Wochenspruch: "Seht auf und erhebt eure Häupter, weil sich eure Erlösung naht!" (Lk 21,28)
Psalm: 80,2.3b.5-6.15-16.19-20
Reihe I: Jesaja 35,3-10
Reihe II: Lukas 21,25-33
Reihe III: Jakobus 5,7-8(9-11)
Reihe IV: Jesaja 63,15-64,3
Reihe V: Hohelied 2,8-13
Reihe VI: Offenbarung 3,7-13
Eingangslied: EG 18 Seht, die gute Zeit ist nah
Wochenlied: EG 7 O Heiland, reiß die Himmel auf
Predigtlied: EG 16,1-3 Die Nacht ist vorgedrungen
Schlusslied: EG 1,5 Macht hoch die Tür oder EG 19 O komm, o komm, du Morgenstern
8 Da ist die Stimme meines Freundes! Siehe, er kommt und hüpft über die Berge und springt über die Hügel. 9 Mein Freund gleicht einer Gazelle oder einem jungen Hirsch. Siehe, er steht hinter unsrer Wand und sieht durchs Fenster und blickt durchs Gitter. 10 Mein Freund antwortet und spricht zu mir: Steh auf, meine Freundin, meine Schöne, und komm her! 11 Denn siehe, der Winter ist vergangen, der Regen ist vorbei und dahin. 12 Die Blumen sind hervorgekommen im Lande, der Lenz ist herbeigekommen, und die Turteltaube lässt sich hören in unserm Lande. 13 Der Feigenbaum lässt Früchte reifen, und die Weinstöcke blühen und duften. Steh auf, meine Freundin, und komm, meine Schöne, komm her!
Oh, dass wir gut durch die dunkle Jahreszeit kommen.
Oh, dass die Wintermonate uns nicht zu viel abverlangen.
Oh, dass wir doch bewahrt sein mögen vor dunklen einsamen Stunden, vor einer endlosen Kette aus Erkältungsinfekten.
Oh, dass wir bewahrt sein mögen vor Kälte, Dunkelheit und Einsamkeit.
Oh, dass die schlechten Nachrichten aus dieser Welt doch ein Ende hätten.
Oh, dass das nicht mehr passieren müsste, dass Menschen sich bekriegen, dass Menschen auf die Flucht gehen müssen, dass Menschen ihre Heimat verlieren.
Oh, dass wir doch lernen würden, verantwortlich mit der Welt und mit einander umzugehen.
Oh, dass meine eigenen Nöte ein Ende finden mögen.
Oh, dass der Winter meiner Krankheit vorbeigehen möge.
Oh, dass ich aus dem tiefsten Tal der Trauer wieder herausfinden möge.
Oh, dass die Last, die auf meinen Schultern liegt, leichter wird.
Oh, dass doch Hilfe kommen möge.
Oh Heiland, reiß die Himmel auf.
Die Sehnsucht nach einer besseren Welt, die befällt uns im Winter stärker als in den sonnigen Sommermonaten. Wenn die Tage kürzer werden, die dunkeln Stunden länger werden, wenn die Abwehrkräfte nachlassen, dann drückt manche Last stärker auf unsere Brust. Dann sehen wir uns nach Sonne, nach Wärme und Licht.
Die schwedische Kinderbuchautorin Astrid Lindgren hat über diese Sehnsucht und über die Geduld, die wir in dunklen Zeiten brauchen, und über die Hoffnung, die wir auch in Kälte und Dunkelheit haben können, ein sehr schönes Märchen geschrieben. Die Geschichte von Tomte Tummetott.
Ich möchte Ihnen den Anfang dieses Märchens in Auszügen vorlesen. Hören wir auf die Geschichte von Tomte Tummetott:
„Es ist Nacht. Der alte Bauernhof schläft. Es schlafen alle, die dort wohnen. Der Bauernhof liegt tief im Walde. Die Sterne funkeln am Himmel, der Schnee leuchtet weiß, es ist bitterkalt. In einer solchen Nacht geben die Menschen acht, dass das Feuer im Herd nicht erlischt.
Auf dem einsamen, alten Hof schlafen jetzt alle, alle außer einem…. Tomte Tummetott…. Tummetott wacht über seinen Hof. In Scheune und Stall, in Speicher und Schuppen, überall schaut er hinein. Er huscht hierhin und dorthin und hinterlässt winzige Fußstapfen im Schnee. Im Kuhstall ist es dunkel und warm. Die Kühe muhen leise. Sie träumen vom Sommer und von der Weide. Tummetott spricht zu ihnen, Wichtelworte raunt er ihnen zu: „Viele Winter und viele Sommer sah ich kommen und gehen. Geduld nur Geduld! Der Frühling ist nah!“
Nach und nach besucht Tummetott alle Bewohner des alten Hofes: Das Pferd, die Schafe, die Hühner, den Hofhund, die Katze und sogar die Menschen, die nicht ahnen, dass er auch nach ihnen sieht.
Und allen raunt er in dieser bitterkalten Winternacht seine Wichtelworte zu: Viele Winter und viele Sommer sah ich kommen und gehen. Geduld nur Geduld! Bald trabst du wieder über die Wiese. Bald scharrt ihr wieder auf Hof und Feld. Bald wärmt dir wieder die Sonne das Fell.“
Mitten in der dunklen Jahreszeit, mitten in der Nacht, mitten im bitterkalten Winter geht Tomte Tummetott umher und raunt tröstliche Worte. Er erzählt davon, dass Sonne und Wärme zurückkehren werden, aber er erzählt auch von der Geduld, die es bis dahin noch braucht.
Auch zu uns kommt jemand. Mitten im Winter unserer Krankheit, mitten im tiefsten Tal unserer Trauer, mitten in die Lasten, die uns erdrücken, mitten in die schlechten Nachrichten dieser Welt hinein, mitten in die Kälte des Winters und raunt uns tröstliche Worte zu. Zum Beispiel mit dem Predigttext für den heutigen Sonntag aus dem Hohenlied der Liebe im 2. Kapitel. Hören wir auf diese Worte:
(Predigttext)
Mitten im Winter unserer Krankheit, mitten im tiefsten Tal unserer Trauer, mitten in den Lasten, die uns erdrücken, mitten in den schlechten Nachrichten dieser Welt hinein, mitten in der Kälte des Winters, steht schon unser Freund hinter unserer Wand und hinter dem Gitter unseres Fensters. Er schaut auf uns, er sieht, was uns belastet. Er sieht, was uns das Herz schwer macht und was uns bedrückt.
Und er spricht zu uns: Der Winter wird vergehen. Der Winter der Krankheit und Angst, der Winter der Einsamkeit und Sorge.
Noch ist es Winter, noch werden die Tage kürzer, noch bedrückt uns manche Sorge und Angst. Aber unser Freund steht schon hinter dem Gitter des Fensters.
Und bald, da tritt er hinter der Wand hervor und zu uns hin. Da kommt er zu uns als Kind in der Krippe. Als ein Gott, der bei uns Menschen ist. Als ein Gott, der mit uns geht durch den Winter unserer Krankheit, durch das tiefste Tal unserer Trauer, durch die Lasten dieses Lebens, durch alle schlechten Tage hindurch. Als ein Gott, der bei uns ist, der auf leisen Sohlen über uns wacht und der uns immer wieder zuspricht: Geduld, nur Geduld! Ich bin da.
Amen
Verfasserin: Pfarrerin Dr. Mareike Blischke, Wilhelmstr. 50, 06536 Südharz OT Roßla
Referat Ehrenamtliche Verkündigung
Markgrafenstraße 14, 60487 Frankfurt/Main,
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Telefax: 069.71379-131
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in Kooperation mit dem
Pfarrer Dr. Matthias Rost
Zinzendorfplatz 3 (Alte Apotheke), 99192 Neudietendorf
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