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Auferstehung in der Finanzkrise

von Elke Burkholz (Messel)

Predigtdatum : 12.04.2009
Lesereihe : ohne Zuordnung
Predigttag im Kirchenjahr : Osternacht
Textstelle : Markus 16,1-8
ggf. Homepage, auf der die Predigt verzeichnet ist : http://kirchemessel.de
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Elke: Gnade sei mit euch und Friede von Gott unserem Vater und unserem Herrn Jesus Christus, liebe Gemeinde,
Wir haben die Auferstehungsgeschichte gehört. Sie spielt früh am Morgen bei Sonnenaufgang. Die Frauen, die Jesus salben wollen, haben eine schlimme Nacht hinter sich. Maria Magdalena, die Maria des Jakobus und Salome steckt noch das Entsetzen der Kreuzigung im Nacken. Wahrscheinlich konnten sie nicht schlafen, weil die Bilder im Kopf sie nicht haben zur Ruhe kommen lassen. Sie warten darauf, dass sie endlich etwas tun können.
Albrecht: Und nun ist der Sabbat vorbei. Sie dürfen sich jetzt endlich auf den Weg machen. Sie wollen seinem Körper die letzte Ehre erweisen. Sie wollen ihn noch einmal berühren, gemeinsam der Trauer Raum geben. Ihre Liebe zu Jesus ausdrücken.
Elke: Ihre Hoffnungen sind mit Jesus am Kreuz gestorben. Sie waren so glücklich gewesen. Aufbruch. Etwas Neues hat sich angekündigt. Der Messias ist gekommen. Ja, alles würde gut werden. Sie hatten das Neue, das mit Jesus gekommen ist, noch kaum verstanden. Sie waren von Wundern umgeben gewesen: Heilungen, vollmächtige Worte. Eine große Zahl von Menschen hatte sich um ihn geschart.
Albrecht: Und dann begannen die dunklen Andeutungen: Der Menschensohn muss leiden. Die Feindschaft der Pharisäer und Schriftgelehrten der Priester, der Tempelhierarchie wurde größer. Sie hatten es in all ihren Hoffnungen nicht verstanden. Sie hatten nicht bemerkt was das für ein Weg war, den sie nach Jerusalem gegangen sind. Sie wussten nicht, wohin dieser Weg führt. Sie hatten gedacht er führt direkt zur Machtübernahme. Und dann der Schock, er führte in den Tod.
Elke: Damit müssen sie erst einmal fertig werden. Das alles haben sie noch nicht richtig verstanden. Das einzige, was sie wissen ist, dass ihre Hoffnungen gestorben sind. Aber sie wollen nicht auch noch ihre Liebe sterben lassen, die wollen sie bewahren. Ihre Trauer ist schrecklich. Aber die Liebe zu Jesus, die wollen sie sich nicht nehmen lassen. Sie wollen ihn noch einmal berühren.
Albrecht: Die Frauen müssen jetzt einfach etwas tun. Sie gehen früh morgens los, obwohl sie nicht wissen, wie sie zu Jesus kommen sollen.
Elke: Ja, der Stein ist ja noch vor dem Grab und der Stein ist sehr schwer. Wie sollen sie ihn wegrollen?
Albrecht: Aber sie gehen trotzdem.
Elke: Und dann ist der Stein schon weg.
Albrecht: Und sie gehen in die Grabhöhle hinein, und Jesus ist weg.
Elke: Stattdessen sitzt da ein Engel und sagt Ihnen, Jesus ist auferstanden.
Albrecht: Schlimmer kann es ja nicht mehr kommen. Das Wechselbad der Gefühle geht weiter. Vor zwei Tagen haben sie ihre Hoffnung verloren.
Elke: Und jetzt verlieren sie auch noch ihre Liebe. Sie können Jesus nicht mehr erreichen.
Albrecht: Die Frauen müssen völlig verwirrt sein. Jetzt ist schon wieder alles anders als sie gedacht haben. Und diese merkwürdige Ankündigung Jesus würde ihnen nach Galiäa vorausgehen.
Elke: Wahrscheinlich haben sie gedacht, jetzt sind wir völlig durchgedreht. Wir sehen schon Erscheinungen. Wenn wir das den anderen erzählen dann halten die uns für verrückt.
Albrecht: Vielleicht meint die eine: Wir können nicht solche Hoffnungen wecken, wenn sich die als falsch erweisen, dann schaffen wir es nicht mehr damit fertig zu werden.
Elke: Und die Frauen fürchteten sich sosehr, dass sie niemandem etwas gesagt haben, obwohl der Engel ihnen den Auftrag gegeben hat, es weiterzuerzählen.
Albrecht: So endet das Markusevangelium. Ich verstehe das als Aufforderung an uns: Ihr müsst es jetzt erzählen! Ihr müsst sagen, dass Jesus auferstanden ist.
Elke: Aber sind wir nicht genauso verwirrt und durcheinander wie die Frauen? Ist es für uns nicht genauso schwierig, damit zu rechnen, dass Jesus auferstanden ist? Können wir voller Überzeugung sagen: Ja, so ist es?
Albrecht: Ja, das ist schwierig. Auch wir sind oft so von der sichtbaren Wirklichkeit überwältigt, dass wir die Wirklichkeit Gottes nicht mehr sehen können.
Elke: Wie meinst du das?
Albrecht: Unsere spürbare Wirklichkeit ist der Schmerz im Bein. Unsere sichtbare Wirklichkeit ist die Finanzkrise, die gerade eine weltweite Wirtschaftskrise nach sich zieht.
Elke: Du meinst unsere Wirklichkeit ist die Angst. Habe ich in 3 Monaten noch meinen Arbeitsplatz? Gibt es bis dahin die Firma überhaupt noch, bei der ich arbeite.
Albrecht: Vielleicht gilt die Angst ja gar nicht mir selbst. Vielleicht gilt sie den Kindern oder Enkeln. Bekommen sie eine Stelle, wenn sie mit der Ausbildung fertig sind. Wovon sollen sie leben, wenn ihre Stelle weggekürzt wird. Wo werden wir in einem halben Jahr stehen?
Elke: Ja, mit wem ich momentan auch spreche. Alle haben Angst und alle sind wütend, dass ein paar Menschen an der Spitze die ganze Welt so ins Chaos stürzen konnten. Ja, das Grab ist fest verschlossen. Der Stein liegt uns schwer auf dem Herzen.
Albrecht: Wie war das in unserer Geschichte. Wie ist der Stein da weggekommen?
Elke: Davon wird nichts erzählt, nur dass er einfach weg war.
Albrecht: Also können wir aus unserer Geschichte nichts darüber lernen, wie der schwere Stein der Angst vor der Zukunft, uns vom Herzen fallen kann?
Elke: Doch, das können wir.
Albrecht: Und wie?
Elke: Die Frauen gehen los, obwohl sie nicht wissen, wie sie den Stein bewegen können. Sie gehen los, obwohl sie die Probleme alleine nicht lösen können. Sie brechen auf, und sie machen sich auf den Weg zu Jesus. Sie wissen nicht, was sie da erwartet. Aber sie gehen.
Albrecht: Sie sind zwar nicht imstande die Überraschung die ihnen bevorsteht, zu verstehen und weiterzuerzählen. Aber sie sehen wenigstens, was passiert ist.
Sie sehen das leere Grab, sie sehen den weg gewälzten Stein, sie hören den Engel sprechen.
Elke: Gut, dann tun wir das Gleiche, was die Frauen getan haben: Wir gehen zu Jesus. Und dann werden wir sehen, ob uns auch der Stein vom Herzen fällt. Dann werden wir sehen, ob bei aller Furcht und allen Schrecken wir etwas Abstand bekommen von der Angst, die uns quält.
Albrecht: Vielleicht finden wir auch ein offenes Grab und einen Engel, der mit uns spricht.
Elke: Mach dich bitte nicht über mich lustig. Das was den Frauen passiert ist, war nicht einfach eine ermutigende schöne religiöse Erfahrung. Es war Schock pur. Zu furchtbar, um darüber zu reden. Das war alles andere als harmlos.
Albrecht: Gut, aber das wird uns doch nicht genauso gehen. Wir befinden uns wie die Frauen damals in einer Krise. Wir sind schockiert von dem, was mit unserer Wirtschaft gerade passiert. Wir haben Angst um unsere Zukunft. Das ist vergleichbar mit dem wie es den Frauen damals ging. Und jetzt gehen wir zu Jesus. Wir bitten Gott um Hilfe in der Angst. Was soll da schon passieren. Entweder er hilft uns oder er hilft uns nicht.
Elke: Gott hilft uns, da bin ich sicher. Er ist bei uns in dieser Krise. Er ist bei uns in unserer Angst. Das weiß ich genau.
Albrecht: Gut, Gott hilft uns. Und wohin führt uns das?
Elke: Das meine ich ja gerade: Wir wissen nicht wohin uns das führt. Wir wissen nicht, welche Erfahrungen wir dabei machen werden. Aber sie sind möglicherweise nicht harmlos. Sie können auch mit Furcht und Schrecken und großen Veränderungen verbunden sein.
Albrecht: Klar wir reden über Auferstehung. Wir reden über die Entstehung des Christentums. Wir reden über etwas, was die Welt so grundlegend verändert hat wie kaum etwas anderes, was je geschehen ist. Wenn wir auf so etwas zugehen, können wir nicht so bleiben wie wir sind. Es wird uns verändern.
Elke: So und jetzt haben wir doch wieder Angst. Die Krise macht uns doch schon genug Angst. Wir wollten doch zu Jesus gehen, damit wir Abstand von unserer Angst gewinnen, damit wir in der Krise handlungsfähig werden, damit wir trotzdem glücklich leben können?
Albrecht: Ja, so wird es auch sein. Stell dir die Frauen zwei Wochen später vor. Jesus ist inzwischen hunderten von Freuden erschienen. Es hat sich herumgesprochen, dass er lebt. Er hat seine Freunde beauftragt, es allen zu erzählen. Der Tod ist überwunden. Der Weg zu Gott ist frei. Er ist uns vorangegangen, um uns eine Wohnung bei Gott vorzubereiten. Stell dir vor, wie glücklich die Frauen nun sind, wo sie verstehen, was das leere Grab und die Worte des Engels zu bedeuten haben.
Elke: Also, es wird eine Zeit nach der Wirtschaftkrise geben. Wir werden Wege finden da hindurch zu kommen. Und vielleicht wird danach die Welt etwas stabiler sein und weniger anfällig für die Spiele von ein paar größenwahnsinnigen Managern.
Albrecht: Ja, so könnte es sein. Aber wir reden hier über Auferstehung und nicht über Zukunftsoptimismus. Und Auferstehung ist etwas anderes als dass die Wirtschaftskrise nicht so schlimm wird und wir mit einem blauen Auge davon kommen.
Elke: Inwiefern ist das etwas anderes?
Albrecht: Auferstehung ist etwas, das in uns geschieht. Auferstehung verändert uns von innen. Und sie bewirkt, dass wir mit schwierigen äußeren Bedingungen klar kommen, nicht dass die äußeren Bedingungen einfacher werden.
Elke: Du meinst, wenn wir zu Jesus gehen, wenn wir uns an Gott wenden, wird er uns helfen. Aber wie die Hilfe aussieht, wissen wir nicht.
Albrecht: Und Hilfe heißt nicht, dass plötzlich alles einfach wird. Gott holt uns nicht mit einem Fingerschnippsen aus unseren Schwierigkeiten heraus. Aber Gott gibt uns die Kraft weiterzugehen. Gott gibt uns die Hoffnung, dass wir es schaffen können. Gott gibt uns die Zuversicht, dass wir mitten in den Schwierigkeiten bei ihm geborgen sein können.
Elke: Ja, das haben viele so erfahren. Und ich fände es schön, wenn wir uns mehr von diesen Erfahrungen erzählen könnten, um uns gegenseitig zu ermutigen.
Albrecht: Ja, dazu haben wir ja gleich beim Osterfrühstück Gelegenheit.
Und der Friede Gottes ….