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Botschaft, die Tränen trocknet

von Paul-Ulrich Lenz (63679 Schotten-Einartshausen)

Predigtdatum : 24.03.2008
Lesereihe : ohne Zuordnung
Predigttag im Kirchenjahr : Ostersonntag
Textstelle : Apostelgeschichte 10,34a.36-43
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Wochenspruch:

Christus spricht: Ich war tot, und siehe, ich bin lebendig von Ewigkeit zu Ewigkeit und habe die Schlüssel des Todes und der Hölle.(Offenbarung 1, 18)

Psalm: 118 (EG 747)

Lesungen

Altes Testament:
Jesaja 25, 8 - 9
Epistel:
1. Korinther 15, 12 – 20
Evangelium:
Lukas 24, 13 – 35

Liedvorschläge

Eingangslied:
EG 114
Wach auf mein Herz, die Nacht ist hin
Wochenlied:
EG 101
Christ lag in Todesbanden
Predigtlied:
EG
Schlusslied:
EG 99
Christ ist erstanden


34 Petrus tat seinen Mund auf und sprach:
36 Gott hat das Wort dem Volk Israel gesandt und Frieden verkündigt durch Jesus Christus, welcher ist Herr über alle. 37 Ihr wisst, was in ganz Judäa geschehen ist, angefangen von Galiläa nach der Taufe, die Johannes predigte, 38 wie Gott Jesus von Nazareth gesalbt hat mit Heiligem Geist und Kraft; der ist umhergezogen und hat Gutes getan und alle gesund gemacht, die in der Gewalt des Teufels waren, denn Gott war mit ihm. 39 Und wir sind Zeugen für alles, was er getan hat im jüdischen Land und in Jerusalem. Den haben sie an das Holz gehängt und getötet. 40 Den hat Gott auferweckt am dritten Tag und hat ihn erscheinen lassen, 41 nicht dem ganzen Volk, sondern uns, den von Gott vorher erwählten Zeugen, die wir mit ihm gegessen und getrunken haben, nachdem er auferstanden war von den Toten. 42 Und er hat uns geboten, dem Volk zu predigen und zu bezeugen, dass er von Gott bestimmt ist zum Richter der Lebenden und der Toten. 43 Von diesem bezeugen alle Propheten, dass durch seinen Namen alle, die an ihn glauben, Vergebung der Sünden empfangen sollen.

Vorbemerkung:
Die folgende Predigt wurde bereits in den Predigtvorschlägen des Jahrgangs 2001/02 veröffentlicht. Wir drucken sie hier geringfügig verändert nochmals ab, da der für eine neue Predigt zum Ostermontag angefragte Autor kurzfristig abgesagt hat.

Liebe Gemeinde!
Seit vielen Jahren gibt es ein Lied, das mir immer wieder einmal durch den Kopf geht. Es fängt an: „Jesus sucht Leute am Markt und auf den Gassen, die von ihm heute in Dienst sich nehmen lassen. Folge ihm nach!“ In diesem Lied wird dann beschrieben, was wir aus den Evangelien kennen: Wie Jesus seine Jünger beruft, wie er ihnen seinen Auftrag gibt und wie er aus ihnen Menschenfischer macht.
Ostern 2008: Dieses Lied ist kein christlicher Schlager der Vergangenheit. Dieses Lied beschreibt nicht ein „Es war einmal“. Es beschreibt, was Jesus heute tut. Jesus hat ja nicht aufgehört, Leute zu suchen. Er hat nicht aufgehört, Leute in seinen Dienst zu nehmen.
Wir haben es gehört, wir haben es in unseren Liedern gesungen: Er ist auferstanden! Und das heißt nicht mehr und nicht weniger als: Er lebt, er ist – unsichtbar durch seinen Geist – unter uns und er will unter uns Leute gewinnen für sich, für seinen Dienst. In einem Konfirmanden-Buch habe ich neulich ein Plakat gesehen: „Gott stellt laufend ein – Sünder, Ausgeflippte, Sie“. Das ist das Risiko dieses Gottesdiensts heute: Es mag geschehen, dass Jesus heute aus einem „Gottesdienstbesucher“ einen Menschen macht, der seinen Auftrag entdeckt!
An Petrus, diesem „Dienstmann Jesu“, wollen wir zusammen durchbuchstabieren, was Jesu Dienstleute zu tun haben.
1. Jesus sucht Leute, die erzählen, was sie in der Lebensgemeinschaft mit ihm erlebt haben.
Als Petrus in Joppe im Haus des römischen Hauptmannes Cornelius mit lauter Heiden zusammensitzt, da muss er ihnen erst einmal von Jesus erzählen. Er fängt da an, wo alles angefangen hat: Bei der Taufe Johannes des Täufers. In dieser Taufe ist ein erstes Licht auf Jesus gefallen. Als Jesus in die Reihe der Täuflinge trat, sich eingereiht hat in diese Kette von schuldigen Leuten, die auf Vergebung hoffen, da hat Gott ihn gekennzeichnet: Das ist mein Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe.
Dann geht der Bericht das Petrus weiter zur Zeit der Wanderung Jesu durch Galiläa. Er berichtet von seinen Heilungen, seinem Handeln in der Kraft Gottes. Schnell kommt er in seinem Erzählen auf das Geschehen in Jerusalem: Dort ist Jesus gekreuzigt worden. Dort hat ihn Gott auferweckt und dort haben Petrus und die anderen Jünger ihn gesehen. Dort hat es eine erneuerte Gemeinschaft mit dem Auferstandenen gegeben. In diesen Begegnungen sind sie beauftragt worden als seine Zeugen vor aller Welt.
Petrus erzählt von Jesus. In einigen wenigen Sätzen umreißt er den Inhalt eines ganzen Evangeliums. In einigen wenigen Sätzen berichtet er, was unser Glaubensbekenntnis fast noch „dürrer“ zusammenfasst: geboren, gelitten unter Pontius Pilatus, gekreuzigt gestorben, begraben, – und auferstanden.
In diesen wenigen Worten fasst Petrus aber nicht nur zusammen, was Jesus getan hat – er fasst damit ja auch zusammen, was er mit ihm erlebt hat: Ich bin Zeuge. Ich habe das mit diesem Jesus nicht nur irgendwoher gehört. Ich habe es selbst gesehen und habe ihn selbst erfahren. Ich, Petrus, habe mit ihm nach der Auferstehung einen neuen Anfang erlebt – obwohl ich vor seiner Kreuzigung davongelaufen war, obwohl ich in der Nacht seines Prozesses gedacht habe: jetzt ist alles aus.
Etwas anderes erwartet Jesus von seinen Leuten, die er heute in Dienst nehmen will, auch nicht. Er will, dass auch wir erzählen, was wir mit ihm erlebt haben. Er will, dass auch wir seine Zeugen werden. Und Zeuge werden – das heißt: Ganz auf ihn hinweisen, ganz sein Lob sagen, ganz für ihn eintreten. Zeuge wird keiner dadurch, dass er es studiert hat – dann wäre der gute Petrus ja schon durchgefallen und von den Zeugen des Neuen Testamentes bliebe allenfalls ein Paulus übrig. Der war gelernter Theologe.
Zeuge wird keiner dadurch, dass er das zu seinem Beruf erklärt in der ersten Christenheit gab es den Beruf des Zeugen überhaupt nicht. Zeuge wird man durch die Lebensgemeinschaft mit Jesus. Wer heute mit Jesus lebt, wer sich an diesem Tag und an jedem Tag seines Lebens mit dem lebendigen Jesus Christus einlässt, der wird zu seinem Zeugen. Der hat auch etwas zu erzählen! Ich kann erzählen von guten Erfahrungen – wo Jesus mich bewahrt hat. Ich kann erzählen von guten Erfahrungen, – wo Jesus mich hat heil werden lassen an meinem Leib und an meiner Seele. Ich kann erzählen von guten Erfahrungen – wo Jesus mir in dem Lebensnotwendigen geholfen hat. In alledem kann ich ein Zeuge sein, der auf Jesus hinweist, dessen ausgestreckte Hand auf ihn zeigt und ihn „groß“ macht.
Aber der Zeuge wird nicht nur schöne Geschichten erzählen. Er gehört mit seinem ganzen Leben in diese Geschichten mit hinein. Er wird auch von sich miterzählen müssen nicht um sich zu rühmen, sondern einfach deshalb, weil er ja dabei war: Petrus war dabei als er Jesus verleugnete und er war dabei, als Jesus es neu mit ihm wagte und ihn neu in die Verantwortung stellte. So ähnlich kann ich doch auch erzählen: Geschichten, in denen ich versagt habe, in denen ich feige gekniffen habe – und Jesus ist es doch nicht leid geworden, mich in seinem Dienst zu haben.
2. Jesus sucht Leute, die ihn bekennen.
Petrus hat in Joppe das Evangelium erzählt. Dabei fällt auf, dass er in seinem Erzählen ständig Bekenntnisaussagen macht: Jesus ist der Herr über alle; Jesus ist der Richter der Lebendigen und der Toten; In seinem Namen haben Vergebung alle, die an ihn glauben. Das alles sind Aussagen, die wir auch kennen: Sie tauchen in den Bekenntnissen der Gemeinde Jesu fast wörtlich wieder auf. Hat das etwas zu bedeuten?
Petrus war kein sehr redegewandter Mann. Er war mit Sicherheit nicht geschult in der Redekunst. Schließlich war er von Beruf Fischer. Aber er hat sich nicht dahinter versteckt: Ich kann nicht reden – das müssen andere für mich besorgen. Er hat von Jesus geredet – und er hat sich in diesem Reden von Jesus, im Bekenntnis von Jesus der „Lehrformeln“ der Gemeinde bedient. Er hat sich nicht damit abgeplagt, alles mit eigenen Worten zu sagen, nur ja keinen Satz von sich zu geben, den er vielleicht irgendwoher hatte.
Nein – er hat sehr deutlich und für uns heute noch erkennbar Formeln benutzt – Formeln aus dem Gottesdienst, Formeln wohl auch aus dem ersten Taufunterricht. Wenn wir von Jesus reden, wenn wir uns zu ihm bekennen, dann dürfen auch wir getrost auf die Sprache der Bekenntnisse zurückgreifen. Dann dürfen wir unserer eigenen Unsicherheit im Sprechen auch dadurch Rechnung tragen, dass wir uns Hilfen suchen.
Das ist doch auch der Sinn des Auswendiglernens im Konfirmandenunterricht: Dass wir Möglichkeiten gewinnen, unseren Glauben in kurzen und präzisen Worten zu bekennen. Ich denke an ein Erlebnis, das ich vor einigen Wochen hatte. Bei einem Geburtstagsbesuch wurde das Gespräch auf einmal sehr ernsthaft: Warum ich Christ sei? wurde ich gefragt. Und dann habe ich einmal erzählt, was ich mit Jesus erlebt habe. Und zum anderen habe ich in einigen ganz knappen Worten beschrieben, wer Jesus ist, was er für mich getan hat. Dazu muss ich keine eigenen Vorträge ausarbeiten. Dazu hilft mir ganz entscheidend der Katechismus: Ich glaube an Jesus Christus, der mich verlorenen und verdammten Menschen erlöst und erworben hat mit seinem Leiden und Sterben, damit ich sein eigen sei.
Sehen Sie, es ist doch nicht immer der Platz und die Zeit, um schlaue theologische Vorträge zu halten. Es ist doch auch nicht immer so viel Zeit da, um erst einmal eine halbe Stunde zu reden. Darum gibt es die kurzen Bekenntnisformulierungen – von denen kann ich auf einer Apfelsinenkiste und am Krankenbett, am Stammtisch und in der Fabrikhalle in Gesprächen ausgehen. Jesus sucht Leute, die sich an solchen Plätzen zu ihm bekennen.
3. Jesus sucht Leute, die andere zu ihm rufen.
Ostern ist kein Frühlingsfest, und es ist kein einmaliges Ereignis. Ostern ist der Anfang der Auferstehung, in die alle Welt hineingezogen werden soll. Alle Welt, alle, die an Jesus glauben. Und nun sehen Sie: Als Petrus in Joppe saß, da hatte er lauter „Kandidaten des ewigen Lebens“ (Blumhardt) vor sich – Leute, die Jesus in seiner Ewigkeit bei sich haben will, Leute, die Jesus durch den Glauben für sich gewinnen will. Aber damit einer zum Glauben kommen kann, muss er eingeladen werden. Damit einer zum Glauben kommen kann, muss ihm oder ihr Jesus vor Augen gemalt worden sein. Damit einer oder eine zum Glauben kommen kann, muss ihm Jesus so wichtig geworden sein, dass er sich ihm anvertraut.
Und dazu braucht Jesus Leute. Er braucht Leute, die in unsere Zeit hinein sagen, dass es bei Jesus Leben gibt, dass es bei Jesus Frieden gibt, dass es bei Jesus Vergebung gibt. Er braucht Leute, die das so sagen, dass andere dadurch eingeladen werden – dass sie hineingezogen werden in die Gemeinde, in den Vortrupp des Lebens, wie das einmal jemand gesagt hat. Einladen – das werde ich aber nur da, wo die anderen mir das wert sind.
Und darum müssen die Zeugen Jesu es lernen, Menschen mit den Augen Jesu zu sehen: Dieser Mensch ist es wert, dass ich mich für ihn gebe. Diesen Menschen will ich um mich haben in der Herrlichkeit des Vaters, in der Ewigkeit Gottes. So sieht Jesus Menschen: Sie sind ihm seine alleräußerste Mühe wert. Und nur, wenn wir anfangen, die Menschen um uns herum so zu sehen – sie sind Jesus seine Hingabe und uns unsere Mühe wert –, werden wir für sie zu einer glaubwürdigen Einladung werden, werden wir sie hineinziehen können in die Gemeinde, die zu den auferstandenen Christus gehört.
Jesus sucht Leute, die ihn lieb gewonnen haben und die durch ihn die Liebe zu den anderen gelernt haben – zu denen, die schon unterwegs sind auf dem Weg des Lebens und zu denen, die noch abseits stehen: der auferstandene Herr will nicht, dass auch nur einer zurückbleibt. Darum sucht er auch unter uns Leute, die sich hinschicken lassen in seiner Liebe. Amen.

Verfasser: Pfarrer Paul-Ulrich Lenz, Leonhardstr. 20, 61169 Friedberg

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