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Den Menschen ausgeliefert

von Tobias Krüger (04874 Belgern)

Predigtdatum : 20.02.2005
Lesereihe : ohne Zuordnung
Predigttag im Kirchenjahr : Invokavit
Textstelle : Matthäus 12,38-42
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Wochenspruch:

Gott aber erweist seine Liebe zu uns darin, dass Christus für uns gestorben ist, als wir noch Sünder waren. (Römer 5,8)
Psalm: 10,4.11-14.17-18

Lesungen

Altes Testament:
Jesaja 5,1-7
Epistel:
Römer 5,1-5 (6-11)
Evangelium:
Markus 12,1-12

Liedvorschläge

Eingangslied:
EG 79
Jesu, deine Passion
Wochenlied:
EG 366
Wenn wir in höchsten Nöten sein
Predigtlied:
EG 410
Christus, das Licht der Welt
Schlusslied:
EG 76
O Mensch, bewein dein Sünde groß

38 Einige von den Schriftgelehrten und Pharisäern sprachen zu Jesus: Meister, wir möchten gern ein Zeichen von dir sehen. 39 Und er antwortete und sprach zu ihnen: Ein böses und abtrünniges Geschlecht fordert ein Zeichen, aber es wird ihm kein Zeichen gegeben werden, es sei denn das Zeichen des Propheten Jona. 40 Denn wie Jona drei Tage und drei Nächte im Bauch des Fisches war, so wird der Menschensohn drei Tage und drei Nächte im Schoß der Erde sein. 41 Die Leute von Ninive werden auftreten beim Jüngsten Gericht mit diesem Geschlecht und werden es verdammen; denn sie taten Buße nach der Predigt des Jona. Und siehe, hier ist mehr als Jona. 42 Die Königin vom Süden wird auftreten beim Jüngsten Gericht mit diesem Geschlecht und wird es verdammen; denn asie kam vom Ende der Erde, um Salomos Weisheit zu hören. Und siehe, hier ist mehr als Salomo.

Schwestern und Brüder!
Es sieht so einfach aus, wie er mit Käfig und Tuch oder Geldstücken und Papierzetteln die Zuschauer in seinen Bann zieht. Ganz zu schweigen vom Kaninchen, das aus dem Hut schlüpft. Und den Tauben, die auf der Bühne umherflattern. Ein Zauberer – der ist gemeint - versteht es, Menschen in seinen Bann zu ziehen. Groß sind die Augen und noch größer ist jedes Mal die Verblüffung, wenn ein Kunststück anders als erwartet zu Ende geht.
Unglaubliches spielt sich vor dem Publikum ab. Und mit gespielter Verwunderung begleitet der Künstler sein Programm, würzt mit gekonnten Worten seine Vorstellung.
Und ganz verwegen wird es, wenn er die Neugier der Zuseher befriedigen will. Denn das steht fest: Alle Zuschauer versuchen, dem Zauberer auf die Schliche zu kommen.
Ganz genau werden die Hände beobachtet. Ganz genau werden die Requisiten angeschaut. Denn irgendein Kniff muss doch zu sehen sein. Irgendwie muss doch zu erkennen sein, worin der Dreh besteht. Es muss doch mit rechten Dingen zugehen.
Und dann kommt er, der Trick für zu Hause, zum Nachzaubern, wie es so schön heißt. Eine Freiwillige oder ein Freiwilliger wird auf das Podium gebeten und soll dann genau das nachmachen, was der Zauberer vorführt. Es ist ja ganz einfach. Und eigentlich kinderleicht. Und dann noch hier geschüttelt und da gezogen. Und mit dem Zauberstab noch einmal darüber gewedelt. Die auf den Stühlen schauen ganz gebannt. Sie wollen hinter die Fassade schauen und erkennen, worin das Geheimnis besteht. Und dann: Obwohl der Zauberer doch jeden Schritt, jede Handbewegung erklärt hat und auch selbst noch ausgeführt hat - es klappt doch nicht. Reingelegt! Der Zauberlehrling wird gefoppt. Ein doppelter Trick! Und das Publikum lacht und reibt sich dennoch verwundert die Augen.

Liebe Gemeinde!
Wir wollen so gern sehen und verstehen, wie z. B. ein Zaubertrick funktioniert. Wir sind gespannt darauf zu erkennen, wo ein Geheimnis versteckt und wie es zu entdecken ist. Und wir sind begierig, den Zauberer zu durchschauen.
Genau dieses Verhalten beschreibt der Predigttext aus dem Matthäusevangelium. „Meister, wir möchten gern ein Zeichen von dir sehen!“, wird Jesus gebeten. Nicht, dass er ein Zauberer ist, ganz und gar nicht. Aber auch er soll etwas preisgeben von seiner Macht.
Er ist ein besonderer Mensch und versteht es, die Leute in seinen Bann zu ziehen. „Jesus, wir glauben schon, dass du gut bist. Aber besser wäre es, wenn du uns eine Demonstration deines Könnens gibst.“, könnte ebenso der Einwand lauten.
Stehen wir vor einem Rätsel, einer unbegreiflichen Sache, dann sind wir begierig auf eine Auflösung und nach einer Erklärung. Sehen wollen bedeutet Sicherheit einzufordern. Aber warum ist es so schwer, Dinge nicht durchschauen zu können? Was steckt dahinter, alles wissen zu wollen? Wer treibt uns an, Rätsel zu lösen und Geheimnisse zu lüften?
„Nur Menschen ohne Vertrauen“, so antwortet Jesus auf die Forderung nach einem Zeichen seiner Macht, „nur Menschen ohne Glaube fordern Beweise, wollen sehen.“
Der Zauberkünstler geht scheinbar auf den Wunsch nach Preisgabe seines Könnens ein und lässt dann die Versuchsperson dennoch schlecht aussehen. Nichts zeigt er. Alles bleibt im Dunkeln.
Jesus hingegen weist den Wunsch nach Erkennen seiner Person gleich von sich. „Kein Zeichen will ich euch geben. Nichts sollt ihr erkennen können!“, lesen wir bei Matthäus. Oder doch nicht ganz?
Liebe Schwestern und Brüder!
Zeichen der Gegenwart Gottes – immer wieder werden sie gefordert, erbeten, manchmal sogar erfleht. Es gab Zeiten, da wurden sie herausgefordert, wollten erzwungen sein. Und ebenso soll auch Gottes Sohn, Jesus von Nazareth aufweisen, worin seine Stärke besteht. Sicherheit haben wollen – das steht hinter solch einem Begehren.
Bevor eine Sache zur eigenen wird, soll getestet werden, ob sie wie erwartet und erhofft geschehen wird.
Das funktioniert beim Autokauf oder auch bei der Auswahl eines neuen Kleides. Und wer eine Versicherung abschließt, lässt sich zuvor ausrechnen, wie hoch der Gewinn am Ende sein wird.
Der Glaube rechnet nicht mit solchen Zeichen. Glaube im christlichen Verständnis hat immer etwas mit Wagnis zu tun. Einerseits kann vieles erklärt werden. Das Kirchenjahr können wir uns erschließen, seine innere Logik uns verdeutlichen. Biblische Texte werden in ihre Entstehungszeit eingeordnet und historische Zusammenhänge helfen uns, die Umwelt der ersten Gemeinden zu verstehen. Und in der Dogmatik, in der Lehre der Kirche werden wissenschaftliche Systeme geschaffen und bedacht.
Was jede und jeder von uns aber selbst leisten muss, ist das Wagnis des Glaubens. Das Vertrauen-Wollen auf Gottes Handeln.
So schildert uns Matthäus Jesus und lässt ihn dann doch von einem „Zeichen“ sprechen. Von seinem Tod und vom Ruhen im Grab ist die Rede. Im Text des Evangeliums ist das ein Blick in die Zukunft, ein Blick voraus aus der Situation des Gespräches. Hier begegnet uns ein oft gebrauchtes Stilmittel des Neuen Testamentes.
Die Evangelisten lassen die zeitliche Abfolge des Lebens Jesu außer acht. Sie lassen ihn schon lange vor seinem Sterben am Kreuz vom Tod und Ruhen in der Erde wie von einer bekannten Größe sprechen. Im Wissen um seine Geschichte verkündigen sie ihre Botschaft des Glaubens. So antworten sie auf die Frage nach verlässlichen Zeichen, die uns Glaubenden helfen können.
Das Zeichen ist das Handeln Gottes am Gekreuzigten und Begrabenen. Er ruhte drei Tage im Schoße der Erde. Und dann erweckte Gott diesen Einen aus der Macht des Todes heraus in ein neues Leben. Drei Tage lang – Karfreitag bis Ostern. Genau wie Jona in der Tiefe und Dunkelheit drei Tage und Nächte verschwunden war. Und danach vom Wal an Land zurück in das Leben gespuckt wurde. Dieses Zeichen gesteht uns das Evangelium zu.
Nichts wird gesagt über den Ort der Ruhe. Nichts über seine Lokalisation. Nichts, was uns erklären oder weiter überzeugen kann.
Liebe Schwestern, liebe Brüder!
Kleine Zeichen erhalten die Freundschaft, sagt ein Sprichwort. Für unseren Glauben bedürfen wir keiner solcher Zeichen. Und wir sollen auch nicht danach fragen. So warnt uns der Abschnitt aus der Bibel für den heutigen Sonntag.
Wir können uns vielmehr auf das Wagnis des Glaubens einlassen. Und dabei auf Jesus Christus schauen, wie er uns in den Schriften des Neuen Testamentes bezeugt wird. Hier begegnet uns der lebendige Gott, ohne dass wir ihn wie den Zauberer durchleuchten müssen. Oder aus eigener Kraft durchschauen wollen.
Aber, wie wäre es, wenn wir zum Zeichen würden? Für die Menschen in unseren Dörfern und Städten, in unserer Nachbarschaft, im Supermarkt und bei Festen?
Wir als Christen bekennen uns erkennbar zu Jesus Christus. In unserem Tun und Handeln, in dem was wir unterlassen und in unserem Vertrauen zu einem Leben in Hoffnung. Und wenn wir nicht mit einstimmen in das Fordern nach Beweisen und Rückversicherungen. Und dazu brauchen wir auch nicht als Zauberer aufzutreten. Das wäre ein Zeichen, nach dem wir nicht fragen müssen, um das wir nicht zu bitten brauchen. Das wäre ein Zeichen für andere mit einer Botschaft: Es lohnt sich zu vertrauen auf Gott. Amen.

Verfasser: Pfr. Tobias Krüger, Pfarrstr. 1 04874 Belgern

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