Auferstehung Christi
von Paul-Ulrich Lenz (63679 Schotten-Einartshausen)
Predigtdatum
:
12.04.2004
Lesereihe
:
ohne Zuordnung
Predigttag im Kirchenjahr
:
Ostersonntag
Textstelle
:
1. Korinther 15,12-20
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Wochenspruch:
Christus spricht: Ich war tot, und siehe, ich bin lebendig von Ewigkeit zu Ewigkeit und habe die Schlüssel des Todes und der Hölle. (Offenbarung 1,18)
Psalm: 118,14-24 (EG 747)
Lesungen
Altes Testament:
Jesaja 25,8-9
Epistel:
1. Korinther 15,12-20
Evangelium:
Lukas 24,13-35
Liedvorschläge
Eingangslied:
EG 116
Er ist erstanden
Wochenlied:
EG 101
oder EG 105
Christ lag in Todesbanden
Erstanden ist der heilig Christ
Predigtlied:
EG 209
Ich möchte’, dass einer mit mir geht
Schlusslied:
EG 100
oder EG 170
Wir wollen alle fröhlich sein
Komm, Herr, segne uns
Liebe Gemeinde!
„Nun aber ist Christus auferstanden!“ Freude klingt uns in diesen Worten entgegen. Wir bekommen die Freude zu hören, Freude, die sich in Worten kaum noch beschreiben lässt. Freude, die auch bei uns Freude, verwegene Zuversicht wecken will, dass wir unser Leben diesem Ruf, dieser Wahrheit, diesem Auferstandenen anvertrauen.
Da steht einer und ruft diese Worte allen entgegen, die ihm begegnen: „Er ist auferstanden!“ Und die zur Gemeinde gehören, antworten: „Er ist wahrhaftig auferstanden!“ Und die es bestreiten, müssen es erleben, wie er all ihren Einsprüchen und Einwänden zum Trotz dabei bleibt. Er ist auferstanden! Paulus hat keine andere Botschaft. Er weiß nichts zu verkündigen als den gekreuzigten und auferstandenen Christus. ER ist der Grund, auf dem Paulus lebt. ER ist der Grund, auf dem die Gemeinde lebt. ER ist der Grund, auf dem wir heute glauben können.
Er ist auferstanden, er ist wahrhaftig auferstanden! So ruft Paulus, voller Freude, voller Jubel, voller Vertrauen und fast so begeistert, dass man versucht ist zu sagen: Nüchtern bleiben, Paulus! Aber er kann angesichts dieser Botschaft nicht unbeteiligt, gelassen, sachlich-distanziert, wohltemperiert und nüchtern bleiben. Es hat ihn gepackt, den ganzen Menschen, mit Haut und Haar.
An diesen Worten „Er ist auferstanden!“ hängt er mit seinem Leben, seiner ganzen Leidenschaft. Leben und Tod hängen für ihn an der Wahrheit dieser Botschaft. Und dass sie wahr ist, das macht, dass er am Ende dieser Diskussion, aus der unser Abschnitt genommen ist, regelrecht ins Singen gerät: Tod, wo ist dein Stachel? Hölle, wo ist dein Sieg? Ja, so kann es gehen: diese Botschaft von der Auferstehung Jesu kann einen Menschen singen machen, wenn sie ihn gepackt hat, wenn ihm ihr Licht aufgegangen ist.
In diesen Worten: Er ist auferstanden hören wir ein JA, ein ganzes, großes, helles JA, Gottes großes JA. Wir hören Gottes großes JA zu Jesus. Wir hören Gottes Ja zu uns. Wir hören Gottes JA zur Welt. Ist das nicht Grund zur Freude, zu überschäumender Freude? Gott sagt JA, umfassend und ganz, ungeteilt unbeschränkt, und unbegreiflich und doch vernehmbar: JA!
Was ist das schon, wenn wir Menschen ja zueinander sagen. Wie beglückend und befreiend kann das sein: Ja zu einem Kind, Ja zu einem Ehepartner, Ja zu einem alten Menschen, ja zu sich selbst. Ja zum Weg eines Lebens, meines Lebens. Unser Ja, es kann Menschen lösen aus der Einsamkeit und Verbitterung, aus Zweifeln und Resignation, aus Verzagtheit und Angst. Aber was ist unser Ja gegen das Ja Gottes. Ein Abglanz, dem es an Beständigkeit und an Kraft fehlt, an Treue und an Liebe. Wenn aber unser menschliches Ja so viel vermag, das doch schwach ist, wie viel mehr Kraft hat dann Gottes großes Ja, das er an Ostern spricht.
Gott sagt in der Auferweckung Jesu „JA“ zum Weg Jesu. Für Römer und Juden war es ausgemacht, dass die Plage mit diesem Jesus von Nazareth mit seinem Tode vorbei sei. Er war dahin gekommen, wo religiöse Phantasten und weltverbessernde Spinner leicht hingeraten: unter die Räder der Mächtigen. Für die Römer war das klar: Ein toter Messias ist ein guter Messias, eine Hoffnung für Israel weniger, ein Schritt im Gehorsam der Untertanen weiter. Und die jüdische Obrigkeit konnte auch zur Tagesordnung übergehen: Für jeden verständigen Juden war mit dem Tod am Schandpfahl des Kreuzes nicht nur das Urteil des Hohen Rates und des römischen Statthalters gesprochen, sondern auch das Urteil Gottes: „Verflucht ist, wer am Holz hängt!“
Endlich war die Wahrheit über diesen Wundertäter und wunderlichen Gesetzeslehrer, diesen Menschenfreund und Verbrecherfreund, diesen Lehrer von Taugenichtsen und Gestrandeten an den Tag gekommen: Tot, verlassen vom kümmerlichen Haufen seiner Jünger und auch von Gott. Gott war nicht mit ihm, denn wenn er wirklich der Messias Gottes gewesen wäre, wie hätte Gott ihn dann dem Kreuz, dem Tod überlassen? Nein, es war eindeutig: im Kreuz hatte Gott sein „Nein“ gesprochen zu Jesus von Nazareth. Der Spuk war vorbei.
Aber es ist nicht vorbei! Das Ende war nicht das Ende. Das Kreuz war ein Nein, aber nicht das letzte Wort. Gottes letztes Wort zu Jesus ist JA! Zu dem Verurteilten, zu dem Gekreuzigten sagt Gott sein JA. Dieses JA ist die Auferweckung von den Toten. Es reißt ihn aus dem Grab. Gott lässt seinen Messias nicht im Grab, lässt seinen Sohn nicht im Tod, Dem Nein der Menschen zu Jesus setzt Gott sein JA entgegen. Und dieses Ja ist stärker als das Nein des Todes.
Nun steht der Weg Jesu, der ihn ans Kreuz gebracht hat, unter Gottes Ja: seine Sündenvergebung, sein Ruf in die Nachfolge, sein Umgehen mit dem Gesetz, sein Ruf zum Glauben an ihn als den Gesandten Gottes, das alles ist jetzt bestätigt und bekräftigt. Gott hat gewollt, wie Jesus gelebt hat. Der Weg Jesu ist ein Weg in Gottes Namen und Auftrag, in seiner Vollmacht. Was er getan hat, gilt. Was er gesagt hat, gilt. Was er geboten hat, gilt. Was in seinem Namen geschieht, gilt. Es ist gültig für Zeit und Ewigkeit, weil es Gottes Willen ist, der durch Jesus geschieht.
Gott sagt in der Auferstehung Jesu Ja zu uns. Wir haben gehört: Er ist der Erstling geworden unter den Toten. Gottes Auferweckung des gekreuzigten Christus ist der Beginn einer neuen Zukunft: der Auferstehung von den Toten. Gott hat nicht etwas Einmaliges, Einzigartiges an Jesus getan, was sonst keinen mehr betrifft, was uns nicht angeht. Er hat in ihm die Geschichte unserer Rettung und unserer Auferstehung angefangen.
Wir haben gesagt: Die Auferstehung ist das JA Gottes zu Jesu Weg. Jesu Weg aber ist ein Weg des Sterbens uns zugute. Er gibt sein Leben, damit wir leben dürfen. Dass Gott ihn auferweckt, bedeutet seine Zustimmung zum Opfer dieses Lebens. Es bedeutet die Anerkennung des Tausches: Jesus stirbt an unserer Statt. Der Tausch gilt. Er ist den Tod gestorben, den wir eigentlich sterben müssten. Nun aber dürfen wir leben, weil Gott sein Opfer angenommen hat. So, wie er ihn auferweckt, auf dem unser aller Sünde liegt, so wird er auch uns auferwecken. In Jesu Auferweckung ist unsere Zukunft schon erschienen. Unsere Zukunft ist durch seine Auferweckung nicht mehr dunkel, nicht mehr ungewiss: sie ist hell und licht, bestrahlt vom hellen Licht des Auferstehungstages Jesu Christi. Seine Auferstehung ist unsere Zukunft.
Wäre er nicht auferstanden, so hätten wir keine Zukunft als das Grab, so wäre es Lug und Trug, was wir an den Gräbern sagen: „Unsere Hoffnung steht auf Jesus Christus, unsrem Herren, welcher spricht: ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubt, wird leben, auch wenn er gleich stürbe, und wer da lebt und glaubt an mich, der wird nimmermehr sterben.“
Ist er nicht vom Tod auferstanden, ist unser Glaube nichtig, so sind wir Betrüger. So sagt es Paulus. So müssen wir es von uns als Christen sagen. Ist er nicht auferstanden, so habe ich mich heute morgen eingereiht in die Reihen des gigantischsten Betruges, den die Geschichte kennt und wehe uns, die wir die Menschen so verführen.
Ist er aber auferstanden, so haben wir die größte Hoffnung und die größte Botschaft der Welt, weil Gottes Ja zu uns gesprochen ist und wir es verkündigen. Alle Hoffnungslosigkeit, aller angebliche Realismus, der die Macht des Todes verherrlicht, weil er nach dem Tod Gottes Macht am Ende wähnt, wird durch diese Tat Gottes bestritten und aufgehoben. Der Glauben an den Tod, die Beugung unter den Tod ist seit der Auferweckung Jesu von den Toten Unglaube. Unser Leben gehört nicht dem Tod. Es gehört Gott und Gott will unser Leben in alle Ewigkeit.
Die Auferstehung Jesu ist Gottes JA zu unserer Welt. Unsere Welt ist eine geschlagenen Welt. Geschlagen mit Unrecht, Unfrieden, Hass, mit Blut durchtränkt und Tränen, beherrscht vom Tod. Unsere Welt, das ist Angst vor der Zukunft, vor dem Ende in der Katastrophe des Hungers und des Elendes, das durch maßloses Wachstum und Ausbeutung der Rohstoffe eintreten könnte. Unsere Welt, das ist auch geschundene und zerstörte Natur unserer Landschaften. Gott sagt kein Ja und Amen zu den Wunden dieser Welt. Gott sagt auch nicht Ja zur Vernichtung, die dieser Welt durch menschliche Schuld droht.
Gott sagt sein Ja zu dieser Welt, die er zu einer neuen Welt machen will, zu einer Welt, die der Auferstehungswirklichkeit Jesu entspricht. Dieses Ja Gottes gilt auch durch die Katastrophe des Untergang hindurch, so wie es für Jesus galt, auch durch den Tod, am Kreuz hindurch. So wie unser Tod durch die Auferstehung Jesu besiegt ist, so ist auch der Tod der Welt durch seine Auferstehung schon besiegt. Seit der Auferstehung Jesu Christi gibt es eine gewisse Hoffnung für unsere Welt: „Wir warten aber eines neuen Himmels und einer neuen Erde.“ Das ist der umfassende Horizont christlicher Hoffnung, die durch Jesu Auferstehung das Versprechen ihrer Verwirklichung hat: die ganze Welt soll hineingezogen werden in das Geschehen der Auferstehung.
Wer Auferstehung nur glaubt als eine Weiterwirkung seiner guten Taten, seiner Erinnerung, der glaubt zu wenig. Wer Auferstehung nur glaubt als eine Ermutigung zum Leben jetzt ohne die Auferstehung des Fleisches, die noch vor uns allen liegt, der glaubt zu wenig. Wer Auferstehung nur glaubt als ein Geschehen an Jesus, das ihm nicht gilt, der glaubt zu wenig. Wer Auferstehung nur glaubt als ein Geschehen für uns Menschen, das nicht auch dieser Welt gilt, der glaubt zu wenig.
Liebe Gemeinde! Uns ist in der Auferstehung Jesu Christi eine große Zukunft geschenkt, größer als unser Leben, größer als unsere Welt. Es ist eine Zukunft, die uns oft zu groß ist, für die unser Glauben oft zu klein ist. Wir haben manchmal Angst, dass wir von Gott zu groß denken könnten, ihm zu viel glauben könnten. An der Auferstehung Jesu lerne ich, dass die andere Gefahr die größere ist: dass ich von Gott zu klein denke, dass ich zu klein glauben könnte. Aber es ist unser Glück, dass Gottes großes JA in der Auferstehung Jesu Christi auch einen Kleingläubigen mitreißen kann, mit zu dem Dankesruf, der staunend bekennt: „Gott aber sei Dank, der uns den Sieg gegeben hat durch unsern Herren Jesus Christus!“
Christus ist auferstanden. Er ist wahrhaftig auferstanden! Amen.
Verfasser: Pfr. Paul-Ulrich Lenz, Leonhardstr. 20, 61169 Friedberg
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