Wochenspruch: "Einer trage des andern Last, so werdet ihr das Gesetz Christi erfüllen." (Galater 6, 2)
Psalm: 42, 2 - 12
Reihe I: Lukas 6, 36 - 42
Reihe II: Römer 14, 10 - 13
Reihe III: 1. Mose 50, 15 - 21
Reihe IV: 1. Petrus 3, 8 - 15 a (15 b - 17)
Reihe V: Johannes 8, 3 - 11
Reihe VI: Römer 12, 17 - 21
Eingangslied: EG 451, 1.4 - 7.10 Mein erst Gefühl sei Preis und Dank
Wochenlied: EG 495 O Gott, du frommer Gott
Predigtlied: EG 432 Gott gab uns Atem
Schlusslied: EG 157 Lass mich dein sein und bleiben
Predigttext 1. Petrus 3, 8 - 15 a (15 b - 17)
8 Endlich aber seid allesamt gleich gesinnt, mitleidig, brü-derlich, barmherzig, demütig.
9 Vergeltet nicht Böses mit Bösem oder Scheltwort mit Scheltwort, sondern segnet vielmehr, weil ihr dazu berufen seid, auf dass ihr Segen erbt.
10 Denn »wer das Leben lieben und gute Tage sehen will, der hüte seine Zunge, dass sie nichts Böses rede, und seine Lippen, dass sie nicht betrügen.
11 Er wende sich ab vom Bösen und tue Gutes; er suche Frieden und jage ihm nach.
12 Denn die Augen des Herrn sehen auf die Gerechten, und seine Ohren hören auf ihr Gebet; das Angesicht des Herrn aber sieht auf die, die Böses tun« (Psalm 34, 13 - 17).
13 Und wer ist's, der euch schaden könnte, wenn ihr dem Guten nacheifert?
14 Und wenn ihr auch leidet um der Gerechtigkeit willen, so seid ihr doch selig. Fürchtet euch nicht vor ihrem Drohen und erschreckt nicht;
15 heiligt aber den Herrn Christus in euren Herzen. (Seid alle-zeit bereit zur Verantwortung vor jedermann, der von euch Rechenschaft fordert über die Hoffnung, die in euch ist,
16 und das mit Sanftmut und Ehrfurcht, und habt ein gutes Gewissen, damit die, die euch verleumden, zuschanden werden, wenn sie euren guten Wandel in Christus schmähen.
17 Denn es ist besser, wenn es Gottes Wille ist, dass ihr um guter Taten willen leidet als um böser Taten willen.)
Liebe Gemeinde,
wir sind gerade mitten in der Fußball-WM. Viele werden die Spiele – vor allem der deutschen Mannschaft – am Fernseher verfolgen. Wie weit wird sie es bei dieser WM bringen? Am 15. Juli ist das Endspiel der Fußball-WM. Dann entscheidet sich, wer diesmal Weltmeister wird. Noch ist ja vieles mög-lich. Aber egal, wer am Ende aus dem Spiel als Sieger hervor geht: es ist klar, in diesem Spiel geht es 'um alles' - nicht wirklich, aber im übertragenen Sinne. Und so werden die beiden Mannschaften, die dann noch im Spiel sind, auch alles dran setzen zu gewinnen. Es kann schon sein, dass dann härter gespielt wird als in den Vorrunden- und Halbfinal-spielen - dem Gegner darf man nichts schenken. Bloß gut, dass es Regeln gibt, die halbwegs auf ein 'fair Play' achten. Das gehört zum Fußball nun einmal - und Gott sei Dank – da-zu. Hinterher soll man dem Gegner ja auch noch – oder wie-der – in die Augen sehen können.
Um ein 'fair Play' geht es auch im Predigtwort für diesen Sonntag aus dem Ersten Petrusbrief.
Allerdings ist hier nicht ein einzelnes Spiel von 90 Minuten im Blick. Auch kein Endspiel, vielleicht mit Verlängerung. Hier geht es um das Leben, um das Leben als Christ, als einer oder eine, die sich Jesus Christus durch die Taufe verbunden weiß.
Hören wir, was der Erste Petrusbrief uns sagen will:
8Euch alle schließlich fordere ich dazu auf, euch ganz auf das gemeinsame Ziel auszurichten. Seid voller Mitgefühl, liebt einander als Glaubensgeschwister, geht barmherzig und zuvorkommend miteinander um! 9Vergeltet Böses nicht mit Bösem und Beschimpfungen nicht mit Beschimpfungen! Im Gegenteil: Segnet! Denn dazu hat Gott euch berufen, damit ihr dann seinen Segen erbt. 10Denkt daran, dass es in der Schrift heißt: »Wer sich am Leben freuen und glückliche Tage sehen will, der gebe Acht auf seine Zunge, damit sie nichts Böses redet, und auf seine Lippen, damit kein unwahres Wort über sie kommt. 11Er wende sich vom Bösen ab und tue, was gut ist; er sei auf Frieden aus und setze sich mit ganzer Kraft dafür ein. 12 Denn der Herr wendet sich denen zu, die seinen Willen befolgen, und hat ein offenes Ohr für ihre Bitten; doch wo jemand Böses tut, wendet er sich gegen ihn.« 13 Wenn ihr also mit unermüdlichem Eifer das tut, was gut und richtig ist, kann euch dann überhaupt jemand etwas Böses antun? 14Und solltet ihr trotzdem leiden müssen – gerade weil ihr euch nach Gottes Willen richtet –, dann seid ihr glücklich zu preisen. Habt keine Angst vor denen, die sich gegen euch stellen, und lasst euch nicht einschüchtern! 15Ehrt vielmehr Christus, den Herrn, indem ihr ihm von ganzem Herzen vertraut. Und seid jederzeit bereit, jedem Rede und Antwort zu stehen, der euch auffordert, Auskunft über die Hoffnung zu geben, die euch erfüllt.
Fair Play - Leben nach guten Regeln. Darum geht es. Dabei war es keineswegs ein faires Spiel, was damals mit den christlichen Gemeinden gespielt wurde. Sie waren angefeindet, verleumdet, wurden auch verhaftet, verbannt oder hat-ten mit Repressalien zu rechnen.
Aber es geht nicht darum, Gleiches mit Gleichem zu vergelten. Hier wird ausdrücklich ein anderer Maßstab verkündet: mitfühlend, liebend, barmherzig, zuvorkommend sollen Christen miteinander und mit anderen umgehen. Und statt Gleiches mit Gleichem zu vergelten, sollen sie segnen. Denn Segen ist es, was Gott will für alle Menschen.
Wenn ich das so lese, dann werde ich erst einmal ganz still (bloß dass ich das während der Predigt nicht so gut kann). Das alles sagt sich so schön und es wäre auch toll, wenn ich so leben könnte. Nur mit der Realität hat es leider nicht so viel zu tun.
Ach, wenn ich das so könnte, auf Vergeltung verzichten, im-mer barmherzig und zuvorkommend sein. Stattdessen sinne auch ich immer wieder darauf, mein Recht durchzusetzen und bin oft genug vor allem auf mich selbst bedacht. Ideal und Wirklichkeit sind wieder einmal zwei verschiedene Welten.
Und das ist nicht erst heute so. Um einen Ausweg zu finden, hat man die Moral 'erfunden' und festgelegt, welche Lebens-formen christlich sind und welche nicht. Mit der Moral habe ich einen Maßstab, an dem ich mich orientieren kann und der mir sagt, was gut ist und was schlecht.
Aber geht es hier, im Ersten Petrusbrief, wirklich darum? Hier ist doch vor allem die Orientierung an Jesus das, worauf es ankommt. Und Jesus war alles andere als ein Moralapostel: Man hat ihm vorgeworfen ein Fresser und Weinsäufer zu sein. Mit Huren und Zöllnern hat er sich abgegeben. Und an die Regeln was man so macht, hat er sich selten gehalten.
Nein, um eine - wie auch immer geartete - Moral geht es nicht im Ersten Petrusbrief. Und Christ sein bedeutet keineswegs eine bestimmte Moralvorstellung zu haben. Vielmehr ent-spricht es dem Ersten Petrusbrief, wenn wir uns nicht auf be-stimmte Vorstellungen festlegen, sondern offen bleiben. Offen nicht für alles Mögliche, sondern offen für alle Menschen.
Diese Offenheit entspricht Jesus, der auf alle Menschen offen zugegangen ist, der nicht verurteilt hat. Sie ist geprägt von der Liebe zum Leben, zu den Menschen, von Toleranz, von Mitgefühl und Barmherzigkeit. Offen auch für die Unvoll-kommenheit, die wir alle mehr oder weniger an uns selbst und anderen immer wieder erleben.
Als Christ kommt es keineswegs darauf an, perfekt einer Vorstellung von - wie auch immer geartetem - christlichen Leben zu entsprechen. So eine Vorstellung schränkt ein und grenzt damit auch Menschen aus, die so nicht leben können oder wollen.
Als Christ lebe ich vielmehr aus der Vergebung, weil ich niemals perfekt leben kann. Die Hoffnung, die meinen Glauben prägt und mein Leben trägt, ist nämlich genau diese: dass Gott mich annimmt, auch wenn ich so oft nicht seinen Maßstäben entspreche.
Nur mit dieser Hoffnung kann ich jeden Tag neu beginnen und immer wieder an meine Grenzen stoßen. Nur mit dieser Hoffnung kann ich Menschen gegenüber treten, die es meines Erachtens viel besser schaffen, christlich zu leben. Nur mit dieser Hoffnung kann ich auf die Kanzel steigen und predigen, obwohl ich selbst oft an meinen eigenen Ansprüchen versage und scheitere.
Und ich bin sicher, wenn man mir diese Hoffnung anmerkt, wenn man spürt, dass mein Leben und mein Glauben davon geprägt sind, dann wird das auch ausstrahlen und vielleicht sogar anstecken.
Aus dem Bewusstsein, von Gott trotz Unvollkommenheit und Scheitern dennoch angenommen zu sein, kann ich es auch immer wieder versuchen, mich auf den Maßstab einzulassen, den der Erste Petrusbrief hier aufmacht.
Wir leben heute in einer Welt, die nicht mit Feindschaft auf uns blickt, die aber kritisch und manchmal auch skeptisch fragt, was ist dran an eurem Glauben. Dabei wird oft auch noch der Moral-Maßstab an uns gelegt, den die Kirche in den vergangenen Zeiten oftmals so hoch gehalten hat. Aber trotz-dem glaube ich, dass wir authentischer, wahrhaftiger sind, wenn wir Offenheit und Kritik zulassen, auch gegenüber den moralischen Werten, die früher oft mit Kirche gleich gesetzt wurden und stattdessen uns den Menschen zu wenden, auch wenn sie nach diesen Moralmaßstäben versagt haben.
Menschen suchen Orientierung heute und immer wieder, und ein klares Gut oder Schlecht, Schwarz oder Weiß scheint oft die ideale Lösung zu sein.
Dagegen können wir mit dem Ersten Petrusbrief eine Offen-heit setzen, der nicht alles egal ist, die den Menschen sieht und annimmt, die von der Liebe geprägt ist und von daher ihre Maßstäbe nimmt. Denn von der Liebe Gottes, der sich in Jesus allen Menschen zu wendet, leben wir.
Amen
Christus ist unser Bruder,
in ihm sind wir miteinander verbunden.
Darum lasst uns Gott bitten für die Christen in aller Welt,
um geschwisterliche Aufmerksamkeit füreinander,
um Schutz und Bewahrung für die Bedrängten,
besonders für die verfolgten und am Leben bedrohten Christen.
Wir rufen zu Gott: Gott, höre unser Bitten.
Christus hat Böses nicht mit Bösem vergolten
und uns Versöhnung geschenkt.
Darum lasst uns Gott bitten
für die Menschen, die in Streit und Krieg leben,
um Frieden und Schutz für Leib und ihr Leben,
besonders bitten wir für die Menschen in ...
Aber auch für die Mächtigen, die mit ihren Entscheidungen
Kriege beginnen und Frieden schließen können,
um Barmherzigkeit, Demut und Verantwortungsbewusstsein.
Wir rufen zu Gott: Gott, höre unser Bitten.
Christus ist der Weg, die Wahrheit und das Leben.
Darum lasst uns Gott bitten für die Politiker in Europa,
dass sie besonnene Entscheidungen zum Wohl der Menschen treffen, dass sie einander achten und helfen,
für unsere Kinder, dass sie in Frieden leben können.
Wir rufen zu Gott: Gott, höre unser Bitten.
Christus ist Davids Sohn und Heiland der Welt.
Darum lasst uns Gott bitten
für alle, die der Verheißung vertrauen, die Abraham bekam,
um gegenseitige Wertschätzung,
um Respekt der Gesellschaft vor der Ausübung des Glaubens,
um ein friedliches Miteinander der Religionen.
Wir rufen zu Gott: Gott, höre unser Bitten.
Christus hat die Mühseligen und Beladenen zu sich gerufen.
Darum lasst uns Gott bitten
für die Kranken, Trauernden und Verzweifelten,
um Heilung, um Trost und um Menschen, die ihnen beistehen.
Lasst uns für uns selbst bitten und alle, die uns anvertraut sind,
um Segen und Bewahrung.
Wir rufen zu Gott: Gott, höre unser Bitten.
Gott, Vater, Sohn und Heiliger Geist,
Dir vertrauen wir.
Auf dich hoffen wir.
Höre uns und schenke uns immer wieder
deine Barmherzigkeit und Liebe.
Vater unser ...
Amen
Verfasser: Pfarrer Ulrich Hayner, Kreuzkirchgasse 13, 99098 Erfurt
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Pfarrer Dr. Matthias Rost
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