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Christus der Hohepriester

von Susanne Wildberger (67655 Kaiserslautern)

Predigtdatum : 26.03.2023
Lesereihe : V
Predigttag im Kirchenjahr : Judika
Textstelle : Hebräer 5,(1-6)7-9(10)
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Wochenspruch: "Der Menschensohn ist nicht gekommen, dass er sich dienen lasse, sondern dass er diene und gebe sein Leben zu einer Erlösung für viele." (Matthäus 20,28)

Psalm: 43 (EG 724)

Predigtreihen

Reihe I: Johannes 18,28-19,5
Reihe II: Hebräer 13,12-14
Reihe III: Hiob 19,19-27
Reihe IV: Markus 10,35-45
Reihe V: Hebräer 5,(1-6)7-9(10)
Reihe VI: 1. Mose 22,1-14(15-19)

Liedvorschläge

Eingangslied: EG 391 Jesu, geh voran auf der Lebensbahn
Wochenlied: EG 76 O Mensch, bewein dein Sünde groß
Predigtlied: EG 385 Mir nach, spricht Christus, unser Held
Schlusslied: EG 157 Lass mich dein sein und bleiben

Predigttext: Hebräer 5, (1-6) 7-9 (10)

(1 Denn jeder Hohepriester, der von den Menschen genommen wird, der wird eingesetzt für die Menschen zum Dienst vor Gott, damit er Gaben und Opfer darbringe für die Sünden. 2 Er kann mitfühlen mit denen, die unwissend sind und irren, weil er auch selber Schwachheit an sich trägt. 3 Darum muss er, wie für das Volk, so auch für sich selbst opfern für die Sünden. 4 Und niemand nimmt sich selbst diese Würde, sondern er wird von Gott berufen wie auch Aaron. 5 So hat auch Christus sich nicht selbst die Ehre beigelegt, Hoherpriester zu werden, sondern der, der zu ihm gesagt hat: »Du bist mein Sohn, heute habe ich dich gezeugt.« 6 Wie er auch an anderer Stelle spricht: »Du bist Priester in Ewigkeit nach der Ordnung Melchisedeks.«)
7 Und er hat in den Tagen seines irdischen Lebens Bitten und Flehen mit lautem Schreien und mit Tränen vor den gebracht, der ihn aus dem Tod erretten konnte; und er ist erhört worden, weil er Gott in Ehren hielt. 8 So hat er, obwohl er der Sohn war, doch an dem, was er litt, Gehorsam gelernt. 9 Und da er vollendet war, ist er für alle, die ihm gehorsam sind, der Urheber der ewigen Seligkeit geworden,
(10 von Gott genannt ein Hoherpriester nach der Ordnung Melchisedeks.)

Predigt

Liebe Gemeinde,

Gott sieht uns. Und er hört uns.

Von je her, von Anfang an.
Schon im Paradies sucht er den Menschen, der aus seinem Blickfeld geraten ist und ruft nach ihm: „Wo bist du, Adam?“ (1. Mose 3,9)
In der Zeit schlimmster Gewalt und Unterdrückung erscheint er dem Mose und sagt ihm: „Ich habe das Elend meines Volks in Ägypten gesehen, und ihr Geschrei über ihre Bedränger habe ich gehört; ich habe ihre Leiden erkannt. Und ich bin herniedergefahren, dass ich sie errette aus der Ägypter Hand und sie aus diesem Lande hinaufführe in ein gutes und weites Land, in ein Land, darin Milch und Honig fließt …“ (2. Mose 3,7f)

Aber die Hilfe, die von Gott kommt, braucht manchmal Zeit.
Warum? Das wissen wir nicht. Moses musste 10 Plagen lang warten und hoffen und immer wieder enttäuscht werden, bis er und seine Leute endlich gehen konnten.

In der letzten Nacht vor der Kreuzigung betet Jesus zu Gott.
Im Lukasevangelium sagt Jesus:

„Vater, willst du, so nimm diesen Kelch von mir;
doch nicht mein, sondern dein Wille geschehe!“
Das klingt ganz anders als im Hebräerbrief, in der Stelle, über die wir heute Morgen nachdenken.

„Vater, willst du, so nimm diesen Kelch von mir;
doch nicht mein, sondern dein Wille geschehe!“

Dieser Satz klingt nicht flehentlich.
Er hat gar nichts Dringliches, und schon gar nichts Aufdringliches. Er klingt wie: „Also mir wäre es lieber, wir könnten das mit dem Kreuz weglassen, aber ich will mich jetzt nicht zu wichtig machen – mach du mal, was du denkst!“
Im Hebräerbrief steht: Jesus hat seine Bitten und sein Flehen mit lautem Schreien und mit Tränen vor Gott gebracht.

Es gibt verschiedene Arten, jemanden um etwas zu bitten.

Im alltäglichen Leben ist es meistens sinnvoll und empfehlenswert, dass man auf seine Worte achtet und möglichst einen Gefühls-Überschwang vermeidet. Denn damit treibt man sein Gegenüber in die Enge und er oder sie bekommt das Gefühl, sich wehren zu müssen.

Vor Gott brauchen wir darauf keine Rücksicht zu nehmen.
Die Psalmen machen uns das vor:
„Mein Gott, des Tages rufe ich, doch antwortest du nicht, und des Nachts, doch finde ich keine Ruhe.“ (Psalm 22,3)
„Ich habe mich müde geschrien, mein Hals ist heiser. Meine Augen sind trübe geworden, weil ich so lange harren muss auf meinen Gott.“ (Psalm 69,4)

Und auch Jesus macht uns das vor:
Sein Bitten und Flehen brachte er mit lautem Schreien und mit Tränen vor Gott. Mit einer gewaltigen Energie: Mit lautem Schreien und mit Tränen, nimmt er Verbindung zu Gott auf. Das ist vielleicht keine Empfehlung für das tägliche Gebet. Aber es kann in ganz schlimmer Not das einzig Richtige sein.

Denn wenn wir beten, nehmen wir Kontakt zu Gott auf.
Wir setzen unser Vertrauen in Gott, indem wir ihn ansprechen. Aber je größer die Verzweiflung ist, die wir in uns spüren, desto schwächer kann die Hoffnung auf Hilfe werden.
Das ist ein Teufelskreis. Den durchbrechen wir, indem wir mit der Kraft der Verzweiflung Gott angehen, Gott anfahren.
Die Worte sind dabei egal. Das können auch Vorwürfe sein:
„Warum höre ich nichts von dir? Warum lässt du mich solange warten?“ Die Hauptsache ist, dass wir Richtung Gott denken, reden, schreien, heulen, klagen … egal was wir tun:
Alles ist gut – wir dürfen nur nicht enttäuscht mit den Schultern zucken und uns von Gott abwenden, denn dann entfernen wir uns von der Quelle, die uns immer wieder und in allen Situationen ermöglichen kann, Hoffnung zu schöpfen. Im Hebräerbrief steht:
„Jesus ist erhört worden, weil er Gott in Ehren hielt.“
Jesus hat Gott nicht aufgegeben – bis zuletzt nicht.
Selbst als er sich von ihm verlassen gefühlt hat, hat er nicht aufgehört, nach ihm zu rufen.

Jesus ist erhört worden. Obwohl der bittere Kelch nicht an ihm vorbeiging. Wir haben so oft den Wunsch, dass uns ein Problem nicht treffen soll. Manche bleiben uns tatsächlich erspart. Wie gut! Manchmal sind wir dafür auch wirklich dankbar.

Andere Probleme müssen wir ertragen oder bewältigen, mit Geduld, guten Nerven und viel Kraft. Von den Psalmdichtern von Hiob, von den Vätern und Müttern unseres Glaubens und nicht zuletzt von Jesus können wir lernen, dass Gott mit uns geht, auch wenn wir durch finstere Täler müssen.

[Parkplatz für eigene Erfahrungen und Beispiele, die zeigen, dass uns Gott manchmal Schweres nicht erspart, und trotzdem bei uns ist.]

Im Hebräerbrief steht:

„Jesus hat durch sein Leiden Gehorsam gelernt.“

Und das, obwohl er sogar Gottes Sohn war. Was für ein Satz!!
Wie leicht kann man diesen Satz missbrauchen!!
Da klagt mir jemand sein Leid, und ich sage:
„Sei froh, dein Leiden lehrt dich Gehorsam gegenüber Gott“
Wie abgeschmackt, wie grausam, wie selbstgerecht ist denn das??

Gehorsam – was ist das?

Es kann etwas mit Macht zu tun haben. Der eine bestimmt, der andere muss gehorchen – sonst drohen ihm Strafen.

Gehorchen = sich einem anderen Willen beugen.
Negativ: sich unterwerfen,
Positiv: sich anvertrauen, sich vertrauensvoll leiten lassen.

Beispiel:

Unsere Tochter war gerade in der ersten Klasse, als ich an einem Nachmittag unerwartet nach Hause kam. Sie stand in der Küche auf einem Stuhl, hatte eine Schürze umgebunden und vor sich eine Schüssel mit Teig. Erwartungsvoll fragte sie mich, ob ich nun eine Weile dableiben könnte oder gleich wieder fortmüsse. Sie möchte jetzt nämlich Zimtwaffeln backen. Ihr Papa erlaubt ihr aber nur dann, das Waffeleisen anzumachen, wenn noch jemand im Haus ist. Er selbst musste noch schnell zum Metzger.

Da steht ein kleines Mädchen ganz erwartungsvoll da – alles ist gerichtet – sie möchte das anfangen, worauf sie sich freut – und wartet. Weil sie auf das hört, was ihr Papa sagt. Er hat ihr sicher nicht gedroht, sondern ihr erklärt, dass sie nicht allein sein soll, wenn etwas passiert. Sie glaubt zwar nicht, dass „da etwas passieren könne“, aber sie hört auf ihren Papa.

[Parkplatz: Alternativ eigene Beispiele und Erfahrungen, die verdeutlichen, dass vertrauensvoller Gehorsam gut und sinnvoll sein kann.]

Das halte ich für ein positives und eindrucksvolles Beispiel von Gehorsam:
Gehorchen ist Hören auf das, was jemand sagt, dem man vertraut. Auch wenn man die Situation nicht komplett überblicken kann.

Jesus hat Gott vertraut – er hat das lernen müssen.
Für uns ist auf diesem Gebiet möglicherweise auch noch einiges zu lernen. Gerade in schweren Zeiten.

Wenn wir Angst haben, können wir schreien und klagen und anklagen und unseren Gefühlen Raum geben – und gleichzeitig kann etwas in uns still sein und darauf vertrauen, dass Gott uns nicht im Stich lassen wird – und jetzt schon einen Weg für uns sieht. Dieser Weg wird vielleicht mühsam sein, aber er wird ihn mit uns gehen.

Amen.

Verfasserin: Pfarrerin Susanne Wildberger


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