Auferstehung Christi
von Peter Gergel (64401 Groß-Bieberau)
Predigtdatum
:
24.04.2000
Lesereihe
:
ohne Zuordnung
Predigttag im Kirchenjahr
:
Ostersonntag
Textstelle
:
1. Korinther 15,50-58
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Wochenspruch:
Christus spricht: Ich war tot, und siehe, ich bin lebendig von Ewigkeit zu Ewigkeit und habe die Schlüssel des Todes und der Hölle. (Offenbarung 1,18)
Psalm: 118,14-24 (EG 747)
Lesungen
Altes Testament:
Jesaja 25,8-9
Epistel:
1. Korinther 15,12-20
Evangelium:
Lukas 24,13-35
Liedvorschläge
Eingangslied:
EG 100
Wir wollen alle fröhlich sein
Wochenlied:
EG 101
oder EG 105
Christ lag in Todesbanden
Erstanden ist der heilig Christ
Predigtlied:
EG 107
oder EG 526
Wir danken dir, Herr Jesu Christ
Jesus, meine Zuversicht
Schlußlied:
EG 116
Er ist erstanden, Halleluja
Hinführende Gedanken:
“Siehe, ich sage euch ein Geheimnis! - schreibt der Apostel Paulus der Gemeinde in Korinth.
Und dann lüftet er das Geheimnis.
Das Geheimnis ist längst nichts mehr Geheimes; es bleibt aber dennoch ein Geheimnis, das meinem Leben und Sterben einen Sinn gibt!
Kennen Sie das Geheimnis?!
50 Das sage ich aber, liebe Brüder, daß Fleisch und Blut das Reich Gottes nicht ererben können; auch wird das Verwesliche nicht erben die Unverweslichkeit. 51 Siehe, ich sage euch ein Geheimnis: Wir werden nicht alle entschlafen, wir werden aber alle verwandelt werden; 52 und das plötzlich, in einem Augenblick, zur Zeit der letzten Posaune. Denn es wird die Posaune erschallen, und die Toten werden auferstehen unverweslich, und wir werden verwandelt werden. 53 Denn dies Verwesliche muß anziehen die Unverweslichkeit, und dies Sterbliche muß anziehen die Unsterblichkeit. 54 Wenn aber dies Verwesliche anziehen wird die Unverweslichkeit und dies Sterbliche anziehen wird die Unsterblichkeit, dann wird erfüllt werden das Wort, das geschrieben steht (Jesaja 25,8; Hosea 13,14): »Der Tod ist verschlungen vom Sieg.
55 Tod, wo ist dein Sieg? Tod, wo ist dein Stachel?« 56 Der Stachel des Todes aber ist die Sünde, die Kraft aber der Sünde ist das Gesetz.
57 Gott aber sei Dank, der uns den Sieg gibt durch unsern Herrn Jesus Christus!
58 Darum, meine lieben Brüder, seid fest, unerschütterlich und nehmt immer zu in dem Werk des Herrn, weil ihr wißt, daß eure Arbeit nicht vergeblich ist in dem Herrn.
Ihr Lieben!
Montag nachmittag - in einer mittelgroßen Gemeinde im vorderen Odenwald. Etwa dreißig Frauen sitzen gemütlich bei Kaffee und Kuchen; es ist die Frauenhilfe, die sich seit über 50 Jahren schon regelmäßig trifft.
Der Pfarrer stellt bereits am Anfang des Treffens einen Stoß Bücher auf den geschmückten Tisch.
“Oh, das sieht nach Arbeit aus!” - sagt eine aufmerksame Frau.
Das stimmt!
Darauf hin läßt der Pfarrer Paulus zu Worte kommen, der an die Gemeinde in Korinth schreibt: “Siehe, ich sage euch ein Geheimnis!”
Das Geheimnis ist längst nichts mehr Geheimes; es bleibt aber dennoch ein Geheimnis, das unser Leben und Sterben einen Sinn gibt!
Kennen Sie das Geheimnis?! fragt der Pfarrer.
Der Pfarrer erklärt den Frauen, daß er gerne die Predigt über den gerade verlesenen Text mit ihnen vorbereiten möchte.
“Sie machen es sich ja einfach, Herr Pfarrer!” heißt es aus einer Ecke.
Doch dann sollte es gar nicht so einfach sein, die unterschiedlichen Meinungen und Vorstellungen über die “Letzten Dinge” allen verständlich zu machen.
Zum Teil verlief die Diskussion so laut und so kontrovers, daß der Pfarrer den Eindruck hatte, er sei in Korinth, wo es genauso zugegangen war.
Einig waren sich die Frauen darüber, daß es nach dem Tod auf jeden Fall ganz anders sein wird, als wir es jetzt erleben. Der Tod setzt einen Schlußpunkt ans Ende des menschlichen Lebens, so wie wir das Leben hier auf Erden kennen.
Vier unterschiedliche Meinungen konnten festgestellt werden:
* es gibt keine Auferstehung von den Toten.
* die Seele lebt nach dem Tod weiter und kommt in den Himmel.
* nach dem Tod schlafen wir und warten auf den Ruf der letzten Posaune.
* wir leben nur in unseren Kindern weiter, das ist unsere Wiedergeburt.
Und natürlich wurde auch der Pfarrer nach seiner Meinung und seinem Glauben gefragt, die - wie könnte es anders sein - auch ganz anderes waren.
Immerhin hatte er ja einige Jahre Theologie studiert, und sollte es ja besser wissen!
Was meinen Sie, liebe Schwestern und Brüder dazu? Haben auch Sie schon mit anderen Menschen darüber gesprochen oder vielleicht sogar darüber gestritten?
Eines steht fest: Über diese Frage kann man nicht einer Meinung sein, weil auch in der Bibel unterschiedliche Vorstellungen zu Tod und Auferstehung zu finden sind.
Sogar Paulus vertritt nicht nur eine Meinung - auch er kann sich mehrere Möglichkeiten vorstellen, ohne daß die eine die andere in Frage stellt.
Für Paulus steht aber eines unumstößlich fest: Weil Christus von den Toten auferweckt wurde, gibt es eine Auferstehung der Toten.
Paulus bemüht sich im 15 Kapitel des 1. Korintherbriefes auf die verschiedenen Vorstellung einzugehen. Und seine Aussagen konnten auch in den etwas einfacheren Formulierungen der Frauenhilfe gefunden werden.
Die Frauen als treue Nachfolgerinnen mit guten Bibelkenntnissen, aber auch als Fragende, als Zweifelnde, als Suchende, als solche, die sich auf das Lebensende freuen - auf die Begegnung mit dem auferstandenen Christus, aber auch als solche, die Angst vor dem Sterben haben.
Immerhin - es war ein angeregter Gesprächsnachmittag, wie ihn die Frauen schon lange nicht erlebt hatten, ein reger Gedankenaustausch zu einer für uns alle wichtigen Glaubensfrage.
Aber nun der Reihe nach.
* Die erste Meinung:
Es gibt keine Auferstehung von den Toten! Eine Aussage, die auch in Korinth zu hören war.
Paulus schreibt: “Wenn aber gepredigt wird, daß Christus von den Toten auferstanden ist, wie sagen etliche unter euch: Es gibt keine Auferstehung der Toten?!”
Dieser Auffassung sind viele Frauen und Männer. Ich meine, wahrscheinlich mehr Männer als Frauen!
Es waren die Jünger Jesus, die den Frauen am Ostermorgen nicht glauben wollten, obwohl sie Jesus einige Jahre gefolgt waren und die Botschaft von den Auferstehung der Toten aus seinem Munde gehört hatten.
Eine Frau behauptete entschieden: “Wie können wir das glauben, denn es ist noch keiner zurückgekehrt, um zu sagen, daß es wirklich ein Leben nach dem Tod gibt!”
Wie antworten wir auf diese Frage?
Die Auferstehung kann nicht wissenschaftlich bewiesen werden - auch wenn viele Menschen von ihren Nah - Toderfahrungen berichten.
Das, was viele Menschen im Koma oder nach einem Unfall erlebt, gesehen oder gehört haben, hat nichts mit dem Leben nach dem Tod zu tun, denn sie waren nicht tot, bzw. sie sind wieder in diese Wirklichkeit zurückgeholt worden.
Und das, was jene andere Welt ausmacht, kann nicht mit Worten und Begriffen unserer Welt von Raum und Zeit beschrieben werden.
Der Einwand der Frau ist berechtigt, wenn man das Sterben und das Leben nach dem Tod als naturwissenschaftliches Ereignis betrachtet. Einen solchen Beweis gibt es nicht.
Das Leben nach dem Tod - wie immer es auch sein könnte - ist aber keine Frage der Wissensschaft, sondern eine Frage des Glaubens.
Glaube ich, daß mein Leben auch nach dem Tod von Gott bestimmt wird?
Glaube ich, daß kein Mensch - auch im Sterben nicht tiefer fallen kann, als in Gottes Hand?
Glaube ich, daß mein Leben nicht im Nichts endet, sondern eben in oder bei Gott sein wird?
Die Antwort auf diese Glaubensfrage muß jeder von uns selbst finden!
Bei einer bejahenden Antwort auf die Frage nach einem Leben nah dem Tod gehen die Meinungen allerdings auseinander.
* Die eine - sehr verbreitete Meinung lautet: Die Seele lebt nach dem Tod weiter und kommt in den Himmel.
Diese Deutung des Lebens nach dem Tod ist aber nicht biblisch begründet. Sie stammt aus der griechischen Philosophie, wonach die unsterbliche Seele im Tod aus dem Kerker des Leibes befreit wird.
Auch gegen diese Meinung argumentiert Paulus, indem er als gläubiger Jude behauptet:
“Es wird gesät ein natürlicher Leib und wird auferstehen ein geistlicher Leib!”
Paulus beschreibt diesen neuen geistigen Leib nicht, weil er eben mit weltlichen Begriffen nicht erfaßt werden kann.
Fest steht allerdings: Für Paulus gibt es nur eine Auferstehung des ganzen Menschen mit Leib und Seele. In der Auferstehung werden die Menschen verwandelt, verklärt - dies gilt auch für den Körper des Menschen.
Die Glaubensvorstellung von der Unsterblichkeit der Seele hilft den Menschen, die Zeit zu überbrücken, die vom Tod des Einzelnen bis zur Wiederkunft Christi zum Letzten Gericht vergeht.
* Dies ist die dritte Meinung: Nach dem Tod schlafen wir und warten auf den Ruf der letzten Posaune.
Fest steht, daß sich die Vorstellung und die Erwartung des Paulus über die baldige Parusie (Wiederkunft) Christi nicht erfüllt haben. Er schreibt: “Siehe, ich sage Euch ein Geheimnis: Wir werden nicht alle entschlafen, aber wir werden alle verwandelt werden, und das plötzlich, in einem Augenblick, zur Zeit der letzten Posaune!”
Sogar unser Reformator Martin Luther hat fest an die Unsterblichkeit der Seele geglaubt. Den Zustand nach dem Tod vergleicht er mit dem Schlaf, “mit einem so tiefen Schlaf, daß einem nichts träume!”
Er behauptet sogar, “das Grab ist nichts anders als ein sanftes Faul- und Ruhebett!”
Auch glaubt Luther: “Darum sollen wir schlafen, bis er kommt an das Gräblein und spricht: Dr. Martinus, steh auf!”
Der gute alte Luther - ein Kind seiner Zeit! Unübertrefflich in der beeindruckenden Bildersprache.
* Eine andere Frau meldete sich zu Wort und vertrat die Meinung: Ich glaube, daß ich nach meinem Tod meinen Mann wiedersehen werde.
Dies ist die Vorstellung vieler Menschen, die den Lebenspartner verloren haben, und sich in der Zeit der Trauer an diese Hoffnung klammern. Mit Sicherheit hilft diese Hoffnung, die Zeit der Trauer zu ertragen. Es ist die Hoffnung, daß nach dem Tod das Schöne im Leben der Ehepaare weitergelebt werden kann.
Gegen diese Vorstellung des Lebens nach dem Tod erzählt die Bibel die schöne Geschichte von der Frau mit den sieben Ehemännern und der Frage des Gelehrten, der Jesus auf die Probe stellen wollte: Welcher der Männer wird die Frau nach der Auferstehung der Toten bekommen?
Jesus sagt unmißverständlich: Keiner der Männer wir die Frau bekommen, den im Himmle wird nicht gefreit. Das Heiraten ist ein irdisches Geschäft!
Im Himmel - durch die neue Gemeinschaft mit Gott sind wir so erfüllt, daß wir gar nicht mehr an weltliche Wünsche und Freuden denken werden.
Auch diese Vorstellung hat etwas Schönes, drückt sie doch den Wunsch aus, daß mit der Auferstehung wieder alles gut und heil wird.
* Damit kommen wir der Meinung des Pfarrers näher, der zum Schluß auch gefragt wurde: “Und was glauben Sie?”
Der Pfarrer sagte einleitend, daß alle Vorstellungen über ein Leben nach dem Tod ihre Berechtigungen hätten und in Fragen des Glaubens weiterhelfen könnten. Eine einzige, alle Fragen beantwortende Aussage in diesem Zusammenhang ist allerdings nicht möglich!
Er bekennt, daß ihm auch die verneinende Einstellung zur Frage nach der Auferstehung aus engstem Familienkreis bekannt wäre. In dieser Hinsicht hat sich zur Zeit des Apostel Paulus kaum etwas geändert. Wenn überhaupt, dann eher in die Richtung, daß immer mehr Menschen eine Antwort auf diese Frage in anderen Religionen suchen.
Der Markt der neuen Religionen mit ihren Versprechungen von Erlösung und Glück wird immer umfangreicher und unüberschaubarer. Gerade deshalb hat die Kirche die Aufgabe ihre Botschaft von dem Leben nach dem Tod klar und deutlich auszusprechen.
Und nun das Zeugnis des Pfarrers: “Ich glaube an ein Leben nach dem Tod, ich glaube an die Auferstehung der Toten und an ein ewiges Leben, das uns Gott - ohn’ all Verdienst und Würdigkeit (Luther) - schenkt.
Ich glaube aber - und hier liegt der Unterschied zu den einzelnen Aussagen -, daß jeder Mensch, ob Gläubiger, Zweifler oder Gottesleugner, im Moment des Sterbens alles zusammen erleben wird: den Tod, die Auferstehung, das Letzte Gericht und das Neue danach.
Und dies aus dem einzigen Grund, weil die Zeit von Gottes Ewigkeit hergesehen, keine Rolle mehr spielt.
Von Gott aus betrachtet geschieht alles im gleichen ewigen Augenblick!
Um dies zu verstehen, kann uns das Bild Luthers vom Schlaf weiterhelfen, bei dem - sollten wir plötzlich geweckt werden - auch nicht sagen können, wieviel Zeit verstrichen ist.”
Liebe Gemeinde!
All diese Überlegungen über das Leben nach dem Tod sollen uns aber helfen, das uns von Gott geschenkte Leben mit Freude zu leben.
Denn für Gott, der Himmel und Erde hat werden lassen, und uns mit der Vielfalt seiner Schöpfung erfreut, für diesen Gott muß es doch ein Leichtes sein, nach dem Tod, der zu unsrem Leben gehört, ein Neues werden zu lassen.
Das zu wissen, genügt mir, um mit Freude zu leben! Es ermutigt mich aber auch, anderen diese Botschaft weiterzusagen, damit auch sie teil haben an dieser Freude.
Und über das, was mich danach erwartet, lasse ich mich gerne überraschen.
Es wäre nicht die erste angenehme Überraschung, die ich mit diesem Gott erlebt habe!
Zum Schluß: Der Damen der Frauenhilfe einen herzlichen Dank für die Hilfe bei der Vorbereitung dieser Predigt. Dies war auch eine angenehme Überraschung. Amen!
Verfasser: Pfr.Peter Gergel, Sudetenstr. 4, 64401 Groß-Bieberau
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Pfarrer Thomas Borchers
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