Der dreieinige Gott
von Paul-Ulrich Lenz (63679 Schotten-Einartshausen)
Predigtdatum
:
15.06.2014
Lesereihe
:
ohne Zuordnung
Predigttag im Kirchenjahr
:
Pfingstmontag
Textstelle
:
2. Korinther 13,11.(12).13
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Wochenspruch:
"Heilig, heilig, heilig ist der Herr Zebaoth, alle Lande sind seiner Ehre voll." (Jesaja 6, 3)
Psalm: 145 i. A. (EG 756)
Lesungen
Altes Testament: Jesaja 6, 1 - 13
Epistel: Römer 11, (32).33 - 36
Evangelium: Johannes 3, 1 - 8.(9 - 15)
Liedvorschläge
Eingangslied: EG 445, 1 + 5 - 6 Gott des Himmels
Wochenlied: EG 139, 1 – 5 Gelobet sei der Herr
Predigtlied: EG 590, 1 – 3 Herr, wir bitten
Schlusslied: EG 170, 1 – 4 Komm, Herr, segne uns
Liebe Gemeinde,
heute feiert die Christenheit ein hohes Fest: Dieser Sonntag ist der Sonntag Trinitatis. Es ist für die meisten, auch die meisten Christen ein Sonntag, dessen Festcharakter wir kaum noch zur Kenntnis nehmen - ein Sonntag wie jeder andere.
Trinitatis-Sonntag - auf Deutsch heißt das Sonntag der Drei-einigkeit. An diesem Sonntag stellt sich die Gemeinde vor Augen, an welchen Gott sie glaubt: An Gott, von dem wir im Glaubensbekenntnis sagen „Ich glaube an Gott den Vater, ich glaube an Jesus Christus, den eingeborenen Sohn, ich glaube an den heiligen Geist.“ Dreieinigkeit - Gott begegnet uns als der Vater, als der Sohn, als der heilige Geist. Und schon fragen wir: Sind das nicht alte Formeln, die uns heute nur noch wenig sagen? Sind das nicht alte Dinge, die heute gar keine Bedeutung mehr haben?
Wer nur ein wenig darauf achtet, der merkt, wie die Gottes-dienstordnung immer wieder Bezug nimmt auf das Be-kenntnis zum dreieinigen Gott: Wir feiern Gottesdienst im Namen des Vaters und das Sohnes und das heiligen Geistes. Wir beten ihn an: Ehre sei dem Vater. Wir bekennen uns zu dem dreieinigen Gott im Glaubensbekenntnis. Und wenn die Predigt anfangen soll, dann ist da der Kanzelgruß, der von unserem Predigtwort heute genommen ist.
Warum haben wir diese viele Bezüge auf den dreieinigen Gott? Sehen Sie, ich höre oft den Satz: Ich glaube auch an einen Gott - aber etwas Genaues kann ich eigentlich nicht über ihn sagen. Das kann keiner. Oder die andere Aussage: Wir glauben doch alle an den gleichen Gott - Evangelische und Katholische, Juden und Moslems, Buddhisten und Hindus. Die Wörter sind verschieden - aber Gott hinter den Wörtern ist der gleiche.
Das stimmt nicht - so bekennen wir es an jedem Sonntag: Über Gott kann ich Aussagen machen mit dem Bekenntnis des Glaubens. Und mit Gott kann ich Erfahrungen machen - und diese Erfahrungen zeigen mir Gott in seiner Gnade, in seiner Liebe und in seiner gemeinschaftsstiftenden Kraft. Das christliche Glaubensbekenntnis behauptet nicht mehr und nicht weniger als dieses: Gott ist nicht eine unbe-schreibbare, unfassbare Größe - er hat sich uns zugewendet als der Vater, als der Sohn, als der heilige Geist. Und unser Segenswort - an den Sonntagen sonst der Kanzelgruß, heute das Predigtwort - sagt uns: Gott als der Vater, als der Sohn und als der heilige Geist, ist das tragende Fundament aller christlichen Gemeinde. Ich möchte uns einmal verdeutlichen, was das heißen kann, dass wir im Segen dieses Gottes stehen.
Dazu sehen wir zurück auf die Situation des Paulus. Er hat mit der Gemeinde in Korinth eine schöne und schmerzvolle Geschichte. Er hat diese Gemeinde gegründet. Er war der Lehrer, von dem sie das Evangelium empfangen haben. Aber dann kam es zum Bruch: viele haben ihn für einen kraftlosen Schwätzer erklärt, andere für einen alten, eng-stirnigen Meckerer. Viele haben seine nüchterne Weise des Evangeliums für ärmlich erklärt. Und so kommt es zum er-bitterten Streit zwischen den Brüdern (und Schwestern).
Paulus nimmt in diesem Streit kein Blatt vor den Mund. Die Kapitel 9 - 13 im 2. Korintherbrief sind in einem unheimlich scharfen Ton geschrieben. Man spürt es: dieser Konflikt geht Paulus an die Nieren. Es ist ein Streit, der ihn tief aufwühlt, der ihn belastet und der ihm zu schaffen macht.
Aber dann kommen die Schlussworte: ein Segen. Paulus wünscht den Leuten, denen er vorher scharf und konsequent die Meinung gesagt hat, den Segen Gottes. Er hat sich auseinander gesetzt mit ihnen. Aber diese Auseinan-dersetzung endet nicht mit dem Wort: Wir haben uns nichts mehr zu sagen oder gar: ich wünsche Euch alles Schlechte. Sie endet mit dem Segen!
In drei Anläufen sagt es Paulus: Wir wissen was uns trennt, wie tief wir zerstritten sind, wie sehr wir uns in Frage stellen - aber euch Leuten gilt die Gnade Jesu. Euch Leuten, die ihr mir an die Ehre gepackt habt, die ihr mich verletzt habt, die ihr in vielem nicht mehr mit mir übereinstimmt - Euch gilt die Gnade Jesu. Das ist das Hauptwort das Evangeliums: Gnade!
Gnade ist das Erbarmen, das sich zum dem Kranken beugt, das den Schuldigen nicht auf seine Schuld festnagelt, das den Verwundeten wieder heil macht. Gnade – das ist die Vergebung, die den Abgrund zwischen Gott und Mensch überwindet. Die Gnade Jesu Christi sei mit euch allen! Damit wird die Gemeinde in den Raum gestellt, in dem sie leben kann, in dem alle Schuld und aller Streit überwunden ist.
Können wir das nicht auch so sagen: Es gibt tiefe Trennun-gen, es gibt tiefe Gräben in unseren Gemeinden. Es gibt den Streit, wie der Glaube wirklich gelebt werden kann. Es gibt das Misstrauen: Kann ich dem anderen trauen? Ist er echt? Es gibt die Konflikte, an denen man schwer trägt. Aber hier wird uns ein Weg gezeigt zur Überwindung der Trennungen, zum Heilen der Verletzungen, zu einem neuen Anfang: seg-nen - in die Gnade Jesu Christi hineinstellen: Der, der mir zu schaffen macht, steht in Jesu Gnade. Der, der mich ge-kränkt hat, soll sein Erbarmen erfahren. Über allem Streit und Konflikt, dem großen und dem kleinen, die Gnade Jesu.
Und dann geht es weiter: über allem die Liebe Gottes. Wer Gnade sagt, der muss auch Liebe sagen - denn die Gnade und die Liebe gehören zusammen. Es ist ja kein Alleingang des guten Menschen Jesus, wenn er uns sein Erbarmen schenkt: er tut darin den Willen des Vaters. Es ist die Liebe des Vaters, die den Sohn diesen Weg des Erbarmens gehen lässt. Es ist die Liebe des Vaters, die sich nicht damit abfin-den kann, dass sein Geschöpf und seine Welt sich verrannt haben, sich hinein manövriert haben in die Ausweglosigkeit der Sünde. Es ist die Liebe des Vaters, die nicht müde wird, uns Menschen zu suchen und uns schließlich den Sohn zu senden.
Und nun sagt Paulus über den ganzen schweren Konflikt in Korinth hinweg: Euch Leuten, mit denen ich so zerstritten bin, Euch wünsche ich diese große Liebe des Vaters. Sie gilt euch ganz und ungeteilt.
Da lebt, einer im Streit mit den Nachbarn. Kein Wort mehr – nur noch Briefwechsel über die Anwälte. Da ist nichts mehr als Zorn und Verachtung. Wenn da die Liebe des Vaters ge-glaubt wird dann muss sich das wandeln. Wenn da der an-dere so gesegnet wird, dann entsteht eine neue Lebens-chance. Wie könnte sich unsere Wirklichkeit wandeln, wenn wir so unsere Kontrahenten segnen, wenn wir ihnen von ganzem Herzen die Liebe Gottes zusprechen und sie so als Geliebte sehen wie auch wir geliebt sind.
Und dann: die Gemeinschaft des heiligen Geistes sei mit euch allen. Erbarmen ist Zuwendung, Liebe ist Beziehung und Ge¬meinschaft braucht beides. Gemeinschaft lebt da, wo das Erbarmen Schuld übersteigt, wo die Liebe nicht vor den Fehlern kapituliert. Gemeinschaft entsteht da, wo wir hin-eingezogen werden in die Fülle der Gaben Gottes. Die Ge-meinschaft des heiligen Geistes - das ist eine Gemeinschaft, die die Trennungen überwindet, aber nicht durch Ausklam-mern, nicht durch Verdrängen, sondern durch Tragen.
In der Gemeinschaft des heiligen Geistes werden wir lei-densfähig: Ich kann den anderen leiden, kann darum auch um ihn leiden und muss mich doch nicht von ihm scheiden. Ich kann an dem anderen leiden und muss ihn doch nicht hinausdrängen aus der Gemeinde. Die Gemeinschaft das heiligen Geistes macht aus uns Menschen, die die Gnade Jesu Christi widerspiegeln, die die Liebe Gottes widerspiegeln und die so aneinander festhalten können über alle Verschieden-heit und allen Streit hinweg.
Im Segenswort des Paulus, im Kanzelgruß unserer Sonntage, wird uns die ganze Wirklichkeit Gottes zugewendet: sie wird uns zugesagt, damit wir in ihr leben. Sie wird uns zugesagt, damit wir aus ihr heraus Kraft gewinnen. Zum Handeln und Kraft zum Glauben. Sie wird und zugesagt, damit wir erkennen, wie groß unser Gott ist, der uns begegnet in der Gnade des Sohnes, in der Liebe des Vaters und in der Gemeinschaft, die der heilige Geist uns mit Vater und Sohn und in der Gemeinde schenkt.
Verfasser: Pfarrer i. R. Paul-Ulrich Lenz
Am Litzenau 17, 63689 Schotten
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