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Beten im Namen Jesu

von Klaus Douglass (Zentrum Verkündigung)

Predigtdatum : 26.05.2019
Lesereihe : I
Predigttag im Kirchenjahr : Rogate
Textstelle : Johannes 16,23b-28(29-32)33
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Wochenspruch: "Gelobt sei Gott, der mein Gebet nicht verwirft noch seine Güte von mir wendet." (Psalm 66,20)

Psalm: 95,1-7

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Reihe I: Johannes 16,23b-28(29-32)33
Reihe II: Matthäus 6,5-15
Reihe III: Sirach 35,16–22a oder Daniel 9,4-5.16-19
Reihe IV: Lukas 11,(1-4)5-13
Reihe V: 1. Timotheus 2,1-6a
Reihe VI: 2. Mose 32,7-14

Liedvorschläge

Eingangslied: EG 133 Zieh ein zu deinen Toren
Wochenlied: EG 344 Vater unser im Himmelreich, EG+ 54 Unser Vater
Predigtlied: EG 182, 1-5 Halleluja, Halleluja
Schlusslied: EG 331, 1. 9. 10 Großer Gott, wir loben dich

Predigttext Johannes 16, 23 b - 28. 33

Trauer und Hoffnung bei Jesu Abschied

23 - 24 Jesus spricht: Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wenn ihr den Vater um etwas bitten werdet in meinem Namen, wird er's euch geben. Bisher habt ihr um nichts gebeten in meinem Namen. Bittet, so werdet ihr empfangen, auf dass eure Freude vollkommen sei.
25 - 28 Das habe ich euch in Bildern gesagt. Es kommt die Stunde, da ich nicht mehr in Bildern mit euch reden werde, sondern euch frei heraus verkündigen von meinem Vater. An jenem Tage werdet ihr bitten in meinem Namen. Und ich sage euch nicht, dass ich den Vater für euch bitten werde;

denn er selbst, der Vater, hat euch lieb, weil ihr mich liebt und glaubt, dass ich von Gott ausgegangen bin. Ich bin vom Vater ausgegangen und in die Welt gekommen; ich verlasse die Welt wieder und gehe zum Vater.
33 Dies habe ich mit euch geredet, damit ihr in mir Frieden habt. In der Welt habt ihr Angst; aber seid getrost, ich habe die Welt überwunden.

Liebe Gemeinde,

jede Beziehung lebt vom gemeinsamen Gespräch. Seien es Ehe und Partnerschaft, sei es die Beziehung zu unseren Kindern und Eltern oder auch zu guten Freundinnen und Freunden. Dabei ist es sicherlich nicht die Menge der gesprochenen Worte, um die es geht. Aber eine Beziehung, in der man sich nicht austauscht, wo man nicht Anteil aneinander gibt und Anteil aneinander nimmt, ist sicherlich keine gute. Das gemeinsame Gespräch ist das Herzstück jeder lebendigen Beziehung. Das gilt auch für unsere Beziehung zu Gott. Auch hier kommt es nicht auf die Menge der gesprochenen Worte an, wohl aber darauf, dass ein Austausch zwischen Gott und uns stattfindet: dass wir ihm Anteil geben an dem, was wir auf dem Herzen haben, und dass wir Anteil an den nehmen, was er – Gott – auf dem „Herzen“ hat.

Wenn es ums Beten geht, denken wir Deutschen freilich zunächst einmal an das Bittgebet. Allein schon sprachlich sind die Worte „bitten“ und „beten“ eng miteinander verwandt. Das haben wir den alten Germanen zu verdanken. Sie kannten das Beten nicht. Als das Christentum Mitte des ersten Jahrtausends in unsere Gegend kam, wurde der fehlende Begriff durch das vorhandene Wort „bitten“ abgedeckt. Erst Jahrhunderte später unterschied man im Deutschen zwischen „beten“ und „bitten“. Zu spät – wir haben es seither quasi in unseren Genen: Beten bedeutet für uns Deutsche so viel wie Bitten. Das ist zweifellos eine Engführung. Das Bittgebet ist nur eine von vielen Dimensionen des Gebets – allerdings eine sehr elementare.

Entsprechend möchte ich meine Predigt in drei Teile aufteilen:

  1. Unser Beten ist ganz wesentlich Bitten
  2. Beten ist viel mehr als Bitten
  3. Das Bitten im Namen Jesu

1. Unser Beten ist ganz wesentlich Bitten

Das Bittgebet sagt etwas Grundlegendes über uns selbst aus: nämlich, dass wir Wesen sind, die auf Hilfe von außen angewiesen sind. Wir sehen uns zwar selbst gerne als unabhängige und selbstbestimmte Individuen. Aber mal ganz ehrlich: An wie vielen Tagen unseres Lebens haut das wirklich hin? Selbst der Stärkste und Einflussreichste braucht die Hilfe anderer. Auch der so genannte „Selfmademan“ hat sich nicht selbst gemacht. Wir alle leben von der Hilfe anderer – und von der Gnade Gottes. Alles, was wir jemals erreicht haben, geschah aufgrund der Tatsache, dass Gott uns die Kraft, Fähigkeit und Gelegenheit dazu gegeben hat. Letztlich können wir nicht leben und schon gar nicht sterben, wenn Gott sich nicht immer wieder unserer erbarmt und sich unserer annimmt und uns hilft.

Darum sagt das Bittgebet nicht nur etwas über uns selbst aus, sondern auch über Gott. Der nämlich waltet nicht wie ein namenloses Schicksal oder eine anonyme Kraft über uns, sondern lässt mit sich reden. Abraham, der Stammvater des jüdisch-christlichen Glaubens, macht es uns vor: Er feilscht regelrecht mit Gott (1. Mose 18,16 ff). Vielleicht ist Ihnen dieses Bild zu menschlich, aber ist es nicht tausendmal besser als die weit verbreitete Vorstellung eines erhabenen, unzugänglichen „Gottes“, der sich durch das Gebet von uns Menschen nicht erweichen lässt? Der biblische Gott ist wie ein Vater, der sich geduldig und liebevoll anhört, was seine Kinder von ihm erbitten. Oder wie eine Mutter, die ihre Kinder über alles liebt und alles in Bewegung setzt, dass es ihren Kindern gut geht. Das bedeutet nicht, dass Gott uns alle unsere Bitten erfüllt. Wohl aber, dass er alle unsere Gebete hört und auch darauf reagiert – auch wenn seine Antwort nicht immer so aussieht, wie wir uns das vorstellen und erhoffen.

Auch Jesus geht in unserem Predigttext ganz selbstverständlich davon aus, dass wir Gott immer wieder um Dinge bitten werden. Und er verbindet diesen Gedanken damit, dass Gott ein liebender Vater ist und wir seine Kinder.

Das Bittgebet ist und bleibt die Grundform unseres menschlichen Betens. Allen frommen Bestrebungen, das Bittgebet als eine vermeintlich niedere Stufe des Gebets zu diskreditieren und sich stattdessen weitgehend auf Dank, Lobpreis oder Meditation zu beschränken, sollten wir eine klare Absage erteilen. Der Gedanke, der Mensch brauche Gott nicht mehr zu bitten, sondern könne in seinem Gebetsleben eine dauerhaft „höhere Stufe“ erreichen, verkennt unsere grundlegende Angewiesenheit auf Gott. Martin Luther hat schon recht, wenn er am Ende seines Lebens das Resümee zieht: „Wir sind Bettler, das ist wahr.“ Nichts ist menschlicher und liegt näher, als dass wir das in unserem Gebet immer wieder zum Ausdruck bringen.

2. Beten ist viel mehr als Bitten

Mir ist bewusst, dass diese Aussage fast so etwas ist wie ein Widerspruch zu meinem ersten Punkt: Beten ist ganz wesentlich Bitten. Ja, Beten ist wesentlich und in vielerlei Hinsicht Bitten, aber es ist gleichzeitig doch viel mehr.

Denn natürlich gibt es sehr viel mehr Gebetsformen als nur die Bitte oder Fürbitte. Wir alle kennen aus dem Gottesdienst oder aus unserem persönlichen Gebetsleben durchaus auch andere Formen des Gebets: Dank und Lob zum Beispiel, Hinhören und Stille, Beichte und Bekenntnis, feste Gebete und freie Gebete, gesungene Gebete, Bibelgebete, persönliche oder gemeinschaftliche Gebete. Um nur einige zu nennen. Beten ist nicht nur Bitten. Beten umfasst die ganze Spannbreite menschlicher Kommunikation.

So wie sich unter uns Menschen eine Beziehung niemals nur im Bitten erschöpft, so ist es auch im Hinblick auf Gott. Das Bitten gehört zu jeder ordentlichen Kommunikation hinzu, diese aber umfasst natürlich sehr viel mehr als nur und ausschließlich Bitten. Selbst dort, wo Menschen in besonderer Weise angewiesen sind, etwa Kinder in Bezug auf ihre Eltern, ist die Bitte nie die einzige Form der Kommunikation. Auch das Kleinkind kann Dankbarkeit zeigen, Freude und Zuneigung äußern etc.

So sehr das Bitten in unserer Beziehung zu Gott immer wieder eine wichtige Rolle spielen wird, weil wir nun einmal angewiesene Wesen sind, geht es doch vor allem um die Beziehung, innerhalb derer sich dieses Gebet ereignet. Gott ist kein „Pray-o-mat“, bei dem man oben die Gebete einwirft, und unten aus einer Klappe kommt dann die Erfüllung heraus.

Unser Beten ist darum vor allem Beziehungspflege. Jedenfalls, wenn es um das christliche Beten geht. Denn das BittGebet an sich ist noch kein Ausweis besonderer Christlichkeit. Wenn immer wir in Not geraten oder uns etwas dringend wünschen, fließen uns die Worte wie von selbst über die Lippen, selbst, wenn Gott sonst in unserem Leben kaum eine Rolle spielt. Freilich ebbt dieser Gebetsfluss meist schnell wieder ab, sobald die Not ein Ende hat oder der Wunsch erfüllt ist.

Meister Eckart, der große Mystiker des Mittelalters, hat einmal gesagt: „Die Menschen benutzen Gott wie eine Kerze. Sie zünden sie an, wenn es dunkel ist, um mit ihrer Hilfe etwas zu suchen; und wenn sie das Gesuchte gefunden haben, werfen sie die Kerze weg.“ Das Bittgebet in biblischem Sinn sucht nicht nur nach den Gaben Gottes, sondern in alledem auch die Beziehung zu dem Geber dieser guten Gaben. Ja, diese Beziehung steht für uns Christinnen und Christen allemal über den Gaben.

Gott erfüllt nicht alle unsere Bitten, genauso wenig wie Eltern alle Wünsche ihrer Kinder erfüllen. Wenn Sie selber Kinder haben, kennen Sie das. Den lieben langen Tag äußern sie Bitten hier, Bitten da. Viele erfüllt man ihnen gerne, andere kann oder möchte man mit guten Gründen nicht erfüllen. Manchmal sind die Kinder darüber enttäuscht. Manchmal auch ärgerlich. Sie hören aber deswegen nicht auf zu bitten. Und sie stellen wegen eines nicht erfüllten Wunsches weder unsere Existenz noch ernsthaft unsere Liebe in Zweifel. Für Kinder ist es normal, was auch für uns normal sein sollte: Unerfüllte Wünsche gehören dazu. Unerhörte Gebete gibt es nicht. Wohl aber unerfüllte Wünsche. Gott hört alles, was wir auf dem Herzen haben, und er nimmt es ernst. Wahrscheinlich antwortet er sogar auf alle unsere Gebete. Nur tut er‘s mitunter auf eine Weise, die wir nicht erwartet haben, darum erkennen wir nicht, dass Gott unsere Gebete erhört hat.

Ich erzähle Ihnen dazu eine kleine Geschichte: Die Mutter des heiligen Augustinus war eine fromme Frau. Der heilige Augustin aber war zunächst alles andere als heilig. Im Gegenteil! Vor seiner Bekehrung führte er ein ziemlich lockeres Leben, wie man so schön sagt. Und als ihn sein Lebensweg eines Tages nach Italien führte, das damals einen sehr schlechten Ruf hatte, war es das inständige Gebet seiner Mutter, dass Gott dies doch verhindern möge. Dass Augustin bloß nicht in dieses von losen Sitten durchtränkte Land käme. Sie war völlig davon überzeugt, dass es der Wille Jesu war, dass ihr Sohn Christ würde, aber sie fürchtete Schlimmstes für ihn, wenn er nach Italien käme. Doch was geschah? Augustinus kam nach Italien – und er bekehrte sich dort und wurde zum größten Kirchenvater der Geschichte der Alten Kirche. Gott hatte zwar den konkreten Wunsch nicht erfüllt, aber das Gebet erhört.

3. Das Bitten im Namen Jesu

Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wenn ihr den Vater um etwas bitten werdet in meinem Namen, wird er's euch geben. Bisher habt ihr um nichts gebeten in meinem Namen.

Diese Verheißung, liebe Gemeinde, hat mich schon früh fasziniert, denn es ist ja ziemlich großzügig, was Jesus hier verspricht. Und je nachdem, wie man zählt, findet sich diese oder eine ähnliche Verheißung rund ein Dutzend Mal im Neuen Testament.[1] Immer wieder heißt es an diesen Stellen, dass das Bittgebet der Gemeinde eine nahezu unbegrenzte Vollmacht in sich birgt. Ich sage sehr bewusst „der Gemeinde“, denn in all diesen Stellen wird nie der individuelle Beter oder die Beterin angesprochen, sondern es wird immer der Plural gebraucht: „Ihr“.

Es ist viel gerätselt worden, was diese geheimnisvollen Worte „in meinem Namen“ bedeuten könnten. Einige haben daraus geradezu eine magische Formel gemacht nach dem Motto: „Vergiss bloß nicht, deinem Gebet die Worte ‚in Jesu Namen‘ hinzuzufügen, sonst hat es keine Wirkung!“ Aber ist das wirklich wahr? Liegt das Geheimnis eines erfüllten Gebets in der Wahl der richtigen Worte begründet? Ist unser Gott ein Gott, den man nur mit den richtigen Formeln beschwören muss, damit er das tut, was wir von ihm möchten? Ich denke, es liegt auf der Hand, dass eine solche Vorstellung eher von Aberglauben als von Glauben geprägt ist.

Was aber ist dann damit gemeint? Wenn man sich in der Bibel einmal die anderen Stellen anschaut, in denen der Ausdruck „in meinem Namen“, „in seinem Namen“ oder andere sinnverwandte Ausdrücke verwandt werden, wird man entdecken, dass diese Wendung weitgehend unserer heutigen Umgangssprache entspricht. Die Worte „in meinem Namen“ oder „in seinem Namen“ haben vor allem einen rechtlichen Charakter. Ein Richter tritt nicht in eigenem Namen auf, sondern „im Namen des Volkes“. Eine Botschafterin oder Ministerin unterzeichnet Verträge nicht in eigenem Namen, sondern im Namen ihres Landes.

Wer also im Namen eines anderen handelt oder redet, vertritt nicht seine eigenen, persönlichen Anliegen, sondern die Interessen desjenigen, in dessen Namen er auftritt. Das Gebet in Jesu Namen ist also kein Sesam-öffne-dich zur stärkeren Durchsetzung der eigenen Wünsche bei Gott. Ganz im Gegenteil: Es ist eine Weise des Betens, die Gott hilft, sich stärker bei uns durchzusetzen.

Denn wer im Namen Jesu betet, muss sich vorher intensiv mit der Frage beschäftigt haben: Was ist es genau, worum ich Gott bitten will? Schließlich geht es nicht um meine eigenen Anliegen, sondern um die Anliegen Jesu, die ich hier vor Gott bringen möchte. Von Martin Niemöller kommt die berühmte Frage: „Was würde Jesus tun?“ In abgewandelter Form könnte man hier fragen: „Was würde Jesus beten? Was liegt Jesus am Herzen? Welche Bitte kann und soll ich in seinem Namen vor Gott bringen?“

Das also ist der Auftrag der Gemeinde: hier auf Erden das Gebet Jesu in seinem Namen fortzuführen. Ich bin vom Vater ausgegangen und in die Welt gekommen; ich verlasse die Welt wieder und gehe zum Vater. Der auferstandene Christus ist wieder zu Gott zurückgekehrt. Und ebenso wie wir als Christinnen und Christen den Auftrag haben, in seinem Namen weiter das Evangelium zu verkünden und in seinem Namen auch weiterhin Gutes zu tun, so ist es auch unser Auftrag, in seinem Namen weiter zu beten. Uns seine Anliegen zu Eigen zu machen und sie gemeinsam vor Gott zu bringen. Dieses Gebet, verheißt Jesus, wird nicht unerhört bleiben. So wie Jesus damals auf Erden nicht vergeblich gebeten hat, so wird auch das Gebet dessen, der in Jesu Namen betet, nicht vergeblich sein.

Das Beten in Jesu Namen geht weit unser normales Bitten und Beten hinaus. Daum sagt Jesus: „Bisher habt ihr nichts gebeten in meinem Namen.“ Diese Worte sagt Jesus kurz vor seinem Tod. Drei Jahre waren die Jüngerinnen und Jünger mit Jesus durchs Land gezogen und natürlich hatten sie dabei auch viel gebetet. Das aber hatte er ihnen noch nicht beigebracht: in seinen Namen zu beten. Das war sozusagen eine neue Stufe. Jesus wollte, dass seine Leute, wenn er diese Welt verlassen würde, in seinem Namen weiter beten.

Und das könnte vielleicht auch der biografisch nächste Schritt in unserem Leben sein: dass Jesus uns – ebenso wie seine Jüngerinnen und Jünger damals – auf eine neue Stufe des Gebets führen möchte, die wir so noch nicht kannten.

Natürlich haben wir alle bisher auch schon gebetet, aber vielleicht ist das auch für uns neu, was es heißt, im Namen Jesu zu beten.

Unser heutiger Sonntag heißt „Rogate – Betet!“ Ich nehme das einmal zum Anlass, eine kleine Übung zu entwickeln für diejenigen unter uns, die Lust haben, das mal praktisch auszuprobieren. Konkret könnte das vielleicht so aussehen:

Wir könnten uns vornehmen, beispielsweise in den kommenden drei Monaten uns – allein oder auch zu mehreren – einmal in der Woche eine viertel bis halbe Stunde Zeit für das Gebet im Namen Jesu zu nehmen.

Dabei versuchen wir in einem ersten Schritt, unser eigenes Leben und Wirken einmal mit den Augen Jesu zu betrachten. Wir gehen dabei gedanklich durch die einzelnen Bereiche unseres Lebens durch – Familie, Arbeit, Alltag etc. – und stellen dabei die Frage: Herr Jesus Christus, heute soll es einmal nicht so sehr um die Frage gehen, was mich dabei bewegt, sondern: Was bewegt dich? Was bewegt dich, wenn du auf meine Familie schaust, auf mein Tun und Wirken, auf mein Engagement in Kirche und Gesellschaft etc.? Jesus, wenn du auf mein Leben schaust: Worum würdest du Gott bitten? Welches Gebet würdest du sprechen? – Vielleicht schreiben wir das, was uns dabei einfällt, in ein eigens dafür angelegtes Heft. Aber auf jeden Fall sollten wir versuchen, in dieser Zeit nicht unsere üblichen Gebetsanliegen vor Gott zu bringen, sondern die in diesem Prozess erspürten und herausgehörten Gebetsanliegen Jesu. Sie werden merken: Es ist ein Qualitätssprung, einmal in Jesu Namen für unser eigenes Leben oder auch das Leben der Menschen um uns herum zu beten.

Und wenn Sie Lust haben, machen Sie die gleiche Übung eine Woche später nicht im Hinblick auf ihr eigenes Leben, sondern Hinblick auf das Leben und Wirken in unserer Gemeinde. Nehmen Sie sich den aktuellen Gemeindebrief zur Hand, blättern ihn durch, denken Sie über die Menschen und Veranstaltungen nach, von denen dort die Rede ist und stellen wiederum Jesus diese Frage: „Herr, was bewegt dich? Was bewegt dich im Hinblick auf unsere Gemeinde? Meine eigenen Gebete kenne ich. Aber welches Gebet würdest du sprechen, wenn du an unsere Gemeinde denkst?“ – Und dann machen Sie sich dieses Gebet bitte wieder zu eigen. Beten Sie in Jesu Namen für unsere Gemeinde.

Das sind nur zwei Variationen. Sie können die gleiche Übung mit der Tageszeitung machen oder mit fast jedem beliebigen Bibeltext. Ich belasse es hier bei diesen beiden: Gebet für das eigene Leben und Gebet für die Gemeinde, immer abwechselnd. Drei Monate lang.

Ich sage drei Monate, aber ich kann mir gut vorstellen, dass es nicht dabei bleibt. Denn wir werden in dieser Zeit einige spannende Erfahrungen machen mit dem Gebet – und mit Gebetserhörungen. Wir werden dem auf die Spur kommen, was Jesus in unserem Text verheißt, wenn er uns dazu ermutigt, in seinem Namen zu beten.

Natürlich dürfen Sie auch in eigenem Namen beten. „Er selbst, der Vater, hat euch lieb“, heißt es hier. Wir sind geliebte Kinder Gottes und er hört alle unsere Gebete. Er hört sie und oft erhört sie auch. Und doch werden wir, wenn wir lernen, im Namen Jesu zu beten, in völlig neue Dimensionen vorstoßen, was Gebetserhörungen anbetrifft.

Ich schließe. Wer lernt, in Jesu Namen zu beten, dessen Gebet weitet sich deutlich über den Horizont unserer üblichen Gebete hinaus. Wenn wir dem Herzschlag Jesu nachspüren, wird unser eigenes Herz groß und weit. Nicht umsonst sagt Jesus in unserem Text, dass wir diese Art des Gebets lernen sollen, „auf dass eure Freude vollkommen sei“. Bzw.: „Dies habe ich mit euch geredet, damit ihr in mir Frieden habt.“ Innerer Friede und vollkommene Freude – das ist nicht wenig, was uns da verheißen wird. Beides erwächst aus dem Gebet im Namen Jesu. Erwächst daraus, dass wir lernen, um das Kommen des Reiches Gottes zu bitten, statt dass wir krampfhaft unser eigenes Reich aufrichten und erhalten wollen. Nicht unsere kleinen und oftmals auch kleinlichen Anliegen stehen dann im Vordergrund, sondern die Weite und die Größe des Reiches Gottes. Dieses Reich nimmt überall dort seinen Anfang, wo wir ihm durch unser Beten im Namen Jesu den Raum ebnen.

Amen

Verfasser: Pfarrer Dr. Klaus Douglass, Zentrum Verkündigung der EKHN, Markgrafenstraße 14, 60487 Frankfurt

[1] Johannes 14, 13 f; 15, 7. 16; 16, 24 f; Matthäus 7, 7 11; 18, 19 f; 21, 22; Markus 11, 24; Lukas 11, 9; Jakobus 4, 2 f; 1. Johannes 3, 22 f; 5, 14f


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