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Christen leben aus der Taufe, dem Zeichen ihrer Erwählung

von Eckart Stief (Kaiserslautern)

Predigtdatum : 04.08.2019
Lesereihe : I
Predigttag im Kirchenjahr : 7. Sonntag nach Trinitatis
Textstelle : Johannes 6,30-35
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Wochenspruch: "So seid ihr nun nicht mehr Gäste und Fremdlinge, sondern Mitbürger der Heiligen und Gottes Hausgenossen." (Epheser 2,19)

Psalm: 107,1-9

Predigtreihen

Reihe I: Johannes 6,30-35
Reihe II: Hebräer 13,1-3
Reihe III: 1. Könige 17,1-16
Reihe IV: Johannes 6,1-15
Reihe V: Apostelgeschichte 2,41-47
Reihe VI: 2. Mose 16,2-3.11-18

Liedvorschläge

Eingangslied: EG 449 Die güldne Sonne
Wochenlied: EG 418 Brich dem Hungrigen dein Brot
Predigtlied: EG 648 Ins Wasser fällt ein Stein
Schlusslied: EG 171 Bewahre uns, Gott

Predigttext Johannes 6, 30 – 35

Das Brot des Lebens

30 Da sprachen sie zu ihm: Was tust du für ein Zeichen, auf dass wir sehen und dir glauben? Was wirkst du?
31 Unsre Väter haben Manna gegessen in der Wüste, wie geschrieben steht
(Psalm 78, 24): »Brot vom Himmel gab er ihnen zu essen.«
32 Da sprach Jesus zu ihnen: Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Nicht Mose hat euch das Brot vom Himmel gegeben, sondern mein Vater gibt euch das wahre Brot vom Himmel.
33 Denn dies ist das Brot Gottes, das vom Himmel kommt und gibt der Welt das Leben.
34 Da sprachen sie zu ihm: Herr, gib uns allezeit solches Brot.
35 Jesus aber sprach zu ihnen: Ich bin das Brot des Lebens. Wer zu mir kommt, den wird nicht hungern; und wer an mich glaubt, den wird nimmermehr dürsten.

Predigt

I.

Das Grundrezept ist denkbar einfach:

500 g Mehl
350 ml Wasser
1 Packung Hefe
1 Esslöffel Zucker
1 Teelöffel Salz
2 Esslöffel Öl

Feinschmeckerinnen und Feinschmecker schwören auf die Qualität des Selberbackens – die meisten von uns gehen jedoch zum Bäcker und staunen über die Auswahl.
Was wären unsere Mahlzeiten ohne Brot?
Das war schon immer so, zu allen Zeiten, in allen Kulturen. Ohne Zweifel auch in dem römisch besetzten Palästina zu der Zeit Jesu.
Doch manchmal wird Brot hart, steinhart, vielleicht sogar schimmlig, schlichtweg ungenießbar – wenn man es zum Beispiel nach Tagen im Brotfach findet.

II.

Der Schreiber, den wir alter Tradition gemäß Johannes nennen, – er schreibt rund siebzig Jahre nach Jesu Wirken – denkt weniger an irdisches Brot als vielmehr an das im Glauben Sättigende, das vom Himmel, von Gott, kommt, an das geistige Brot, das die Welt lebendig macht und die Tür zur Ewigkeit öffnet.

Jesu Rede vom Brot des Lebens schließt sich im Johannesevangelium an die Speisung der 5000 an. Als die Menschen am nächsten Tag wieder zu ihm kommen, fordert er sie auf, sich Speise zu verschaffen, die „nicht vergänglich“ sei (vgl. Joh. 6,27). Seine Zuhörerinnen und Zuhörer sprechen ihn daraufhin auf das Manna an, das die Israelitinnen und Israeliten nach der Flucht aus Ägypten in der Wüste als Brot vom Himmel empfingen. Jesus antwortet, dass nicht Mose ihnen das Brot gegeben habe, sondern Gott – der gebe den Menschen das wahre Brot vom Himmel, das der Welt das Leben ermöglicht.

Daraufhin fordern die Menschen ihn auf, ihnen immer solches Brot zu geben, woraufhin der johanneische Jesus sagt: „Ich bin das Brot des Lebens.“
Johannes, das wird hier klar, kommt es auf die Deutung, nicht auf die Historizität des Geschehenen an.

III.

Wird himmlisches Brot auch steinhart? Kann der Glaube an Jesus Schimmel ansetzen?
Es ist leicht festzustellen, dass für viele Menschen heutzutage Jesus und die Kirche keine große Rolle spielen. Sie werden beiseitegeschoben, bleiben als nebensächlich liegen. Für viele sind sie alt, kaum genießbar. Dabei sind diese Menschen oft nicht so „satt“, wie es scheint. Konsum in jeder Art, Alkohol und Tabletten, Streben nach Ansehen und Karriere mögen Zeichen dafür sein.

Die Kirche mit ihrem Ursprung in ferner Vergangenheit, dem Angebot von Orientierung in der sich ständig ändernden, geradezu verrückten Welt und der Ankündigung des kommenden Friedensreiches verkündigt durch Wort und Tat, dass Jesus Brot des Lebens ist – Brot, das Leben ermöglicht. Mag sein, dass die Art und Weise bei manchen Menschen, insbesondere bei jüngeren, etwas ergraut und verstaubt ankommt. Verdorben ist der Inhalt nicht.

IV.

Erinnern wir uns an diesen Jesus, der Brot und Sinn spendet, schauen wir ihn näher an.

Jesus verkündigte, dass sich Gott den Menschen zuwendet. Er verkündigte den lieben, nicht den strengen Gott. Er sagte, dass die Menschen nicht nach ihren guten oder schlechten Taten gerichtet werden – wer hätte da eine Chance? –, sondern dass Gott Gnade walten lassen wird: Gnade den Ungerechten, Rechtlosen, Armen.

Jesus ruft zur Buße auf, zur Umkehr von der Traurigkeit zur Freude, von der Angst vor der Zukunft Gottes zur Hoffnung auf sie.

Dabei drehte er durch sein Verhalten die gesellschaftlichen Konventionen um. Er wandte sich Verbrechern und schlechten Menschen zu („Sünder und Zöllner“, vgl. Mt. 11, 19), erzählte und aß mit ihnen. Nur so kann man erreichen, dass Menschen gut werden, indem sie nämlich selbst Gutes erfahren.

Diese Botschaft muss die Kirche weitersagen. Und dabei schwebt sie zweifellos ein wenig in Gefahr, sich von Jesus – um es modern auszudrücken – zu entfremden. Vor allem dann, wenn sie sich zu sehr mit sich selbst beschäftigt, was sie sehr gerne tut. Es ist die Gefahr, als so etwas wie ein altes, vertrocknetes Brot wahrgenommen zu werden.

V.

„Brot für die Welt“, die 1959 gegründete evangelische Spendenaktion, hat sich in den Kirchen und in Deutschland etabliert. Seit wenigen Jahren bildet sie zusammen mit dem Evangelischen Entwicklungsdienst und der Diakonie in Deutschland das Werk für Diakonie und Entwicklung in Berlin, wohin sie umgezogen ist.

Jahr für Jahr werden in der pfälzischen Landeskirche mehr als stolze 1 000 000 Euro gesammelt. Bundesweit beläuft sich das Aufkommen bei rund 62 Millionen Euro. Geld, das im weltweiten Kampf gegen Hunger, Not und Ungerechtigkeit gezielt eingesetzt wird. „Brot für die Welt“ macht deutlich: Es geht der kirchlichen Verkündigung im Sinne Jesu nicht nur um geistiges Brot – schließlich hat auch Jesus Menschen gespeist.

Gott wendet sich uns zu, allen Menschen.

Allerdings: Arme, Migrantinnen, Migranten, Opfer von Krieg und Willkür brauchen nicht nur Almosen vom Überfluss, sondern menschliche Anerkennung durch dauerhafte soziale und politische Gerechtigkeit. Leicht gesagt – aber auch das gehört zum Brot des Lebens.

VI.

Brot des Lebens – das Grundrezept ist denkbar einfach:

500 g Gottvertrauen und Gelassenheit
200 g Lächeln und Freundlichkeit
150 g Wertschätzung
150 g Hilfsbereitschaft

Mengenangaben sind variierbar, alle Zutaten einmal umrühren und genießen, es stellt sich wie von selbst ein liebevolles Miteinander ein.

Verfasser: Studierenden- und Hochschulpfarrer Eckart Stief, ESG-Zentrum TUK, Hermann-Hesse-Str. 50, 67663 Kaiserslautern


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