Auferstehung Christi
von Christoph Mohr (64367 Mühltal)
Predigtdatum
:
16.04.2006
Lesereihe
:
ohne Zuordnung
Predigttag im Kirchenjahr
:
Osternacht
Textstelle
:
1. Samuel 2,1-2.6-8a
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Wochenspruch:
Christus spricht: Ich war tot, und siehe, ich bin lebendig von Ewigkeit zu Ewigkeit und habe die Schlüssel des Todes und der Hölle. (Offenbarung 1,18)
Psalm: 118,14-24 (EG 747)
Lesungen
Altes Testament:
1. Samuel 2,1-2. 6-8a
Epistel:
1. Korinther 15,1-11
Evangelium:
Markus 16,1-8
Liedvorschläge
Eingangslied:
EG 112
Auf, auf, mein Herz, mit Freuden
Wochenlied:
EG 101
oder EG 106
Christ lag in Todesbanden
Erschienen ist der herrlich Tag
Predigtlied:
EG 107
Wir danken dir, Herr Jesu Christ
Schlusslied:
EG 99
Christ ist erstanden
Zur Einführung:
Bei Hannas Bekenntnis handelt es sich um ein Danklied mit hymnischem Charakter. Wahrscheinlich aus vorexilischer Zeit wurde es in die Kindheitsgeschichte Samuels eingefügt. Der Dank für Gottes hilfreiches Eingreifen wird Hanna mit einem Lied aus dem Gesangbuch des Tempels in den Mund gelegt. Die erfahrene Hilfe Gottes lädt ein, im eigenen Leben Gott zu entdecken und selbst zum Lob zu finden.
Schwierig ist, dass es sich um einen alttestamentlichen Text handelt, aber die Ereignisse von Ostern die Erwartungen der Gottesdienstbesucher bestimmen.
Deshalb bringe ich im dritten Teil der Predigt (III) den Lobgesang Hannas mit dem Osterevangelium (Markus 16) ins Gespräch. Frauen in aussichtsloser Situation erfahren, dass Gott Leben schaffen kann. Hanna erlebt es an sich selbst und stimmt ein Loblied an. Die Frauen am Ostermorgen verlassen das Grab mit Zittern und Entsetzen, weil die Botschaft des Engels nicht durch eigene Erfahrung gedeckt ist. Das ist auch unsere Not. Hier gilt es, die Loblieder der Mütter der Kirche nachzusprechen und als christliche Gemeinde einander zu ermutigen.
Wenn wir uns gegenseitig erzählen, wie wir Gott in unseren Lebenskrisen entdecken konnten, dann kann auch ein Vertrauen wachsen, dass unser Lebensweg nicht nur ein Weg zum Grab ist, sondern in die Liebe Gottes einmünden wird. Wo Gottvertrauen wächst, wie Hanna es sich in aussichtsloser Lage bewahren konnte, können wir schon heute kraftvoll in die Osterlieder einstimmen (z. B. EG 99, 552).
Liebe Gemeinde!
I.
In wenigen Wochen ist es wieder so weit: Fußballweltmeisterschaft – und das auch noch in Deutschland. Da werden sich Menschen voller Begeisterung in den Armen liegen, wenn ihre Mannschaft gewonnen hat. Und sie werden es voller Glück hinaussingen, damit es jeder hören kann: „We are the champions. Wir sind die Sieger. Uns gehört das Fußballfeld und nach Möglichkeit der Pokal“.
Haben Sie so voller Glück und Gewissheit in die Lieder dieses Ostersonntags eingestimmt? Mit der Hoffnung: Gottes Macht ist stärker als der Tod?
Er hat Jesus nicht im Tod gelassen, ihm kann ich auch mein Leben in Ewigkeit anvertrauen.
Mit so einer Zuversicht sollten wir uns an Ostern in die Arme fallen und laut singen, dass Gott Zukunft öffnen wird, auch wenn wir heute noch von Leiden, Krankheit und Tod, Unrecht und Unfrieden umstellt sind. Weil Gott unser Leben geschaffen hat, uns nicht alleine lassen will und unser Leben auch einmal vollenden kann, sollten wir mit kräftiger Stimme „Christ ist erstanden“ anstimmen oder: „Einer ist unser Leben, Licht auf unseren Wegen, Hoffnung, die aus dem Tod erstand, die uns befreit“.
II.
Dass der Glaube an den lebenschaffenden Gott schon immer Menschen zum Singen bewegt hat, wird uns deutlich, wenn wir auf den Predigttext des heutigen Sonntags hören, der im Alten Testament aufgeschrieben ist.
Hanna steht im Mittelpunkt dieser vorösterlichen Geschichte, die doch schon so viel österliche Freude beinhaltet. Diese Frau, die etwa vor 3000 Jahren gelebt hat, begegnet uns zunächst vollkommen verzweifelt. Seit Jahren wartete sie vergeblich auf ein Kind. Auch wenn ihr Mann viel Verständnis und Liebe für sie aufbrachte, sie empfand ihre Kinderlosigkeit als Makel.
Hanna wollte auch an der Kette des Lebens teilhaben. Leben schenken, so wie sie ihr Leben einmal geschenkt bekommen hatte. Zudem musste sie mit abschätzigen Blicken und hinterhältigem Getuschel der anderen Frauen leben, denn ohne Kinder, da verfehlte man seinen Platz in der Gesellschaft. Und soziale Anerkennung wurde ihr verweigert. Damals übrigens so ganz anders als heute, wo bedauerlicherweise gerade Frauen mit Kindern die Aufstiegsmöglichkeiten in der Berufswelt und manchmal auch soziale Anerkennung verweigert werden.
Hanna fühlte sich ganz unten, erniedrigt und verachtet. Von Gott vergessen. Leicht hätte Hanna alles in sich hineinfressen können, selbst bitter und gehässig werden. Ich kann mir vorstellen, wie sie gehadert haben wird mit sich selbst, mit dem Leben, mit Gott. So wie wir das auch in bedrückenden und erst recht in aussichtslosen Lebenssituationen tun.
Aber - und das können wir schon einmal von Hanna lernen - sie hat nicht aufgesteckt, Gott mit ihrer Bitte nach Leben in ihr und durch sie, in ihrer Bitte nach einem Kind, zu bestürmen. Und dann geschah das, was niemand mehr für möglich gehalten hätte. Hanna brachte einen Sohn zur Welt. Sie nannte ihn Samuel. Dieser Samuel wird später die ersten Könige Israels salben.
Doch lange zuvor geht Hanna voller Glück und Freude zum Tempel. Da gibt es kein Zurückhalten mehr, kein zweifelndes Fragen. Sie hat es an sich erfahren. Gott schafft neues Leben. Er ist ganz auf ihre Seite getreten. Aussichtslose Situationen kann er wenden. Und dann singt sie - wohl mit einem Lied, das man im Tempel schon kannte -, aber mit dem Brustton der Überzeugung:
1 Hanna betete und sprach: Mein Herz ist fröhlich in dem HERRN, mein Haupt ist erhöht in dem HERRN. Mein Mund hat sich weit aufgetan wider meine Feinde, denn ich freue mich deines Heils. 2 Es ist niemand heilig wie der HERR, außer dir ist keiner, und ist kein Fels, wie unser Gott ist. 6 Der HERR tötet und macht lebendig, führt hinab zu den Toten und wieder herauf. 7 Der HERR macht arm und macht reich; er erniedrigt und erhöht. 8 Er hebt auf den Dürftigen aus dem Staub und erhöht den Armen aus der Asche, dass er ihn setze unter die Fürsten und den Thron der Ehre erben lasse.
Können Sie es wahrnehmen, auch noch nach 3000 Jahren? Die Begeisterung dieser Hanna, die die Macht Gottes in ihrem Leben erfahren hat?
„Mein Herz ist fröhlich in dem HERRN, ich freue mich deines Heils. Es ist kein Fels, wie unser Gott ist. Der HERR tötet und macht lebendig, führt hinab zu den Toten und wieder herauf. Der HERR macht arm und macht reich; er erniedrigt und erhöht.“
Erniedrigung hatte Hanna in ihrem Leben erfahren, manchmal fühlte sie sich schon wie tot. Aber jetzt hatte sie den kleinen Samuel in den Armen und war glücklich. In ihrem Körper hatte sie gespürt, dass das Vertrauen zu Gott nicht umsonst war, dass er Leben schenken kann, wo keiner mehr es erwartet hatte.
III.
Da sind wir mit diesem alttestamentlichen Danklied der Hanna tatsächlich mitten in den Ereignissen des Ostermorgens angekommen. Wieder sind es Frauen: Maria, Maria Magdalena und Salome mit Namen, die sich auf den Weg zum Grab von Jesus aufgemacht haben. Auch diesmal eine aussichtslose Situation, der Tod so real, wie er auch uns in den ersten Monaten dieses Jahres auf dem Friedhof unserer Gemeinde immer wieder begegnet ist.
Aber dann machen die Frauen durch den Schleier der Tränen hindurch eine Erfahrung, die ihrem ganzen Leben noch einmal eine neue Richtung gibt: „Habt keine Angst! Ihr sucht Jesus aus Nazaret, den Gekreuzigten. Gott hat ihn vom Tod auferweckt! Sagt seinen Jüngern: ‚Er geht euch nach Galiläa voraus.’“ (Markus 16, 7+8, Gute Nachricht Bibel-Übersetzung, gekürzt)
Ob die Frauen am Ostermorgen in den Lobgesang der Hanna hätten einstimmen können? Im Evangelium haben wir gehört, dass es ihnen nicht gerade zum Singen zumute war. So unfassbar war das, was sie erlebt hatten.
Wohl hatte Jesus immer schon von einem Himmel gesprochen, in dem Menschen als Schwestern und Brüder an einem Tisch sitzen und miteinander genügend haben von dem, was sie brauchen. Aber dass die Macht Gottes so groß ist, dass der Tod den Gekreuzigten freigeben muss, das überstieg sämtliche Vorstellungen.
Nicht wahr, vielleicht singen auch wir unsere Osterlieder nicht so lautstark und eher selten in der Öffentlichkeit, weil die Ereignisse von Ostern einfach unsere Erfahrungen übersteigen. Weil Leben durch den Tod hindurch von unserem Glauben nicht nur viel, sondern alles abverlangt: Ein Gottvertrauen, das über den Horizont des Grabes für die Menschen hofft, die uns vorausgegangen sind. Dass auch wir am Ende unseres Lebens nicht nur in eine Grube gelegt werden, sondern unser Leben in Gottes Liebe einmündet, wie ein Fluss nach vielen Windungen ins weite Meer.
Wenn schon so ungeheuer viel von unserem zweifelnden Glauben verlangt wird, dann soll uns heute der Blick auf Hanna helfen, die es ja an ihrem eigenen Körper erfahren hat, wie Gott Leben schaffen kann. Und es hilft, wenn wir uns gegenseitig in unserer Gemeinde davon erzählen, wie der eine oder die andere Gottes Bewahrung schon erlebt hat. Wie eine Krankheit überwunden wurde, Liebe wieder erwacht ist oder eine berufliche Krise durchgestanden werden konnte. Wer erfahren hat, das Gott nicht nur hört, sondern auch hilft und durch Dunkelheiten hindurchführt, der kann dann auch einstimmen und mit anderen singen: „Einer ist unser Leben, Licht auf unseren Wegen, Hoffnung, die aus dem Tod erstand, die uns befreit“.
IV.
Maria, Maria Magdalena und Salome, die mit Angst und großem Schrecken vom Grab weggegangen waren, fanden jedenfalls bald ihre Sprache wieder: „Der Herr ist auferstanden, er ist wahrhaftig auferstanden.“ Den Auferstehungsruf haben sie angestimmt. Und später, in den ersten christlichen Gemeinden, konnten sie solche Hoffnung auch in dem Loblied der Hanna entdecken.
„Es ist kein Fels wie unser Gott. Der HERR tötet und macht lebendig, führt hinab zu den Toten und wieder herauf. Der HERR macht arm und macht reich; er erniedrigt und erhöht.“
Solche Glaubenserfahrungen wünsche ich Ihnen. Und Menschen, die Sie auf ihrem Weg begleiten und da sind, wenn Dunkelheit ihr Leben umfängt. Miteinander wollen wir Wege suchen durch Dunkelheiten hindurch zu neuem Licht. Dann wird es uns auch leichter fallen in die großen Loblieder unseres Glaubens einzustimmen. Hanna hat das Loblied angestimmt. Maria, Maria Magdalena und Salome haben eingestimmt in den Jubelruf der Auferstehung. Jetzt sind wir dran. Ich freue mich auf das nächste Lied mit Ihnen! Amen.
Verfasser: Pfr. Christoph Mohr, Schillerstr. 15, 64367 Mühltal
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