Wochenspruch:
Christus spricht: Ich war tot, und siehe, ich bin leben-dig von Ewigkeit zu Ewigkeit und habe die Schlüssel des Todes und der Hölle. (Offenbarung 1, 18)
Psalm: 118, 14 - 24 (EG 747)
Lesungen
Altes Testament: 1. Samuel 2, 1 - 2, 6 – 8 a
Epistel: 1. Korinther 15, 1 - 11
Evangelium: Markus 16, 1 - 8
Liedvorschläge
Eingangslied: EG 112 Auf, auf, mein Herz mit Freuden
Wochenlied: EG 106 Erschienen ist der herrlich Tag
Predigtlied: EG 100 Wir wollen alle fröhlich sein
Schlusslied: EG 98 Korn das in die Erde
Vorbemerkungen zu Gottesdienst und Predigt:
Ostern – das ist das zentrale Geschehen unseres Glaubens, der Dreh- und Angelpunkt. Die Osterfreude, der unbändige Jubel “Christ ist erstanden!“ soll im Gottesdienst nicht nur zu hören, sondern auch zu erleben sein. Musik, der Raum, eine feierliche Liturgie und die Predigt sollen die befreiende Freude ausdrücken. Ein rein intellektueller Gottesdienst ist kein Osterfest!
Der Predigttext aus dem 1. Buch Samuel ist tausend Jahre älter als das Geschehen auf Golgatha. Das macht uns zuerst stutzig. Ich versuchte herauszufinden, was die Perikopenmacher sich gedacht haben könnten, als sie diesen Text vom 14. nach Trinitatis auf den Ostersonntag legten. Manche Kommentare schlagen eine sehr frauenzen-trierte Auslegung vor: Eine Linie vom Lobgesang der Hanna über das Magnifikat der Maria bis hin zu den Frauen am Grab. Mich befriedigte das nicht.
Der Hymnus der Hanna (vermutlich später eingefügt) im Buch Samuel soll ein Stilmittel für dessen Bedeutung als Israels „Königsmacher“ sein. Samuel („ich habe ihn von Gott erbeten“) war eine wichtige Übergangsgestalt. Er hat Saul und David zum König gesalbt.
Das sind alles spannende Geschichten. Aber wer einen Ostergottesdienst besucht, hat andere Erwartungen als einen alttestamentlichen Text exegetisch aufbereitet zu bekommen. Dazu kommt: Einen Hymnus predigt man nicht, man lässt ihn klingen!
Deshalb habe ich mich entschieden, die Gottesdienstteilnehmer beim Kasus Ostern, dem unglaublichen Heilsgeschehen als auch ihren mitschwingenden Zweifeln abzuholen. Erst in der zweiten Hälfte gehe ich auf den Predigttext ein und erkläre den Zusammenhang nur sehr verdichtet.
Dabei schlage ich eine Brücke von der tot-unglücklichen Hanna, die zu neuem Leben befreit wurde zu uns heute, die wir wieder neu lernen müssen, den Hymnus der Freude zu singen. Und Ostern als Fest des Lebens wirklich zu feiern!
Vorschlag Ostersegen:
Gott segne uns mit der Gewissheit, dass der Stein vom Grabe aufgehoben ist. Er verwandle unsere Trauer in neue, lebendige Kraft
und lasse es geschehen, dass wir aufbrechen können.
Sendung:
Wie der Auferstandene Maria von Magdala gesandt hat, die Osterbotschaft zu verkünden, so sende ich Euch, die Botschaft vom auferstandenen Christus in die Welt hinauszutragen:
Geht hin wie die ersten Zeuginnen am Ostermorgen.
Seht das leere Grab und wendet euch zum Licht.
Vertraut auf den Segen, der in Gottes Liebe begründet ist.
Geht hin in alle Welt und verkündet: Christ ist erstanden!
Predigt:
Die grenzenlose Güte Gottes, die Liebe des auferstandenen Christus und die befreiende Kraft des Heiligen Geistes sei mit Euch allen. Amen
Liebe Gemeinde,
OSTERN – Dreh- und Angelpunkt unseres christlichen Glau-bens. Es ist nicht ein Fest neben anderen, nicht eine Wahrheit neben anderen, sondern daran hängt alles. Wie eine Tür an der Angel. An OSTERN wird eine Tür des Glaubens aufgestoßen, die niemand mehr schließlich kann.
Es geht auf Leben und Tod. Billiger ist es nicht zu haben.
Woran glauben wir wirklich? Was gibt uns Hoffnung? Worauf vertrauen wir, auf welchen Gott verlassen wir uns? Nirgends stärker als an OSTERN werden wir so dicht herangeführt an die Kernfrage unserer Glaubens: Trauen wir Gott das Un-Glaubliche zu?
Bei der Auferstehung geht es nicht um eine „Wiederherstellung“ des Alten, Bisherigen. Jesus ist nicht in das alte, sterbliche Leben zurückgekehrt wie bei einer erfolgreichen Wiederbelebung. Die Auferstehung ist etwas völlig Neues!
Hölderlin sagte einmal: Göttliches trifft Un-teilnehmende nicht! Und Franz Werfel drückte es so aus: Für diejenigen, die an Gott glauben, ist keine Erklärung notwendig. Für diejenigen, die nicht an Gott glauben, ist keine Erklärung möglich.
Der Verlierer am Kreuz hat den Tod besiegt und damit alles irdische Siegen überflüssig gemacht. Ostern ist die große Hoff-nung für alle Opfer von Gewalt und Unmenschlichkeit.
Aber - feiern wir dieses Fest auch wirklich?? Nehmen wir beim Wort - den Tod des Todes? Zweifel sind erlaubt, sind sogar wichtig. Man kann sich auch zum Glauben hin-zweifeln. Das Unaussprechliche ist nicht das Schlechteste an unserer Religion.
Letztendlich geht es auch nicht darum, ob wir das Unglaubliche für wahr halten. Es geht darum, ob wir Gott so viele Veränderungsmöglichkeiten zutrauen. „Wir verraten Gott, wenn wir dem Tod mehr zutrauen als ihm“ sagte der alte Bischof Kamphaus.
Zweifel sind Teil des Glaubens. Nur zu! Vielleicht hilft Ihnen ja ein Blick in die ringsum wunderbar aufblühende Natur ein wenig auf die Oster-Freudensprünge: Schauen Sie doch einmal auf dem Heimweg bewusst die aufgebrochenen Zweige und Knospen an. Vor wenigen Wochen waren es noch kahle, dürre Äste. Ohne jeden Zweifel haben wir erwartet, dass sie bald in Blüte stehen werden, dass Leben aus ihnen hervorbricht. Mit großer Selbstverständlichkeit trauen wir Gott gegenüber der Natur die sich stets erneuernde Schöpferkraft zu. Warum also nicht bei uns selbst?
Der Schauspieler Ernst Ginsberg hat, als er schon von schwerer Krankheit gezeichnet war, dies in einem Gedicht zum Ausdruck gebracht:
Zur Nacht hat ein Sturm alle Bäume entlaubt,
sieh sie an, die knöchernen Besen.
Ein Narr, wer bei diesem Anblick glaubt,
es wäre je Sommer gewesen.
Und ein größerer Narr, wer träumt und sinnt, es könnt je wieder Sommer werden. Und grad diese gläubige Narrheit, Kind
ist die sicherste Wahrheit auf Erden.
Die sicherste Wahrheit auf Erden – mit der Auferstehung entgrenzt Jesus den scharfen Horizont zwischen Himmel und Erde. Für immer.
Beweise im irdischen Sinne gibt es dafür nicht. Dazu ist das Geschehen zu sehr jenseits unseres Vorstellungsvermögens. Und dennoch ist die Auferstehung, wie Luther sagt, in jedes Körnlein geschrieben.
Was wäre die Alternative? Wenn es keine Auferstehung gegeben hätte oder gäbe, dann hätte der Tod, der Materialismus das letzte Wort.
Ich glaube nicht nur lieber, sondern auch aus tiefer österlicher Überzeugung an einen Gott, der der sich nicht mit Kriegen, Hunger, Not und Gewalt abfindet. Ich glaube an einen Gott, der dem Menschen eine Perspektive aufzeigen will, durch Not, Leid und Tod hindurch.
Auferstehung bedeutet:
Gott sagt NEIN zu dem, was sich Menschen antun bzw. was ihnen an Schrecklichem widerfährt. Darum geht es an Ostern.
Glaubhafter ist das nicht, aber für unser Leben und unsere Liebe zu diesem unserem Leben wichtiger als alles andere. Die Erkenntnis „Gott findet sich nicht mit dem Tod ab“ verändert meine Lebensperspektive.
Der Predigttext, der uns für heute zu bedenken aufgegeben ist, ist ein Hymnus auf die Größe und Güte unseres Gottes. Gesungen oder geradezu ins Leben hinein gejauchzt von einer Frau, die Gottes lebensschaffende Kraft am eigenen Leib erfahren hat. Es ist der Lobgesang der Hanna, die nach langen Jahren der Kinderlosigkeit ein Sohn geschenkt bekam. Hanna war tot-unglücklich gewesen. Und nun, da sie Leben empfangen hatte, da Gott sie befreite aus dem Dunkel, dem Elend und der Schmach drückt sie ihre erwachte neue Lebendigkeit
in einem Lobgesang aus: Dem Loblied der Hanna. Hören Sie diese wunderschöne Sprache aus dem 1. Buch Samuel im 2. Kapitel. Ihre Freude leuchtet aus diesem 3000 Jahre alten Lied heraus:
Und Hanna betete und sprach:
„Mein Herz ist fröhlich in dem Herrn, mein Haupt ist erhöht in dem Herrn.
Mein Mund hat sich weit aufgetan wider meine Feinde,
denn ich freue mich deines Heils.
Es ist niemand heilig wie der Herr, außer dir ist keiner,
und es ist kein Fels, wie unser Gott ist.
Der Herr tötet und macht lebendig, führt hinab zu den Toten und wieder herauf. Der Herr macht arm und macht reich; er erniedrigt und erhöht.
Er hebt den Dürftigen aus dem Staub und erhöht den Armen aus der Asche, dass er ihn setze unter die Fürsten und den Thron erben lasse.
Ein wunderschönes Lied von der Allmacht Gottes. Das zwei-felsohne im Magnifikat der Maria gut tausend Jahre später eine Entsprechung findet. Aber trotzdem – was hat ein 3000 Jahre alter Hymnus mit dem Ostergeschehen zu tun? Die Theologen, die vor Jahren diesen Text vom 14. Sonntag nach Trinitatis sehr bewusst auf den Ostersonntag gelegt haben, werden sich schon etwas dabei gedacht haben. Da müssen wir uns etwas hinein graben. Was hat ein alttestamentliches Loblied, so schön und wahr es auch sein mag, mit unserem Osterfest heute zu tun?
Es führt direkt ins Zentrum der Osterwirklichkeit, liebe Ge-meinde: Wo Totes wieder lebendig wird, wo Erstarrtes zu neuem Leben erwacht, wo Hoffnung die Resignation besiegt, wo Menschen sich verändern und neu beginnen - da ist Ostern! Wo Gott sichtbar an Hannas Seite getreten ist, da verkehrt sich Todeserfahrung in Lebensgewinn. Ob tausend Jahre vor Christus, ob in Jerusalem oder zweitausend Jahre danach bei uns hier und heute – es beginnt etwas unvorstellbar Neues.
Der Osterglaube lässt sich nur bezeugen – nicht beweisen. Denn der Bereich der irdischen Beweisbarkeiten ist so sehr überschritten, dass alle Vergleiche versagen. Aber gerade Überzeugungen können deutlich machen, was Beweise nicht können: Dass sich ein Leben verändert hat!
Die Zeitenwende ist da, wo geschieht, was Hanna besingt:
Gott tauscht die Plätze, erniedrigt und erhöht, verkehrt das Unten und Oben, verwandelt Armut in Reichtum beschert Hungrigen ein Fest, erlöst die Unfruchtbaren, macht tot und wieder lebendig. Die Auferweckung Jesu ist eine Wirklichkeit, die in Zeit und Raum eingebettet ist und zugleich alle Gesetze von Zeit und Raum sprengt. Sie war kein Vorgang in unserer physikalischen Welt. Das Erklärungswissen ist ein Todeswissen. Die Auferstehungshoffnung ist eine lebendige Hoffnung.
Wo wir an Gottes Veränderungsmöglichkeiten glauben und es wie die Frauen am Ostermorgen, wie Hanna im Tempel und wie viele vor und nach ihnen laut und fröhlich jubelnd in die Welt hinaus rufen, da drehen wir den Gräber dieser Welt den Rücken zu.
„Ein Grab greift tiefer, als die Gräber gruben, denn ungeheuer ist der Vorsprung Tod.
Am tiefsten greift das Grab, das selbst den Tod begrub.
Denn ungeheuer ist der Vorsprung Leben.“ (Kurt Marti)
Dem Vorsprung Leben Raum geben, das erleben wir staunend an Ostern. Denn eines ist sicher: Vor 2000 Jahren ist mehr als ein Grabstein ins Rollen gekommen. Seitdem gibt es Menschen, die einen Vorsprung an Hoffnung haben. Christen.
Singen wir also mit Hanna: Ich freue mich deines Heils!
Gehen wir hinaus in diesen Ostermorgen in tiefer Osterfreude:
Unser Leben kommt in Bewegung, unsere Hoffnung kommt ans Licht.
Wer Ostern kennt, kann nicht verzweifeln. Halleluja!
Und der Friede Gottes, der höher ist als unsere menschliche Ver-nunft, bewahre unsere Herzen und Sinne und mache uns lebendig und frei zu verwegener, fröhlicher Oster-Zuversicht. Amen
Verfasserin: Prädikantin Martina Hofmann-Becker,
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