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Den Versuchungen standhalten

von Bernd Rapp (London)

Predigtdatum : 01.03.2020
Lesereihe : II
Predigttag im Kirchenjahr : Invokavit
Textstelle : 1. Mose 3,1-19(20-24)
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Wochenspruch: Dazu ist erschienen der Sohn Gottes, dass er die Werke des Teufels zerstöre. (1. Johannes 3,8b)

Psalm: 91,1-6.9-12

Predigtreihen

Reihe I: Hebräer 4,14-16
Reihe II: 1. Mose 3,1-19(20-24)
Reihe III: Johannes 13,21-30
Reihe IV: 2. Korinther 6,1-10
Reihe V: Hiob 2,1-13
Reihe VI: Matthäus 4,1-11

Liedvorschläge

Eingangslied: EG 545 Wir gehen hinauf nach Jerusalem
Wochenlied: EG 347 Ach bleib mit deiner Gnade
Predigtlied: EG 76 O Mensch, bewein dein Sünde groß
Schlusslied: EG 394 Nun aufwärts froh den Blick gewandt

Predigttext 1. Mose 3, 1 - 19 (20 - 24)

Der Sündenfall

1 Und die Schlange war listiger als alle Tiere auf dem Felde, die Gott der HERR gemacht hatte, und sprach zu der Frau: Ja, sollte Gott gesagt haben: Ihr sollt nicht essen von allen Bäumen im Garten?
2 Da sprach die Frau zu der Schlange: Wir essen von den Früchten der Bäume im Garten;

3 aber von den Früchten des Baumes mitten im Garten hat Gott gesagt: Esset nicht davon, rühret sie auch nicht an, dass ihr nicht sterbet!
4 Da sprach die Schlange zur Frau: Ihr werdet keineswegs des Todes sterben,
5 sondern Gott weiß: an dem Tage, da ihr davon esst, werden eure Augen aufgetan, und ihr werdet sein wie Gott und wissen, was gut und böse ist.
6 Und die Frau sah, dass von dem Baum gut zu essen wäre und dass er eine Lust für die Augen wäre und verlockend, weil er klug machte. Und sie nahm von seiner Frucht und aß und gab ihrem Mann, der bei ihr war, auch davon und er aß.
7 Da wurden ihnen beiden die Augen aufgetan und sie wurden gewahr, dass sie nackt waren, und flochten Feigenblätter zusammen und machten sich Schurze.
8 Und sie hörten Gott den HERRN, wie er im Garten ging, als der Tag kühl geworden war. Und Adam versteckte sich mit seiner Frau vor dem Angesicht Gottes des HERRN zwischen den Bäumen im Garten.
9 Und Gott der HERR rief Adam und sprach zu ihm: Wo bist du?
10 Und er sprach: Ich hörte dich im Garten und fürchtete mich; denn ich bin nackt, darum versteckte ich mich.
11 Und er sprach: Wer hat dir gesagt, dass du nackt bist? Hast du gegessen von dem Baum, von dem ich dir gebot, du solltest nicht davon essen?
12 Da sprach Adam: Die Frau, die du mir zugesellt hast, gab mir von dem Baum und ich aß.
13 Da sprach Gott der HERR zur Frau: Warum hast du das getan? Die Frau sprach: Die Schlange betrog mich, sodass ich aß.
14 Da sprach Gott der HERR zu der Schlange: Weil du das getan hast, seist du verflucht vor allem Vieh und allen Tieren auf dem Felde. Auf deinem Bauche sollst du kriechen und Staub fressen dein Leben lang.
15 Und ich will Feindschaft setzen zwischen dir und der Frau und zwischen deinem Samen und ihrem Samen; er wird dir den Kopf zertreten, und du wirst ihn in die Ferse stechen.
16 Und zur Frau sprach er: Ich will dir viel Mühsal schaffen, wenn du schwanger wirst; unter Mühen sollst du Kinder gebären. Und dein Verlangen soll nach deinem Mann sein, aber er soll dein Herr sein.
17 Und zum Mann sprach er: Weil du gehorcht hast der Stimme deiner Frau und gegessen von dem Baum, von dem ich dir gebot und sprach: Du sollst nicht davon essen –, verflucht sei der Acker um deinetwillen! Mit Mühsal sollst du dich von ihm nähren dein Leben lang.
18 Dornen und Disteln soll er dir tragen, und du sollst das Kraut auf dem Felde essen.
19 Im Schweiße deines Angesichts sollst du dein Brot essen, bis du wieder zu Erde wirst, davon du genommen bist. Denn Staub bist du und zum Staub kehrst du zurück.
20 Und Adam nannte seine Frau Eva; denn sie wurde die Mutter aller, die da leben.
21 Und Gott der HERR machte Adam und seiner Frau Röcke von Fellen und zog sie ihnen an.
22 Und Gott der HERR sprach: Siehe, der Mensch ist geworden wie unsereiner und weiß, was gut und böse ist. Nun aber, dass er nur nicht ausstrecke seine Hand und nehme auch von dem Baum des Lebens und esse und lebe ewiglich!
23 Da wies ihn Gott der HERR aus dem Garten Eden, dass er die Erde bebaute, von der er genommen war.
24 Und er trieb den Menschen hinaus und ließ lagern vor dem Garten Eden die Cherubim mit dem flammenden, blitzenden Schwert, zu bewachen den Weg zu dem Baum des Lebens.

Gnade sei mit euch und Friede von Gott unserem Vater und dem Herren Jesus Christus. AMEN

Verlesung Predigttext: 1. Mose 3,1-24

Herr, gib uns ein Herz für dein Wort und ein Wort für unser Herz. AMEN

Liebe Schwestern und Brüder,

na, haben Sie sich schon entschieden?
Haben Sie schon Pläne gemacht auf was Sie in den nächsten 7 Wochen verzichten möchten, oder auf was Sie besonders achten möchten oder ganz generell: Haben Sie schon ent-schieden, wie Sie ihre Passions- und Fastenzeit gestalten wollen?

(Parkplatz für eigene „Fastenzeitplanungen“, eventuell Nennung des aktuellen Mottos der Fastenaktion 7-Wochen-ohne)

7 Wochen zum selber denken

Diese 7 Wochen vor Ostern, sie laden uns ein! Sie fordern uns heraus. Sie stellen unseren Glauben auf die Probe und diese Wochen können uns helfen, ein bisschen mehr über unseren Glauben, unseren Gott und über uns selbst zu erfahren! So hieß es zum Beispiel in der Fastenaktion 2014: „Selber denken“ – 7 Wochen ohne falsche Gewiss-heiten!

Viel Stoff zum „Selber denken“ gibt uns auch der der heutige Predigttext aus der sogenannten Ur-Geschichte! Wunderbar kunstvoll, mit messerscharfer Beobachtungs-gabe und mit feinem Humor erzählt uns der biblische Verfasser von den Anfängen der Menschheit und damit auch ganz viel von unserem Menschsein!

Nachdem also die Erde aus dem Nichts erschaffen und ge-ordnet war, die Tiere geschaffen und benannt und der Mensch als Mann und Frau gemacht war, da könnte doch nun alles geordnet und geruhsam weiter gehen! In trauter Zweisam-keit und totalem Vertrauen und auf „du und du“ zum Schöpfergott könnte nun alles seinen wunderbar para-diesischen Verlauf nehmen! Oder wie es 2012 hieß, könnte doch mal alles „Gut genug“ sein und Adam und Eva könn-ten doch mehr als 7 Wochen ohne falschen Ehrgeiz das Leben genießen!

Kein Schwarz-weiß

„Doch die Schlange war listiger ...“, heißt es dann ganz lapi-dar! Kein Teufel tritt auf, kein Gegenspieler, keine namen-lose Macht! Nein, die Schlange macht den Mund auf! Ein Geschöpf Gottes! Und was sie tut hat Konjunktur bis heute: Sie sät Misstrauen!

„Sollte Gott gesagt haben ...?“ Sie gibt keine Anweisungen und Befehle, sie fragt nur scheinbar ganz unschuldig! Sie sät Misstrauen in die gute Ordnung Gottes. Und sie pflanzt so-gleich die Neugier in die Menschheit! Die Schlange gibt vor, Gott besser zu kennen, seinem Plan auf die Spur gekommen zu sein, sie gaukelt vor zu wissen, wie Gott tickt!

Hat sie damit uns Menschen einen Gefallen getan oder ist sie so zur teuflischen Macht geworden? Müssen wir der Schlange vielleicht sogar alle dankbar sein, dass wir uns von Gott ein Stück weit emanzipiert haben? Ist es ein Segen oder ein Fluch, nun selbst verantwortlich zu sein und gerade stehen zu müssen für das eigene Tun und Lassen? Wir werden im ganzen 3. Kapitel des ersten Mosebuches diesen Zwiespalt wieder finden – nur schwarz und weiß ist das Leben nun mal selten!

„Riskier was“ Die Frau isst, gibt ihrem Mann, der ohne Zögern und Nachfragen ebenfalls zubeißt! Vielleicht ohne es zu wissen handeln sie so nach dem Fasten-Motto von 2013: Riskier was – 7 Wochen ohne Vorsicht!

Und ihnen wurden die Augen geöffnet!“, heißt es nach der Mahlzeit! Und was sehen sie? Die schöne neue Welt? Die unendlichen Möglichkeiten? Nein, sie erkennen, dass sie nackt sind. Nackt und bloß. Bemitleidenswert, schamerfüllt, verschieden. So – meinen sie zumindest – können sie Gott nicht unter die Augen treten. Aus blindem Vertrauen in Gott ist Zweifel geworden und Scham.

Zeig dich ...

Gott sucht den Menschen! Seine Menschen, seine Ge-schöpfe! Er macht sich auf, kommt und fragt und sucht! „Wo bist du?“

„Zeig dich“ – 7 Wochen ohne Kneifen“, hieß es 2018. Aber der Fall ist tief – das Vertrauen erschüttert – die Sünde in der Welt, die sich von Gott lieber abwendet, sich versteckt und Gott misstraut.

Wer ist schuld? Die Bibel gibt darauf keine Antwort: Die Schlange? Aber sie ist doch Teil der guten Schöpfung! Gott selbst? Aber er hatte doch gerade davor gewarnt von der Frucht zu essen! Der Teufel? Er kommt hier gar nicht vor! Wer ist schuld? An dieser Frage arbeiten wir uns bis heute ab! Und seltsamerweise sind wir es meistens nicht selbst! Wir nutzen alle den Zeigefinger Adams, der auf seine Eva zeigt: „Sie war´s, sie war´s!“ Schuld sind bei uns scheinbar einfach immer die anderen! Und Eva lässt das nicht auf sich sitzen und zeigt ihrerseits auf die Schlange! Und die hat dann niemanden mehr, auf den sie zeigen könnte! „Ich war´s – 7 Wochen ohne Ausreden“ – das, was 2011 tausende zumindest 7 Wochen lang versucht haben, das schaffen Adam und Eva hier nicht! Sie stellen sich nicht ihrer Schuld, sie zeigen auf andere. So viel hat sich seit dem Anfang der Welt wohl nicht geändert bei uns ...

Die Strafe Gottes folgt auf dem Fuß: Für die Schlange, die auf dem Bauch kriechen muss und die in ständiger Angst und Feindschaft leben muss. Die Frau, die unter Mühsal Kinder gebären soll. Adam, der im Schweiße seines Angesichts die Mühsal der täglichen Arbeit auferlegt bekommt, statt der paradiesischen Zustände. Und Adam muss sich die Tatsache gesagt sein lassen, dass sein Leben wie Staub ist, von dem es kommt und zu dem es wieder wird. Der Tod beendet und begrenzt aber zugleich auch das Leid.

Gottes großes Herz

Was ist der Mensch?“, fragt sich der Psalmdichter im Psalm 8? Wenig niedriger als Gott hast du ihn gemacht, ist seine Antwort. Und im ersten Buch Mose heißt es sogar: „Siehe, der Mensch ist geworden wie unsereiner und weiß, was gut und böse ist.“ Welch eine Aufgabe, welch eine Last, welch eine Lust. Eine Lebensaufgabe, an der wir scheitern, ja scheitern müssen und die uns zugleich aufgegeben ist.

Zugleich sind wir Sünderinnen und Sünder, so oft entschei-den wir uns falsch, bedenken unsere Taten nicht, müssten es besser wissen, könnten gutes und böses ganz gut unter-scheiden und tun es doch nicht. So oft sind wir verstrickt in die sündigen Strukturen dieser Welt und kommen auch mit 7 Wochen ohne nicht daraus heraus.

„Sich entscheiden – 7 Wochen ohne Zaudern“ hieß es 2009. Wenn das immer so einfach wäre ... Wir sind verstrickt in die Sünde, können ihr nicht entkommen, wir sind und bleiben und werden immer wieder schuldig. Weil wir uns nicht mehr voll und ganz für Gott und für Christus entscheiden, weil das Misstrauen der Schlange immer noch in uns sitzt, weil wir nun mal jenseits von Eden leben und leben müssen.

Und zugleich sind wir doch auch begnadigt, zugleich ist Gott auf der Suche nach uns: „Wo bist du?“ Zugleich machte Gott schon damals den beiden „Röcke von Fellen und zog sie ihnen an!“ Gott zieht sich nicht beleidigt zurück in den Himmel. Der Fall des Menschen ist tief, fast bodenlos, aber dann am Ende doch in Gottes Hand. Die Schuld des Menschen ist radikal, selbst verschuldet, strukturell und individuell und unent-schuldbar – und zugleich doch durch Christus versöhnt. Welch ein großes Herz unser Gott doch hat, daran wurden wir im Kalender 2016 erinnert und die liebevolle Fürsorge Gottes erinnert uns an das Motto 2015: Du bist schön – 7 Wochen ohne Runtermachen!

7 Wochen mit oder ohne, mit den besten Vorsätzen oder ohne schlechte Angewohnheiten – sie werden uns nicht weiß waschen in einer allzu oft schwarzmalerischen und sündigen Welt. Aber sie sind ein Anfang, ein Lichtstrahl der Hoffnung, ein Zeichen unserer Würde, ein Versuch, ein Lernfeld, ein Farbtupfer, wo vieles grau in grau geworden ist.

(Parkplatz: Bezug nehmen auf das aktuelle Motto der Fastenaktion 7 Wochen ohne, das zur Zeit der Abfassung der Predigt noch nicht fest stand!)

Verfasser: Pfarrer Bernd Rapp, London


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