Wochenspruch:
Der Menschensohn ist nicht gekommen, dass er sich dienen lasse, sondern dass er diene und gebe sein Leben zu einer Erlösung für viele. (Matthäus 20, 28)
Psalm: Psalm 43
Lesungen
Altes Testament: 1.Mose 22, 1 - 13
Epistel: Hebräer 5, 7 - 9
Evangelium: Markus 10, 35 - 45
Liedvorschläge
Eingangslied: EG 91, 1 - 5 Herr, stärke mich
Wochenlied: EG 76 O Mensch, bewein dein Sünde groß
Predigtlied: EG 94 Das Kreuz ist aufgerichtet
Schlusslied: EG 75 Ehre sei dir, Christe
Der Predigttext wird während der Predigt verlesen
Liebe Gemeinde,
die Kinder in unserer Kirche, in unseren Gemeinden, werden neben der Beschäftigung und dem Vorbild in der Familie häufig und ins-besondere durch die Christenlehre und den Kindergottesdienst an den christlichen Glauben herangeführt. Wenn in der Vorbereitung für eine neue Gruppe in der Christenlehre oder von den Kindesgottes-diensthelfern dann die Eltern gefragt werden, wodurch dieses nach ihrer Auffassung vor allem geschehen soll, so lautet oft die häufigste Antwort: durch die biblische Geschichten, durch die biblischen Erzählungen, die zumeist eben diese Eltern auch schon im Kinder-gottesdienst und in der Christenlehre gehört haben.
Diese alten, immer wieder neuen Erzählungen aus der Bibel haben anscheinend eine besondere innere Kraft, die stets auf neue berührt und anrührt. Eltern – und nicht nur die – vertrauen darauf, dass mit den teilweise uralten Geschichten die lebendigen Beziehungen von Gott zu den Menschen, seine Liebe und Zuwendung verstehbar, erlebbar und erfahrbar werden. Das Leben von und die Erlebnisse mit Jesus, aber gerade auch die bekannten Erzähllinien der Hebrä-ischen Bibel oder wie wir sagen, des Alten Testaments, sind dabei von herausgehobener Anschaulichkeit.
Die Prophetenbücher oder die Paulusbriefe sind für die Menschen heute durchaus im Verständnis schwierig, da erschließen sich Er-zählungen wie von Noah und der Sintflut, von der Familienge-schichte Abrahams, Isaaks, Jakobs und seinen Söhnen oder vom großen König David zumindest auf den Blick eher. Wer einmal wieder einen Einstieg in regelmäßigere Bibellektüre sucht, kann gut damit auch anfangen. Von herausragender Bedeutung ist insgesamt die Geschichte vom Auszug des von Gott auserwählten Volkes Israel aus der Sklaverei in Ägypten, von der vierzigjährigen Wüstenwan-derung und vom Einzug nach Kanaan in das gelobte Land. Der Bundesschluss am Sinai mit den zehn Geboten ist bis heute ein Angelpunkt jüdischen wie christlichen Glaubens, und selbst seine Monumentalverfilmung mit Charlton Heston vor Jahrzehnten hat bis heute Filmgeschichte geschrieben. Solche biblischen Geschichten sind spannend, überraschend oder auch anregend, manchmal aber auch grausam oder geheimnisvoll und unverständlich. Es macht oft zunächst durchaus mehr als nur ein wenig Mühe, den liebenden Gott und sein Wirken darin zu sehen. Ein solcher kurzer, merkwürdiger Abschnitt aus der langen Wüstenwanderungsgeschichte ist der heutige Predigttext, der im 4. Buch Mose im 21. Kapitel:
...
Wirklich merkwürdig, dieses Geschehen. Eine eherne Schlange, eine metallene Schlange auf der Stange, als Rettungsinstrument? Das mutet doch ziemlich heidnisch an, oder? Hatte nicht das Volk gerade am Gottesberg die Gebote erhalten, zu denen gerade auch dieses gehört: „Du sollst dir kein Bildnis noch irgendein Gleichnis machen, weder von dem, was oben im Himmel, noch von dem, was unten auf Erden, noch von dem, was im Wasser unter der Erde ist“. Und jetzt ein Heilssymbol in Form einer Schlange, die doch ganz fatal an die Schlange im Garten Eden beim Sündenfall erinnert. War das nicht der Teufel, der Satan? Was mutet Gott da seinen Leuten, seinem eigenen, auserwählten Volk, wie er selbst doch stets betont, eigent-lich zu, von den realen Gefahren der Wüste und den ebenso realen Schlangenbissen einmal abgesehen?
Und schließlich: wo ist bei alledem der liebende, menschenfreund-liche Gott, der doch eigentlich für uns Menschen sein Letztes und sein Allerbestes gibt, wie wir seit jenem ersten Ostern vor 2000 Jahren zuversichtlich glauben?
Liebe Gemeinde, teilen wir diese kurze, merkwürdige Geschichte ein wenig auf, und versuchen wir dabei jeweils herauszuarbeiten und zu reflektieren, wie diese auch heute noch unser eigenes Verhältnis zu Gott abbilden kann und auch wirklich abbildet.
Zunächst einmal steht das Volk Israel vor einem unüberwindbaren Hindernis auf dem Weg ins gelobte Land. Es kommt nicht mehr weiter, ja, es muss einen großen Unweg machen, ja, es muss fast zurück bis zum Anfang seiner Wanderung zurück, an das Schilfmeer. Und das nach so vielen Jahren der Wanderung und der Entbehrung. Die Freude und die Euphorie des Auszuges aus der Sklaverei und des Durchzugs durchs Meer sind verflogen, auch die große Ehre des Bundesschlusses zum auserwählten Volk wirkt nun schal und wenig hilfreich. Es ist dabei nicht entscheidend, ob die reale Inbesitznahme von Kanaan wohl eher ein Einsickern und Einwandern war über Jahrzehnte als ein großer Einzug, denn auch die Geschichte von der Wüstenwanderung, dieser große Epos, soll ja vor allem die Erfahrun-gen mit Gott im Leben der Menschen abbilden, weniger eins zu eins konkretes historisches Geschehen. Israel erlebt reale Befreiung durch Gottes Handeln und sein Vertrauen darauf, es erlebt Gott, dass sich ihm im Bundesschluss zuwendet, aber die Schwierigkeiten der Welt, die Herauforderungen und vor allem die Rückschläge, die Niederla-gen bleiben dennoch auch bestehen.
Die Welt, in die Gottes Liebe hineinwirkt, ist und bleibt unvollkom-men, ist endlich und manchmal eben nicht schön, sondern schwierig und schwer zu ertragen. Das Gelobte Land ist dann auf einmal nicht mehr sichtbar. Ist es dann auch immer noch sicher? Das alles kann trotz der Befreiung im Glauben auch zu frustrierenden, verletzenden Empfindungen führen, die, so wie wir Menschen sind, leicht zu Vorwürfen gegen Gott selbst sich entwickeln. Daraus entsteht dann, das ist uns recht bekannt, die zweite Ebene:
Das Volk ist verdrossen, das Volk murrt! Die Reaktion ist mensch-lich verständlich bzw. menschlich nachvollziehbar, jedoch geht dabei das Vertrauen auf Gott verloren, es löst sich auf. Das Vakuum wird durch Vorwürfe ausgefüllt, die die Realitäten verdrängen, die zu artikulieren bequemer scheint als die konstruktive Auseinander-setzung mit den Schwierigkeiten auf dem Weg nach Kanaan. Aus wenig Wasser und Brot wird „kein Brot noch Wasser“, aus der lebenserhaltenden Versorgung mit Manna, dem „Himmelsbrot“ wird eine „magere Speise“, vor der es ekelt. An die Stelle des Vertrauens auf Gottes Begleitung und Zuwendung steht dann plötzlich ein Blick, die die Zeit der Gefangenschaft, des Gebundenseins, der Sklaverei verklärt und die Zeit in Ägypten als selbstbestimmt erfährt, weil da doch wenigstens das Leben geschützt war, obwohl sie genau das Gegenteil davon war. Wir Menschen, gerne unsere eigenen Herren, blenden Gott nicht nur aus, sondern lasten ihm die Schwierigkeiten an, die doch Teil unseres Weges, unseres Lebens sind. Die Gottes-ferne nimmt zu, und was ist Sünde eigentlich anders als ein Zustand selbst gewählter Gottesferne? Auch mit Vertrauen auf Gott gibt es zwar anstrengende und dunkle Zeiten, aber innere Zuversicht. Ohne Vertrauen auf Gott, mit seiner Verwerfung, nehmen die sündigen Zeiten, die Zeiten wahrer Gottesferne, dann bald auch ohne Zuversicht und Hoffnung, zu.
„Da sandte der Herr feurige Schlangen.“ Die Strafe folgt der Tat auf dem Fuße, so scheint es zumindest. Die Menschen motzen, mur-ren, begehren auf, nicht nur gegen Mose, ihren Anführer, sondern direkt gegen Gott, und Gott straft sie mit feurigen, d. h. giftigen, brennenden Schlangenbissen, die zum Tode führen können. Tut er das wirklich? Schickt er die Schlangen, wie es da steht? Die giftigen, lebensbedrohenden Schlangen sind tatsächlich das Ergebnis der Ab-wendung von Gott, aber die Menschen haben sie sich indes selbst zuzuschreiben. Wenn ich mich von dem Vertrauen auf Gott entferne, von seiner Liebe nichts mehr erwarte, ihm die Schuld an allem gebe, an den Gefahren der Welt und an den Unzulänglichkeiten der Men-schen, dann verliere ich auch den Schutz der Zuversicht und des Gottvertrauens. Dann bin ich den Gefahren, die mich bis ins Mark treffen und auch ganz real am Leben bedrohen können, hilflos und schutzlos ausgeliefert. So ergeht es dem Volk Israel in der Wüste vor dem Schilfmehr. Die Schlangen waren schon da, die Bedrohungen des Lebens, des irdischen wie des ewigen, waren und sind schon da. Dass sie nun stechen, verletzen und töten können, liegt in der eigenen Entfernung der Israeliten wie aller Menschen einschließlich uns selbst von Gott, von seiner Liebe, seinem Schutz, seiner väter-lichen Hand und seiner mütterlichen Umarmung.
So ist die Welt ohne Gott, und, liebe Schwestern und liebe Brüder, es fällt uns doch nicht schwer, dieses tagtäglich immer wieder neu zu beobachten. Die Welt um uns ist schön und gut gemacht und gedacht und gemeint von Gott, aber sie ist nicht vollkommen, wie wir Men-schen es nicht sind. Wie viel Böses aber tragen wir Menschen dort zusätzlich selbst hinein, wie viel Böses, das von innen und das von außen, schlägt uns dann weiter nieder, wenn wir uns von Gott ent-fernen oder gar nicht glauben mögen, was er uns verspricht an echter Liebe, echter Zuwendung, echter Tröstung. So werden unsere Erfahrungen wie die der Israeliten zu „feurigen Schlangen“ im Leben, denen wir nicht ausweichen können, die uns bedrohen und, so müssen wir es erkennen, auch töten können.
In den biblischen Geschichten um das Volk Israel fällt aber gerade in solchen äußerst ernsten Lagen eines immer wieder auf. Trotz aller Sünde, trotz aller immer wieder neuen oder neuartigen Entfernung von Gott ist immer wieder die letzte Ahnung der Umkehr vorhanden. Es gibt auch in den Bereichen der miesesten, bösartigen Gottesferne gegen einen selbst und gegen andere immer wieder der Funke, der zur Einsicht und auch zur Reue führen kann. Das Volk, die Men-schen, einzeln und zusammen, erkennen, dass sie sich die feurigen Schlangen selbst zuzuschreiben haben. Nicht Gott, sondern eigene Blindheit und Missbrauch der umfassenden Freiheit, die Gott ge-währt, führen zur lebensgefährdenden, todbringenden Lage. Immer wieder kommt diese unerwartete, sichere Zuversicht hinein, trotz des Goldenen Kalbes, trotz der Klagen um mangelnde Versorgung, auch später trotz der Zweifel vor der Durchquerung des Jordans zum ge-lobten Land. Es ist immer wieder echte Reue trotz alledem vorhan-den. Und hier kommt die stets auf Neue erstaunliche Antwort Gottes. Gott lässt sich darauf ein! Er lässt sich auf die Volk Israel ein, das trotz seiner Auserwähltheit immer wieder seine Gebote und seine Weisungen bricht.
Er lässt sich immer wieder auf uns ein, wenn wir ihm, trotz allem, was geschehen sein mag, in Einsicht und Reue gegenübertreten. Er lässt sich auf mich ein, trotz der manchmal dunklen Geheimnisse, die ich in mir trage und die mich belasten. Wenn von Gott als rächend und strafend gesprochen wird, dann sind das menschliche Bilder für Verhalten, das von Menschen gemacht und verantwortet wird. Es sind menschliche Strafen und menschliche Ordnungen, die durchaus notwendig sind, und wieder einmal menschliche Unvollkommenhei-ten. Wir müssen uns stets damit auseinandersetzen, was wir können und vermögen. Gott aber ist anders, weiter, höher, offener. In der Geschichte von de ehernen Schlange ist seine Bereitschaft, auf die Gebete der Menschen zu hören, auf sie einzugehen, ein beweisendes Zeichen, dass wir es auch hier mit dem liebenden, tragenden, behü-tenden und bewahrenden Gott zu tun haben. Es ist auch an uns, in der Kirche, in der Gemeinde wie in unserm alltäglichen Leben, dass wir diese Wahrheit Gottes des Herrn nicht durch Bilder, die wir schaffen, die wir verantworten, die uns scheinbar nützen, verdunkeln oder verdrehen.
„Da sprach der HERR zu Mose: Mache dir eine eherne Schlange und richte sie an einer Stange hoch auf. Wer gebissen ist und sieht sie an, der soll leben.“ Und Mose tut genau dieses und es geschieht: die Menschen leben. Das ist der kuriose, merkwürdige, befremdliche Teil der Geschichte, der uns schon am Anfang Fragen nach dem Sinn und dem Herkommen der Bilder stellen ließ. Was soll die eherne Schlange auf der Stange? Natürlich bin auch ich mir mit der theologischen Forschung sicher, dass in dieser uralten Erzählung auch Bilder der Schlangenkulte und der Schlangenverehrung, die das alte Israel im Nahen Osten umgeben haben, eingeflossen sind, wie es in jedem literarischen Werk, das Jahrtausende überdauert hat, mög-lich sein kann. Die Schlange hatte bei anderen Völkern durchaus einen guten Ruf in der Heilkunst und in der Weisheit, ihre Häutung symbolisierte die stete Möglichkeit der Erneuerung. Denken wir daran, dass bis heute am Äskulapstab und in der Apothekerschale, an diesen Zeichen der Heilung und der Linderung, die bis dato aktuell und in Gebrauch sind, die Schlange gefunden wird. Die listige, gar satanische Versucherschlange des Sündenfalls ist nicht das einzige und nicht das letzte Schlangenwort der Bibel.
Aber warum gerade die Schlange als notwendiger Heilsgegenstand auf einer hohen Stange? Warum endet die todbringende Plage in Gottes Gnade und Güte nicht einfach so, nach Reue und Bitten? Ich denke, es hängt mit Gottes Umgang mit uns als freie und selbst verantwortliche Menschen zusammen. Die Schlangen, die Plagen der Verzweifelung und der Gottesferne, waren immer schon da. Sie sind es bis heute. Eine Bedrohung kann ich indes nur meistern, wenn ich ihr entgegenblicke, sie bewusst wahrnehme, sie mir nicht schönrede oder wegrede oder gar sie verleugne. Das Volk Israel musste die Schlage, die Folge der Gottesferne, bewusst ansehen, um Linderung, Heilung und Leben zu erfahren. Der ehernen Schlange auf der hohen Stange ist nicht auszuweichen. Sie zeigt die Folgen, und sie steht als Zeichen dafür, dass Gott in seiner Freundlichkeit, seiner Gnade und seiner Liebe die Rettung verheißen hat und auch wahr macht. Das galt dieses Mal in der Wüste, das galt bei jedem neuen Versagen der Menschen und ihrer Entfernung von Gott, das gilt, uneingeschränkt und umfassend, als bleibende Verheißung des Gottes und Herrn des alten und des neuen Testaments bis heute. Wir müssen das, was uns bedroht, was wir anrichten, was uns von Gott trennt, offen und mutig ansehen, um es zu überwinden. Hier ist die umfassende Liebe hinter der vordergründigen Schlange ganz elementar zu erleben. Judika, Gott, schaffe mir Recht. Genau das tut er hiermit. Gott richtet, er schafft Recht, aber er tut es, wie Johannes Klepper es in seinem berühmten Adventslied schreibt: „Als wollte er belohnen, so richtet er die Welt.“
Liebe Schwestern und liebe Brüder,
ist diese biblische Geschichte weit von uns entfernt? Ist sie nur eine Geschichte von damals, vom damaligen jüdischen Volk? Hier gibt uns Jesus von Nazareth, der durch die Heilige Schrift, die Hebräische Bibel, gebildete jüdische Wanderprediger und gleichzeitig der Sohn Gottes, in dem wir Christen Gott selbst erkennen und erleben, eine Antwort. In der nächtlichen theologischen Unterhaltung mit dem nachdenklichen, suchenden Nikodemus vom Hohen Rat lässt der Evangelist Johannes ihn, Jesus, diesen Gedanken einbringen: „Und wie Mose in der Wüste die Schlange erhöht hat, so muss der Men-schensohn erhöht werden, damit alle, die an ihn glauben, das ewige Leben haben.“ Das sind nicht irgendein Satz und irgendein Ver-gleich. In laufenden Text des Evangeliums folgt hier unmittelbar, und somit auch im Entstehungs- und im Sinnzusammenhang der zentrale Satz des gesamten Johannesevangeliums, ja, des neuen Bundes mit Gott in Christus in seinem ganzen Umfang. Wir kennen ihn alle: „Denn also hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen einge-borenen Sohn gab, damit alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben.“ Das ist ein Glaubens-bekenntnis in einem Satz, genau wie der Ruf des Zöllners im Tem-pel: „Gott, sei mir Sünder gnädig“. Für Johannes wie für Paulus und andere ist die Kreuzigung Jesu, diese schändliche Hinrichtung und vollendete Erniedrigung, in sich selbst in Wirklichkeit deren Umkeh-rung, nämlich die Erhöhung, die Verherrlichung, weil Schuld und Verzweifelung nicht mehr sein müssen, und weil der so erniedrigte Menschensohn, der Mann Gottes, nicht am Kreuz blieb, sondern neben Schuld und Verzweifelung für uns auch den ewigen Tod überwunden hat, weil er uns im Glauben das ewige Leben verheißen hat, das stets, zeitlose Eingehen in Gottes Herrlichkeit.
Auch wir Menschen müssen nicht mehr Erniedrigung, Hinrichtung und Tod einfach so hinnehmen. Nehmen wir uns das Bild zu Herzen. Wie die eherne Schlange die Bedrohungen darstellt, die im hoffen-den Blick überwunden werden zum Leben, so ist der Gekreuzigte, der Hingerichtete, ebenso das Bild des Lebens, des Überwinden, des Heilens und das alles für uns. Wir erleben immer wieder, dass Men-schen, die nicht mit dem christlichen Glauben vertraut sind, beim Anblick der Kreuzigungsdarstellung oder beim Nachdenken hier-über, verstört sein können. Wir stellen schließlich einen Gefolterten am hohen Kreuz dar. Genau darin aber liegt genau der entscheidende Punkt. Wir zwingen uns damit, auf das zu sehen, was Menschen einander an Schrecklichem antun können, immer wieder antun, und wir sehen darin und dahinter die Liebe und die Zuwendung Gottes, dass Gottesferne, Verzweiflung, Folter und Tod eben nicht das letzte Wort haben, sondern überwunden werden.
Die Schlage wurde zum Rettungszeichen, der Gekreuzigte zum Hoff-nungszeichen. So stellt Gott der Herr die vermeintlichen Regeln der Welt auf den Kopf, uns allen zum Guten. Warum? „Gott ist die Liebe, und wer in der Liebe bleibt, der bleibt in Gott und Gott in ihm.“, so lesen wir im ersten Johannesbrief. So befreit, so geöffnet, so erlöst, so können wir um uns herum auch die Aufgaben des Le-bens angehen, die uns angehen, und sie auch meistern im Handeln zum Guten, im Beten für andere und für uns, im Glauben, Hoffen, Lieben!
Alte Geschichten von Schlangen in der Wüste? Natürlich, und gleichzeitig immer wieder neue Geschichten, die auch uns den Weg Gottes zeigen mit seinem Volk, also auch mit uns. Diese Geschichten der Bibel haben es in sich, sie gehören zu Recht in den Kindergottes-dienst und in die Christenlehre, ins Glaubensseminar und in den Gottesdienst, in unsere eigene Bibellektüre. Lesen wir von dem Zeichen des Mose mit der Schlange und schauen wir auf das Kreuz unseres Herrn, dann gilt uns uneingeschränkt, offen und froh Gottes Verheißung von damals am Schilfmeer in der Wüste bis heute, für jeden und jede einzelne: Der soll leben! Amen!
Verfasser: Stephen Gerhard Stehli, ordinierter Prädikant
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