Den Versuchungen standhalten
von Eva Fitschen (Zschepplin)
Predigtdatum
:
18.02.2018
Lesereihe
:
ohne Zuordnung
Predigttag im Kirchenjahr
:
Aschermittwoch
Textstelle
:
2. Korinther 6,1-10
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Wochenspruch:
"Dazu ist erschienen der Sohn Gottes, dass er die Werke des Teufels zerstöre." (1. Johannes 3, 8 b)
Psalm: 91, 1 - 4.11 - 12
Lesungen
Reihe I: Matthäus 4, 1 - 11
Reihe II: Hebräer 4, 14 - 16
Reihe III: 1. Mose 3, 1 – 19 (20 – 24)
Reihe IV: 2. Korinther 6, 1 - 10
Reihe V: Lukas 22, 31 - 34
Reihe VI Jakobus 1, 12 - 18
Liedvorschläge
Eingangslied: EG 441,
1-3 Du höchstes Licht, ewiger Schein
Wochenlied: EG 362 Ein feste Burg ist unser Gott
Predigtlied: EG 347 Ach, bleib mit deiner Gnade
Schlusslied: EG 157 Lass mich dein sein und bleiben
Predigttext 2. Korinther 6, 1 – 10
Die Bewährung des Apostels in seinem Dienst
1 Als Mitarbeiter aber ermahnen wir euch, dass ihr nicht vergeblich die Gnade Gottes empfangt.
2 Denn er spricht (Jesaja 49, 8): »Ich habe dich zur will-kommenen Zeit erhört und habe dir am Tage des Heils ge-holfen.« Siehe, jetzt ist die willkommene Zeit, siehe, jetzt ist der Tag des Heils!
3 Und wir geben in nichts irgendeinen Anstoß, damit dieser Dienst nicht verlästert werde;
4 sondern in allem erweisen wir uns als Diener Gottes: in großer Geduld, in Bedrängnissen, in Nöten, in Ängsten,
5 in Schlägen, in Gefängnissen, in Aufruhr, in Mühen, im Wachen, im Fasten,
6 in Lauterkeit, in Erkenntnis, in Langmut, in Freundlichkeit, im Heiligen Geist, in ungefärbter Liebe,
7 in dem Wort der Wahrheit, in der Kraft Gottes, mit den Waffen der Gerechtigkeit zur Rechten und zur Linken,
8 in Ehre und Schande; in bösen Gerüchten und guten Ge-rüchten, als Verführer und doch wahrhaftig;
9 als die Unbekannten und doch bekannt; als die Sterben-den, und siehe, wir leben; als die Gezüchtigten und doch nicht getötet;
10 als die Traurigen, aber allezeit fröhlich; als die Armen, aber die doch viele reich machen; als die nichts haben und doch alles haben.
Liebe Gemeinde,
„Ich bin mit Leib und Seele bei der Sache.“ Bestimmt haben Sie das auch schon mal gesagt, wenn sie von einer Sache ganz und gar eingenommen waren. So oder so ähnlich. Viel-leicht so: „Ich brenne für die Sache.“ Oder: „Der Sache habe ich mich ganz und gar verschrieben. Dafür nehme ich auch Anstrengungen oder Nachteile in Kauf.“
„Ich bin mit Leib und Seele dabei!“ Um diese Haltung geht es Paulus in seinem zweiten Brief an die Christen in Korinth. Diese Leidenschaft für das Evangelium von Jesus Christus, für den „neuen Weg“ wünscht er sich von den Menschen in Korinth, die gerade erst Christen geworden sind.
Mit einem Bild beschreibt Paulus zunächst die gnädige Zu-wendung Gottes zu allen, die an ihn glauben: Ein neues Haus, in dem wir wohnen werden, malt er den Korinthern vor Au-gen. Dann redet er voller Überschwang davon, dass alles neu werde und das Alte endgültig vergangen sei. Ja und dann ermahnt Paulus eindringlich die Gemeinde, dies auch wirklich anzunehmen, „mit Leib und Seele“. Die Menschen in Korinth sollen diese Gnadenzusage, diese Heilszusage in ih-rem Leben ohne Wenn und Aber Wirklichkeit werden lassen. Seine Ermahnung liest sich so:
„Als Mitarbeiter aber ermahnen wir euch, dass ihr die Gnade Gottes nicht vergeblich empfangt. Denn er spricht (Jesaja 49, 8): »Ich habe dich zur Zeit der Gnade erhört und habe dir am Tage des Heils geholfen.«
Siehe, jetzt ist die Zeit der Gnade, siehe, jetzt ist der Tag des Heils! Und wir geben in nichts irgendeinen Anstoß, da-mit unser Amt nicht verlästert werde; sondern in allem er-weisen wir uns als Diener Gottes: in großer Geduld, in Trüb-salen, in Nöten, in Ängsten, in Schlägen, in Gefängnissen, in Verfolgungen, in Mühen, im Wachen, im Fasten, in Lauter-keit, in Erkenntnis, in Langmut, in Freundlichkeit, im Heili-gen Geist, in ungefärbter Liebe, in dem Wort der Wahrheit, in der Kraft Gottes, mit den Waffen der Gerechtigkeit zur Rechten und zur Linken, in Ehre und Schande; in bösen Ge-rüchten und guten Gerüchten, als Verführer und doch wahr-haftig; als die Unbekannten und doch bekannt; als die Ster-benden, und siehe, wir leben; als die Gezüchtigten und doch nicht getötet; als die Traurigen, aber allezeit fröhlich; als die Armen, aber die doch viele reich machen; als die nichts haben und doch alles haben.“ (2 Kor 6, 1 - 10)
Das sind keine werbenden Worte, die Paulus hier schreibt. Hier fordert Paulus. Er schlägt den Korinthern nicht etwas vor. Er bittet sie nicht. Er wünscht nicht. Nein, Paulus er-mahnt und fordert.
Zunächst erinnert Paulus die Korinther an das riesengroße Geschenk, das Gott ihnen gegeben hat, nämlich seine Gnade. Dann fordert er sie die auf, dieses Gnadengeschenk auch wirklich ernst zu nehmen – „mit Leib und Seele“.
„Empfangt die Gnade Gottes nicht vergeblich.“ (2 Kor 6, 1), schreibt Paulus. Eindringlich sagt er ihnen: „Siehe, jetzt ist die Zeit der Gnade, jetzt ist der Tag des Heils.“ (2 Kor 6, 2)
Schnell meldet sich da ein Widerspruch in uns. „Davon merke ich aber nichts, dass jetzt die Zeit der Gnade ist – so dre-ckig, wie es mir in letzter Zeit ging.“ Oder: „In unserer Ge-sellschaft gibt’s keine Gnade, entweder du hältst mit im Wettbewerb, oder du kippst runter.“
Wir reden von Gnade gern, wenn es uns gut geht, wenn wir Spielraum haben, wenn das Leben gelingt. Wir sagen gern, jemand ist begnadet, wenn ihm etwas exzellent gelungen ist. Wir sagen, wir sind gnädig verschont worden, wenn wir ei-nem Unglück knapp entronnen sind. Es war eine Gnade, sa-gen wir sogar, wenn ein langer Leidensweg zu Ende gegan-gen ist.
Paulus sagt es anders! Gnade ist nicht erst dann, wenn es uns einmal besonders gut geht. Gottes Gnade erweist sich nicht einfach im persönlichen Glück und Wohlergehen. Nein, die Zeit der Gnade ist jetzt! Der Tag des Heils ist heute! Ganz gleich, wie gut oder schlecht es uns geht. Gnade ist, dass Gott uns sieht, dass er uns sucht, uns nachgeht, dass er bei uns ist, was immer uns auch geschieht.
Wenige Zeilen zuvor hat Paulus den Korinthern, ich habe es eingangs schon gesagt, in vollmundiger Rede davon ge-schrieben:
In Christus und durch Christus ist nun unwiderruflich alles neu geworden. Wer an Christus glaubt, der ist selbst neu geworden, ist eine neue Kreatur, eine Neuschöpfung Gottes. Gott hat sich durch Christus mit der Welt versöhnt. Jedem einzelnen Menschen, der an ihn glaubt, schenkt er seine Gnade und sein Heil. Und das gilt. So vollmundig, wie er es geschrieben hat.
Das aber soll angesichts der oft so gnadenlosen, heillosen Welt nicht verpuffen oder gar unglaubhaft werden. Darum beendet Paulus das Thema Gnade nicht einfach mit der Be-schreibung der gnädigen Zuwendung Gottes. Schöne Worte tragen nicht. Tragfähig werden sie erst, wenn sie in den All-tag integriert werden. Wenn man sie sich wirklich angenom-men hat. Dazu mahnt Paulus. Dazu fordert er auf.
Und dazu nimmt er sich selbst als Beispiel. Er zeigt, dass er kein Enthusiast, kein Spinner, kein Wohltatenversprecher ist. Er weiß sehr wohl von der Brüchigkeit des Lebens. Und trotzdem steht er mit Leib und Seele für die Botschaft von einem gnädigen und heilbringenden Gott.
Paulus redet von seinem eigenen Leben. Es ist geprägt von vielen Bedrohungen: Trübsal, Not, Angst, Schläge, Gefäng-nis, Verfolgung, mühsames Wachen und Fasten. Aber es gibt auch das andere: glaubende Erkenntnis, Geduld und Freund-lichkeit, die ihm entgegengebracht wird und die er anderen entgegenbringen kann, ehrlicher Liebe und Wahrheit, Kraft des Glaubens, Freude und inneren Reichtum, den er an an-dere weitergeben kann.
Paulus redet von seinem eigenen Leben. Und er sieht es so, wie es ist: traurig und fröhlich, arm und reich, vom Tod be-droht und voller Lebendigkeit.
Paulus redet von seinem Leben und hat keinen Grund weg-zusehen – aber er hat einen Grund, auf dem er stehen kann. Durch den er aushalten kann. Durch den er sein Leben ge-stalten und es genießen kann. Ja wodurch er ganz einfach in seiner Wirklichkeit leben kann, so brüchig wie sie ist.
Paulus redet von seinem Leben und sagt: „Jetzt ist die Zeit der Gnade, jetzt ist der Tag des Heils.“ (2Kor 6, 2) Denn er weiß, dass Gnade und Heil mit seinem Leben untrennbar verbunden sind.
Paulus redet von seinem Leben und vertröstet nicht auf ein irgendwann kommendes besseres Jenseits. Denn er weiß: „Jetzt ist die Zeit der Gnade, jetzt ist der Tag des Heils.“ (2 Kor 6, 2)
Und darum ermahnt Paulus die Korinther und mit ihnen auch uns. Das sollen alle, die an Christus glauben, tun: Mit Leib und Seele auf die Gnade und das Heil Gottes vertrauen. Selbstbewusst. Sich der eigenen Wirklichkeit bewusst. Und vor allem „gottesbewusst“.
Die mit dem heutigen Sonntag beginnende Passionszeit nimmt das Leiden und Sterben Jesu Christi in den Blick. Wir machen uns in dieser Zeit in besonderer Weise bewusst, dass der Tod des Gottessohnes für uns Gnade und Heil be-deutet. Durch seinen Tod hat Gott sich mit uns versöhnt und uns mit sich versöhnt.
Könnte man von Gott wie von einem Menschen reden, könn-te ich auch sagen: Gott hat sich mit Leib und Seele auf unse-re Seite gestellt. Daran kann ihn nichts hindern, davon kann ihn nichts abhalten. Hätte er sonst seinen eigenen Sohn in den Tod gehen lassen? Gott kann davon nichts abhalten, auch nicht unsere Endlichkeit oder unsere Sündhaftigkeit. Ja, auch nicht unsere Gottvergessenheit. Gott weicht uns nicht aus. Er geht mit, wie Paulus es aufzählt, in Ehre und Schan-de, in bösen Gerüchten und guten Gerüchten. Auch dann, wenn Paulus oder wir als Verführer auftreten, wenn wir an-dere zum Leben aus dieser Gnade „verführen“ und wenn wir gerade darin ganz wahrhaftig sind. In Traurigkeit und Fröh-lichkeit, in Armut und Reichtum. Überall hin geht Gott mit, steht er an unserer Seite und schenkt er uns seine Gnade und sein Heil.
Deshalb: „Jetzt ist die Zeit der Gnade, jetzt ist der Tag des Heils.“ (2 Kor 6, 2) Deshalb ermahnt Paulus die Korinther und uns, diese Gnade im Glauben anzunehmen, mit Leib und Seele. Auch wenn wir, wie Paulus, an Leib und Seele immer wieder erfahren: Die Zeit der Gnade, der Tages des Heils ist nicht einfach persönliches Glück und Wohlergehen.
Im Alltag geht es uns gut, wenn wir gesund sind, wenn wir Frieden haben in der Familie, in der Nachbarschaft. Aber ist es nicht gut zu wissen, dass „Zeit der Gnade“ und „Tag des Heils“ auch – und vielleicht gerade – dann ist, wenn es berg-ab geht mit uns, wenn wir schwer zu tragen haben am Le-ben.
In der Seele können wir Freude und Lebensglück empfinden. Aber vielleicht ist uns die Gnade viel näher, wenn wir ver-wundet und geknickt sind.
Unser Geist vermag einzudringen in die Zusammenhänge des Lebens und der Welt und zugleich wissen wir oft nicht mehr weiter und scheitern mit unseren Welterklärungen. Wie gut, dass auch dann noch „Zeit der Gnade“ ist, wenn wir schei-tern!
Deshalb nicht Friede – Freude – Eierkuchen, sondern Friede – Freude – Glauben an das Heil und die Gnade Gottes. Sie sind höher als alle unsere menschliche Vernunft.
So bewahre Gott unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus.
Amen
Fürbittengebet
Gütiger Gott, jetzt ist die Zeit deiner Gnade,
für heute hast du uns dein Heil zugesagt:
deine Gegenwart, dein Mitgehen
in guten wie in schweren Zeiten.
Du lässt uns nicht leer ausgehen:
du leitest uns durch deine Worte,
und erfüllst uns mit deinen Gaben.
Für alles hab Dank,
für wegweisende Worte,
für Zeichen der Ermutigung,
für die Gemeinschaft, die uns guttut.
Segne uns,
dass wir sie im Herzen mitnehmen:
auf die einsamen Wege,
in die dunklen Stunden,
zu den Menschen, die warten auf uns.
Für die, welche auf ein langes Leben zurückblicken:
Mögen sie in allem deine bewahrende Hand sehen,
für die, die jung und voller Erwartung sind,
mögen sie in allem Glück deine Güte erkennen.
Für die, welche Narben tragen an Leib und Seele
durch Krieg und Gewalt,
lass du sie Frieden finden, dass sie verzeihen können.
Für die, welche heute Schritte zum Frieden gehen,
begabe sie mit Weisheit und Geduld.
Für die, die über Wissen und Macht verfügen,
bewahre sie davon, sein zu wollen wie Gott.
Für die, denen ein Reich zu Füßen liegt,
lehre sie erkennen, was gut und was böse ist.
Noch ehe wir bitten, weißt du, Gott,
was wir brauchen, was wir hoffen.
Mach uns bereit für alles, was von Dir kommt
Durch Jesus Christus, unseren Herrn.
Amen.
Verfasserin: Pfarrerin Eva Fitschen,
Am Dorfplatz 9, 04838 Zschepplin
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