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Den Versuchungen standhalten

von Frieder Liebrich (38820 Halberstadt)

Predigtdatum : 17.02.2013
Lesereihe : ohne Zuordnung
Predigttag im Kirchenjahr : Aschermittwoch
Textstelle : Lukas 22,31-34
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Wochenspruch:

Dazu ist erschienen der Sohn Gottes, dass er die Werke des Teufels zerstöre. (1. Johannes 3, 8)

Psalm: 91, 1 – 4.11 – 12

Lesungen

Altes Testament: 1. Mose 3, 1 – 19 (20 – 24)

Epistel: Hebräer 4, 14 – 16

Evangelium: Matthäus 4, 1 – 11

Liedvorschläge

Eingangslied: EG 440 All Morgen ist ganz frisch und neu

Wochenlied: EG 362 oder

EG 347 Ein feste Burg ist unser Gott

Ach bleib mit deiner Gnade

Predigtlied: EG 351 Ist Gott für mich

Schlusslied: EG 355 Mir ist Erbarmung widerfahren

Liebe Gemeinde,

einen wunderbaren Text haben wir gerade gehört. Aber etwas anders, als wir das Wort Wunder gewöhnlich verstehen: Wurde einer gefragt: „Was hältst Du von Wundern?“ „Viel. Das größte Wunder ist für mich, dass Seine Kirche trotz Seines Fußvolkes noch existiert.“

Ich finde es wunderbar, dass wir solche Texte, wie unseren heutigen in der Bibel finden. Petrus, der „Fels“, der Apostelfürst kommt hier ja nicht zu gut weg. Längst war Petrus in der jungen entstehenden Kirche die tragende Säule. Man hätte solche Peinlichkeiten ja auch aussparen können. Im Vatikan gab es dafür später Zensur und Geheimarchive.

Unsere Bibel ist ehrlich und damit dem Leben ganz nahe.

Drei Gedanken:

 Gott baut sein Reich auch mit Versagern.

 Des Herrn Gebet ist Grund des Glaubens.

 Es ist des Herrn Gnade, dass wir Stärkung durch Wort und Sakrament haben.

1. Gott baut sein Reich auch mit Versagern.

Der Satan hat begehrt, euch zu sieben wie den Weizen.

Was haben wir, was haben wir heute unter „Satan“ zu verstehen? Darauf will ich hier nicht näher eingehen. Jedenfalls zweifelt wohl niemand, dass uns Böses überall und zu jeder Zeit begegnen kann. So, wie unser Text beginnt, scheint klar, was recht ist und was unrecht. Man muss nur zum rechten Zeitpunkt recht handeln. So meint „versuchen“, jemanden vom rechten Weg abbringen. Oft ist ziemlich klar, wie zu handeln gut und schlecht ist. Wenn das nur immer so einfach wäre, Gut und Böse zu unterscheiden. Wir leben in solch komplexen Zusammenhängen, dass wir unmittelbare oder späte Folgen häufig gar nicht überblicken können. Hier verlassen wir uns dann gern auf das Urteil von Fachleuten. Nur, die unterliegen der Möglichkeit, etwas nicht überblicken zu können, ebenso. Wo ist hier der Ausweg? Nichts tun, statt etwas Falsches zu tun?

Sie merken schon, das ist auch keine Lösung. Es bleibt uns nur eines, in Abwägung möglicher Folgen so zu handeln, wie wir meinen, es verantworten zu können.

Dabei kann sich durchaus herausstellen, dass unsere Entscheidung falsch war. Damit müssen wir, damit dürfen wir leben. Gut, dass wir einen Gott haben, der falsches Handeln vergeben kann. Aber nicht nur das, er kann auch alle Dinge zum Besten kehren.

Wie aber nun, wenn ich meine zu wissen, was recht und gerecht ist? Es aber dennoch nicht tue? Immer wieder begegnen uns Menschen in der Bibel, die Gott davonlaufen wollen. Ich verweise hier nur auf Jona.

Immer wieder begegnen uns Menschen in der Bibel, die ihre Macht missbrauchen und um eigenen Vorteils und eigener Lust willen sogar den Tod von Menschen in Kauf nehmen. Ich verweise hier nur auf David.

Immer wieder begegnen uns in der Bibel Menschen, die aus Angst sich und ihren Herrn verleugnen. Ich verweise hier nur auf Petrus. „Und als der Hahn krähte, weinte er bitterlich.“ So lesen wir bald nach unserem Predigttext.

Wir können in der Geschichte Gottes mit seinem Volk weiter gehen. Ich verweise hier auf die „Judensau“ an der Kirche in Wittenberg oder Luthers ausfällige Worte gegen die Juden. Luther war nicht der einzige prominente Vertreter der Kirche, der über das erwählte Volk Gottes derart schlimm gesprochen hat.

Und da gibt es richtig schlimme Geschichten in jüngerer Vergangenheit. Einer der bekanntesten Theologen in der DDR, jener, der auch einen viel genutzten Kommentar zum Lukasevangelium, also unserem Predigttext, geschrieben hat, war im Dritten Reich ein ganz prominenter Judenhasser.

Da haben Menschen im Auftrag des Ministeriums für Staatssicherheit Theologie studiert und haben es sogar in höchste Leitungsfunktionen in der Kirche gebracht. Ein „Offizier im besonderen Einsatz“ in der Kirchenleitung. Das war schlimm. Aber hat er nur Schlechtes bewirkt?

Und nun, hier wirklich ein Wunder! Gott geht den Weg mit seinem Volk, den Weg mit seiner Kirche. Gott distanziert sich nicht von uns. Häufig wäre das ja nur verständlich. Gott braucht und gebraucht für sein Handeln Menschen wie Du und ich. Seine Auswahl dabei ist ganz anders, als wir wohl ausgewählt hätten.

Gott kann mit den größten Versagern Segen bewirken. Er kann das auch gegen deren erklärten Willen. Er kann aus Versagern auch große und verdienstvolle Menschen seiner Kirche machen. Wenn Gott den Versager Petrus zum Felsen der Kirche in den Stürmen der Zeit gemacht hat, warum sollte er da nicht uns brauchen können?

Gott baut sein Reich auch mit Versagern. Das ist nicht nur erstaunlich. Das ist tröstlich. So können wir hoffen, dass er auch uns brauchen will.

2. Des Herrn Gebet ist Grund des Glaubens.

Ich aber habe für dich gebeten, dass dein Glaube nicht aufhöre.

Was ist das nur für ein Herr? Nicht nur, dass er all diese Versager nicht aufgibt. Nicht nur, dass er uns nicht aufgibt. Nein, er tritt für uns vor Gott ein. Er betet für uns. Das allein ist schon erstaunlich.

Dafür können wir nur mit Dankgebeten antworten.

Unser Herr betet für unseren Glauben, für unsere Treue. Gott gibt uns nicht auf. Gott hält an uns fest und führt uns immer wieder auf die rechte Bahn.

Christus betet für uns, das heißt doch: Gott ringt mit sich selbst, dass wir an ihm festhalten. Dass wir glauben können, ist ein Geschenk Gottes. Glauben, ein Leben aus dem Glauben und im Glauben, das sind keine Verdienste, die wir uns selbst anrechnen könnten.

Wir leben in einer Leistungsgesellschaft. Nicht das Bemühen zählt, nein, nur der Erfolg. Für meinen Erfolg bin ich selbst zuständig. Meine Kraft, mein Einsatz, meine Cleverness zählen. Ist der Erfolg da, fragt bald niemand mehr, wie er erzielt wurde. Und wie ist das mit dem Glauben in der Leistungsgesellschaft? Bedeutet glaubens-stark sein zugleich auch leistungsstark sein, nur auf anderem Gebiet?

Nein, es gibt vor Gott nichts, worauf wir uns etwas einbilden können. Des Herrn Gebet ist Grund des Glaubens. Wir können nur immer wieder bitten, dass Gott auch unseren Glauben, auch unsere Treue uns bewahrt.

3. Es ist des Herrn Gnade, dass wir Stärkung durch Wort und Sakrament haben.

Und wenn du dereinst dich bekehrst, so stärke deine Brüder.

Als das Lukasevangelium geschrieben wurde, war Petrus längst der anerkannte Führer der Jerusalemer Urgemeinde. Unser Satz schlägt also geschickt einen Bogen zwischen dem Versagen des Simon Petrus und seiner unangefochtenen Stellung in der Gemeinde. Petrus stärkt seine Brüder. Damit bezieht sich „stärken“ klar auf die Auf-gaben, die er als „Apostelfürst“ wohl besonders wahrgenommen hat: Die Gemeindeleitung, die Verkündigung des Wortes, die Feier des Heiligen Mahles und die Taufe.

Doch erinnern wir uns zurück: Die Jahreslosung für 2012 lautete: Meine Kaft ist in den Schwachen mächtig. Im zweiten Brief an die Korinther bezieht das Paulus auf sich und sein Wirken. In unserem Text wird Petrus angesprochen. Beide haben einen mächtigen, tiefen Glauben, einen Glauben, der ihnen geschenkt wurde.

Niemals ist Glaube aber Privatsache. Glaube stellt uns hinein in Gemeinschaft. Christus ringt um unseren Glauben. Aber er will dies nicht allein tun. Christus beschenkt uns mit Gaben. Aber jeder erhält mit seinen Gaben auch Aufgaben. Stärke deine Brüder! Alles, was dem Bau der Gemeinde dient, ist Dienst für unseren Herrn und geschieht in Vollmacht unseres Herrn.

Wir dürfen froh und dankbar sein, dass es immer wieder Menschen gibt, die sich in besonderer Weise für die Gemeinde einsetzen. Damit sind diese Menschen aber nicht besondere Menschen. Es gibt jedoch Menschen, denen besondere Aufgaben anvertraut sind, die Gemeindeleitung, die Verkündigung des Wortes und die Feier von Taufe und Abendmahl. Diese Elemente zeichnen uns als christliche Gemeinde besonders aus. Die Verkündigung des Wortes und die Feier der Sakramente unterscheiden uns von anderen Gruppierungen und Vereinen, mögen sie noch so mildtätig und gemeinnützig sein.

In Wort und Sakrament ist uns der Herr nahe und will uns stärken. Dazu nimmt er Menschen in den Dienst. Und bestimmt nicht nur Menschen wie Petrus, Paulus oder Luther.

Auch dich oder mich kann der Auftrag treffen. Dann sei offen dafür und freue dich darüber. Und wenn Du Dir noch so schwach vorkommst. Wen der Herr in Dienst nimmt, den gibt er dazu auch die Fähigkeiten und die Kraft.

Ich fasse noch einmal zusammen:

 Gott baut sein Reich auch mit Versagern.

 Des Herrn Gebet ist Grund des Glaubens.

 Es ist des Herrn Gnade, dass wir Stärkung durch Wort und Sakrament haben.

Amen.

Verfasser: Frieder Liebrich

Mozartstraße 2, 38820 Halberstadt


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