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Auferstehung Christi

von Paul-Ulrich Lenz (63679 Schotten-Einartshausen)

Predigtdatum : 04.04.1999
Lesereihe : ohne Zuordnung
Predigttag im Kirchenjahr : Osternacht
Textstelle : Matthäus 28,1-10
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Wochenspruch:

Christus spricht: Ich war tot, und siehe, ich bin lebendig von Ewigkeit zu Ewigkeit und habe die Schlüssel des Todes und der Hölle. (Offenbarung 1,18)

Psalm: 118,14-24 (EG 747)

Lesungen

Altes Testament:
1. Samuel 2,1-2. 6-8a
Epistel:
1. Korinther 15,1-11
Evangelium:
Markus 16,1-8

Liedvorschläge

Eingangslied:
EG 103
Gelobt sei Gott im höchsten Thron
Wochenlied:
EG 101
oder EG 106
Christ lag in Todesbanden
Erschienen ist der herrlich Tag
Predigtlied:
EG 552
oder EG 111
Einer ist unser Leben
Frühmorgens, da die Sonn aufgeht
Schlußlied:
EG 114
Wach auf, mein Herz, die Nacht ist hin

1 Als aber der Sabbat vorüber war und der erste Tag der Woche anbrach, kamen Maria von Magdala und die andere Maria, um nach dem Grab zu sehen. 2 Und siehe, es geschah ein großes Erdbeben. Denn der Engel des Herrn kam vom Himmel herab, trat hinzu und wälzte den Stein weg und setzte sich darauf. 3 Seine Gestalt war wie der Blitz und sein Gewand weiß wie der Schnee. 4 Die Wachen aber erschraken aus Furcht vor ihm und wurden, als wären sie tot. 5 Aber der Engel sprach zu den Frauen: Fürchtet euch nicht! Ich weiß, daß ihr Jesus, den Gekreuzigten, sucht. 6 Er ist nicht hier; er ist auferstanden, wie er gesagt hat. Kommt her und seht die Stätte, wo er gelegen hat; 7 und geht eilends hin und sagt seinen Jüngern, daß er auferstanden ist von den Toten. Und siehe, er wird vor euch hingehen nach Galiläa; dort werdet ihr ihn sehen. Siehe, ich habe es euch gesagt. 8 Und sie gingen eilends weg vom Grab mit Furcht und großer Freude und liefen, um es seinen Jüngern zu verkündigen. 9 Und siehe, da begegnete ihnen Jesus und sprach: Seid gegrüßt! Und sie traten zu ihm und umfaßten seine Füße und fielen vor ihm nieder. 10 Da sprach Jesus zu ihnen: Fürchtet euch nicht! Geht hin und verkündigt es meinen Brüdern, daß sie nach Galiläa gehen: dort werden sie mich sehen.

Liebe Gemeinde!
Jesus lebt. Er ist auferstanden! Er ist wahrhaftig auferstanden! Rund um die Welt läuft dieser Jubelruf. Er ist schon vor uns erklungen in den kleinen Hauskirchen Chinas. Er ist heute Nacht erklungen in den prächtigen Ostergottesdiensten der orthodoxen Kirchen. Er erklingt in den heißen Steppen Afrikas, und er wird weiterwandern in die Gemeinde nach Amerika - zu Kathedralen und in kleine Kirchen am Wege, zu großen Scharen und kleinen Gruppen. Menschen rufen es aus in feierlichen Gottesdiensten und hinter Gefängnismauern. Der Ruf verbindet sich mit dem ersten Schrei eines neugeborenen Säuglings und mit dem letzten Seufzer eines Sterbenden. Menschen suchen ihren Halt in diesem Ruf. Menschen stehen für diesen Ruf: “Jesus lebt!“ ein mit ihrem Leben: manche tragen ihn als kleinen Anstecker an der Jacke, andere als großes Schild am Auto, wieder andere als eine tiefe Gewißheit im Herzen.
Er ist auferstanden! Dieses Wort ist zum ersten Mal gesprochen worden in Jerusalem, dem Ort, wo er gestorben ist, dem Ort, wo heute in der Grabeskirche Gottesdienst gefeiert wird – wie hier bei uns. Gottesdienst wird dort wie hier gefeiert, nicht um eines Toten zu gedenken, sondern um den Auferstandenen, den Gegenwärtigen, den Herrn anzubeten und ihn zu ehren.
Es ist nicht unser Ruf, dieser Ruf: Jesus lebt. Er gehört nicht uns Menschen. Der erste, der es ausruft: “Er ist auferstanden!“ ist ein Engel, ein Bote des lebendigen Gottes. Es ist dieser Ruf aus einer anderen Welt, der uns entgegenkommt, ein Ruf, der unsere Welt verändert. Davon redet unser Predigtwort. Wir hören es in drei Schritten:
1. Das Erschrecken: Es ist Zeitenwende.
2. Die Botschaft: Er ist vor euch.
3. Die Erfahrung: Er ist bei uns.
1. Das Erschrecken: Es ist Zeitenwende
Es gibt in unserer Welt unverbrüchliche Ordnungen: Tag und Nacht, Sommer und Winter, Frost und Hitze. Da ist die Ordnung: Leben entsteht und vergeht. Es gehört zu den unverbrüchlichen Ordnungen, daß der Tod in der Welt ist. Es ist den Menschen gesetzt, einmal zu sterben. Daran leiden wir, aber daran können wir nichts machen. So ist die Welt nun einmal geordnet. Was aber, wenn der Tod zerbricht? Wir können es gar nicht anders sagen: dann zerbricht das Gesetz der Welt, dann geht die eherne Ordnung dieser Welt in Trümmer. Dann gibt es in dieser Welt nichts mehr, das immer gegolten hat. Dann bleibt nichts mehr beim alten. Dann steht die Welt vor ihrer größten Wende.
Vor einigen Jahren sagte jemand: daß Menschen den Mond betreten hätten, sei das größte Abenteuer der Menschheit, der größte Fortschritt seit der Erschaffung der Menschen. Aber das stimmt nicht. Das größte Abenteuer dieser Welt geschah an jenem Morgen in Jerusalem, unbeobachtet von Fernsehkameras, ungesehen von Menschenaugen, zwischen Nacht und Morgen, wenn wir träumen: da geschah die Wende der Zeit, der Anfang der neuen Schöpfung Gottes, als der Tod zerbrach, als das alte Gesetz der Welt zerbrach. In den ersten Versen unseres Abschnittes spüren wir etwas davon: die Erde bebt. Die festgefügte Natur gerät ins Wanken. Der Boden, der fest ist unter unseren Füßen, beginnt zu zerbrechen. Die Propheten Gottes haben immer darum gewußt: Wenn Gott die neue Welt schaffen wird, wird die alte beben und zerbrechen. An diesem Morgen geschah ein großes Erdbeben.
Und wie die Natur, so ist auch die Macht der Mächtigen an diesem Tag zerbrochen: Pilatus hatte Wächter aufgestellt, einen Toten zu bewachen - keine Ehrengarde, eine Sicherheitswache. Aber als dieses Geschehen des Ostermorgens anbricht, da erbeben sie wie die Erde und fallen wie tot um. Die den Toten bewachen sollen, werden wie Tote, als Gottes Zeitenwende anbricht. Was da geschieht, hat die Welt verändert. Es ist der erste Tag der neuen Schöpfung, es ist der erste Tag des Endes der alten Welt. Seitdem steht diese alte Welt im Umbruch und die neue Schöpfung Gottes im Anbruch.
2. Die Botschaft: Er ist vor euch
Ein Engel kommt - vom Himmel her gesandt. Was hier gesagt werden muß, was an diesem Morgen geschehen ist, das sprengt unser menschliches Begreifen. Davon lassen uns alle Osterberichte etwas spüren, denn sie alle erzählen von Furcht, von Ratlosigkeit, von Entsetzen und Unverständnis. Komme doch keiner heute und glaube, daß er der einzige sei, der dies Geschehen nicht begreift. Wenn wir heute Ostern sagen, sagen wir etwas, was größer ist als unser Verstand, höher ist als unser Begreifen. Die Jünger damals, die Männer und Frauen, die mit Jesus unterwegs gewesen waren, die verstanden das alles nicht. Sie brauchten Hilfe dazu - nicht menschliche Hilfe und menschliche Klugheit. Die geraten angesichts von Ostern an ihre Grenzen. Sondern hier konnte nur eine andere Hilfe zum Verstehen führen: Gottes Hilfe. Und er, der barmherzige Gott, sendet diese Hilfe: ein Engel sagt das lösende Wort, das die Furcht vertreibt und dem Entsetzen wehrt: Ihr sucht nach den Gesetzmäßigkeiten der Welt - den Gekreuzigten bei den Toten. Aber er ist nicht hier. Er ist auferstanden.
Halten wir inne: Die Frauen waren gekommen, um am Grab Jesu zu stehen. Erinnerungen suchen sie. Erinnerungen leben von der Nähe, auch der Nähe des Grabes. Jesus - er war ihnen durch den Karfreitag ein Stück Erinnerung geworden, ein Stück gestorbene Hoffnung, ein Stück verlorene Liebe. Das hatten sie gesucht: Vergangenheit und Erinnerung. Und nun: er ist auferstanden, er ist nicht bei den Toten. Nein, in eurer Vergangenheit findet ihr diesen Jesus nicht. Er ist kein Teil eurer Vergangenheit, auf den ihr wehmütig zurückblicken müßt - er ist vor euch. Geht nach Galiläa. Dort werdet ihr ihn sehen. Geht dorthin, wohin er euch gerufen hat. Dort werdet ihr ihn sehen. Das ist nicht hinter euch - Er ist vor euch. In eurer Zukunft kommt er euch entgegen. Geht auf den Wegen, die er euch gehen geheißen hat - dort werdet ihr ihn sehen. Das möchte ich sehr direkt für uns aufnehmen. Das tröstet mich und macht mir Mut: auf dem Weg meines Lebens werde ich Jesus begegnen dürfen. Was der Engel hier den Frauen verheißen hat, gilt auch für uns. Wir hören nicht nur eine Botschaft von einem längst vergangenen Ereignis. Wir bekommen ein Versprechen für unser Leben. Auf den Wegen in die Zukunft eures Lebens wird er euch begegnen - denn er ist der lebendige Herr.
3. Die Erfahrung: er ist bei uns
Mit Furcht und Freude gehen die Frauen los. Es ist diese Mischung, die wir auch so gut kennen: Hoffnung, daß es wahr ist, was wir gehört haben - und zugleich eine Furcht über die Größe dieser Botschaft. Das ist ein Rechnen mit den Handeln Gottes und zugleich eine Ahnung, daß es für uns zu groß ist, daß unser kleines Leben damit nicht überein zu bringen ist. Aber sie gehen los. Sie haben gehört und nun gehorchen sie. Es darf nicht beim Hören bleiben. Wer die Wahrheit des Evangeliums erfahren will, wer die tragfähige Wahrheit des christlichen Glaubens erfahren will, der wird aus einem Hörenden zu einen Gehorchenden werden müssen: Es gibt keine Erfahrung mit dem auferstandenen Jesus Christus ohne den Gehorsam, der noch so zitternd und zagend Schritte geht. Auf diesem Weg ihres Gehorsams begegnet den Frauen der Herr. Auf dem Weg mit dieser Botschaft begegnet ihnen der Herr, von dem sie sagen sollen: Er ist auferstanden. Stumm sitzen zu bleiben hat keine Verheißung. Aber aufbrechen und weitersagen hat Verheißung und erfährt Erfüllung.
Jesus begegnet den Frauen. Das ist das Geschehen dieses Ostermorgens. Es löst ihren Glauben aus. Damit zugleich ist eine Vertrauensgeschichte und Glaubensgeschichte ausgelöst, die seitdem die Welt verändert hat. In ihrem Zentrum steht die Erfahrung der Frauen: Der auferstandene Herr ist nicht nur vor uns - er ist nicht nur unsere Zukunft: er ist bei uns. Sehen Sie, Ostern glauben heißt damit rechnen: Er ist bei uns. Jesus ist unter uns. Er ist uns nahe, unsichtbar und doch nahe. Er ist nicht nur der Zielpunkt, zu dem wir unterwegs sind und auf den wir zu leben. Er ist nicht nur der Ausgangspunkt, von dem wir herkommen. Er ist bei uns.
Ostern glauben - das heißt nicht: damit rechnen, dass damals in Jerusalem das Erstaunliche geschehen ist, daß einer von den Toten auferstanden ist und sensationellerweise sein Grab leer - sondern es heißt: heute in meinem Leben seine Gegenwart glauben, in unserer Welt seine Gegenwart glauben. Denn er lebt und ist uns nahe. Und er nennt uns: meine Brüder, meine Geschwister. Uns, die wir ihn wie die Jünger oft genug verlassen haben, die wir davongelaufen sind, die wir Hilfe gesucht haben an allen möglichen Stellen - uns nennt er seine Geschwister. Und jedem einzelnen und jeder einzelnen von uns will er begegnen.
Das ist ein Rechnen mit Ostern: Ich habe eine Begegnung mit dem auferstandenen Herrn Jesus Christus vor mir. Mir ganz persönlich will er begegnen, so daß ich es weiß, überzeugt in meinem innersten Herzen: Er ist auferstanden. Er lebt. Er nimmt mich an. Er will mir begegnen in seinem Wort, im Brot und im Wein, in den Liedern und Gebeten, in seiner Gemeinde. Er will mir begegnen in die Not und Hoffnung, in die Angst und Freude meines Lebens hinein. Er will mir begegnen - dafür lebe ich. Und wenn er mir begegnet, heute Morgen, vielleicht auch erst nach einer langen Zeit des Suchens und Wartens, dann grüßt er mich: chairete - seid gegrüßt - seid gesegnet - seid froh. Und wir dürfen uns freuen: denn er, der uns so begegnet und grüßt - der auferstandene Jesus Christus - ist unser Bruder. Amen.

Verfasser: Pfr. Paul Ulrich Lenz, Leonhardstr. 20, 61169 Friedberg

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