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Brot des Lebens

von Karlheinz Saltzer (Germersheim)

Predigtdatum : 26.07.2020
Lesereihe : II
Predigttag im Kirchenjahr : 7. Sonntag nach Trinitatis
Textstelle : Hebräer 13,1-3
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Wochenspruch: So seid ihr nun nicht mehr Gäste und Fremd-linge, sondern Mitbürger der Heiligen und Gottes Hausgenossen. (Epheser 2,19)

Psalm: 107,1-9

Predigtreihen

Reihe I: Johannes 6,30-35
Reihe II: Hebräer 13,1-3
Reihe III: 1. Könige 17,1-16
Reihe IV: Johannes 6,1-15
Reihe V: Apostelgeschichte 2,41-47
Reihe VI: 2. Mose 16,2-3.11-18

Liedvorschläge

Eingangslied: EG 221, 1-3 Das sollt ihr, Jesu Jünger
Wochenlied: EG 418, 1-5 Brich dem Hungrigen dein Brot
Predigtlied: EG 420, 1-5 Brich mit den Hungrigen dein Brot
Schlusslied: EG 320, 1-4+8 Nun lasst uns Gott dem Herren Dank sagen

Predigttext Hebräer 13,1-3

Abschließende Ermahnungen

1 Bleibt fest in der brüderlichen Liebe.
2 Gastfrei zu sein vergesst nicht; denn dadurch haben einige ohne ihr Wissen Engel beherbergt.
3 Denkt an die Gefangenen, als wärt ihr Mitgefangene, und an die Misshandelten, weil auch ihr noch im Leibe lebt.

Macht die Tür auf!
Es könnte Gott sein, der zu Euch will.

[Hinweis: Der Predigttext wird im Verlauf der Predigt verlesen.]

Liebe Gemeinde,

ein Mensch wacht eines Morgens auf und weiß: Heute kommt Gott mich besuchen. Im Traum hat Gott sich angekündigt. Der Mensch weiß zwar nicht, woher er so sicher ist, dass es Gott war, der zu ihm gesprochen hat, aber dennoch ist er sicher.

Und ihm wird beim Aufwachen sofort klar, dass er noch viel zu tun hat. Sein Zuhause muss dringend aufgeräumt und geputzt werden. Und dann will er den Besuch ja auch bewirten und muss dafür einige Besorgungen erledigen.

Gerade als sie oder er mit Aufräumen loslegen will, klingelt es. „Oje, das wird doch nicht schon Gott sein? Wie es hier noch aussieht!“
Aber draußen steht das sympathische junge Paar, das das kleine Haus in der Nähe renoviert. Ob er oder sie ihnen helfen könne? Sie müssten etwas montieren und bräuchten ein drittes Paar Hände.
„Nein, heute geht es leider nicht.“, bekommen die jungen Leute zur Antwort. „Sonst gern. Aber gerade heute passt es überhaupt nicht.“
Enttäuscht zieht das Paar von dannen.

Nach dem Aufräumen und Putzen ist der Mensch im Aufbruch, um noch etwas zum Essen zu besorgen. Sie oder er will nicht zu lange wegbleiben, um Gott nicht zu versäumen, und deshalb nur in dem kleinen Geschäft um die Ecke einkaufen. Dort wird aber nur Bargeld akzeptiert. 

Während der Mensch gerade realisiert, dass die Bargeld-Vor-räte nur für die nötigsten Zutaten zum Essen reichen, klingelt es wieder. „Wenn das Gott ist, stehe ich mit leeren Händen da. Was mache ich nur?“, denkt sich der Mensch.

Draußen steht indes ein arm, wenn auch sauber gekleideter Mann. Unserem Menschen dämmert es, dass der Rentner ein paar Straßen weiter wohnt. Er habe, so fängt der Mann an, Anfang des Monats Geld für neue Hosen benötigt, weil die alten kaputt gegangen sind. Und jetzt habe er für das Wochenende nichts mehr zu essen da und auch kein Geld mehr. Ob man ihm etwas leihen könnte? Nächste Woche ist doch wieder Monatsanfang und Rentenauszahlung – er zahle auch bestimmt zurück.

„Das ist ganz schlecht heute.“, bekommt der Rentner zu hören. „Heute brauche ich das bisschen Bargeld, das ich da habe, selbst. Ein anderes Mal leihe ich Ihnen gerne etwas.“
Sichtlich geknickt wendet sich der Rentner ab.

Nachdem der Mensch eingekauft und wenigstens ein ein-faches Essen vorbereitet hat, denkt er sich, dass er jetzt bereit sei, Gott zu empfangen. Und als es klingelt, läuft er gespannt und freudig erregt zur Haustür.

Draußen steht die alte Dame von gegenüber. Der angekündigte Besuch der Enkel müsse wegen Krankheit ausfallen, erklärt sie. Ob der Mensch nicht Zeit hätte, zu ihr zu kommen. Sie fühle sich so einsam, hätte auch Kuchen gebacken für die Enkel, der für sie allein zu viel sei.

„Liebe Frau“, bekommt sie zu hören. „Das geht heute überhaupt nicht. Morgen komme ich gerne zu Ihnen.“
Doch morgen geht die Frau in die Kirche und zum Senioren-Nachmittag. Traurig, weil sie heute jetzt allein bleibt, geht die Frau nach Hause.

Der Mensch setzt sich an seinen gedeckten Tisch und wartet weiter auf Gott. Aber es klingelt den ganzen Tag nicht mehr. Völlig niedergeschlagen und auch irritiert geht er oder sie ins Bett.

Nachts erscheint Gott wieder im Traum.
„Warum bist Du nicht gekommen?“, ereifert sich der Mensch. „Weißt Du, was ich alles auf mich genommen habe, um Dich gebührend zu empfangen?“
Da antwortet Gott: „Dreimal habe ich gestern vor Deiner Tür gestanden. Dreimal hast Du mich wieder weg geschickt.“ Und ist schon nicht mehr da.
[Hinweis: Die Geschichte zum Einstieg ist natürlich veränder- oder ganz austauschbar. Es geht um unseren Drang, alles zu „machen“, statt Gott wirken zu lassen.]

Eine alte Geschichte ist das, die ich da gerade erzählt habe. Eine alte Geschichte, die ich nur etwas modernisiert habe. Tja, liebe Gemeinde. Eine alte Geschichte ist das mit Gott und uns. Gott will zu uns kommen. Aber sind wir bereit für ihn? Ja, wir wollen uns gerne für Gott engagieren. Wir sind bereit, Arbeit, Geld und Zeit für ihn zu opfern. Aber: Wir wollen selbst bestimmen, wann und wie wir das tun.

So ist der Mensch, so sind wir, so sind wir auch gemacht. Wir wollen selbstbestimmt leben. Und haben dennoch oft das Ge-fühl, dass wir etwas verpassen, dass uns etwas fehlt zu einem zufriedenen, erfüllten Leben.

Und was für viele von uns persönlich gilt, gilt ähnlich auch in vielen unserer Kirchengemeinden, ja auch in unserer Kirche als Ganze.

Was wir nicht alles tun!
Da werden Konzepte entwickelt, viel Zeit und Arbeit und letztlich auch Geld in neue Ideen und Projekt gesteckt. Wir machen uns interessant für Außenstehende – oder wollen es jedenfalls – oder denken jedenfalls, wir könnten es.
Und der Erfolg?

 Im Hebräerbrief ermahnt ein uns unbekannter Briefschreiber seine Leser gegen Ende des Briefes. Dazu gibt er einige dringende Ratschläge für das Glaubensleben, die uns auch heute noch helfen könnten. Doch urteilen Sie selbst: Ich lese die ersten drei Verse des dreizehnten Kapitels des Hebräerbriefs.

Verlesen: Hebräer 13,1-3

Ich wiederhole den Anfang: Bleibt fest in der brüderlichen Liebe, oder besser: in der geschwisterlichen Liebe.

Das ist so etwas wie die Überschrift über das, was kommt. Die Liebe untereinander ist das Band, das alles zusammenhält. Es ist, anders als wir denken, eine Liebe, die wir nicht erst in uns zu erzeugen oder zu suchen haben. Wenn wir uns zu unserem Herrn Jesus Christus halten, haben wir diese Liebe schon. Wir müssen sie nur zulassen und dranbleiben.

Eigentlich, theoretisch, ist es ganz einfach. Wenn wir wahrhaft an Jesus Christus glauben, dann wissen wir auch um Gott als seinen und unseren gemeinsamen Vater. Dann können wir unsere Mitmenschen und besonders unsere Mitchristen nur als Geschwister sehen.
Als Geschwister, die man liebt, auch wenn es die eine oder andere Meinungsverschiedenheit gibt.

Und dann ist klar: Geschwister kümmern sich um einander. Sie besuchen sich gegenseitig und freuen sich auch, Besuch zu empfangen. Und sie stehen besonders dann füreinander ein – besonders dann, wenn eine oder einer in Schwierigkeiten steckt.

Selbst wenn mich mit meiner Schwester, meinem Bruder nicht sehr viel verbindet, wenn die Geschwister einen ganz anderen Lebensstil pflegen, ganz anders denken: Wenn er oder sie ins Gefängnis geworfen wird, muss es schon besondere Gründe geben, sie oder ihn nicht dort zu besuchen. Wenn sie gar verletzt oder schwer krank werden, auch wenn sie sonst wie in schwere Bedrängnis geraten, dann bin ich doch für meine Geschwister da, oder nicht?

Was das mit unserer Geschichte vom ausgefallenen, nein besser, vom verpassten Gottesbesuch zu tun hat?

Wie der Mensch in der Geschichte wollen wir doch gern Gott nahe sein, mit ihm reden, ihn bei uns aufnehmen. Und ver-fallen dann doch so leicht in den Gedanken, Gott irgendwie gefallen zu müssen. Wir wollen ihm unsere Kraft, Geld und Zeit schenken. Irgendetwas müssen wir doch tun können, dass Gott uns nahe kommt, uns liebt.

Oder wir ziehen uns zurück von Kirche und Gemeinde. Wir suchen Gott im stillen Kämmerlein oder in der freien Natur – und kommen letztlich auch nicht dauerhaft zu einer gesunden Gottes-Beziehung.

Es gibt noch viele andere Formen, wie Menschen versuchen, von sich aus zu Gott zu gelangen – letztlich so viele, wie es Menschen gibt, die überhaupt noch Gott suchen. Doch Men-schen werden immer wieder Gott verfehlen, wenn sie denken, durch ein bestimmtes Vorgehen, durch eine gewisse Methode würden sie Gott näher kommen.

Was für uns als einzelne gilt, gilt ähnlich übrigens auch für Kirche und Gemeinde. Wir stellen fest, dass wir kleiner und ärmer werden und wollen gern etwas dagegen tun. Und so suchen wir nach Möglichkeiten, wie wir die, die nicht oder nicht mehr in der Kirche sind, doch wieder erreichen können. Wir schmieden Pläne, entwerfen Konzepte. Wir bringen viel Energie auf, investieren Geld und Zeit. Aber der Erfolg bleibt aus.
Wie wäre es denn, einmal all diese Methoden, Pläne und Konzepte über Bord zu werfen wie lästig gewordenen Ballast?
Wie wäre es denn, wenn wir als Mensch in der erzählten Geschichte gar nicht erst versuchten, uns irgendwie Gott genehm zu machen, sondern einfach damit rechnen, dass er in dem Mensch steckt, der unvermittelt zu unserem Nächsten wird, weil dieser Mensch jetzt unsere Hilfe braucht – in welcher Form auch immer?

Wie wäre es, wenn wir uns daran erinnern, was uns der Brief-schreiber ans Herz legt, nämlich gastfrei zu sein, wer immer auch vor unserer Tür steht? Wie wäre es, wenn wir Menschen besuchten, die unvermittelt in Schwierigkeiten geraten sind?
Wie wäre es, wenn alles, worauf es uns ankommt, ist, uns liebevoll dem Mensch zuzuwenden, der gerade jetzt vor uns, vor unserer Tür steht?

Vielleicht ist es ja ein Engel in Menschengestalt?
Vielleicht ist es ja Gott selbst?
Komm rein, lieber liebender Gott.
Auch wenn ich Dir im Grunde nichts bieten kann außer mir selbst.
Komm rein, Du bist willkommen.
Amen

Verfasser: Prädikant Karlheinz Saltzer, Oberamtsstraße 17, 76726 Germersheim


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