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Der dreieinige Gott

von Paul-Ulrich Lenz (63679 Schotten-Einartshausen)

Predigtdatum : 26.05.2002
Lesereihe : ohne Zuordnung
Predigttag im Kirchenjahr : Pfingstmontag
Textstelle : 2. Korinther 13,11.(12).13
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Wochenspruch:

Heilig, heilig, heilig ist der Herr Zebaoth; alle Lande sind seiner Ehre voll. (Jesaja 6,3)

Psalm: 145 (EG 756)

Lesungen

Altes Testament:
Jesaja 6,1-13
Epistel:
Römer 11,(32).33-36
Evangelium:
Johannes 3,1-8.(9-15)

Liedvorschläge

Eingangslied:
EG 503
Geh aus, mein Herz
Wochenlied:
EG 126
oder EG 139
Komm, Gott Schöpfer, Heiliger Geist
Gelobet sei der Herr, mein Gott
Predigtlied:
EG 140
Brunn alles Heils, dich ehren wir
Schlusslied:
EG 163
Unsern Ausgang segne Gott

11 Freut euch, lasst euch zurechtbringen, lasst euch mahnen, habt einerlei Sinn, haltet Frieden! So wird der Gott der Liebe und des Friedens mit euch sein. [12 Grüßt euch untereinander mit dem heiligen Kuss. Es grüßen euch alle Heiligen.] 13 Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit euch allen!

Liebe Gemeinde!
heute feiert die Christenheit ein hohes Fest - dieser Sonntag ist der Sonntag Trinitatis. Es ist ein Sonntag, dessen Festcharakter wir kaum noch zur Kenntnis nehmen - ein Sonntag wie jeder andere.
Trinitatis-Sonntag - auf deutsch heißt das Sonntag der Dreieinigkeit. An diesem Sonntag stellt sich die Gemeinde vor Augen, an welchen Gott sie glaubt: an den Gott, von dem wir im Glaubensbekenntnis sage: Ich glaube an Gott den Vater, ich glaube an Jesus Christus, den eingeborenen Sohn, ich glaube an den heiligen Geist. Dreieinigkeit - Gott begegnet uns als der Vater, als der Sohn, als der Heilige Geist. Und schon fragen wir: sind das nicht alte Formeln, die uns heute nur noch wenig sagen? Sind das nicht alte Dinge, die heute gar keine Bedeutung mehr haben?
Wer nur ein wenig darauf achtet, der merkt, wie unsere Liturgie, die Gottesdienstordnung immer wieder Bezug nimmt auf das Bekenntnis zum dreieinigen Gott: Wir feiern Gottesdienst im Namen des Vaters und das Sohnes und das heiligen Geistes. Wir beten ihn an: Ehre sei dem Vater... Wir bekennen uns zu dem dreieinigen Gott im Glaubensbekenntnis. Und wenn die Predigt anfangen soll, dann ist da der Kanzelgruß, der aus unserem Predigtwort heute genommen ist.
Warum haben wir diese viele Bezüge auf den dreieinigen Gott! Sehen Sie, ich höre oft den Satz: Ich glaube auch an einen Gott - aber etwas Genaues kann ich eigentlich nicht über ihn sagen. Das kann keiner. Oder die andere Aussage: wir glauben doch alle an den gleichen Gott - Evangelische und Katholische, Juden und Moslems, Buddhisten und Hindus. Die Wörter sind verschieden - aber Gott hinter den Wörtern ist der gleiche.
Das stimmt nicht - so bekennen wir es an jedem Sonntag: über Gott kann ich Aussagen machen, Über Gott kann ich Aussagen machen mit dem Bekenntnis des Glaubens. Und mit Gott kann ich Erfahrungen machen - und diese Erfahrungen zeigen mir Gott in seiner Gnade, in seiner Liebe und in seiner gemeinschaftsstiftenden Kraft. Das christliche Glaubensbekenntnis behauptet nicht mehr und nicht weniger als dieses: Gott ist nicht eine unbeschreibbare, unfassbare Größe - er hat sich uns zugewendet als der Vater, als der Sohn, als der Heilige Geist. Und unser Segenswort - an den Sonntagen sonst der Kanzelgruß, heute das Predigtwort - sagt uns: Gott als der Vater, als der Sohn und als der Heilige Geist, der ist das tragende Fundament aller christlichen Gemeinde. Ich möchte uns einmal verdeutlichen, was das heißen kann, dass wir im Segen dieses Gottes stehen.
Dazu wollen wir zurückgehen in die Situation des Paulus. Er hat mit der Gemeinde in Korinth eine schöne und schmerzvolle Geschichte. Er hat diese Gemeinde gegründet. Er war der Lehrer, von dem sie das Evangelium empfangen haben. Aber dann kam es zum Bruch: viele haben ihn für einen kraftlosen Schwätzer erklärt, viele haben ihn zu einem alten, engstirnigen Mäkler erklärt. Viele haben seine nüchterne Weise des Evangeliums für ärmlich erklärt. Und so kommt es zum erbitterten Streit zwischen den Brüdern. Und Paulus nimmt in diesem Streit kein Blatt vor den Mund. Die Kapitel 9 - 13 im 2. Korintherbrief sind in einem unheimlich scharfen Ton geschrieben. Man spürt es: dieser Konflikt geht Paulus an die Nieren. Es ist ein Streit, der ihn tief aufwühlt, der ihn belastet und der ihm zu schaffen macht.
Aber dann kommen die Schlussworte: ein Segen. Paulus wünscht den Leuten, denen er vorher scharf und konsequent die Meinung gesagt hat, den Segen Gottes. Er hat sich auseinander gesetzt mit ihnen. Aber diese Auseinandersetzung endet nicht mit dem Wort: wir haben uns nichts mehr zu sagen oder gar: ich wünsche Euch alles Schlechte. Sie endet mit dem Segen!
In drei Anläufen sagt es Paulus: wir wissen was uns trennt, wie tief wir zerstritten sind, wie sehr wir uns in Frage stellen - aber euch Leuten gilt die Gnade Jesu. Euch Leuten, die ihr mir an die Ehre gepackt habt, die ihr mich verletzt habt, die ihr in vielem nicht mehr mit mir übereinstimmt - Euch gilt die Gnade Jesu. Das ist das Hauptwort das Evangeliums: Gnade!
Gnade ist das Erbarmen, das sich zum dem Kranken beugt, das den Schuldigen nicht auf seine Schuld festnagelt, das den Verwundeten wieder heil macht. Gnade - das ist der Zuspruch der Vergebung, der den Abgrund zwischen Gott und Mensch überwindet. Die Gnade Jesu Christi sei mit euch allen! Damit wird die Gemeinde in den Raum gestellt, in dem sie leben kann, in dem alle Schuld und aller Streit überwunden ist.
Können wir das nicht auch so sagen: es gibt tiefe Trennungen, es gibt tiefe Gräben in unseren Gemeinden. Es gibt den Streit, wie der Glaube wirklich gelebt werden kann. Es gibt das Misstrauen: ist der andere denn ein richtiger Christ? Es gibt die Konflikte, an denen mancher von uns schwer trägt. Aber hier wird uns ein Weg gezeigt zur Überwindung der Trennungen, zum Heilen der Verletzungen, zu einem neuen Anfang: segnen - in die Gnade Jesu Christi hineinstellen: Der, der mir zuschaffen macht, steht in Jesu Gnade. Der, der mich gekränkt hat, soll sein Erbarmen erfahren. Über allem Streit und Konflikt, dem großen und dem kleinen, die Gnade Jesu.
Und dann geht es weiter: über allem die Liebe Gottes. Wer Gnade sagt, der muss auch Liebe sagen - denn die Gnade und die Liebe gehören zusammen. Es ist ja kein Alleingang des guten Menschen Jesus, wenn er uns sein Erbarmen schenkt: er tut darin den Willen des Vaters. Es ist die Liebe des Vaters, die den Sohn diesen Weg des Erbarmens gehen lässt. Es ist die Liebe des Vaters, die sich nicht damit abfinden kann, dass sein Geschöpf und seine Welt sich verrannt haben, sich hineinmanövriert haben in die Ausweglosigkeit der Sünde. Es ist die Liebe des Vaters, die nicht müde wird, uns Menschen zu senden und schließlich den Sohn. Und nun sagt Paulus über den ganzen schweren Konflikt in Korinth hinweg: Euch Leuten, mit denen ich so zerstritten bin, Euch wünsche ich diese große Liebe des Vaters. Sie gilt euch ganz und ungeteilt.
Da lebt einer im Streit mit den Nachbarn. Kein Wort mehr – nur noch Briefwechsel über die Anwälte. Da ist nichts mehr als Zorn und Verachtung. Wenn da die Liebe des Vaters geglaubt wird  dann muss sich das wandeln. Wenn da der andere so gesegnet wird, dann entsteht eine neue Lebenschance. Wie könnte sich unsere Wirklichkeit wandeln, wenn wir so unsere Kontrahenten segnen, wenn wir ihnen von ganzem Herzen die Liebe Gottes zusprechen und sie so als Geliebte sehen, wie auch wir geliebt sind.
Und dann: die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit euch allen. Erbarmen ist Zuwendung, Liebe ist Beziehung  und Gemeinschaft braucht beides. Gemeinschaft lebt da, wo das Erbarmen Schuld übersteigt, wo die Liebe nicht vor den Fehlern kapituliert. Gemeinschaft entsteht da, wo wir hineingezogen werden in die Fülle der Gaben Gottes. Die Gemeinschaft des Heiligen Geistes - das ist eine Gemeinschaft, die die Trennungen überwindet, aber nicht durch Ausklammern, nicht durch Verdrängen, sondern durch Tragen.
In der Gemeinschaft des Heiligen Geistes werden wir leidensfähig: ich kann an dem anderen leiden und muss mich doch nicht von ihm scheiden. Ich kann an dem anderen leiden und muss ihn doch nicht hinausdrängen aus der Gemeinde. Die Gemeinschaft das Heiligen Geistes macht aus uns Menschen, die die Gnade Jesu Christi widerspiegeln, die die Liebe Gottes widerspiegeln und die so aneinander festhalten können über alle Verschiedenheit und allen Streit hinweg. Im Segenswort des Paulus, im Kanzelgruß unserer Sonntage wird uns die ganze Wirklichkeit Gottes zugewendet: sie wird uns zugesagt, damit wir in ihr leben. Sie wird uns zugesagt, damit wir aus ihr heraus Kraft zum Handeln und Kraft zum Glauben gewinnen. Sie wird uns zugesagt, damit wir erkennen, wie groß unser Gott ist, der uns begegnet in der Gnade des Sohnes, in der Liebe des Vaters und in der Gemeinschaft, die der Heilige Geist uns mit Vater und Sohn und in der Gemeinde schenkt. Amen.

Verfasser: Pfr. Paul-Ulrich Lenz, Leonhardstr. 20, 61169 Friedberg

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