein Prophet, der Träume hat, der erzähle Träume; wer aber mein Wort hat, der predige mein Wort recht. Wie reimen sich Stroh und Weizen zusammen? spricht der HERR. 29 Ist mein Wort nicht wie ein Feuer, spricht der HERR, und wie ein Hammer, der Felsen zerschmeißt?
Liebe Gemeinde!
“Ist mein Wort nicht wie Feuer und wie ein Hammer, der Felsen zerschmeißt?”
Harte Prophetenworte, liebe Gemeinde! Harte Worte des Propheten gegen seine Berufskollegen!
Nicht vom “lieben Gott”, der uns nah ist und unsere Wünsche erfüllt, darf er reden, hier geht es um den fernen Gott, - “meine Gedanken sind nicht eure Gedanken spricht der Herr” (Jes 55,8), - eure Träume sind nicht meine!
Ein Donnerwetter des Herrn wird kommen, so muss Jeremia prophezeien. “Ein Prophet, der Träume hat, der erzähle Träume; wer aber mein Wort hat, der predige mein Wort recht: Des Herrn Zorn wird nicht ablassen, bis er tue und ausrichte, was er im Sinn hat.”
Harte Prophetenworte!
Wir sind heute hier, liebe Gemeinde, weil wir Kraft und Zuspruch erwarten für die neue Woche, Gottes Segen zu unserem Mühen, Trost in Trauer und Krankheit. “Frohe Botschaft” will das Wort Gottes sein, “Evangelium”, “Gute Nachricht”. Und was müssen wir uns von Jeremia sagen lassen?
“Mein Wort ist wie Feuer und wie ein Hammer, der Felsen zerschmeißt!”
Armer Jeremia! Wie kannst Du unsere Erwartung so enttäuschen?
Wer solche Botschaft bringt, der macht sich keine Freunde. Und Jeremia wollte eigentlich auch gar nicht Prophet werden: “Ich tauge nicht zu predigen; denn ich bin zu jung” so sagte er, aber sein Einwand galt nicht; Gott antwortete ihm: “Ich setze dich heute über Völker und Königreiche, dass du ausreißen und einreißen, zerstören und verderben sollst und bauen und pflanzen.” (Jer 1,10)
Zu anderen Zeiten hatte Gott bessere Botschaften zu überbringen. “Ich will dich segnen und dir einen großen Namen machen und du sollst ein Segen sein” so sagte er zu Abraham (Gen 12,2). “Der Herr ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln” so beten wir mit Psalm 23 – “Denn er hat seinen Engeln befohlen, dass sie dich behüten auf allen deinen Wegen...” (Ps 91,11), auf diesen Zuspruch wollen wir uns verlassen und auch auf die menschenfreundlichen Geschichten um Jesus von Nazareth.
Natürlich kennen wir auch den Anspruch Gottes, es gibt die 10 Gebote, die uns sagen, was gut und böse ist, sie trösten nicht, sondern sie ermahnen. Jesus hat sie noch verschärft. Gottes Wort will etwas bewegen und kann dabei sehr unbequem sein.
Aber: es ermöglicht erst ein menschliches Zusammenleben. Zuspruch und Anspruch Gottes an uns, beides, damit wir leben können.
Wir stehen an einer Jahrtausendwende. Und wir fragen nach der Zukunft. Nach unserer Zukunft. Nach der Zukunft der Erde.
Sollen wir im Jahr 2000 einfach ein paar Feste mehr feiern, intensiver feiern, noch mehr essen und trinken und tanzen und kaufen, “es wird euch wohlgehen” sagen die einen, andere predigen von Weltuntergang und Umkehr.
Wo sind heute die guten Propheten? Geht es heute um Gottes Trost und Zuspruch und Segen, - oder um seinen Anspruch und um Worte nach Art des Jeremia: “ein Donnerwetter wird auf euch niedergehen.” Die Zeitgenossen Jeremias wollten von diesem Donnerwetter Gottes nichts hören.
Wir kennen das aus unserer Zeit, wie schwer es ist, sich auf weniger einzurichten, wenn man Wachstum gewohnt ist, wie schwer es ist, abzugeben, wenn man noch eigene Wünsche hat, wie schwer es ist, Gottes Wort aus den vielen Stimmen herauszuhören.
Auch heute gibt es die anderen Propheten, die immer wieder
beschwichtigen,
- die Wissenschaft wird schon Wege finden, die Gefahren zu bannen, die uns aus Umweltgiften und genmanipulierten Lebensmitteln drohen,
- Mittelchen aus der Apotheke bringen die ständig angespannten eigenen Nerven zur Ruhe,
- vom Hunger der armen Völker sehen wir nur im Fernsehen, und da können wir ja dann umschalten auf die Hitparade der Volksmusik oder die Lotto-Show.
So ähnlich müssen auch die Menschen in der Zeit des Jeremia gedacht haben. Aber dann kam die Katastrophe:
587. v. Chr. wurde Jerusalem von den Babyloniern erobert und mitsamt dem Tempel dem Erdborden gleich gemacht, wer von der Oberschicht überlebte, ob Regierung oder Militär, ob Lehrer oder Priester, wurde in die Verbannung nach Babylon geschickt.
Die Worte des Propheten Jeremia waren - leider - wahr geworden! Erst nach der Katastrophe konnte man sich sicher sein, wo die falschen Propheten saßen. Brauchen wir flexiblere Öffnungszeiten und Maschinen, die sieben Tage pro Woche rund um die Uhr laufen - oder brauchen wir ein freies Wochenende und die Ruhe des Sonntags?
Brauchen wir “freie Fahrt für freie Bürger” und einen Hochgeschwindigkeitszug Transrapid - oder bleibt unsere Seele bei diesem Tempo auf der Strecke? Statt Beschleunigung: Entschleunigung?
Während sich inzwischen das Handy in der einfachen Bevölkerung durchsetzt, gönnen sich die ersten schon wieder den Luxus, darauf zu verzichten.
Welche Propheten haben heute recht? Sicher sagen können wir des erst nach dem Zusammenbruch. Wie leicht sitzen wir falschen Propheten auf, die sich heute Fachleute nennen. Wir brauchen weniger Sachverständige, wir brauchen Lebensverständige, - und dazu ist jeder und jede von uns aufgerufen.
“Ich sandte die Propheten nicht, und doch laufen sie; ich redete nicht zu ihnen, und doch weissagen sie. Denn wenn sie in meinem Rat gestanden hätten, so hätten sie meine Worte meinem Volk gepredigt, um es von seinem bösen Wandel und von seinem bösen Tun zu bekehren.”
Harte Worte spricht Jeremia zu seinem Volk.
Er wollte damit Gottes Wort Geltung verschaffen. Gott will, dass wir unseren Willen nach seinem Willen beurteilen. Sein Wort bleibt das Maß. “Ein Prophet, der Träume hat, der erzähle Träume. Wer aber mein Wort hat, der predige mein Wort.” Die Träume der falschen Propheten sind wie Stroh: man kann sich daraus ein bequemes Lager bauen und gut schlafen, das Wort Gottes aber ist wie Weizen: wir brauchen es als Nahrung, es ist “Brot des Lebens”. Manchmal ist es hart, dieses Brot, aber: es gibt uns Leben.
O komm, du Geist der Wahrheit, und kehre bei uns ein, verbreite Licht und Klarheit, verbanne Trug und Schein. Gieß aus dein heilig Feuer. Amen.
Verfasser: Pfr. Markwart Weise, Kirchstr. 38, 67578 Gimbsheim
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Missionarisch-Ökumenischer Dienst
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