Spruch:
Gott erweist seine Liebe zu uns darin, dass Christus für uns gestorben ist, als wir noch Sünder waren.
(Römer 5, 8)
Psalm: Psalm 10, 4.11 - 14.17 - 18
Lesungen
Altes Testament: Jesaja 5, 1 - 7
Epistel: Römer 5, 1 - 5.(6 - 11)
Evangelium: Markus 12, 1 - 12
Liedvorschläge
Eingangslied: EG 166, 1.4 6 Tut mir auf die schöne Pforte
Wochenlied: EG 366
EG 75, 2 + 3 Wenn wir in höchsten Nöten sein
alternativ: Wäre nicht gekommen
Predigtlied: EG 97 Holz auf Jesu Schulter
Schlusslied: EG 157 Lass mich Dein sein und bleiben
Vorbemerkungen: Das Lied vom Weinberg des Herrn richtet sich an das Gottesvolk. Im Gleichnis wird den Hörenden vorgelegt, wie in Gottes Augen ihre Wirklichkeit aussieht. Dabei wird Unrecht in der Gesellschaft als Grund für die Preisgabe durch Gott offengelegt. Sieht man hin, worin das Unrecht besteht, kommt vieles bekannt vor: Gottesdienst und Alltag werden voneinander getrennt. Und im Alltag werden die Methoden des wirtschaftlichen Fortkommens praktiziert, bei denen Nächstenliebe und Anstand oft auf der Strecke bleiben. Obwohl das Weinbergslied seinen historischen und geographischen Ort in weiter Ferne hat, ist das Problem bis heute geblieben, unsere Praxis im (mehrheitlich christlichen) Deutschland gleicht der zu Jesajas Zeiten. Es fragt sich, warum Gott uns Menschen nicht längst preisgegeben hat, sondern die Folgen unseres Tuns auffängt. Bei den Propheten heißt es, Gott bricht die Preisgabe seines Volkes das Herz, darum erbarmt er sich. Wir denken in der Passionszeit über diese Erfahrung nach: Gott lässt sich lieber am Kreuz das Herz brechen, als uns preiszugeben. Diesem Gedankengang folgt die Predigt.
Der folgende Abschnitt kann als Text vor der Predigt verlesen werden:
Jesaja spricht: Singen will ich für meinen Freund, ein Lied meines Freundes von seinem Weinberg: Einen Weinberg hat mein Freund, auf einem fetten Bergrücken. Er grub ihn, er reinigte ihn, er pflanzte rote Edeltrauben. Einen Turm baute er in seiner Mitte, auch eine Kelterhufe hieb er aus. Und dann hoffte er: Dass er Trauben bringe - doch er brachte saure Herlinge .
Und nun - Bürger von Jerusalem, Männer Judas! Richtet doch zwischen mir und meinem Weinberg: Was ist zu tun mit meinem Weinberg, was ich nicht getan hätte für ihn?! Ich hoffte, dass er gute Trauben brächte – warum brachte er schlechte? Nun - ich will Euch wissen lassen, was ich tue mit meinem Weinberg: Entfernen werde ich seine Hecke - er werde zur Weide. Einreißen werde ich seine Umfassung - er werde zertreten. Zur Halde will ich ihn machen! Er werde nicht beschnitten, er werde nicht behackt, Dorn und Diestel sollen aufschießen! Und den Wolken gebiete ich: Keine Regen soll auf ihn regnen.
Ja - der Weinberg des Herrn ist das Haus Israel, Judas Männer sind die Pflanzung seiner Freude. Er hoffte: Auf Rechtsspruch und da war nur Rechtsbruch! Er hoffte auf treue Bewährnis und da war Geschrei über Beschwernis!
Liebe Gemeinde,
alle, die einen Garten haben, wissen zu würdigen, was der Prophet in seinem Lied beschreibt: Liebevoll wird die Lage ausgesucht, gegra-ben, alles Störende entfernt, keine Kosten werden gescheut: Wein vom Allerfeinsten wird angepflanzt, nichts fehlt, damit er gedeihen kann. Ein Wächter im Turm schützt ihn vor ungebetenen Gästen, doppelt sichert die Hecke und die Umfassung die edlen Stöcke gegen Fremdfraß. Da kann nichts schiefgehen - das werden gute Trauben, gezogen und bewahrt mit Kenntnis, Liebe und Schweiß. Und doch passiert das Unmögliche! Saure, minderwertige Trauben trägt der Stock, Zeug, das einem sämtliche Körperöffnungen zusammenzieht, unbrauchbar, enttäuschend!
Was würden Sie Ihrem Freund empfehlen, wenn nicht das: Gib den Berg auf, das hat keinen Zweck, vergebliche Liebesmüh! Genau richtig, was schon damals der Prophet singt: „Schluss mit der Sorge und Mühe für den Berg!“ Alle nicken, zucken mitleidig mit den Schultern: „Du hast Pech gehabt mein Freund, aber so ist das nun mal. Wenn der Berg nichts bringt, dann fort mit Schaden.“
„Ich gebe meinen Weinberg dem Verfall preis!“ spricht Gott.„Ja - der Weinberg des Herrn der Heerscharen ist das Haus Israel, Judas Männer sind die Pflanzung seiner Freude.“
Plötzlich ist bedrohlich, was eben nur alltäglich schien: „Es geht ja gar nicht um einen schlechten Weinbau, es geht um unser pralles Menschenleben!“ Plötzlich sind sie betroffen, die eben noch nickten und mitleidig mit den Schultern zuckten. Sie erkennen sich. Sie sind Gottes Besitz. Seine Liebe und Mühe, die er sich mit ihnen machte, das ist die verlorene Mühe um den Weinberg. Gegen alle Vernunft, gegen alle Erwartung trägt Gottes Mühe mit uns keine Frucht!
Gottes Mühe mit uns? Moment mal – Israel ist gemeint, das Gottes-volk hat versagt! Schlimme Dinge taten sie: Gott vergessen haben sie und stattdessen all ihre Gedanken auf den wirtschaftlichen Auf-schwung gerichtet! Die haben ihren Gewinn zum Götzen gemacht! Stellt Euch vor, sie haben sich ohne Rücksicht auf die Armen in ihrem Volk durchgesetzt! Feiertags fromm und im Alltag geschäfts-tüchtig – so eine Heuchelei! Das ist Sünde gegen Gott, das ist min-derwertige Frucht für alle Gottes-Mühe! Selber schuld sind sie, wenn Gott mit ihnen ins Gericht geht, wenn sie fast an den Folgen kaputt gehen! Ein Wunder, dass Gott sie im Unglück doch noch bewahrte! Ja, ja, Jesaja hatte allen Grund, in Gottes Namen ihre Schuld anzu-prangern! Wie haben sie versagt!
Und bei uns ist alles anders? Hat sich Gott um uns nicht ebenso gemüht, uns mit allem versorgt, was unser Leben zum Gedeihen braucht? Hat er etwas uns nicht ebenso gedient mit seinem Wort? Und - was ist bei uns rausgekommen? Kennen wir wirklich keine Christen, die feiertags fromm, aber im Alltag allzu geschäftstüchtig sind? Denken wir nicht auch eher an wirtschaftliche Sicherheit als an Gottes Willen? Sieht man bei uns nicht auch zuerst auf die Zahlen und dann erst auf sozialen Ausgleich? Ist bei uns wirklich alles anders als damals? Gott hoffte auf gutes Gericht und er fand Rechtsbruch! Leute, die keine Verwandten kennen, wenn es ums Fortkommen geht: Gibt es die bei uns nicht? Da streiten sich Christen ums Erbe! Beim Geld hört die Freundschaft auf! Mir schenkt auch keiner was, komm mir nicht mit der Bitte um Spenden für soziale Notfälle! Sowas erntet Gott bis heute als Antwort auf seine Sorgfalt für uns!
Gottlos sind unser Neid, unsere Lieblosigkeit, unsere Trägheit, minderwertige Frucht für all die Gottesmühe. Und wir haben nicht einmal Spaß daran, das ist das Verrückte. Wir tun, woran wir selber leiden: missgünstige Blicke, lieblose Reden, fehlende Achtsamkeit. Wir leiden selber an all dem, was bei uns kaputt ist. Wir wissen, wie die Welt nach Gottes Willen sein könnte. Sie ist anders, auch wegen unserer Lieblosigkeit ist sie anders. Das schmerzt uns und lässt uns fast verzweifeln. Schluss, Ende, Gott müsste schon längst die Finger von uns lassen, so gottlos, wie es bei uns zugeht!
Aber wunderbarerweise werden wir Gott nicht los – es würde ihm das Herz brechen, würde er uns unseren unfruchtbaren Herzen überlassen. Er liebt uns irrational, wie Eltern ihre Kinder lieben. Er fühlt mit uns, wie Eltern mit ihren Kindern fühlen. Darum nennt Gott selbst hier in diesem Gerichtswort sein Volk mit einem guten, liebevollen Namen: Pflanzung meiner Freude. Darum sagt er wieder und wieder: „Wie könnte ich Dich vergessen! Es bricht mir das Herz, ich muss mich einfach über Dich erbarmen!“
So spricht die ewige, unbeirrbare Liebe Gottes. Für sie greift Gott auch zum letzten Mittel und wird Mensch. Christus zeigt: „Komm, geh meinen Weg! So kann sich der saure Saft Deines Egoismus in den edlen Wein der Gottesfurcht und Nächstenliebe wandeln.“ Gott lebt alles vor, was er uns ans Herz gelegt hat: Liebe zum Nächsten und Ehrfurcht vor seinem Wort.
Wie auch immer wir uns zu Gott stellen, feindselig oder gottverges-sen, Gottes unbeirrbare Liebe zu uns erträgt uns. Gott gibt seinen Weinberg nicht auf, er gibt uns nicht auf, obwohl wir saure Trauben bringen.
Hört das Lied von meinem Freund und seinem Weinberg! So singt Jesaja im Auftrag Gottes, er wirbt um gute Früchte. Wie ein Refrain durchzieht Gottes Erbarmen mit unseren unfruchtbaren Herzen die Geschichte. In seiner grenzenlosen Liebe kommt er zu uns und spricht durch Christus: „Ich bin der Weinstock, Ihr seid die Reben. Bleibt in mir, dann bringt Ihr Frucht.“
Und wir gehen in den Spuren, die er uns hinterlassen hat. Er lehrt uns hoffen, auf Gott hoffen für unsere Welt. Wir lernen durch ihn, zu vertrauen, auf die verändernde Kraft des Glaubens zu vertrauen. Seine unbeirrbare Liebe, grundlos und unendlich, sie lässt uns Liebe üben, vertreibt Neid und Gier und Angst aus unsren Herzen.
Bleibt in mir, dann bringt ihr Frucht. So passiert das Wunderbare: Der tote Weinberg trägt gute Früchte. Das tote Holz wandelt Gott in den Lebensbaum, schwer von Früchten. Das Kreuz wird zum Weinstock, von dem wir leben. Gott möge durch seine Liebe unsere Herzen unbeirrbar zum Blühen bringen, damit unser Leben Frucht bringt. Amen.
Verfasserin: Anne-Christina Wegner
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