Wochenspruch: Er hat ein Gedächtnis gestiftet seiner Wunder, der gnädige und barmherzige Herr. (Psalm 111,4)
Psalm: 111 (EG 744)
Reihe I: 1. Korinther 11,(17-22)23-26(27-29.33-34a)
Reihe II: 2. Mose 12,1-4(5)6-8(9)10-14
Reihe III: Matthäus 26,17-30
Reihe IV: 1. Korinther 10,16-17
Reihe V: Lukas 22,39-46
Reihe VI: Johannes 13,1-15.34-35
Eingangslied: EG 98 Korn, das in die Erde
Wochenlied: EG 227 Dank sei dir, Vater
Predigtlied: EG 221 Das sollt ihr, Jesu Jünger
Schlusslied: EG 171 Bewahre uns, Gott
16 Der Kelch des Segens, den wir segnen, ist der nicht die Gemeinschaft des Blutes Christi? Das Brot, das wir brechen, ist das nicht die Gemeinschaft des Leibes Christi?
17 Denn ein Brot ist's. So sind wir, die vielen, ein Leib, weil wir alle an einem Brot teilhaben.
Liebe Gemeinde,
eine gute Entscheidung zu treffen, ist manchmal gar nicht so leicht. Verschiedene Möglichkeiten sind zu erkennen. Und dann müssen wir sie sinnvoll kombinieren und gegeneinander abwägen. Das fängt gleich morgens an: Stehe ich auf, oder bleibe ich liegen? Kaffee, oder Tee? Käse oder Nutella? (Alternativ können Sie eigene Beispiele nutzen) Unser Alltag ist voll von Entscheidungssituationen. Und das hier sind noch die einfachen Momente.
Manchmal muss man Entscheidungen treffen, die gehen viel weiter. Traue ich mich, mich zu bewerben auf den Job, bei dem ich mich um das kümmern könnte, was mir wirklich wichtig ist? Halte ich zu meinen Freunden, obwohl ich davon überzeugt bin, dass sie gerade falsch handeln? Mache ich mit, wenn andere Unrecht tun? Wie entscheide ich mich – und welche Kriterien lege ich an?
Allgemein, könnte man vielleicht festhalten, allgemein brauchen wichtige Entscheidungen Zeit. Wenn Du es eilig hast, gehe langsam! So heißt es in einem Sprichwort. Und ich glaube, da könnte etwas dran sein. Wann hatten Sie zum letzten Mal eine ganz wichtige Entscheidung zu treffen? Und wie sind Sie dabei vorgegangen? Meine letzte große Entscheidung war … (Ihr Beispiel). Wenn ich mich zurückerinnere, wie das war, dann hatte ich in dieser Frage direkt ein gutes/schlechtes Bauchgefühl / gemischte Gefühle (passend zu Ihrem Beispiel die Option auswählen). Das Gefühl habe ich dann versucht, mit dem Verstand zu übersetzen. Und dafür habe ich richtig Zeit gebraucht. Ich habe mich gefragt Was genau bei der Vorstellung der neuen Situation fühlt sich gut an? In welchen Punkten spüre ich: Irgendetwas passt da noch nicht? Bei mir war es… (Bitte machen Sie die Überlegungen zu den Gefühlen jetzt an Ihrem Beispiel fest). Und dann habe ich mich gefragt: Welche Handlungsmöglichkeiten habe ich, um das, was noch nicht passt, zu ändern? (Auch hier können Sie Ihr Beispiel verwenden). Und dann war mir, nach allem Überlegen und dem Hören auf mein Bauchgefühl klar, wie ich am besten handle.
Vielleicht, liebe Gemeinde, vielleicht denken Sie jetzt: Ja, das mit dem Bauchgefühl kenne ich schon auch, aber was ist das denn für ein Entscheidungskriterium? Ich kann doch schlecht nach außen kommunizieren: Das hat mir mein Bauch gesagt. Ich brauche logische Argumente. Liebe Gemeinde, das stimmt. Es braucht die Argumente als Übersetzungshilfe und als Wegweiser in der Handlungsplanung. Aber Ihr Bauchgefühl ist etwas ganz Großartiges. Ohne dass Sie es bemerken, speichert es all ihre Erfahrungen, alle Erlebnisse in einem Körpergefühl ab. In einem Guten oder Schlechten. Und das kommt bei einer Situation, die ähnlich ist, blitzschnell an die Oberfläche und möchte Ihnen ein Wegweiser sein. Ihr Bauchgefühl, Ihr emotionales Erfahrungsgedächtnis funktioniert nach dem Prinzip: Gut gewesen: Wieder machen! Schlecht gewesen: Bleiben lassen! Und wenn Sie Ihr körperliches Erfahrungsgedächtnis jetzt mit Ihrem Verstand ins Gespräch bringen, dann können Sie nochmal schauen, was an einer früheren Situation, die ähnlich war, gut oder schlecht für Sie gewesen ist. Und mit diesem Wissen im Gepäck können Sie die aktuelle Situation planen. Mit Bauch und Verstand haben Sie eine gute Entscheidungsgrundlage.
In seinem Brief an die Gemeinde in Korinth erkennt der Apostel Paulus, dass auch die Menschen dort vor vielfältigen Entscheidungssituationen stehen. Die Gemeinde ist eine kleine Minderheit. Es gibt sie noch gar nicht lange. Vieles muss sich erst entwickeln und festigen. Und außen herum gibt es viele Menschen, die ihr Leben ganz selbstverständlich anders gestalten. Das gilt für das Verhalten im Alltag und auch für die Art, wie sie ihre Religion ausüben. Das haben die Gemeindeglieder in Korinth täglich vor Augen. In so einem Umfeld ist es gar nicht so leicht, mit innerer Sicherheit den eigenen Weg zu gehen. Gerade jetzt braucht es die Gemeinschaft der Gemeinde. Gerade jetzt ist es wichtig, einander Halt und Sicherheit zu geben. Und das hat Paulus, der seine Gemeinde besucht, erkannt. In unserem Predigttext nennt er deshalb ein Beispiel, das ganz viel Kraft entfalten kann. Das der Gemeinde Stärkung an Leib und Seele bringt. Das mit dem ganzen Körper erfahrbar ist. Und das mit dem Segen eine ganz klare Widmung trägt: Brot und Kelch. Beide Dinge sind seit Jesus besonders verknüpft. Es sind nicht mehr einfache Gegenstände, einfach nur Nahrung. Sie gehören nicht einfach nur zum Standard bei gesellschaftlichen Feiern. Denn in der Umwelt gab es durchaus Mahlformen, bei denen beides vorkam. Aber mit Jesus hat sich etwas verändert. Brot und Wein bekommen eine zentrale Bedeutung. Sie verweisen auf ihn selbst. Auf den Mensch gewordenen Gott, der Gemeinschaft stiftet und sein Leben für sie lässt. Hier geht’s um das Besondere des christlichen Mahls.
Liebe Gemeinde,
ich weiß nicht, wie viele Jahre Sie schon zum Abendmahl gehen. Für mich war als Kind schon klar: Das ist ein besonderer Moment. Aber bis heute habe ich mich nie so richtig gefragt, warum es das Abendmahl als Symbol eigentlich braucht. Diese Frage ist mir heute am Gründonnerstag noch einmal neu wichtig geworden. Und ich möchte eine Idee mit Ihnen teilen: Ich glaube Gott weiß: Wir brauchen Entscheidungshilfen und Erinnerungsanker, die wir leiblich erfahren. Es funktioniert wie in der Werbung: Wir denken beim weißen Logo auf rotem Grund an die Sparkasse (alternativ können Sie ein anderes Beispiel wählen). Und bei Brot und Wein – da sollen wir jetzt an Jesus Christus denken. Und daran, dass wir in seiner Nachfolge selbst zu einem gemeinsamen Leib werden. Ganz automatisch. Wir sehen Brot und Wein, wir hören die Einsetzungsworte, wir denken direkt an Jesus Christus und die Gemeinschaft, zu der auch wir in ihm gehören. Das war für die Gemeinde in Korinth ein Lernprozess, gerade weil beide Symbole zuvor gesellschaftlich etwas anders geprägt waren. Und ich glaube, wann immer wir mit dem Abendmahl erstmals in Berührung kommen, sei es in der Schule, im Reliunterricht, im Kindergottesdienst oder im Konfiunterricht, wann immer wir mit dem Abendmahl erstmals in Berührung kommen, braucht es Zeit, es kennenzulernen, es zu beobachten und zu erfahren. Es zu spüren und zu teilen. Lernprozesse müssen wir üben und wir brauchen Zeit dafür. Das war vor knapp 2000 Jahren so in Korinth und das ist auch heute so in … (Ihre Gemeinde). Wenn wir etwas kennenlernen, wenn wir es ein paarmal erlebt haben, dann speichern wir damit Erfahrungen. Und Sie ahnen, was jetzt kommt, wir speichern das als Gefühl. Als Gefühl, das blitzschnell an die Oberfläche kommt und uns zum Handeln leiten will. Zu einem Handeln, das ganz automatisch abläuft. Wie wenn man auf einen Knopf drückt. Die Gemeinde in Korinth hat in ihrem Schaltkasten einen neuen Knopf hinzubekommen. Und wie bei einem neuen Gerät, ist diese Taste am Anfang etwas schwergängig. Aber Paulus verweist noch einmal auf die Bedienungsanleitung. Und er ölt den Mechanismus ein bisschen. Die neue Programmierung in der Gemeinde soll sein: WENN ich Brot und Wein sehe, DANN denke ich an unsere Gemeinschaft in Jesus Christus und feiere bewusst das Abendmahl. Und das funktioniert nur da, wo Gleichgesinnte zusammenkommen. Brot und Wein sind so stark in ihrer Symbolkraft, dass es sich von nun an für die Gemeindeglieder automatisch ausschließt, an irgendwelchen Opferfeiern teilzunehmen. Oder an anderen religiösen Handlungen. Die braucht es nicht. Es ist ein Symbol, das durch die Schranken von Leben und Tod weist. Und das ist stärker als alles außen. Das weckt Hoffnung und das schweißt zusammen. Diese Erfahrung, dieses Gefühl und das Wissen um Jesus Christus – und um eine tragende Gemeinschaft in der Gemeinde, all das hilft, um gute Entscheidungen zu treffen. Vielleicht nicht bei der morgendlichen Frage nach Kaffee oder Tee, Käse oder Nutella. Aber bei den großen Fragen. Bei den Fragen nach echter Gemeinschaft und danach, wie ich Entscheidungen treffe, die zu der ewigen Gemeinschaft passen, in die Gott mich in der Taufe berufen hat.
Amen.
Verfasserin: Pfarrerin Stefanie Schlenczek
Referat Ehrenamtliche Verkündigung
Markgrafenstraße 14, 60487 Frankfurt/Main,
Telefon: 069.71379-140
Telefax: 069.71379-131
E-Mail: predigtvorschlaege@zentrum-verkuendigung.de
in Kooperation mit dem
Pfarrer Dr. Matthias Rost
Zinzendorfplatz 3 (Alte Apotheke), 99192 Neudietendorf
Telefon: 036202.7717-97