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Befreiung im Vertrauen auf Gottes Gnade

von Holger Lübs (99094 Erfurt)

Predigtdatum : 24.10.2010
Lesereihe : ohne Zuordnung
Predigttag im Kirchenjahr : 20. Sonntag nach Trinitatis
Textstelle : Epheser 6,10-17
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Wochenspruch:

„Lass dich nicht vom Bösen überwinden, sondern überwinde das Böse mit Gutem.“ (Römer 12, 21)

Psalm: 46, 2 – 8 (EG 725)

Lesungen

Altes Testament:
Jeremia 29, 1.4 – 7.10 – 14
Epistel:
Epheser 6, 10 – 17
Evangelium:
Matthäus 5, 38 – 48

Liedvorschläge

Eingangslied:
EG 168, 1 – 3
Du hast uns Herr gerufen
Wochenlied:
EG 377
Zieh an die Macht, du Arm des Herrn
Predigtlied:
EG 401, 1 + 4 – 7
Liebe, die du mich zum Bilde
Schlusslied:
EG 168, 4 – 6
Du hast uns Herr gerufen

Liebe Gemeinde,

die Epistel des heutigen Sonntags hat eine Bildersprache gewählt, die mir auf den ersten Blick fremd ist. Die Bibel ist voll mit Texten, die so reich sind an Bildern und Begebenheiten, die mir näher sind, weil ihre Sprache leicht und ihre Bilder sanftmütig sind.

Aber lassen Sie sich durch die waffenklirrende Sprache des Textes nicht einschüchtern und abschrecken. Auch mir fällt es schwer, mich als Christ im Panzer vorzustellen, wo mir das sanfte Bild der hingehaltenen Wange auf den ersten Blick viel näher ist. Einen Christen stellt man sich mit demütig geneigtem Kopf und wehrlos hingehaltener Wange vor, aber unser Text beschreibt einen Christen mit Schwert und Kampfanzug. Nicht wehleidig, sondern mutig und entschlossen. Ein Christ wird hier vorgestellt als einer, der weiß, wofür er eintritt und wofür es sich lohnt zu kämpfen.

Vielleicht müssen wir die militärischen Vorstellungen einfach mal aus unseren Köpfen fern halten und schauen, welche Waffen der Apostel meint.

Die Waffen, die der Apostel aus der Rüstungskammer des himmlischen Zeughauses holt, sind:

Der Gürtel der Wahrheit: (Mit dem Gürtel wurde im Altertum das Gewand hochgebunden, damit die Beine ihre Bewegungsfreiheit behielten.) Unsere Zuversicht als Christen ist: Wir haben eine Zukunft vor uns nach dem Tod, in der es sich lohnt zu leben: Dieser Satz ist uns wie ein Gürtel um die Lenden gelegt, damit wir die Beine frei behalten und beweglich bleiben, wenn es gilt, das „Schwert“ zu führen.

Der Panzer der Gerechtigkeit: Diese Gerechtigkeit ist handgreiflich im Sinne des Wortes geworden, als Jesus unter die Menschen trat und den Armen das Reich Gottes verkündete, indem er die Blinden sehend und die Lahmen gehend machte. Es ist eine Gerechtigkeit, die frei macht, und befreite Menschen haben ihre Ohnmacht hinter sich gelassen.
Die Stiefel an den Beinen, um einzutreten für das Evangelium des Friedens: Was hier offensiv kämpferisch daherkommt, ist nichts anderes als die frohe Botschaft, die nicht taugt als Droge im bequemen Sessel, weil sie den Friedensschluss der Menschen untereinander regelrecht einklagt. Persönlicher Einsatz ist gefordert!

Der Schild des Glaubens: Der Gegner kämpft nicht offen im Nahkampf. Seine Attacken sind unberechenbar wie brennende Pfeile. Dies ist bedrohlich für uns Menschen, die alles auf dieser Welt mittlerweile für berechenbar halten. Wir brauchen als schützenden Schild Vertrauen und dies ist nur zu erlangen, wenn wir bereit sind uns auf eine Welt einzulassen, die man nicht sehen kann, die ganz und gar Verheißung ist. Loslassen, um zu empfangen!

Der Helm des Heils: Eine der verwundbarsten Stellen des Kriegers ist sein Kopf. Darum ist es gut den Kopf zu schützen, damit er klar bleibt, denn wir wissen, dass der Ausgang des Kampfes schon längst entschieden ist. Die Heilsbotschaft vom entscheidenden Befreiungsschlag Gottes gegen den Tod am Ostermorgen befreit mich von dem Druck, der Ausgang des Kampfes gegen die Versuchungen unserer Welt würde ganz allein von uns und unserer Kraft abhängen.

Das Schwert des Geistes, welches ist das Wort Gottes: Die theologische Erklärung von Barmen (Barmen I) zeigt uns: „Jesus Christus, wie er uns in der Heiligen Schrift bezeugt wird, ist das eine Wort Gottes . . .“ Dazu sind wir alle als Christen aufgerufen, dies in der Welt und unserem Alltag zu verkündigen, dieses Wort lebendig werden zu lassen. Aber tun wir das auch? Ist es nicht oft bequemer mit der Welt in ein Horn zu blasen? Ich gebe zu, es ist bequemer.

Die Versuchung ist groß, um der Reinheit des Glaubens willen die Finger raus zuhalten aus den schmutzigen Tagesgeschäften von Politik und Gesellschaft. Es heißt oft, Bergpredigt und Politik – das sind zwei Paar Schuhe, die nichts miteinander zu tun haben. Das kennen wir alle – es ist nichts als eine bequeme Ausrede.

Im Bett ist es auch gemütlicher! Nur, wer sagt uns denn, dass der „Teufel“ nicht gerade unter der Bettdecke lauert, unter der wir uns verkriechen wollen? Um dieser bequemen Haltung zu begegnen braucht es Mut und ein dickes Fell, wie es im Volksmund heißt, also einen festen Panzer, eine gute Rüstung und ein klares Ziel.

Dafür will der Apostel uns stark machen und öffnet für uns die himmlische Rüstkammer: So gerüstet und gestärkt können wir in den Alltag treten mit seinen Widerständen und unseren Unzulänglichkeiten. Unsere vermeintlichen Schwächen können jetzt zu Stärken werden.

„Meine Kraft ist in den Schwachen mächtig“, sagt der Apostel im 2. Korintherbrief, Kapitel 12, Vers 9.

Die Finger in die offene Wunde zu legen und aufzuzeigen, was bis zum Himmel stinkt in der Welt und unserer Kirche und es klar und unmissverständlich beim Namen zu nennen, passt nicht so recht in unsere „smarte Freizeitwelt“ und unsere „schicke Wellnesskirche“.
Drum will der Apostel einen jeden von uns stärken und ihm Mut machen. Unser persönlicher alltäglicher Umgang mit den Nachbarn und unsere Mitwirkung in der Kirchengemeinde steht da genauso zur Debatte, wie unsere Rolle in der Gesellschaft und in der institutionellen Kirche.

Wo bin ich bereit mich einzusetzen? Lebe ich auch nach dem Motto „Teamwork“? – toll, ein anderer macht´s ! Der Apostel will uns einsatzfreudig machen und gibt uns Hilfen und Schutzmittel an die Hand. Wer genau hinschaut und das Böse sieht und es benennt, der stört, schreckt auf und ist unbequem. Dies zu tun ist der unaufgeb-bare Auftrag, den uns das Licht des Evangeliums gibt.

So nimmt der doch am Anfang fremd und so unchristlich erscheinende Text uns in den Bann, sodass die Botschaft neu und immer wieder aufwirbelnd in unsere Herzen dringt. Was erst abschreckend und fast militärisch wirkt, wird auf einmal zur persönlichen Stärkung.

Aus dem Blickwinkel des Apostels ist das Evangelium ein Zeughaus mit seinen Rüstkammern, ein wahrhafter Friedenspalast, der das Mit-einander der Menschen ordnet und für den Einzelnen Halt gibt.

Verfasser: Pfarrer Holger Lübs, Backhausstraße 6, 99094 Erfurt

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