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Das Lied der Erlösten

von Ulrike Eichler (35516 Münzenberg)

Predigtdatum : 20.04.2008
Lesereihe : ohne Zuordnung
Predigttag im Kirchenjahr : Jubilate
Textstelle : Offenbarung 15,2-4
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Wochenspruch:

Singet dem Herrn ein neues Lied, denn er tut Wunder (Psalm 98, 1)

Psalm: 98 (EG 739)

Lesungen

Altes Testament:
Jesaja 12, 1 – 6
Epistel:
Kolosser 3, 12 – 17
Evangelium:
Matthäus 11, 25 – 30

Liedvorschläge

Eingangslied:
EG 288, 1-5
Nun jauchzt dem Herren alle Welt
Wochenlied:
EG 341
Nun freut euch, lieben Christen g´mein
Predigtlied:
EG 286, 1-4
Singt, singt dem Herren neue Lieder
Schlusslied:
EG 181.6
Laudate omnes gentes

2 Und ich sah, und es war wie ein gläsernes Meer, mit Feuer vermengt; und die den Sieg behalten hatten über das Tier und sein Bild und über die Zahl seines Namens, die standen an dem gläsernen Meer und hatten Gottes Harfen 3 und sangen das Lied des Mose, des Knechtes Gottes, und das Lied des Lammes: Groß und wunderbar sind deine Werke, Herr, allmächtiger Gott! Gerecht und wahrhaftig sind deine Wege, du König der Völker. 4 Wer sollte dich, Herr, nicht fürchten und deinen Namen nicht preisen? Denn du allein bist heilig! Ja, alle Völker werden kommen und anbeten vor dir, denn deine gerechten Gerichte sind offenbar geworden.

Kurze Hinführung zu Text und Predigt:
Der Text gehört in den Rahmen der so genannten „apokalyptischen Literatur“, die wir im AT insbesondere bei Daniel und im NT in den Endzeitreden Jesu finden. Die Offenbarung (griech. Apokalypse) des Johannes entstand wahrscheinlich um 90/95 n. Chr. unter dem römischen Kaiser Domitian (81-96 n. Chr.). Der Jünger Johannes war inzwischen sehr alt und Presbyter der Gemeinde in Ephesus. Als Schlag gegen die Gemeinde nahm man Johannes fest und versetzte ihn auf die Sträflingsinsel Patmos in der Ägäis. Dort hatte er seine Visionen, die ihm aus der himmlischen Welt zuteil wurden. Johannes schaut die noch unsichtbare, aber für ihn schon gegenwärtige Wirklichkeit und eine jetzt noch unvorstellbare Zukunft in Bildern, wie sie sich ähnlich bei Daniel, Jesaja, Hesekiel und Sacharja finden, aber nirgendwo in dieser Ausführlichkeit. Typisch für die apokalyptische Literatur ist das Wissen um Gottes Plan für die Weltgeschichte, der sich Stück für Stück immer mehr enthüllt. Dazu kommen eine verschlüsselte Sprache und der Umgang mit Zahlen, die eine symbolische Bedeutung haben.
Für die Predigt ist der Grundgedanke relevant, dass Gott die Geschichte der Völker in seiner Hand hat. In dieser Geschichte kommt Gott trotz aller Wirrnisse zum Ziel. Alles Böse wird einmal überwunden sein und alle Völker werden vor ihm anbeten. Konzentriert im „Lied der Überwinder“ ist das überwundene Böse und das zukünftige Lob der Völker im Blick. Dabei zieht sich das Motiv des Überwinderliedes durch die ganze Bibel, beginnend mit dem „Lied des Mose“, der den Pharao überwunden hat, über das „Lied des Lammes“, das Sünde und Tod bezwungen hat, bis zum Lied der Überwinder, die den Antichristen überwunden haben. Das „gläserne Meer“ knüpft an das „eherne Meer“ an, das vor dem Tempelgebäude stand und etwas von der Herrlichkeit des Himmels im Irdischen widerspiegeln sollte (1. Kön. 7,23-26).
Die Rede vom „Tier“, seinem Bild und der Zahl seines Namens beziehen sich auf Off. 13, dem großen Kapitel von der Pervertierung des Menschlichen, das im Göttlichen seinen Ursprung hat, ins Bestialische. Die Wurzeln dazu finden sich in Daniel 9,27 und 11,21ff und werden von Jesus in seiner apokalyptischen Rede in Matth. 24,15 aufgegriffen.
Da es sich um den Sonntag „Kantate“ handelt, wird der Schwerpunkt weniger auf der Apokalyptik als auf dem „Lied der Überwinder“ liegen. Am Sonntag „Kantate“ ist die Freude des Singens angesagt. Aber ist das singende Lob nicht am kräftigsten und schönsten, wenn alles Böse überwunden ist und man wieder frei aufatmen kann?

Liebe Gemeinde,
Es saßen einmal ein paar Herren zusammen und spotteten über die Bibel. Da mischte sich der anwesende Evangelist Samuel Keller ins Gespräch und sagte: „Stellen Sie sich einmal vor, es erschiene ein Buch, in dem für die kommenden vier Jahre die seltsamsten Prophezeiungen gemacht würden. Die Menschen würden darüber spotten und lachen. Aber dann gingen die Prophezeiungen für das erste Jahr in Erfüllung. Dann die für das 2. Jahr. Dann die für das 3. Jahr. Was würden Sie daraus folgern?“ „Nun“, sagte einer, „dass es auch mit den Prophezeiungen für das 4. Jahr seine Richtigkeit habe.“ „Genau“, sagte Keller, „und so ist es mit der Bibel. Sie scheinen nicht zu wissen, dass ¾ ihrer Prophezeiungen in Erfüllung gegangen sind. Dann können Sie sich darauf verlassen, dass sich auch die letzten erfüllen werden. Und das sind die Prophezeiungen von der Endzeit, von den Gerichten über unsere Welt, von der Wiederkunft Christi und von der Vollendung“.
Von diesen Dingen redet auch unser Text in einem kleinen Ausschnitt. Er lüftet uns ein klein wenig den Schleier, der über der unsichtbaren Welt liegt. So dürfen wir einen Blick in die Zeit tun, wo unsere Welt vollendet wird. Aller Kampf und aller Streit auf der Erde sind dann besiegt. Die Überwinder stimmen in das Loblied des ewigen Gottes ein: „Gerecht und wahrhaftig sind deine Wege, du Gott der Völker!“ singen sie.

Die Geschichte der Völker hat einen Sinn
Die Welt ist wie ein großes Mosaik mit vielen Steinchen, die scheinbar ohne Sinn herumliegen. Wir fragen: Was soll dieser Kampf und Krieg in der Welt? Vielen Menschen ist nicht bewusst, dass die Geschichte der Völker ihren letzten Sinn nicht in sich selbst hat. Sie spielt sich vielmehr in einem großen Rahmen ab, den Gott ihr gegeben hat. Dieser Rahmen ist der Plan Gottes. Durch alle Tagesereignisse und durch alles, was wir tun, zieht sich dieser Plan hindurch.
Im Laufe der Zeit wird das Mosaik immer deutlicher. Die Menschen, die in der Wirrnis der Zeit an Gott festgehalten haben, die Überwinder, erkennen: Das Durcheinander der Steinchen folgt einem festen Plan. Und wir dürfen heute mit diesem Bibeltext einen Blick in diesen Plan Gottes werfen.

Die Gegenkräfte Gottes
Gott hat diesen Plan entworfen, und er führt ihn auch durch. Er baut sein Reich ständig und zielbewusst, wo wir nur Nebel und Gegenkräfte sehen. Diese Gegenkräfte gegen Gottes Reich gab es schon immer. Aber in der Endzeit gipfeln sie in einem falschen Christus. Für diesen falschen Christus, auch Antichristus genannt, nennt unser Bibelwort drei Kennzeichen:
1. Dieser falsche Christus ist ein „großes Tier“, ein Politiker, der keine andere Herrschaft neben sich duldet. Der keine Rücksicht auf andere nimmt und nur seine Machtinteressen verfolgt, beschrieben in Offenbarung 13, dem Gegenpol eines Rechtsstaates. Er ist die Pervertierung alles Menschlichen.
2. Dieser falsche Christus macht alle Menschen von sich abhängig, indem er sie sein Bild verehren lässt. Er ist damit auch die Pervertierung des Göttlichen. Er wird für alle Menschen zu einer „Ikone“ im wahrsten Sinne des Wortes und lässt sich vergöttern. Dabei zwingt er alle dazu, mitzumachen!
3. Die Offenbarung nennt die Zahl 666 als seine Namenszahl, ein verborgener Code, der auf die Stirn aller Menschen geschrieben wird, die ihm anhängen. Ohne diesen Code kann man nicht mehr einkaufen gehen und nicht mehr leben. Damit wird er auch zur Pervertierung der Technik, die sich nun gegen den Menschen wendet.
Dieser falsche Christus hat eine zwingende Ausstrahlung, die Millionen abhängig macht. Er ist sozusagen die Zusammenfassung und der Höhepunkt aller Diktatoren, die je gelebt haben, vom Pharao bis zu Hitler und Stalin. Wenn man an diese Diktatoren denkt, könnte man sich wirklich fragen, wie Gott solch widerwärtige Menschen zulassen kann.


Die Überwinder
Aber wir haben die Antwort in unserm Text: Ihr seid berufen, Überwinder zu werden. Stellt euch auf Gottes Seite, seid stark im Glauben und gebt nicht auf, dann werdet ihr am Ende Überwinder sein. Ihr werdet am gläsernen Meer, in der Herrlichkeit bei Gott stehen und ausbrechen in überschwängliches Gotteslob, weil Gott bei allem Bösen Sieger geblieben ist.
Am gläsernen Meer in der himmlischen Welt werdet ihr denken: das ist ja wie im Traum. Aber es ist Wirklichkeit. Dann werdet ihr zurückschauen auf die dunkle Zeit auf dieser Erde. Wisst ihr noch, wie ihr das Bekenntnis zu Jesus Christus durchgehalten habt? Zu Jesus, der wie ein Lamm war, das zur Schlachtbank geführt wurde? Der sein Leben hingab für die Sünden der Welt? Jesus Christus – der Gegenpol zu dem „großen Tier“, das in seiner Gier nach Macht keinen neben sich duldet und das Recht mit Füßen tritt.

Lamm oder Tier, wer wird uns beherrschen?
Als Jesus verraten wurde, litt und am Kreuz starb, blieb er wie ein Lamm. Er hielt es aus in großer Kraft und war damit der genaue Gegenpol zum Tier, dem falschen Christus. Der falsche Christus kämpft um ein weltliches Reich, mit Propaganda und Verführung, dann mit Waffengewalt und Verfolgung. Der wahre Christus aber sagte zu Pilatus: „Mein Reich ist nicht von dieser Welt. Wäre mein Reich von dieser Welt, meine Diener würden darum kämpfen, dass ich den Juden nicht ausgeliefert würde. Aber nun ist mein Reich nicht von dieser Welt“ (Joh. 18,36).
In diesem Sinne konnte Jesus wie ein Lamm sein, der König der Wahrheit. Und diese Wahrheit und Reinheit durchzuhalten, darauf kam’s an. Nur wurde dieser Reine wie ein Unreiner behandelt, der Sündlose wie ein Verbrecher, aber aus Gottes Sicht trug er die Sünde der Welt und überwand sie dabei. Und deswegen konnte ihn der Tod nicht halten. Am dritten Tag ist er auferstanden. Der Plan Gottes zur Überwindung des Bösen war gelungen. Aus dem Bösen der Menschen machte Gott ihre Erlösung. Das Lamm wird zum Sinnbild für Jesu Überwinderkraft aus der unbedingten Treue zu Gott und der unbedingten Liebe zu den Menschen. Das Tier dagegen ist das Sinnbild für den falschen Christus, der den Weg von Verführung, Unterdrückung und Gewalt wählt. Aber letztlich wird er auf diesem Weg scheitern.
Die Christen setzen auf Jesus das Lamm. Als Opfer wurde er Sieger. Als Schwacher besiegte er den Tod. Das ist eine Umkehrung aller Werte. „Und so sollt ihr Christen auch gesinnt sein“, schreibt der Apostel Paulus im Philipperbrief (Phil. 2). Dann folgt ein urchristliches Glaubenslied von der Hingabe Jesu bis zum Tod am Kreuz und dass ihn Gott über alles erhoben hat. Er ist der Herr geworden, vor dem sich einmal alle Knie beugen werden und jeder Mund bekennen muss: Jesus ist wirklich der Herr. Dieser Jesus soll das Leben der Christen bestimmen. Das ist eine Absage an alle Gewalt und Aggression, ein Leben aus dem Vertrauen an den lebendigen Gott.

Was kommt am Ende?
Die singende Gemeinde! Das gläserne Meer steht für die überwältigende Schönheit des Himmels. Und zur Schönheit und zum Himmel gehört auch das Singen. Die Menschen, die sich an Jesus Christus gehalten haben, werden das Lied der Überwinder singen. Es wird auch „das Lied des Mose“ genannt. Denn es wird so wunderbar sein wie damals, als das Volk Israel mit Mose dem Pharao entkam und das Schilfmeer überwand. Es wird auch „das Lied des Lammes“ genannt. Denn es wird so wunderbar sein wie bei Jesus, als er auferstand und den Tod überwand.
Aber schon heute singt die Gemeinde in jedem Gottesdienst das Lied der Überwinder: den Jubel über Gottes Wege, die Freude an seinen Werken und dass es einmal alle Völker erkennen werden. Wollen wir nicht jetzt schon alle dazu gehören, zu Jesus dem Lamm?
Wir singen 286, 1-3 „Singt, singt dem Herren neue Lieder“.

Verfasserin: Pfarrerin Dr. Ulrike Eichler Schillerstr. 1 35516 Münzenberg

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