Wochenspruch: Dazu ist erschienen der Sohn Gottes, dass er die Werke des Teufels zerstöre. (1. Johannes 3,8b)
Psalm: 91,1-6.9–12 (EG 736)
Reihe I: Hebräer 4,14-16
Reihe II: 1. Mose 3,1-19(20-24)
Reihe III: Johannes 13,21-30
Reihe IV: 2. Korinther 6,1-10
Reihe V: Hiob 2,1-13
Reihe VI: Matthäus 4,1-11
Eingangslied: EG 390 Erneure mich o ewigs Licht
Wochenlied: EG 347 Ach bleib mit deiner Gnade
Predigtlied: EG 638 Ich lobe meinen Gott, der aus der Tiefe mich holt; EG+ 140 Schenke mir Gott
Schlusslied: EG 610 Herr, wir bitten, komm und segne uns
1 Als Mitarbeiter aber ermahnen wir euch, dass ihr nicht vergeblich die Gnade Gottes empfangt.
2 Denn er spricht (Jesaja 49,8): »Ich habe dich zur willkommenen Zeit erhört und habe dir am Tage des Heils geholfen.« Siehe, jetzt ist die willkommene Zeit, siehe, jetzt ist der Tag des Heils!
3 Und wir geben in nichts irgendeinen Anstoß, damit dieser Dienst nicht verlästert werde;
4 sondern in allem erweisen wir uns als Diener Gottes: in großer Geduld, in Bedrängnissen, in Nöten, in Ängsten,
5 in Schlägen, in Gefängnissen, in Aufruhr, in Mühen, im Wachen, im Fasten,
6 in Lauterkeit, in Erkenntnis, in Langmut, in Freundlichkeit, im Heiligen Geist, in ungefärbter Liebe,
7 in dem Wort der Wahrheit, in der Kraft Gottes, mit den Waffen der Gerechtigkeit zur Rechten und zur Linken,
8 in Ehre und Schande; in bösen Gerüchten und guten Gerüchten, als Verführer und doch wahrhaftig;
9 als die Unbekannten und doch bekannt; als die Sterbenden, und siehe, wir leben; als die Gezüchtigten und doch nicht getötet;
10 als die Traurigen, aber allezeit fröhlich; als die Armen, aber die doch viele reich machen; als die nichts haben und doch alles haben.
Liebe Gemeinde,
geschafft! Auf der Straße keine Indianer und Piratenbräute mehr. Das Kostüm hängt wieder im Schrank, wartet zusammen mit der Maske auf die nächste Kampagne. Leider klagen manche, „Gott sei Dank“ jubeln andere. Die fette Fete Fassnacht ist vorbei, statt närrischem Ausnahmezustand beginnt wieder der Alltag. Ich finde das Gut, ganz im Ernst!
Dabei ist auch Fassnacht eine ernste Sache, oder? Wann sonst wird so offen und ehrlich gesagt, was Sache ist? An Fassnacht tragen viele Kostüme und stellen sich mal ganz anders dar. Aber doch nur, weil uns tagtäglich tausendfach in unserer Welt was „vorgegaukelt“ wird. Im Grunde wird den Großen und Kleinen dieser Welt an Fassnacht ihre Masken entrissen und die Wahrheit „entlarvt“. Spießbürger oder Promi, frommer Sünder oder sündiger Frommer, Wirtschaftsboss oder Politikerin – allen wird der Narrenspiegel vorgehalten. „Schaut her, ihr seid so, so albern führt ihr Euch auf! Und damit ihr es wisst: wir „andern“, wir alle merken das!
Jetzt sind die Verkleidungen weg. Oder doch nicht? Heute beginnt die Fastenzeit. Da verzichten viele aufs Handy, Fernsehen, Schokolade oder Wein, warum? Mal um ein paar Pfunde zu reduzieren und den „Body zu shapen“. Oder um zu zeigen, wie toll diszipliniert man ist. Wir zwingen uns, selbst die Kontrolle zu haben über die kleinen Begehrlichkeiten. Nur heißt das nicht: Nach Narrenmaske runter, jetzt Heiligenschein auf? Und das wird schnell scheinheilig, als, fromme Maskerade.
Heilige Schein oder scheinheilig? Damit kämpft auch Paulus in der Bibel. Statt „fröhlich donnerndem Helau“ ist ihm das Lachen vergangen: Gerade ist Paulus in Korinth abgereist, da treten auswärtige Missionare auf. Die sorgen mit Wunderheilungen und charismatischen Inszenierungen für Aufsehen. Viele in der Christengemeinde bestaunen verwundert die fromme Überlegenheit und wie stark Gottes Geist in ihnen scheinbar sein muss! Anders als Paulus stehen die Missionare erhaben über den Dingen der Welt und können packend predigen!
Und wo sie sich selbstbewusst in Heiligkeit kleiden, stellen sie Paulus dazu noch bloß: Der ist doch nur ein kränklicher Schwächling, ist immer weg und predigt nur langweilig. Und seine Botschaft: Gott, der am Kreuz leidet, - im wahrsten Sinn „schwache“ Vorführung! Soll das ein Apostel sein?
Und Paulus? Der kann erstmal nicht widersprechen. Will er auch gar nicht. Der schreibt lieber seiner Gemeinde von Korinth einem Brief: (2. Kor 6,1-10): Siehe, jetzt ist die willkommene Zeit, siehe, jetzt ist der Tag des Heils! Und wir geben in nichts irgendeinen Anstoß, damit dieser Dienst nicht verlästert werde; sondern in allem erweisen wir uns als Diener Gottes: in großer Geduld, in Bedrängnissen, in Nöten, in Ängsten, in Schlägen, in Gefängnissen, in Aufruhr, in Mühen, im Wachen, im Fasten, in Lauterkeit, in Erkenntnis, in Langmut, in Freundlichkeit, im Heiligen Geist, in ungefärbter Liebe, in dem Wort der Wahrheit, in der Kraft Gottes, mit den Waffen der Gerechtigkeit zur Rechten und zur Linken, in Ehre und Schande; in bösen Gerüchten und guten Gerüchten, als Verführer und doch wahrhaftig; als die Unbekannten und doch bekannt; als die Sterbenden, und siehe, wir leben; als die Gezüchtigten und doch nicht getötet; als die Traurigen, aber allezeit fröhlich; als die Armen, aber die doch viele reich machen; als die nichts haben und doch alles haben.
Maske runter! Paulus kennt seine Schwäche und steht dazu. Er ist kein brillanter Redner, da schläft schon mal einer ein! (Apg 20). Paulus kämpft mit körperlichen Leiden, wird immer wieder bedrängt, verfolgt, eingesperrt. Scheinbar ist sein Apostelsein keine strahlende Erfolgsgeschichte, eher ein „Armutszeugnis“ von Sorgen, Angst, Mühe und Not.
Aber offenbart nicht genau das was viel Wichtigeres? In seinem Dienst geht es nicht um ihn, es geht um Gott! Und genau in der Armut liegt der ganze Reichtum, den Paulus im Glauben hat. Genau da erlebt er Gottes Nähe und Kraft, in sich und in seinem Leben. Kraft, die ihn die Mühen geduldig tragen lässt. Begeisterung, die ihn antreibt, ein Zuversicht, die ihn ermutigt. Aus sich selbst kann Paulus nicht viel vorweisen, aber von Gott her! Und so versteht er sich als Apostel. Er ist Zeuge von Gottes Kraft, die in Schwachen mächtig ist, Arme reich macht und Traurige froh.
Ich bin nur ein Mensch - kein Heiliger, stellt Paulus klar. Andere setzen sich besser in Szene, scheinen wahre Lichtgestalten zu sein, mit übermenschlichen Gaben und Stärken. Die lachen Paulus aus - dürfen sie. Das tut weh, aber es irritiert Paulus nicht. Weil er sich vor Gott geachtet weiß. Andere erzählen Lügen über ihn – das ist beschämend, aber statt sich darauf einzulassen, bleibt Paulus einfach der Wahrheit treu. Er steht zu seiner Menschlichkeit!
Maske runter. Wie schafft Paulus, so demaskierend ehrlich zu sein? Er schaut auf Jesus. Christus trägt und erträgt unser Leben bis zum Kreuz. Da lässt Gott alle Masken fallen. Da zeigt er sein wahres Gesicht und uns ungeschminkt, dass er uns „närrisch“ liebt, bedingungslos. Mal ehrlich: Wenn Gott in Jesus aus Liebe Mensch wird, kann es dann was Größeres und Göttlicheres geben als Menschlichkeit?
In dem (Narren)Spiegel entdeckt Paulus die „Torheit vom Kreuz“: Was zählt schon Ansehen vor den Leuten, wenn Gott mich liebevoll ansieht. Wie andre mich beurteilen, ist nicht entscheidend, weil Gott mich im Entscheidenden, in seiner Liebe, frei gesprochen hat. Die Freiheit erlebt Paulus und lebt sie: Es macht ihn unabhängig von anderen Menschen. Und frei anderen genauso frei, herzlich und in Liebe zu begegnen. Allen Anfeindungen und Widrigkeiten zum Trotz, traurig, aber allezeit fröhlich – das ist bei Paulus keine fromme Vorstellung, auch kein Widerspruch. Es ist gelebter Glaube, christliche Freiheit, die Paulus da lebt!
Entlarvend ehrlich, einfach menschlich und im Glauben frei. So von Herzen frei möchte ich auch gern leben! Mal ehrlich: Wie oft verstecken wir uns selbst hinter einer Maske, auch wenn nicht Fassnacht ist? Machen gute Mine zum närrischen Spiel, auch wenn mit nicht danach zu mute ist. Wir wollen stark sein, erfolgreich, gesund und aktiv, bloß keine Blöße geben, keine Schwäche zeigen. Wir meistern meisterhaft unser Leben und fühlen uns dabei oft so heillos überfordert im verrückten Alltagstreiben. Und wie sieht es tief in uns drin, hinter der Fassade ganz anders aus?
Paulus traut sich und steht zu seinen Schwächen. Er versucht, keinen schönen Schein aufrecht zu halten, gibt sich nicht stärker, als er ist. Und gerade darin findet er eine unglaubliche Kraftquelle für sein Leben. Weil er sich von Gott geachtet, angesehen, geliebt weiß.
Und darin sieht er seine Aufgabe als Apostel, seine missionarische Mission als Christin oder Christ: anderen Menschen Mut zu machen, zum Leben mit Gott!
Sei du selbst. Sorge Dich nicht um den heiligen Schein. Vertrau auf Gottes Gnade und Liebe. Seid so frei. Das legt Paulus den Leuten in Korinth als Herz, legt es uns ans Herz. Wer ungeschminkt in Gott Spiegel blickt, sieht sein wahres Gesicht: Ein geliebter Mensch nämlich, in aller Menschlichkeit, -würdig und recht!
Und vielleicht geht es genau darum auch in der Fastenzeit? Nicht um heiligen Schein oder fromme Selbstdiziplin. Eher um eine Selbsterfahrung im Glauben, darum der eigenen Menschlichkeit nachzuspüren. Und den eigenen Bedürfnissen und Bedürftigkeiten. Mal loslassen und verzichten, weil ich so vieles gar nicht muss. Kraft und Hilfe zu finden, weil ich auch mal schwach sein darf. Hungern und dürsten nach dem einen oder anderen, um dabei zu sehen und schmecken zu können, wie viel reicher mein Leben ist. Mach dich frei vom falschen Zwang oder dem Drang, es allen, - anderen Recht und immer alles besser zu machen als die andern. Sondern entdecke, was dir und anderen wirklich gut tut. Was wirklich dem Leben dient, und Gott. Ganz ehrlich, bei allem alltäglichem „heiligen Schein wahren“ wäre das doch eine echt „heilsame“ Erfahrung. Oder?
Zeig dich ehrlich und ungeschminkt. Und begegne wenn möglich anderen genau so, unverstellt menschlich, achtsam und liebevoll. Trau dich!
Also nur Mut: Sei einfach frech und frei du selbst. Weil Gott uns auch ohne Maskerade närrisch liebt. Garantiert. Da bin ich ganz sicher, und ihr? AMEN
Verfasser: Pfarrer Henning Lang
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