Wochenspruch: "Und nun spricht der Herr, der dich geschaffen hat, Jakob, und dich gemacht hat, Israel: Fürchte die nicht, denn ich habe dich erlöst; ich habe dich bei deinem Namen gerufen; du bist mein!" (Jesaja 43, 1)
Psalm: 139, 1 - 16. 23 - 24
Reihe I: Matthäus 28, 16 - 20
Reihe II: Römer 6, 3 - 8 (9 - 11)
Reihe III: 5. Mose 7, 6 - 12
Reihe IV: Apostelgeschichte 8, 26 - 39
Reihe V: Jesaja 43, 1 - 7
Reihe VI 1. Petrus 2, 2 - 10
Eingangslied: EG 324, 13 Ich singe dir mit Herz und Mund
Wochenlied: EG 200 Ich bin getauft auf deinen Namen
Predigtlied: EG 272 Ich lobe meinen Gott von ganzen Herzen
Schlusslied: EG 395 Vertraut den neuen Wegen
Predigttext Apostelgeschichte 8, 26 - 39
26 Aber der Engel des Herrn redete zu Philippus und sprach: Steh auf und geh nach Süden auf die Straße, die von Jeru-salem nach Gaza hinabführt und öde ist.
27 Und er stand auf und ging hin. Und siehe, ein Mann aus Äthiopien, ein Kämmerer und Mächtiger am Hof der Kandake, der Königin von Äthiopien, ihr Schatzmeister, war nach Jerusalem gekommen, um anzubeten.
28 Nun zog er wieder heim und saß auf seinem Wagen und las den Propheten Jesaja.
29 Der Geist aber sprach zu Philippus: Geh hin und halte dich zu diesem Wagen!
30 Da lief Philippus hin und hörte, dass er den Propheten Jesaja las, und fragte: Verstehst du auch, was du liest?
31 Er aber sprach: Wie kann ich, wenn mich nicht jemand anleitet? Und er bat Philippus, aufzusteigen und sich zu ihm zu setzen.
32 Die Stelle aber der Schrift, die er las, war diese (Jesaja 53, 7 - 8): »Wie ein Schaf, das zur Schlachtung geführt wird, und wie ein Lamm, das vor seinem Scherer verstummt, so tut er seinen Mund nicht auf.
33 In seiner Erniedrigung wurde sein Urteil aufgehoben. Wer kann seine Nachkommen aufzählen? Denn sein Leben wird von der Erde weggenommen.«
34 Da antwortete der Kämmerer dem Philippus und sprach: Ich bitte dich, von wem redet der Prophet das, von sich selber oder von jemand anderem?
35 Philippus aber tat seinen Mund auf und fing mit diesem Schriftwort an und predigte ihm das Evangelium von Jesus.
36 - 37 Und als sie auf der Straße dahinfuhren, kamen sie an ein Wasser. Da sprach der Kämmerer: Siehe, da ist Wasser; was hindert‘s, dass ich mich taufen lasse?
38 Und er ließ den Wagen halten und beide stiegen in das Wasser hinab, Philippus und der Kämmerer, und er taufte ihn.
39 Als sie aber aus dem Wasser heraufstiegen, entrückte der Geist des Herrn den Philippus und der Kämmerer sah ihn nicht mehr; er zog aber seine Straße fröhlich. (Luther 2017)
Liebe Gemeinde,
bei der Anmeldung ihrer 13 jährigen Tochter zum Konfirma-tionsunterricht kam eine Mutter zur Pfarrerin und erzählte ihr, dass ihre 9jährige Tochter unbedingt getauft werden wollte. Sie hätte sich sogar schon selbst eine Patin ausge-sucht und könnte es kaum erwarten. Die Begeisterung des mutigen kleinen Mädchens bewirkte, dass die ältere Schwester sich entschloss, anders als sie es ursprünglich vorhatte, sich doch für den Konfirmationsunterricht anzu-melden und sich auch taufen zu lassen. Zurückstehen hinter der kleinen Schwester, das wollte sie auch nicht.
In den letzten Jahren hat sich vieles verändert in unseren Ge-meinden. Überall werden immer wieder Menschen ganz un-terschiedlichen Alters getauft. Und das sind oft sehr schöne Gottesdienste, wo wir spüren können, dass da Menschen sind, ob Kinder, Jugendliche oder Erwachsene, die getauft werden wollen und voller Freude sind über ihren Entschluss und ihr Fest.
Bei den meisten von uns war die Taufe ja keine eigene Ent-scheidung. Unsere Eltern und Patinnen und Paten haben stell-vertretend für uns beschlossen, dass wir dazu gehören sollen zur großen bunten Familie Gottes. Viele von uns sind viel-leicht auch ganz froh darüber. Wer weiß, ob wir später die Gelegenheit bekommen oder auch ergriffen hätten. Und jetzt gehören wir dazu, sind Teil dieser weltweiten Gemeinschaft der Menschen, die an Gott glauben und versuchen im Sinne Jesu zu leben. Das ist doch die Hauptsache!
Denn es ist wirklich ein faszinierender Gedanke: lange bevor das Wort Globalisierung in aller Munde war, war die christ-liche Kirche schon eine weltweite Organisation. Überall in der Welt gibt es Menschen, die wie wir zur christlichen Kirche gehören. Wir sind wie eine große, bunte Familie mit allen möglichen Sorten Menschen, alle Schwestern und Brüder und wir sind alle gleich viel wert und gleich wichtig.
Das hat auch dieser Finanzminister der äthiopischen Herr-scherin wohl begriffen. Er hatte sich bestimmt nicht ohne Grund auf den weiten und beschwerlichen Weg nach Jeru-salem gemacht. Ein gebildeter, wohlhabender Mann war er, der eine wichtige Position innehatte und ganz offensichtlich war er auch ein Mensch, der offen war für Neues. Er inter-essierte sich für die Glaubensüberzeugungen anderer. Viel-leicht war er auch auf der Suche nach Erfüllung und einem Sinn im Leben. Genau im richtigen Moment begegnet ihm der von Gott geschickte Philippus und ihm werden dadurch neue ungeahnte Möglichkeiten und Wege eröffnet.
Vielleicht haben Sie so etwas Ähnliches auch schon einmal erlebt, liebe Gemeinde. Manchmal kommt jemand genau zum richtigen Zeitpunkt, wenn wir gerade Hilfe brauchen oder auch nur einen Hinweis, der uns in die richtige Richtung schickt. Wir sagen dann vielleicht sogar: „dich schickt der Himmel“, weil wir spüren, wie wichtig und wunderbar diese Begegnung für uns ist.
Es gehören aber beide dazu. Die Person, die sich auf den Weg macht und sozusagen schicken lässt, wie hier Philippus und die andere, die bereit ist, sich auf die Unterstützung einzu-lassen. Der wissbegierige Reisende in unserer Geschichte freut sich über das Angebot des Philippus, ihm beim Verständnis der Schrift zu helfen und hat auch keine Hemmun-gen sich darauf einzulassen.
Es ist auch keine Schande, Hilfe anzunehmen, wenn wir sie brauchen. Oder etwas nicht zu verstehen und es sich erklären zu lassen. Sogar von einem fremden Menschen. Gerade auch was die Auslegung der Bibel angeht, haben sicher viele von uns schon die Erfahrung machen können, dass es bereichernd ist und gut tut, das gemeinsam zu tun, in einem Bibelge-sprächskreis oder im Unterricht.
Und so steigt Philippus auf den Wagen und wird dem Finanz-minister zumindest für eine kurze Zeit zum fachmännischen Ausleger des Textes. Er erklärt und deutet dem Fremden die Worte aus dem 53. Kapitel der Jesajaschriftrolle und beantwortet dann die nächste Frage.
„Ich bitte dich, von wem redet der Prophet das, von sich sel-ber oder von jemand anderem?“ Über diese Frage wird unter Theologinnen und Theologen bis heute gerätselt. Wen meint das Jesajabuch an dieser Stelle in den sogenannten Gottes-knechtsliedern? Die christliche Gemeinde hat die Worte dann auf Jesus bezogen. „Philippus aber tat seinen Mund auf und fing mit diesem Schriftwort an und predigte ihm das Evangelium von Jesus.“
Der äthiopische Finanzminister ist fasziniert von dem, was Philippus ihm erzählt über Jesus und das Vertrauen zu ihm. Er fühlt sich angesprochen und möchte auch dazu gehören. Sofort und gleich hier auf der Stelle. So dringend ist sein Bedürfnis, dieser Gemeinschaft anzugehören, die ihm so an-ziehend vorgestellt wird. Auch er will ein Kind Gottes sein und zu Jesus gehören. Da will er nicht länger warten.
„Siehe, da ist Wasser; was hindert‘s, dass ich mich taufen lasse?“
Philippus spürt wohl die aufrichtige Sehnsucht dieses Mannes und erfüllt ihm seinen dringenden Wunsch. Ganz einfach so. Ohne langen Taufunterricht und was noch erstaunlicher ist, sogar ganz ohne ein formales Bekenntnis zur dreieinigen Gottheit. Das ist manchen heute unvorstellbar. Deshalb tau-fen manche Kirchen auch keine kleinen Kinder, die selbst noch kein Bekenntnis ablegen können. Die Bibel ist hier sehr viel unkomplizierter. Philippus tauft diesen Mann ganz spon-tan einfach an dieser Wasserstelle mitten in der Wüste und beide gehen ihrer Wege. Philippus bekommt einen neuen Auftrag und predigt an einem anderen Ort. Der äthiopische Kämmerer setzt glücklich seinen Heimweg fort. „er zog aber seine Straße fröhlich.“
Die äthiopische Kirche beruft sich bis heute auf diese Geschichte als ihre Gründung.
Wie schön, dass dieser Mensch fröhlich von dannen zieht. Sein Leben hat wohl einen neuen Inhalt bekommen durch diese Begegnung. Man könnte ihn glatt beneiden um seine Freude über seine Taufe, seine Fröhlichkeit, mit der er nun seine Wege geht. Vermutlich wird auch er später nicht immer nur fröhlich geblieben sein. Das ist klar. Denn auch Menschen, die an Gott glauben und versuchen, Jesus Christus nachzufolgen, sind ja nicht sicher vor Kummer. Schmerzen und Leiden. Das wissen wir ja alle nur zu gut.
Aber es macht einen großen Unterschied, ob wir darauf ver-trauen können, dass in Jesus und seinem Leiden und Auferstehen sichtbar geworden ist, dass Gottes Liebe stärker ist als alles, sogar als der Tod. Und dass wir in Gottes Liebe geborgen sind, was immer auch geschehen mag. Das ist doch wahrhaftig Grund zur Freude! Wenn wir uns daran erinnern, dass wir durch unsere Taufe auch zu Gott gehören und zu dieser Gemeinschaft, die versucht Gottes Liebe lebendig zu machen, dann dürfen auch wir „fröhlich unsere Straße ziehen“.
Liebe Gemeinde, ich glaube daran, dass Gottes Geisteskraft Menschen ganz unterschiedlicher Herkunft und mit unterschiedlichen Voraussetzungen aufeinander zugehen lässt, so wie es hier Philippus und der Kämmerer tun. Gottes Liebe ist offen für alle. Völlig unabhängig von dem, was wir oft als trennend und hinderlich empfinden. Weder die Nationalität, noch Bildungsgrad oder sozialer Status, Geschlecht oder Sympathien sind entscheidend. Die frohe Botschaft von Gottes Liebe gilt allen Menschen. Und die göttliche Geisteskraft macht es auch möglich, dass Menschen in Gerechtigkeit und Frieden zusammenleben können. Was die Menschen verbin-det, ist der gemeinsame Glaube, der in der Taufe deutlich wird.
Vielleicht klingt das für manche unter uns sehr schwierig, ja fast unmöglich, zu erreichen, dass wirklich alle gleichwertig miteinander leben können und alle gute Lebens- und Entfaltungsmöglichkeiten haben. Manchmal können wir aber selbst die Erfahrung machen, wie gut es tut, wenn Menschen zu-sammen kommen, die der Glaube verbindet. Wenn Gottes Geisteskraft wirksam wird, dann spielen die Unterschiede keine Rolle mehr. Überall wo Menschen versuchen, ernst zu machen mit dieser wunderbaren Botschaft des christlichen Glaubens, dass Gott alle Menschen liebt und vor Gott alle Menschen gleich viel wert sind, wird ein Stückchen spürbar und erfahrbar vom Reich Gottes.
Jesus hat gesagt: das Reich Gottes ist nahe, zu jeder Zeit und an jedem Ort. Immer dann, wenn ein Mensch auf etwas ver-zichtet zugunsten einer anderen Person oder wenn jemand sich freiwillig zurück nimmt für jemand anderes, dann wird es lebendig, das Reich Gottes. Dann wird es sichtbar, dass wir zusammen gehören und in der großen Familie Gottes als Schwestern und Brüder miteinander leben können. Und dann können wir auch gemeinsam nach Wegen suchen, wie wir die schmerzhaften Unterschiede in unserer Welt überwinden können. Wir sind nicht alle gleich - Gott sei Dank, würde ich sagen. Es gibt Unterschiede und das ist auch gut so. Das macht die Welt bunt und spannend. Wir haben unterschied-liche Fähigkeiten und Begabungen, Männer und Frauen sind verschieden, es gibt Menschen unterschiedlicher Hautfarbe und Herkunft.
Aber wir gehören alle zusammen und sind alle gleich viel wert. Alle müssen die Gelegenheit bekommen, sich zu entfalten und sich einzubringen in die Gemeinschaft.
Das gilt es umzusetzen, in unseren Gemeinden und auch darüber hinaus.
Wir haben die Chance - machen wir was daraus!
Und tun wir es mit einem Lächeln, das aus unserer inneren Fröhlichkeit kommt!
Amen
Verfasserin: Pfarrerin Martina Horak-Werz, Kirchstraße 1, 67377 Gommersheim
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