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Besuch der Königin von Saba

von Matthias Rost (Neudietendorf)

Predigtdatum : 06.01.2024
Lesereihe : VI
Predigttag im Kirchenjahr : Epiphanias
Textstelle : 1. Könige 10,1-13
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Wochenspruch: "Die Finsternis vergeht, und das wahre Licht schein jetzt." (1. Joh 2,8)

Psalm: 72,1-3.10-12.17b-19

Predigtreihen

Reihe I: Matthäus 2,1-12
Reihe II: Epheser 3,1-7
Reihe III: Jesaja 60,1-6
Reihe IV: Johannes 1,15-18
Reihe V: 2. Korinther 4,3-6
Reihe VI: 1. Könige 10,1-13

Liedvorschläge

Eingangslied: EG 71,1-4 O König aller Ehren
Wochenlied: EG 70,1-4 Stern über Bethlehem oder EG 542 Wie schön leuchtet der Morgenstern
Predigtlied: EG 73,1-6 Auf. Seele, auf und säume nicht
Schlusslied: EG 34,1+4 Freuet euch, ihr Christen alle

Predigttext: 1. Könige 10,1-13

1 Und als die Königin von Saba die Kunde von Salomo vernahm, kam sie, um Salomo mit Rätselfragen zu prüfen. 2 Und sie kam nach Jerusalem mit sehr großem Gefolge, mit Kamelen, die Spezerei trugen und viel Gold und Edelsteine. Und als sie zum König Salomo kam, redete sie mit ihm alles, was sie sich vorgenommen hatte. 3 Und Salomo gab ihr Antwort auf alles, und es war dem König nichts verborgen, was er ihr nicht hätte sagen können. 4 Da aber die Königin von Saba alle Weisheit Salomos sah und das Haus, das er gebaut hatte, 5 und die Speisen für seinen Tisch und die Sitzordnung seiner Großen und das Aufwarten seiner Diener und ihre Kleider und seine Mundschenken und seine Brandopfer, die er in dem Hause des HERRN opferte, stockte ihr der Atem, 6 und sie sprach zum König: Es ist wahr, was ich in meinem Lande gehört habe von deinen Taten und von deiner Weisheit. 7 Und ich hab’s nicht glauben wollen, bis ich gekommen bin und es mit eigenen Augen gesehen habe. Und siehe, nicht die Hälfte hat man mir gesagt. Du hast mehr Weisheit und Güter, als die Kunde sagte, die ich vernommen habe. 8 Glücklich sind deine Männer und deine Großen, die allezeit vor dir stehen und deine Weisheit hören. 9 Gelobt sei der HERR, dein Gott, der an dir Wohlgefallen hat, sodass er dich auf den Thron Israels gesetzt hat! Weil der HERR Israel lieb hat ewiglich, hat er dich zum König gesetzt, dass du Recht und Gerechtigkeit übst. 10 Und sie gab dem König hundertzwanzig Zentner Gold und sehr viel Spezerei und Edelsteine. Es kam nie mehr so viel Spezerei ins Land, wie die Königin von Saba dem König Salomo gab. 11 Auch brachten die Schiffe Hirams, die Gold aus Ofir einführten, sehr viel Sandelholz und Edelsteine. 12 Und der König ließ Schnitzarbeiten machen aus dem Sandelholz im Hause des HERRN und im Hause des Königs und Harfen und Zithern für die Sänger. Es kam nie mehr so viel Sandelholz ins Land, wurde auch nicht gesehen bis auf diesen Tag. 13 Und der König Salomo gab der Königin von Saba alles, was ihr gefiel und was sie erbat, außer dem, was er ihr von sich aus gab. Und sie wandte sich und zog in ihr Land mit ihrem Gefolge.

Predigt

I.

Epiphanias – das Erscheinungsfest. Das Wunder der Gottesgeburt in einem Menschenkind. Es erscheint vor aller Welt. Und alle Welt kommt, um ihn anzubeten.

Epiphanias – die Sternsinger ziehen umher, vielerorts katholische und evangelische Kinder gemeinsam. Sie verkleiden sich als die Heiligen drei Könige, Kaspar, Melchior, Balthasar, gehen von Haus zu Haus, singen Lieder, sagen Verse auf und sammeln für Kinder in Not. Und in jedem Haus, das sie besuchen, lassen sie den Segensspruch über der Tür: 20 *C +B +M +24 – Christus segne dieses Haus im Jahr 2024.

Epiphanias – und auch wir sind noch einmal versammelt an der Krippe und freuen uns daran, dass Gott Mensch unter Menschen wurde und beten ihn an.

Da sind die Hirten mit ihren Schafen, auch ihre Kinder sind da und die Mütter, da ist allerhand Volk zusammengekommen, und nun auch die Großen aus aller Welt, die heiligen drei Könige mit ihren kostbaren Gaben, mit Gold, Weihrauch und Myrrhe. Die Gaben verehren das göttliche Kind als König, als Heiland, als Priester. Die drei Weisen aus der Ferne, die später Kaspar, Melchior und Balthasar genannt werden, stehen zugleich für drei Kontinente: Afrika, Europa und Asien – die drei Kulturkreise der damals bekannten Welt.

Und nun mischen auch wir uns in diese Versammlung und genießen diesen Augenblick des Friedens. Frieden zwischen Oben und Unten, zwischen ganz verschiedenen Kulturen, zwischen Menschen aus Gottes Volk und Menschen aus den Völkern der Welt, zwischen Armen und Reichen, Großen und Namenlosen, Alten und Jungen, Bedeutenden und Niemanden. Ein einzigartiger Augenblick des Friedens an der Krippe. Ein Symbol der Hoffnung für die ganze Welt.

Aber was macht denn die Königin von Saba hier? Was hat sie denn zu suchen in dieser heiligen Epiphaniasgemeinde? Hat sie nicht tausend Jahre vor Jesus gelebt? – Ja, genau, so wie wir 2000 Jahre nach ihm leben! Heilige Momente kennen keine Zeit. In solchen Momenten kann alles gleichzeitig sein: das Jesuskind, die Könige und Hirten, die Königin von Saba – und wir.

II.

Aber was erzählt uns die Bibel eigentlich über die Königin von Saba? Sie kommt zu Besuch zum großen und weisen König Salomo. Aus dem fernen Saba, am Rande der Welt, am Tor nach Indien und Afrika. Das ist heute der Jemen an der Südküste der Arabischen Halbinsel, von Krieg und Zerstörung zerrüttet, von Hunger und Armut gezeichnet, Schauplatz eines Stellvertreterkrieges zwischen Saudi-Arabien und dem Iran. In der Bibel im Ersten Königebuch dagegen geht es zu wie in einem Märchen aus Tausend-und-einer-Nacht. Sagenhaften Reichtum gibt es da: 100 Zentner Gold bringt die Königin als Geschenk mit, dazu Edelsteine und Spezereien, also kostbare Gewürze und Parfüms aus fernen Ländern.

Der eigentliche Anlass ihres Besuches aber ist ein anderer: Die Königin aus Saba stellt dem König in Jerusalem Rätselfragen, um seine weltberühmte Weisheit zu prüfen. Und die Fragen kann Salomo natürlich anstandslos beantworten und ist um keine Lösung verlegen. Gern wüssten wir, welche Rätselfragen die Königin ihm gestellt hat und was seine Antworten waren, um Anteil zu haben an der Weisheit des großen Salomo, aber dazu schweigt der biblische Erzähler.

Auch den Namen der fremden Königin erfahren wir nicht. Wir wüssten gern noch mehr von dieser Begegnung: Haben sie nur gegessen und geredet? Und Geschenke ausgetauscht? Und Ratespiele gespielt? Oder war da noch mehr? Immerhin weiß eine spätere äthiopische Überlieferung zu berichten, dass die Königin mit einem Kind unterm Herzen nach Hause zurückgekehrt sei, und der Sohn, den sie zur Welt bringt, kommt später nach Jerusalem und erhält von Salomo die Bundeslade, die seitdem bis heute in Äthiopien aufbewahrt wird. - Nun, das gibt Anlass für Spekulationen und Stoff für romantische Abenteuerfilme. Das wollen wir auf sich beruhen lassen und zur Bibel zurückkehren.

Die Königin aus Saba ist freilich mehr als über die klugen Antworten des Salomo über die Pracht und Ordnung bei Hofe, an der königlichen Tafel und im Tempel verwundert:

Da aber die Königin von Saba alle Weisheit Salomos sah und das Haus, das er gebaut hatte, und die Speisen für seinen Tisch und die Sitzordnung seiner Großen und das Aufwarten seiner Diener und ihre Kleider und seine Mundschenken und seine Brandopfer, die er in dem Hause des HERRN opferte, stockte ihr der Atem, und sie sprach zum König:

Es ist wahr, was ich in meinem Lande gehört habe von deinen Taten und von deiner Weisheit. Und ich hab’s nicht glauben wollen, bis ich gekommen bin und es mit eigenen Augen gesehen habe. Und siehe, nicht die Hälfte hat man mir gesagt. Du hast mehr Weisheit und Güter, als die Kunde sagte, die ich vernommen habe. Glücklich sind deine Männer und deine Großen, die allezeit vor dir stehen und deine Weisheit hören.

Und schließlich stimmt die Königin aus Saba über all dies ein großes Gotteslob an: Gelobt sei der HERR, dein Gott, der an dir Wohlgefallen hat, sodass er dich auf den Thron Israels gesetzt hat! Weil der HERR Israel lieb hat ewiglich, hat er dich zum König gesetzt, dass du Recht und Gerechtigkeit übst.

III.

Darum also ist die Königin aus Saba heute ganz richtig hier zwischen uns an der Krippe von Bethlehem: weil sie den Gott lobt, der Israel lieb hat ewiglich. Der seine Gesalbten einsetzt, dass sie Recht und Gerechtigkeit üben auf Erden. Diese Spur der Erwartung, dass Recht und Gerechtigkeit in Gottes Namen sich durchsetzen mögen auf Erden, sie geht durch die Zeiten hin, von Salomo über Jesus bis in unsere Tage.

Die Königin von Saba wird von Jesus selbst später noch einmal zur Zeugin aufgerufen, als er im Streit liegt mit den Schriftgelehrten und Pharisäern. Jesus wird sie zur Zeugin aufrufen im Jüngsten Gericht gegen die, die ihm nicht geglaubt haben.[1] Denn sie, eine mächtige Frau, die schon um Salomos willen angereist war aus einem fernen Lande, hätte auch begehrt, Jesus zu sehen und hätte seine Hoheit erkannt. Hätte ihn erkannt als den, der als wahrer König das Gottesvolk mit Recht und Gerechtigkeit regiert – auch wenn dieser König von ganz anderer Gestalt ist als der goldglänzende Salomo.

IV.

Jetzt aber ist sie bei uns, die Königin von Saba, in der Epiphaniasgemeinde, an der Krippe unseres Herrn. Und sie feiert mit uns diesen Augenblick des Friedens an der Krippe, ein Symbol der Hoffnung für die ganze Welt.

Sie sagt uns: Epiphanias ist ein globales Fest. Menschen aus verschiedenen Ländern und Sprachen, aus verschiedenen Kulturen, ja, alle Welt ist da, um die Geburt des Königs von Recht und Gerechtigkeit zu feiern.

Sie sagt uns: Ich habe die Weisheit des großen Königs Salomo bestaunt, es hat mir buchstäblich den Atem verschlagen. Aber siehe: Hier ist mehr als Saba und Salomo. Hier will ich mit euch die Weisheit des ewigen Gottes bestaunen, der sich so klein macht, um groß zu werden in der Welt.

Und sie sagt uns: Geschenke sind schön. Und wer viel hat, der kann auch große Geschenke machen. Aber vielleicht kommt es gar nicht so sehr darauf an, wie wertvoll die Geschenke sind. Sondern, dass sie etwas ausdrücken von Wertschätzung für den Empfänger. Das habe ich gerade von den drei Königen gelernt: wie sie das Jesuskind ehren mit ihren Geschenken. Und auch die Hirten, die wenig haben, bringen in ihren Geschenken, so klein sie sind, etwas von ihrer Liebe und Verehrung mit. Und vielleicht könnt ihr mit euren Geschenken auch etwas beitragen dazu, dass mehr Recht und Gerechtigkeit auf Erden wird. Also nicht nur die beschenken, die sowieso schon vieles haben, sondern so schenken und teilen, dass der Tisch für alle gedeckt ist.

Und dann sagt uns die Königin von Saba auch: Macht ist eine Realität. Macht muss ausgeübt werden in der Welt, aber verantwortlich. Und vielleicht könnt ihr auch eure Politiker, aber auch die Mächtigen in der Wirtschaft daran messen, ob sie ihre Macht verantwortlich ausüben. So dass mehr Recht und Gerechtigkeit in der Welt wird.

Epiphanias – Fest der Erscheinung Gottes in der Welt. Wir können auch in diesem Jahr gespannt sein, wo er sich zeigt in unserer Welt, der König von Recht und Gerechtigkeit. Amen.

Fürbitten

Lasst uns beten zu Gott, der erschienen ist in Jesus Christus, so dass sein Licht sich ausbreitet bis an die Enden der Erde.
Für die Menschen im Jemen, wo die Königin von Saba einst herkam, wo so viele Menschen in Not und Elend des Krieges leben, bitten wir dich:
            Herr, erhöre uns.

Für die Menschen in Äthiopien, wo die Erinnerung an die Königin von Saba lebendig ist, wo es viel Weisheit und Versöhnung braucht, damit den verschiedenen Völkern Recht und Gerechtigkeit zuteilwerden, bitten wir dich:
            Herr, erhöre uns.

Für die Menschen aus dem Iran, wo die Weisen aus dem Morgenland einst herkamen, besonders für die Geflüchteten aus dem Iran, die sich Dir, dem dreieinigen Gott zugewandt haben und Jesus Christus als ihren Herrn bekennen, bitten wir dich:
            Herr, erhöre uns.

Für Israel, dein ewig geliebtes Volk: um die Weisheit des Salomo, damit die innere Zerrissenheit heilen kann und Frieden mit den Nachbarn möglich wird, bitten wir dich:
            Herr, erhöre uns.

Was uns sonst persönlich bewegt, die Nöte und Sorgen von Einzelnen, um die wir wissen, bringen wir in der Stille vor dich.

– Stille –

Wir bitten dich:
            Herr, erhöre uns.

Vater unser …

Verfasser: Pfarrer i. R. Dr. Matthias Rost, Jena

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Anmerkung:
[1] Vgl. Mt 12,38-42


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