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Dank gegenüber Gott

von Norbert Hott (35510 Butzbach)

Predigtdatum : 04.10.1998
Lesereihe : ohne Zuordnung
Predigttag im Kirchenjahr : 17. Sonntag nach Trinitatis
Textstelle : 2. Korinther 9,6-15
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Wochenspruch:

Aller Augen warten auf dich, und du gibst ihnen ihre Speise zur rechten Zeit. (Ps 145,15)

Psalm: 104,10-15.27-30 (EG 743)

Lesungen:

Altes Testament:

Jesaja 58,7-12

Epistel:

2. Korinther 9,6-15

Evangelium:

Lukas 12, (13-14) 15-21

Liedvorschläge:

Eingangslied:

EG 508

Wir pflügen und wir streuen

Wochenlied:

EG 324

oder EG 502

Ich singe dir mit Herz und Mund

Nun preiset alle Gottes Barmherzigkeit

Predigtlied:

EG 321

Nun danke alle Gott

Schlußlied:

EG 632

Wenn das Brot, das wir teilen

Vorbemerkung:

Ich gehe davon aus, daß im Gottesdienst am 4. Oktober 1998 Erntedankfest gefeiert wird. In vielen Gemeinden wird an diesem Sonntag ein Familiengottesdienst gefeiert werden. Dazu ist die folgende Predigt nicht gedacht. Der Kasus “Erntedankfest” gibt das Thema der Predigt an: Dank gegenüber Gott.

In der für das Erntedankfest vorgesehenen Perikope aus 2. Kor. 9 geht es um das Thema: Geben für andere Christinnen und Christen/ Menschen in Not. Paulus hat für die Gemeinde in Jerusalem, die verarmt war, eine Sammlung organisiert, an der sich die Gemeinden in Mazedonien in vorbildlicher Weise beteiligt haben. Dieses Beispiel soll auch die Gemeinde in Korinth und andere anspornen, sich an dieser Sammlung zu beteiligen, damit der Dank gegenüber Gott vermehrt wird.

Am Erntedankfest werden auch wir ermutigt, Gott zu danken und anderen Menschen zu helfen, damit um so mehr Menschen Gott dankbar sind.

Liebe Gemeinde!

1. Heute noch Erntedank?

In vielen Gemeinden wird am heutigen Sonntag das Erntedankfest gefeiert. Dank für die Ernte ist also das - wie selbstverständliche - Thema dieses Gottesdienstes.

Die Zahl der Landwirte in unserem Land ist im letzten Jahrzehnt stark zurückgegangen, so daß immer weniger Menschen einen direkten Bezug zum Einbringen der Ernte haben, es sei denn, sie seien Kleingärtner. Durch diese Tatsache ist der Bezug zum Erntedankfest für viele nicht mehr so selbstverständlich da wie früher. Ja, es macht ein Satz aus Kindermund die Runde, daß wir uns um die Ernte keine Gedanken zu machen brauchen, da wir unsere frischen Produkte schließlich im Supermarkt kaufen können.

Dennoch leben wir alle davon, daß irgendwo auf dieser Welt geerntet wird, daß Lebensmittel wachsen und gedeihen, sonst könnten auch wir nicht leben. Und vielleicht ist ein solcher Sonntag wie das Entedankfest eine gute Gelegenheit, darüber nachzudenken, wofür wir eigentlich dankbar sein könnten - ja dankbar sein sollten - in unserem Leben.

Dank richtet sich am Erntedankfest an Gott, der als Schöpfer und Erhalter unseres Lebens uns alle beschenkt hat. Davon lesen und hören wir in dem Predigttext zum Erntedankfest, der in 2. Kor. 9 steht:

6 Ich meine aber dies: Wer da kärglich sät, der wird auch kärglich ernten; und wer da sät im Segen, der wird auch ernten im Segen. 7 Ein jeder, wie er's sich im Herzen vorgenommen hat, nicht mit Unwillen oder aus Zwang; denn einen fröhlichen Geber hat Gott lieb. 8 Gott aber kann machen, daß alle Gnade unter euch reichlich sei, damit ihr in allen Dingen allezeit volle Genüge habt und noch reich seid zu jedem guten Werk; 9 wie geschrieben steht (Psalm 112,9): »Er hat ausgestreut und den Armen gegeben; seine Gerechtigkeit bleibt in Ewigkeit.«

10 Der aber Samen gibt dem Sämann und Brot zur Speise, der wird auch euch Samen geben und ihn mehren und wachsen lassen die Früchte eurer Gerechtigkeit. 11 So werdet ihr reich sein in allen Dingen, zu geben in aller Einfalt, die durch uns wirkt Danksagung an Gott. 12 Denn der Dienst dieser Sammlung hilft nicht allein dem Mangel der Heiligen ab, sondern wirkt auch überschwenglich darin, daß viele Gott danken. 13 Denn für diesen treuen Dienst preisen sie Gott über eurem Gehorsam im Bekenntnis zum Evangelium Christi und über der Einfalt eurer Gemeinschaft mit ihnen und allen. 14 Und in ihrem Gebet für euch sehnen sie sich nach euch wegen der überschwenglichen Gnade Gottes bei euch. 15 Gott aber sei Dank für seine unaussprechliche Gabe!

2. Ernten im Segen

Ernten im Segen, das ist es, was sich jeder wünscht. Eine reiche Ernte einfahren - ob an Lebensmitteln oder an Einkommen, an Vermögen, an Dividenden usw. Ernten im Segen heißt aber letztlich, daß wir reich beschenkt werden.

In vielen Gemeinden haben gestern Menschen den Altar oder den Erntedanktisch festlich geschmückt. In anderen Gemeinden bringen Kinder während des Erntedankgottesdienstes von den Gaben des Feldes und der Gärten in die Kirche, um den Altarraum zu schmücken und damit anschaulich zu machen, wofür wir danken wollen. Meist werden besonders schöne Früchte auf den Erntealtar gelegt, die uns zeigen sollen, was es heißt, im Segen zu ernten. Und so dürfen wir uns am Erntedankfest erfreuen an den Gaben und den Früchten des Feldes und der Gärten.

Ganz sicher gehören zur Ernte in unserem Land nicht nur die landwirtschaftlichen Produkte und die Ernte aus unseren Gärten. Zu unserer Ernte gehört auch unser Einkommen, unser Lohn. Und da sind in unserem Land auch in diesem Jahr wieder viele Menschen reich beschenkt worden.

Es gibt jedoch auch eine sehr große Zahl von Menschen in unserem Land, die nur einen geringen Teil von diesem Erntesegen abbekommen haben: Ich denke an die vielen Menschen ohne Arbeit. Wir alle haben in den letzten Jahren erfahren, daß dieses Problem der Arbeitslosigkeit wie eine schwere Last auf Menschen liegt. Sicher, die meisten von ihnen müssen nicht hungern. An ihnen geht aber manches vorbei, was andere sich leisten können. Wir können auf jeden Fall am Erntedanktag nicht so tun, als gäbe es das Problem der Arbeitslosigkeit mit den starken Auswirkungen auf die Betroffenen nicht.

Es gibt auf dieser Erde Menschen, denen es viel schlechter geht, die wir auch nicht vergessen wollen. Immer noch und immer wieder gibt es Menschen, an denen der Segen des Erntens fast ganz vorbeigeht. Es sind die Menschen, denen Nahrung und Lebensmittel fehlen, die heute nicht wissen, was sie morgen essen sollen. Da gehen Menschen vor Hunger zugrunde. Auch das gibt es leider auf unserer eigentlich so reichen Erde: Es verhungern wieder Menschen im Sudan (Mai 1998) und in anderen Dritte-Welt-Ländern.

Wenn wir darum die Gaben auf unserem Erntedankaltar sehen, sollten wir nicht vergessen, daß das nicht selbstverständlich ist. Es ist nie allein unser Verdienst, wenn es uns gut geht!

3. Säen im Segen

Das Ernten im Segen hat bei Paulus eine Voraussetzung, nämlich das Säen im Segen. Und damit meint Paulus die Segensgabe, die wir für andere bereitstellen. Es ist zu allen Zeiten der Menschheitsgeschichte so gewesen, daß es arme und reiche Menschen gegeben hat. Und auch in der Geschichte der Kirche ist das so gewesen. Es hat reiche und arme Gemeinden gegeben.

Die Gemeinde in Jerusalem ist z. Zt. des Paulus eine arme Gemeinde gewesen. Die ersten Christinnen und Christen dort hatten zunächst in der Erwartung, daß Jesus bald wiederkommen würde, all ihre Habe verkauft. Darum war die christliche Gemeinde in Jerusalem angewiesen auf Hilfe, auf Spenden von anderen Gemeinden. Um die Spendenpraxis der Christinnen und Christen in Korinth geht es im 8. und 9. Kapitel des 2. Korintherbriefes.

Paulus fordert die Christinnen und Christen zur gegenseitigen Hilfe auf. Die arme christliche Gemeinde in Jerusalem soll jetzt Hilfe von den Gemeinden in Griechenland erfahren. Ein andermal wird es vielleicht umgekehrt sein.

Paulus hat bei seinem Spendenaufruf aber noch einen weiteren Aspekt im Auge. Es geht ihm nicht nur um die armen Gemeinden in Jerusalem. Paulus will die Christinnen und Christen in Korinth nicht einfach auffordern: Nun gebt mal tüchtig ab von eurem Reichtum, damit die anderen auch etwas bekommen. Auf jeden Fall will er nicht, daß Menschen unwillig und aus Zwang etwas spenden. Wer aus frohem Herzen etwas abgibt, den hat Gott lieb, das will Paulus den Christenmenschen in Korinth nahebringen:

“...einen fröhlichen Geber hat Gott lieb.” (2. Kor. 9,7b)

4. Dankbarkeit gegenüber Gott

Es geht Paulus letztlich um die Dankbarkeit gegenüber Gott. Das ist das Eigentliche, wozu Paulus die Christinnen und Christen in Korinth und auch uns anstiften will.

Und das ist es, was wir uns heute am Erntedankfest 1998 fragen sollten: Sind wir, bin ich eigentlich noch dankbar für all das, was ich habe und was ich bekomme? Gott dankbar?

Wer die Gaben, die er oder sie bekommt, nicht als selbstverständlich ansieht, sondern als Geschenk Gottes, der wird dafür danken. Und er oder sie wird diese Gaben nicht nur für sich behalten, sondern auch bereit sein, von dem Geschenkten abzugeben. Wenn wir aber von unserem Überfluß abgeben für die, die nichts haben oder nur wenig haben, dann werden auch diese Menschen Gott danken können für die Gaben, die sie durch uns erhalten.

Der Dank gegenüber Gott wird also vermehrt. Der Chor derer, die in den Dank gegenüber Gott einstimmen wird auf diese Weise viel größer sein. Und das ist das eigentliche Ziel, das Paulus vor Augen hat. Ja, das sollte unser aller Ziel sein: Gott zu danken und den Dank gegenüber Gott zu vermehren.

5. Dank als Problemlösung

Unsere Politiker beschäftigen seit Jahren zwei große Themen:

1.) Die Verteilung der Güter auf der Welt - und damit hat die ganze Flüchtlingsproblematik und die Asylproblematik zu tun, die in vielen Fragen ungelöst ist.

2.) Das zweite Thema ist die unsere Welt bedrohende Klimakatastrophe.

So heißt es in einer älteren Ausgabe der Zeitschrift “Kirche im ländlichen Raum” (3/1992, 43. Jahrgang, S. 109) folgendermaßen:

“Was das Klima anbelangt, war die Hitze dieses Sommers nur ein Vorgeschmack von dem, was uns erwartet, wenn wir uns weiter so umweltverachtend verhalten. Und was die Völker anbelangt, sind die derzeitigen Flüchtlinge nur Vorboten dessen, was auf uns zumarschiert, wenn wir uns auch weiterhin selbst die Nächsten sind.”

Erntedank - recht verstanden, hat immer auch andere Menschen, Menschen in Not mit im Blick. Erntedank heißt: Aus Freude und Dankbarkeit zu geben und zu teilen. Hier sind wir alle gefragt. Gott will uns dazu befähigen, uns frei machen vom Drehen um uns selbst, vom Starren auf das Immer-mehr-Haben-Wollen. Er will uns heute die Augen öffnen für den Reichtum, mit dem er uns umgibt und beschenkt.

Wenn wir in vielen Erntedankgottesdiensten schon seit Jahrzehnten ein Opfer für “Brot für die Welt” erbitten, dann ist das ein Zeichen dieser Dankbarkeit. Wir schulden Gott Dank, der uns letztlich alles schenkt. Und wir bringen andere dazu, Gott auch zu danken, wenn wir für sie etwas zusammenlegen. Darum ist das Opfer für ‘Brot für die Welt’ so wichtig - für andere Menschen und für Gott.”

6. Dankbar sein heißt fröhlich zu geben

Am Erntedankfest stimmen wir in unseren Gottesdiensten Danklieder an, mit denen wir Gott loben und preisen für seine Gaben. Lassen Sie uns miteinander singen, lassen Sie uns miteinstimmen in den Dank gegenüber Gott.

Keiner und keine von uns hat es verdient, daß es uns so gut geht. Und keiner und keine von den Armen dieser Welt hat es verdient, daß es ihnen so schlecht geht. Wenn wir gesund sind und arbeiten können, ist das nicht selbstverständlich. Wir sollten darum nie zu schnell sagen, daß wir uns unseren Besitz und all die schönen Dinge erarbeitet haben. Ohne die Gesundheit und die Kraft, die Gott uns schenkt, wären wir dazu nicht in der Lage.

Wer von diesem Geschenk Gottes etwas weiß, wird dankbar sein gegenüber Gott und wird bereit sein zum Geben für seine Mitmenschen.

Es geht am Erntedankfest nicht darum, daß wir als Prediger bei Ihnen vielleicht die eine oder andere Mark mehr locker machen, die Sie dann möglicherweise mißmutig geben. Es geht vielmehr darum, daß wir gerne geben von dem, was uns geschenkt wurde und daß wir es dann erfahren wie Paulus es schreibt: “... einen fröhlichen Geber hat Gott lieb.” (2. Kor. 9,7)

Theodor Fontane hat einmal gesagt: “Worte, die von Herzen kommen, sind gute Worte.” Im Anklang an diesen Satz möchte ich sagen: “Gaben, die von Herzen kommen, sind gute Gaben.” Gottes Segen erfahren und andere an diesem Segen teilhaben lassen, darum geht es am Erntedankfest. Amen.

Verfasser: Pfr. Norbert Hott, Pohlgönser Str. 17, 35510 Butzbach


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