Auferstehung Christi
von Paul-Ulrich Lenz (63679 Schotten-Einartshausen)
Predigtdatum
:
28.03.2005
Lesereihe
:
ohne Zuordnung
Predigttag im Kirchenjahr
:
Ostersonntag
Textstelle
:
Lukas 24,36-45
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Wochenspruch:
Christus spricht: Ich war tot, und siehe, ich bin lebendig von Ewigkeit zu Ewigkeit und habe die Schlüssel des Todes und der Hölle. (Offenbarung 1,18)
Psalm: 118,14-24 (EG 747)
Lesungen
Altes Testament:
Jesaja 25,8-9
Epistel:
1. Korinther 15,12-20
Evangelium:
Lukas 24,13-35
Liedvorschläge
Eingangslied:
EG 116
Er ist erstanden
Wochenlied:
EG 101
oder EG 105
Christ lag in Todesbanden
Erstanden ist der heilig Christ
Predigtlied:
EG 209
Ich möchte’, dass einer mit mir geht
Schlusslied:
EG 100
oder EG 170
Wir wollen alle fröhlich sein
Komm, Herr, segne uns
36 Als die Jünger aber von ihm redeten, trat er selbst, Jesus, mitten unter sie und sprach zu ihnen: Friede sei mit euch! 37 Sie erschraken aber und fürchteten sich und meinten, sie sähen einen Geist. 38 Und er sprach zu ihnen: Was seid ihr so erschrocken, und warum kommen solche Gedanken in euer Herz? 39 Seht meine Hände und meine Füße, ich bin's selber. Fasst mich an und seht; denn ein Geist hat nicht Fleisch und Knochen, wie ihr seht, dass ich sie habe. 40 Und als er das gesagt hatte, zeigte er ihnen die Hände und Füße. 41 Als sie aber noch nicht glaubten vor Freude und sich verwunderten, sprach er zu ihnen: Habt ihr hier etwas zu essen? 42 Und sie legten ihm ein Stück gebratenen Fisch vor. 43 Und er nahm's und aß vor ihnen. 44 Er sprach aber zu ihnen: Das sind meine Worte, die ich zu euch gesagt habe, als ich noch bei euch war: Es muss alles erfüllt werden, was von mir geschrieben steht im Gesetz des Mose, in den Propheten und in den Psalmen. 45 Da öffnete er ihnen das Verständnis, sodass sie die Schrift verstanden.
Liebe Schwestern und Brüder!
Ein frohes Osterfest - so hat es mir am Samstag jemand gewünscht. Ich habe geantwortet: Ebenso. Als ich wieder daheim war, habe ich begonnen, darüber nachzudenken: Was hat er mir - was habe ich ihm denn damit gewünscht?
- Ein frohes Osterfest - dass wir uns den Magen nicht mit Ostereiern und zu viel Essen, Trinken verderben und hinterher klagen müssen?
- Dass die Zahl der schlechten Nachrichten im Fernsehen einmal unter das Normalmass sinkt?
- Dass es über Ostern einmal keine Katastrophe irgendwo auf der Welt geben möge - kein Erdbeben, keinen entgleisten Zug, keinen Flugzeugabsturz, keine Massenkarambolage auf der Autobahn?
- dass es uns allen vergönnt sein möge und den vielen Menschen in den Krisengebieten, in Frieden zu leben?
- dass es endlich einmal so weit käme, dass Menschen nicht mehr ständig Handlanger des Todes sind, sondern Handlanger des Lebens werden?
- dass wir uns an diesen Tagen einmal Zeit gönnen, um den großen Horizont unseres Lebens zu erfassen und nicht bei den kleinen Dingen hängen zubleiben?
Haben wir uns das gewünscht? Es sind keine schlechten Wünsche und man darf sie nicht madig machen. Aber sind es die Wünsche, die „Ostern“ meinen? Was haben Sie sich für Ostern gewünscht?
Unser Predigtwort redet nicht von solchen Osterwünschen, aber von den Oster-Erfahrungen, die Gott uns schenken will, und in denen unsere Wünsche zutiefst ihr Erfüllung finden.
1. Jesus tritt mitten unter ratlose Menschen
Ratlose Menschen - das trifft auf die Jünger damals zu. Sie hatten Nachrichten bekommen, mit denen kamen sie einfach nicht zurecht. Zwei Tage zuvor hatten sie Jesu Sterben miterlebt - aus sicherem Abstand, aber immerhin. Und das war sicher: Wen die Römer freigaben zur Beerdigung, der war tot. Und so lag für sie die Sache klar: Jesus liegt im Grab und mit ihm alle ihre Hoffnungen, all ihre guten Erfahrungen, all ihre Erinnerungen.
Aber da gab es dann diese aufgeregten Berichte: Die Frauen wollten ihn gesehen haben, Petrus sollte ihm begegnet sein, auf dem Weg nach Emmaus sollte er sich mit zweien den Jünger unterhalten haben.
Ich kann mir das gut ausmalen: Die Jünger sind beieinander und diskutieren. Das Thema heißt „Auferstehung“. Alles, was an Argumenten zu bieten ist, das kommt auf den Tisch. Petrus schwört auf seine guten Augen, die beiden Emmaus-Wanderer reden von ihrem brennenden Herzen, die Frauen wissen von dem Engel und seiner Botschaft. Und vielleicht sagt einer sogar: seit Jahrhunderten glauben wir an die Auferstehung von den Toten und bekennen sie in jedem Gottesdienst. Aber tief in allen sitzt die Ratlosigkeit. Die ganze Weltordnung spricht dagegen: Tot ist tot, und es ist noch keiner zurückgekommen. Alles andere ist Spinnerei und Phantasie und Wunschvorstellung. Man muss Realist sein - so könnte einer sagen und die anderen würden wohl traurig nicken, weil die Realität immer nur trauriges Nicken hervorbringen kann.
So könnten sie diskutieren und wären heute noch nicht am Ende. So geht es ja auch, wenn wir über „Auferstehung“ diskutieren. Argumente werden gewechselt, Meinungen ausgetauscht, aber es bleibt alles irgendwie in der Luft hängen. Etwas fehlt.
Aber dann geschieht, was alle Argumente überholt: Jesus tritt mitten unter die Jünger. Er ist da, er ist bei ihnen. Sie müssen nicht mehr über „Auferstehung“ und ob es das gibt, debattieren: Der Auferstandene steht vor ihnen, spricht zu ihnen, isst mit ihnen.
Das gilt bis heute: Die Debatte um Auferstehung und ob es so etwas gibt, hört in dem Augenblick auf, wo der Auferstandene unter seine Leute tritt, wo wir es erfahren: Er ist hier, er ist mitten unter uns. Damit sind nicht alle Fragen beantwortet - schon gar nicht die, wie man Auferstehung ordentlich denken soll - aber damit steht eine Erfahrung im Raum, die alle Fragen überholt. Diese Gegenwart des Auferstandenen ist uns verheißen, versprochen, verbürgt: durch den Geist Gottes, durch den Heiligen Geist.
2. Jesus macht die Schrift verständlich
Wie kriege ich eigentlich einen Zugang zur Bibel? Das ist eine Frage, die viele Menschen beschäftigt. Da sind so viele unterschiedliche Geschichten - wie soll ich das alles auf eine Reihe bringen? Mancher hat sich dann irgendwann vorgenommen: ich lese die Bibel von vorne bis hinten. Danach muss doch alles klar sein. Spätestens bei den Aufzählungen der Geschlechter der Israeliten in 4. Mose läuft dies Unternehmen auf Sand, meistens aber schon vorher, bei den Schilderungen der unendlich vielen Gesetze.
Aber auch wer sich durchgekämpft hat, fragt dann oft etwas unsicher: Was ist denn eigentlich die Mitte? Worauf läuft die ganze Geschichte hinaus? Genau an dieser Stelle gibt der Auferstandene den Jüngern Antwort: Die Mitte der Schrift - das ist die Liebe Gottes zu seinen Menschen. Diese Liebe hat mich ans Kreuz gebracht. Diese Liebe hat den Tod durchdrungen. Diese Liebe bin ich in Person, und ich rufe euch hinein in diese Liebe.
Und dann kann Jesus den Jüngern die Geschichte der Schuld der Menschen aus der Schrift zeigen und die Geschichte der Geduld Gottes, die Geschichte von Hass und Sünde und Lieblosigkeit und die Geschichte von Erbarmen und Treue und durchgehaltener Liebe bis ans Ende. Und dann kann er ihnen zeigen, wie die Liebe und das Erbarmen und die Treue siegen - über allen Tod hinweg. Das ist nicht Theorie, das ist nicht vage Hoffnung - das ist erfüllt in seiner Auferstehung. Sein Wort ist das Wort dessen, der nicht nur bis zum Tod durchgehalten hat, sondern der durch den Tod hindurch die Wahrheit über Gott und die Welt, über dich und mich ist. In den Begegnungen mit dem Auferstandenen gewinnen die Jünger auf einmal einen ganz neuen Durchblick durch die alten Schriften und einen neuen Durchblick durch das Leben.
Genau das geschieht bis heute: wo einer die Gegenwart Jesu erfährt, da geht ihm auf einmal ein Licht auf - da wird die Bibel aus einem alten Buch zur lebendigen Geschichte Gottes, da hört man auf Schritt und Tritt das Rufen und Einladen Gottes an uns in den alten Geschichten. Da gewinnen wir auch für unsere Zeit und unser Leben ein ganz neuen Durchblick.
3. Jesus ruft uns zurück nach Hause
Wohin geht der Weg meines Lebens? Das ist eine Frage, die jeden von uns irgendwann einmal einholt. Bei dem einen kommt sie wie ein Überfall, bei anderen entsteht sie über erfahrenem Leid oder bei einem dritten aus langen Gesprächen. Aber ich glaube, dass keiner von uns an dieser Frage vorbeikommt.
„Ab in die Kiste“ - so salopp sagen es Jugendliche - und doch schwingt die Furcht in ihren Worten mit oder die Hoffnung auf Widerspruch. Können Sie damit leben? Ich kann es nicht. Ich kann es auch dann nicht, wenn einer das etwas behutsamer sagt: Mit dem Tod ist alles aus. Ich kann es auch dann nicht, wenn einer vom großen Nichts spricht, auf das wir alle zugehen - jeder für sich und die ganze Welt. Und ich kann auch nicht damit leben, dass mir Leute sagen: „Das ist keine erlaubte Frage. Du bist da - und das muss dir genügen, solange du da bist.“
Jesus gibt eine andere Antwort: als er am Kreuz hängt, da hängt einer neben ihm, der zu Recht dort hängt. Mord, Totschlag, Terrorismus, Erpressung, Lüge, - das alles gehört wohl zu seiner Biographie. Aber dieser Mensch sagt in seiner letzten Todesnot: „Jesus, wenn Du in dein Reich kommst, dann denke an mich.“ In der Stunde seines Sterbens findet einer das Vertrauen zu Jesus. In der Stunde seines Sterbens setzt er ganz auf die Liebe, die er bei diesem Mann am Kreuz gespürt hat, als der für seine Feinde betet, setzt er darauf, dass Jesus Zukunft hat.
Und dann sagt Jesus: heute wirst du mit mir im Paradies sein. Er verspricht dem Mann am Kreuz nicht die Friedhofsruhe, sondern das Leben, nicht die Grabesstille, sondern die heilsame Gegenwart Gottes, nicht das enge Loch für den Leichnam, sondern die weiten Räume des Vaterhauses. Er verspricht ihm Anteil an seiner eigenen Zukunft.
Und - ist es wahr? Hat Jesus diesem Menschen in seiner Zukunftslosigkeit eine neue Zukunft eröffnet, angesichts des Todes ein neues Leben eröffnet? Wenn Jesus nicht auferstanden ist, dann ist der Schächer am Kreuz noch in letzter Stunde betrogen worden. Wenn Jesus aber auferstanden ist, dann ist dieser Mann der erste, dem Jesus den Heimweg in das Vaterhaus Gottes, in die große Ewigkeit aufgetan hat. Dann ist er der erste, dem Jesus seine Zukunft geschenkt hat. Er hat ihn zur Umkehr gebracht, zur Heimkehr zu Gott.
Genau das aber will Jesus in diese Welt hineingetragen haben. Als der Auferstandene sagt er seinen Jüngern: Das ist euer Auftrag - sagt den Menschen, dass ich sie rufe zur Umkehr ins Vaterhaus. Sagt den Menschen, dass mein Leben diesen einen Zweck hat: dass sie heimfinden, dass sie sich in die Arme Gottes bergen, der ihnen das Leben gegeben hat und der ihnen in mir mit weit geöffneten Armen entgegenläuft. Keine Schuld der Welt kann euch hindern, diesen Weg zu gehen, wenn ihr euch nur an mich haltet.
Das ist der Osterwunsch, den Gott hat: dass wir uns hineinrufen lassen in seine Zukunft und uns bergen in seine weit geöffneten Arme, wo die Nägelmale von unserer Schuld und seiner Liebe zeugen, und dass wir so geborgen andere mithineinrufen, damit Jesus viele Gefährten der Auferstehung gewinnt. Amen.
Verfasser: Pfr. Paul-Ulrich Lenz, Leonhardstr. 20, 61169 Friedberg
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