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Beten im Namen Jesu

von Constanze Lenski (07619 Schkölen)

Predigtdatum : 09.05.2021
Lesereihe : III
Predigttag im Kirchenjahr : Rogate
Textstelle : Sirach 35,16-22a oder Daniel 9,4-5.16-19
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Wochenspruch: Gelobt sei der Herr, der mein Gebet nicht verwirft, noch seine Güte von mir wendet. (Psalm 66,20)

Psalm: 95,1-7a

Lesungen

Reihe I: Johannes 16,23b-28(29-32)33
Reihe II: Matthäus 6,5-15
Reihe III: Sirach 35,16-22a oder Daniel 9,4-5.16-19
Reihe IV: Lukas 11,(1-4)5-13
Reihe V: 1. Timotheus 2,1-6a
Reihe VI: 2. Mose 32,7-14

Liedvorschläge

Eingangslied: EG 452, 1.2.5 Er weckt mich alle Morgen
Wochenlied: EG 344 Vater unser im Himmelreich
Predigtlied: EG 361, 1+2, 7 Befiehl du deine Wege
Schlusslied: EG 171, 1-3 Bewahre uns, Gott

Predigttext Daniel 9,4-5.16-19

4 Ich betete aber zu dem HERRN, meinem Gott, und bekannte und sprach: Ach, Herr, du großer und schrecklicher Gott, der du Bund und Gnade bewahrst denen, die dich lieben und deine Gebote halten!
5 Wir haben gesündigt, Unrecht getan, sind gottlos gewesen und abtrünnig geworden; wir sind von deinen Geboten und Rechten abgewichen.

16 Ach, Herr, um aller deiner Gerechtigkeit willen wende ab deinen Zorn und Grimm von deiner Stadt Jerusalem und deinem heiligen Berg. Denn wegen unserer Sünden und wegen der Missetaten unserer Väter trägt Jerusalem und dein Volk Schmach bei allen, die um uns her wohnen.
17 Und nun, unser Gott, höre das Gebet deines Knechtes und sein Flehen. Lass leuchten dein Angesicht über dein zerstörtes Heiligtum um deinetwillen, Herr!
18 Neige deine Ohren, mein Gott, und höre, tu deine Augen auf und sieh an unsere Trümmer und die Stadt, die nach deinem Namen genannt ist. Denn wir liegen vor dir mit unserm Gebet und vertrauen nicht auf unsre Gerechtigkeit, sondern auf deine große Barmherzigkeit.
19 Ach, Herr, höre! Ach, Herr, sei gnädig! Ach, Herr, merk auf und handle! Säume nicht – um deinetwillen, mein Gott! Denn deine Stadt und dein Volk ist nach deinem Namen genannt.

Predigt

I.

„Ach.“ Elisabeth stöhnte. Sie brauchte jemanden zum Reden. Jemanden, der einfach nur da ist, zuhört.

Vor ihr stand das Telefon. Sie griff den Hörer, begann die Nummer einzutippen. Doch mittendrin stoppte sie. Der Mut hatte sie verlassen. Sie legte den Hörer wieder auf. So lange hatten sie nichts voneinander gehört. Funkstille. Gern hätte sie den Kontakt gehalten, doch im Gewusel des Alltags war einfach keine Zeit. Anderes war wichtiger, war wichtiger geworden. Sie erinnerte sich. Damals telefonierten sie oft. Konnten miteinander reden, füreinander da sein. Und gerade jetzt brauchte sie einen Freund, eine Freundin. Doch nun war sie in unerreichbarer Ferne gerückt. „Ach.“, stöhnte sie wieder. Gedankenversunken stand sie vor dem Telefon, hätte sich gern alles von der Seele geredet, doch sie stand einfach nur da.

Liebe Brüder und Schwestern,

Die Verbindung halten, mitten im Alltag füreinander da sein, ob in der Familie, ob mit Freunden, das braucht Zeit. Zeit hat man oder man nimmt sie sich nicht. Viel zu leicht können Verbindungen, Beziehungen abreißen. Die Beziehung zum anderen, die Beziehung zu sich selbst.

II.

Aufs Schmerzhafte wurden auch die Beziehungen von Daniel abgebrochen.

Juda hatte den Kampf gegen die Babylonier verloren, Jerusalem war erobert worden. Viele Menschen wurden nach Babylon verschleppt. Unter ihnen war auch Daniel. Er wurde auserwählt, am babylonischen Königshof zu leben und Nebukadnezar zu dienen.

Er erhielt hier Bildung und Erziehung, wurde in Schrift und Sprache unterrichtet, bekam einen neuen Namen. Aus Daniel wird Beltschazar. Er, der er war, soll er nun nicht mehr sein.

Seine Vergangenheit, seine Herkunft sollte gelöscht werden. Mit dem neuen Namen erhält Daniel eine neue Identität. Die Macht dazu hat der König.

Doch trotz des Königs Macht vergisst Daniel seine Wurzeln nicht. Als Belschazar bleibt er Daniel. Hält fest an seiner Herkunft, seiner Geschichte, seinem Volk, seinem Gott.

Weit in der Ferne ist Daniel, doch das Schicksal Jerusalems und das des Volkes kann er nicht vergessen und so stöhnt er, sucht die Verbindung zu dem, der für ihn die Macht hat, alles zu ändern. Daniel betet. Er erinnert Gott an sich selbst, er erinnert Gott an sein Volk, an seine Stadt. Er betet. Er bittet. Er fleht.

Daniel spricht:

(Predigttext)

Daniel redet Tacheles. Er beschönigt nichts. Seinen Gott beschreibt er als groß und zugleich als schrecklich, als zornig, grimmig, aber auch als gnädig und barmherzig. Und Daniel versucht die Ursache für die Situation des Volkes zu ergründen. Selbst Schuld sind sie. Sie haben ihr Unheil selbst heraufgeführt. Ihre Wurzeln vergaßen sie, ließen die Verbindung zu ihrem Gott abreißen. Nun müssen sie mit der Konsequenz leben. Beziehungslos, gerechtlos, namenslos. „Ach.“, stöhnt Daniel. Daniel hält fest, er erinnert, er bittet.

III.

Wann haben Sie das letzte Mal gebetet? Der heutige Sonntag heißt Rogate. Übersetzt: Bittet! Betet! Wann haben Sie sich das letzte Mal Zeit für Gott genommen? Dieser Sonntag erinnert uns: Bete doch mal wieder!

Daniel macht es und er zeigt uns, was man alles vor Gott bringen kann. Seinen ganzen Schmerz, seine Trauer erzählt er Gott. Seine Verzweiflung ist zum Greifen nahe. Seine Worte erzählen von seiner Bedrückung, seiner Last, die er tragen muss.

Wir hören sein Stöhnen, sein Fragen.

Der Kummer bedrückt ihn. Er fragt: „Hörst du uns, Gott, siehst du uns, Gott?“

Einmal jemanden haben, der zuhört. Einmal jemanden haben, der sieht, der versteht. Einmal alles, was das Herz schwermacht und die Seele bedrückt abgeben.

IV.

Endlich hatte sich Elisabeth getraut. Endlich hatte sie alle Scham überwunden und angerufen. Nach so vielen Jahren wollten beide sich aussprechen, Zeit miteinander verbringen, ihre Beziehung wiederbeleben.

Ungeduldig wartete sie im Park. Hier waren sie früher oft spazieren, erzählten sich gegenseitig von ihren Freuden, von ihren Sorgen, teilten ihr Leben miteinander. Sie konnte es kaum erwarten. Und dann war es endlich wieder so weit. Sie war da. Ein wenig schüchtern waren beide. Schweigend rangen sie nach Worten, einer Erklärung für das, was geschehen war.

Plötzlich blieb die Freundin stehen und sah Elisabeth an. Sie sprach: „Elisabeth, gib mir alles was dich bedrückt. Du musst nichts sagen. Forme nur deine Hände zu einer Schale, lege alles hinein und gib es mir.“ Elisabeth schaute sie ungläubig an. Doch sie tat es. Sie blickte auf ihre Hände, formte sie langsam zu einer Schale und legte alles hinein. Den Schmerz, die Tränen, die Sehnsucht.

Ihre Freundin formte unterdessen ihre Hände auch zu einer Schale und streckte sie lächelnd Elisabeth hin. Elisabeth öffnete ihre Hände über denen ihrer Freundin, gab alles ab. Eine kleine Geste mit befreiender Wirkung. Erstaunt hob Elisabeth ihren Kopf.

Endlich gab es jemanden, der sie sah, der verstand. Ihr war leichter ums Herz.

Und endlich konnte sie auch erzählen, was sie bedrückte. Es sprudelte aus ihr heraus. Und ihre Freundin hörte aufmerksam zu. Die Stille war durchbrochen.

Sie gingen den alten bekannten Weg und öffneten sich füreinander. Schritt für Schritt wurden sie wieder vertrauter miteinander. Es war, als ob es nie anders war.

Endlich gab es jemanden, der ihr zuhörte.

V.

Zuhören. Sehen. Beziehungen halten.

Daniel bat Gott, dass er die Not des Volkes sieht, dass er seine Augen nicht verschließt. Er sprach: Neige deine Ohren, mein Gott, und höre, tu deine Augen auf und sieh. Mit dieser Bitte ist Daniel nicht allein. Viel zu schnell kann sich das Gefühl einschleichen, Gott hat sich abgewandt. Er hört nicht. Er sieht nicht. Viel zu schnell kann sich das Gefühl einschleichen, ich bin auf mich allein gestellt. Doch trotz des Gefühls, dass Gott nicht sieht, nicht hört, hält er seine Beziehung zu Gott aufrecht. Er legt alle seine Sorgen in Gottes Hände. Hände, die mehr tragen können, als die unseren vermögen.

Kennst Du die Telefonnummer Gottes? Nein? Ganz einfach. Sie lautet 5-0-1-5.

Doch dazu braucht es kein Telefon. In Psalm 50,15 heißt es: Rufe mich an in der Not, so will ich dich erretten.

Und Jesus spricht: Kommt her zu mir, alle, die ihr mühselig und beladen seid; ich will euch aufrichten. (Mt 11,28)

Gott lädt uns ein. Er lädt uns ein, unser Leben mit ihm zu leben, Beziehung zu leben. Er lädt uns ein, alles, was erfreut, alles, was traurig macht, alles, was uns mit Dankbarkeit erfüllt, in seine Hände zu legen. Er wartet darauf. Er wartet auf dich.

Amen.

Aktion: Zum Fürbittengebt können die Gemeindeglieder eingeladen werden, im Gebet entweder verbal oder, wie im Predigttext beschrieben, visuell ihre Sorgen, Freude und Dank vor Gott zu bringen.

Verfasserin: Pfarrerin Constanze Lenski, Markt 7, 07619 Schkölen


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