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Auferstehung Christi

von Gerhard Begrich (Drübeck)

Predigtdatum : 31.03.2002
Lesereihe : ohne Zuordnung
Predigttag im Kirchenjahr : Osternacht
Textstelle : 1. Korinther 15,19-28
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Wochenspruch:

Christus spricht: Ich war tot, und siehe, ich bin lebendig von Ewigkeit zu Ewigkeit und habe die Schlüssel des Todes und der Hölle. (Offenbarung 1,18)

Psalm: 118,14-24 (EG 747)

Lesungen

Altes Testament:
1. Samuel 2,1-2. 6-8a
Epistel:
1. Korinther 15,1-11
Evangelium:
Markus 16,1-8

Liedvorschläge

Eingangslied:
EG 103
Gelobt sei Gott im höchsten Thron
Wochenlied:
EG 101
oder EG 106
Christ lag in Todesbanden
Erschienen ist der herrlich Tag
Predigtlied:
EG 112
Auf, auf, mein Herz, mit Freuden
Schlusslied:
EG 99
Christ ist erstanden

Zuerst wird der Predigttext vorgelesen - aber ohne Vers 19, der wird erst zum Schluss der Predigt zitiert! Gelesen wird also 1. Kor 15,20-28.
19 Hoffen wir allein in diesem Leben auf Christus, so sind wir die elendesten unter allen Menschen. 20 Nun aber ist Christus auferstanden von den Toten als Erstling unter denen, die entschlafen sind. 21 Denn da durch einen Menschen der Tod gekommen ist, so kommt auch durch einen Menschen die Auferstehung der Toten. 22 Denn wie sie in Adam alle sterben, so werden sie in Christus alle lebendig gemacht werden.
23 Ein jeder aber in seiner Ordnung: als Erstling Christus; danach, wenn er kommen wird, die, die Christus angehören; 24 danach das Ende, wenn er das Reich Gott, dem Vater, übergeben wird, nachdem er alle Herrschaft und alle Macht und Gewalt vernichtet hat. 25 Denn er muss herrschen, bis Gott ihm »alle Feinde unter seine Füße legt« (Psalm 110,1). 26 Der letzte Feind, der vernichtet wird, ist der Tod. 27 Denn »alles hat er unter seine Füße getan« (Psalm 8,7). Wenn es aber heißt, alles sei ihm unterworfen, so ist offenbar, dass der ausgenommen ist, der ihm alles unterworfen hat. 28 Wenn aber alles ihm untertan sein wird, dann wird auch der Sohn selbst untertan sein dem, der ihm alles unterworfen hat, damit Gott sei alles in allem.

Liebe Schwestern und Brüder in Christus!
Nun aber ist Christus auferstanden!
„Nun aber” - das ist Gottes Paukenschlag für das Leben - gegen das Sterben in der Welt: „Nun aber” - das heißt jetzt - ist alles anders geworden. Nichts ist mehr, wie es war - und wird nie mehr so sein. Die Uhren der Welt gehen jetzt anders.
Nun aber - protestiert Gott gegen den Tod in der Welt. Denn etwas Undenkbares, Unglaubliches und von niemand Vorhergesehenes ist geschehen: Christus war tot - und siehe: Er ist lebendig.
Gottes „Nun Aber” erhält die Welt, uns und unsere arme und geschundene Erde: „Wär’ er nicht erstanden, so wär’ die Welt vergangen.” Ist aber nicht.
Die Welt kann uns nicht verloren gehen, weil Gott sie trägt. Gelobt sei ER und Sein Tun!
Ostern kündet unmissverständlich Seine Botschaft: die Mächtigen sind nicht mächtig, die Mörder können nicht töten, wir können nichts tun ohne IHN. Gott sitzt im Regimente. Es wird regiert vom Himmel herab hier unten auf Erden. Gott lässt sich nicht aus unserer Welt, aus Seiner Schöpfung, vertreiben. Heute ist es am Tag. Wir sollten fröhlich sein. Es darf gelacht werden - über den Tod. Gottes Lachen ist ansteckend, heißt es... Geben wir der Welt etwas zurück von diesem Gotteslachen! Es wird der Welt und uns gut tun. Und Gott wird es recht sein - so.
Gott also will das Leben - aber der Tod regiert. So sieht es doch aus. So erfahren wir die Welt und die Weltgeschichte, die sich abspielt in unserer Stadt und in unserem Dorf auch: es wird mehr gestorben in dieser Welt - und das Leben hat sich allzu oft auf die Friedhöfe zurückgezogen: die Gräber sind liebevoll gepflegt, Blumen überall, selbst unter dem Schnee - aber die Häuser Gottes stehen oft übel geschändet da, verschlossen, eingefallen - und erst kurz vor Ostern wird der Weihnachtsbaum entfernt: ich glaube, es müsste anders, ganz anders, sein. Gottes Haus darf nicht tot sein - und auch nicht so dastehen. Gott will sich in unseren Kirchen wohl fühlen - und wir auch! Die Kirche, unsere, ist doch die Wohnstube des Himmels! SEIN Zuhause - oder ist Gott davongegangen? Manche sagen das - und verweisen dabei auf den Zustand der Welt: 12000 (in Worten: zwölftausend!) Kinder, heißt es, sterben jeden Tag vor Hunger; vor einem halben Jahr haben Terroristen das World Trade Center grausam zerstört, und der Terror trägt das Gesicht des Todes; gestorben wird auf unseren Straßen - und zu viele setzen ihrem Leben selbst ein Ende. Für den Tod sind es gute Zeiten, er ist kein Knochengerippe mehr, er ist dick und feist geworden...
Es ist kein Gott - sagen die einen, und die anderen fragen verstört: darf man mit Gott so umgehen? Geht es uns gut - dann brauchen wir Gott nicht. Geht es uns schlecht - fragen wir: warum lässt Gott das zu? Oder rufen zu IHM - und erwarten Seine Hilfe. Dürfen wir uns und Gott das antun? Haben wir aus dem Grauen vom 11. September 2001 auch Gottes Rufen vernommen: Kehrt um! Tut Buße! Ändert euch - alle! Haben wir das getan?! (Die Wahrscheinlichkeit ist gering!) Gottes Osterbotschaft ist die gute Nachricht vom Leben - und dieses wird weder durch den Tod noch durch Töten erreicht: zu töten ist immer der falsche Weg. Immer.
Gott gibt das Leben - und Gott nimmt es - heißt der längst verstaubte Satz, der uns allen Hoffnung schenkt und Zukunft verheißt.
In diesem Sinn hat Gottes Ostern die Welt durcheinander gebracht - und tut es noch.
Durch einen Menschen ist der Tod gekommen, schreibt Paulus: es ist der Fluch der bösen Tat.
Nein, es ist nicht der vermeintliche Apfel, den Adam zusammen mit Eva gegessen hat. Der Apfel ist es wirklich nicht. Aber es ist wohl so: wir haben uns an diese Geschichte gewöhnt, haben uns den Text so zurecht gelegt - und bei alledem ein sog. gutes Gewissen gehabt!
Aber der Text ist anders - und Paulus hat das gewusst! Und wir wollen es jetzt auch wissen, denn dazu wird doch die Schrift studiert - auch diese zum Leben.
Also! In unserer Bibel steht geschrieben: „Darum wird ein Mann seinen Vater und seine Mutter verlassen und seinem Weibe anhangen” - so weit so gut. Darüber wollen wir nicht reden. Aber wie geht der Satz weiter: „und sie werden sein ein Fleisch.” Das steht da - und das ist richtig und falsch. Wenn der Satz gilt: „eine halbe Wahrheit ist eine ganze Lüge, dann ist dieser Satz eine solche! - eine ganze Lüge also.
Wie ist das zu erklären?
Die Übersetzungen haben den Text so entstellt - und damit auch die „Geschichte vom Sündenfall” in Gen 3.
Heißen muss der Satz nämlich vollständig: „Und sie werden sein ein Fleisch und ein Gespräch.” Der hebräische Text braucht dafür nur ein Wort - wir aber in unserer Sprache zwei! Das hebräische Wort „basar” heißt sowohl: „Körper, Fleisch, Leib” - als auch: „Botschaft, Kunde, Gespräch”. Was also sollen die Menschen sein in ihrem Mitsein: „ein Leib und ein Gespräch” (das erstere haben sie viel leichter geschafft als das zweite!) Der Sündenfall erzählt nun, dass die beiden gerade darin versagt haben: miteinander gesprochen haben sie nicht! Und so beginnt das Sterben, kommt der Tod: mit dem nicht stattgefundenen Gespräch: der Tod ist die absolute Gesprächsunfähigkeit. Adam hat mit Eva nicht geredet.
Es gibt aber keine Humanität ohne den Mitmenschen, kein Menschsein ohne Gespräch.
Durch die Auferweckung des Einen wird der letzte Feind, der Tod, vernichtet. Gott hat den Menschen mit sich und den Menschen mit den Menschen versöhnt! Darum sei der Mensch ein Gespräch - zum Leben und zum Lobe Gottes.
Wo Menschen durch Gespräch und Gebet sich voneinander entfernen, ist Gott nicht unter ihnen. Ist das zu schwer?
Aber Gott hat nicht gesagt, dass es einfach ist. Sollten wir uns nicht um das Leben und Seine Gegenwart mühen?
ER ist auf den Wegen zueinander - und wird am Ende alles in allem sein. Das ist unser Trost: wir können gar nicht anders - wir kommen immer nach Haus - auf Seinen Wegen.
Versuchen wir IHM zu folgen...
Verheißen ist uns das Leben und die himmlische Herrlichkeit in des großen Königs Stadt. Es gibt keine Alternative: Ostern bekräftigt die Bergpredigt Jesu: Selig seid ihr, wenn ihr das tut.
Es ist schon wahr, was Paulus schreibt: „Hoffen wir allein in diesem Leben auf Christus, so sind wir die elendsten unter allen Menschen.”
AMEN - so soll es sein.
Das ist kein Ende. Das ist ein Anfang.
Denn:
„Wir sind allesamt zu dem Tod gefordert, und keiner wird für den anderen sterben, sondern jeder in eigener Person für sich mit dem Tod kämpfen. In die Ohren können wir wohl schreien, aber ein jeder muss für sich geschickt sein in der Zeit des Todes: Ich werde dann nicht bei dir sein noch du bei mir. Hierin muss jedermann die Hauptstücke, die einen Christen angehen, genau wissen und gerüstet sein”.
So hat Martin Luther am Sonntag Invokavit 1522 in Wittenberg in der Stadtkirche seine Predigt begonnen: die Hauptstücke eines christlichen Menschen, wie das ganze Wesen und Leben aber, sei Glauben und Liebe.
„Der Glaube ist gegen Gott gerichtet, die Liebe gegen den Menschen und Nächsten mit Wohltun, wie wir sie empfangen haben von Gott ohne unser Verdienst und Werk.”
Seid Gott befohlen! Amen.

Verfasser: Pfr. Dr. Gerhard Begrich, Kreuzsand 8, 99084 Erfurt

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