Der dreieinige Gott
von Sabine Wegner (39435 Egeln)
Predigtdatum
:
19.06.2011
Lesereihe
:
ohne Zuordnung
Predigttag im Kirchenjahr
:
Pfingstmontag
Textstelle
:
Jesaja 6,1-13
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Leitbild: Der dreieinige Gott
Wochenspruch: Heilig, heilig, heilig ist der Herr Zebaoth, alle Lande sind seiner Ehre voll. (Jesaja 6,3)
Psalm: Psalm 145 in Auswahl (EG 756; Bayern/Thüringen EG 793 f.)
Lesungen
Altes Testament: Jesaja 6, 1-13
Epistel: Römer 11, (32).33-36
Evangelium: Johannes 3, 1-8.(9-15)
Liedvorschläge
Eingangslied: EG 441 Du höchstes Licht
Wochenlied: EG 139 Gelobet sei der Herr
Predigtlied: EG 432 Gott gab uns Atem
Schlusslied: EG 331 Großer Gott, wir loben dich
Liebe Gemeinde,
„Heilig, heilig, heilig ist der Herr Zebaoth; alle Lande sind seiner Ehre voll.“
Das ist der Text der Seraphim, das Dreimal-Heilig der sechsflügeligen Wesen im Thronsaal des allmächtigen Herrn. Die Seraphim zeugen von dem Herrn der Heerscharen. Vor Ehrfurcht verdecken sie ihre Augen und ihre bloßen Füße. Ihre Stimmen lassen die Schwellen des Tempels erbeben. -Was müssen das für Geräusche sein!
Allein der Saum des Herrn füllt den gesamten Raum des Tempels aus. Unerklärliche Proportionen. Jesaja ist bis ins Mark erschüttert. Die bebenden, gewaltigen Bilder, lassen ihn klein und hilflos werden. “Weh mir, ich vergehe!“ – ruft er voller Angst. Jesaja ruft angesichts des Gottes, nach dessen Angesicht wir gemacht sind, dessen Angesicht wir jedoch nicht einfach so beschauen können, der so ganz anders ist als wir.
Hier schaut ein Mann, - gut, ein Prophet, in das Reich Gottes, in seinen, nennen wir es einmal: „Thronsaal“.
Und in all seiner Herrlichkeit wird der Herr der Heerscharen unnahbar. Doch Jesaja ist mit all dem, was zu ihm gehört, schon zu nah dran. Mit seinen unreinen Lippen, seinem Dasein, inmitten eines Volkes mit unreinen Lippen. Und er spürt seine Verlorenheit. Verloren durch Worte. Unreine Worte. Falsche Worte.
Und wir? Sind wir uns seiner Nähe bewusst? Kann sie uns womöglich gefährlich werden?
Heute feiern wir das Trinitatisfest – ein kirchliches Ereignis, das nicht unbedingt gefüllte Kirchenbänke verspricht. Es sei denn ein Jubiläum, eine längst geplante Einweihung oder ein ähnliches Ereignis wird mit ihm verknüpft.
Und doch ist es das Fest, an dem die Kirche den Herrn der Heerscharen in seiner Dreifaltigkeit preist. Es ist keinem konkreten heilsgeschichtlichen Ereignis zugeordnet und ragt gerade darum heraus als Sonntag, der für Gottes unfassbares We-sen, seine Heiligkeit, seine Unteilbarkeit, für Vater, Sohn und Heiliger Geist steht.
Der Spruch dieses Tages ist das Dreimalheilig der Seraphim. Beim Abendmahl singen wir diese Worte nach, das Sanctus.
Die Vision des Propheten Jesaja, sein Berufungserlebnis soll bis in unseren Gottesdienst strahlen. Gleich den Engeln wird wohl von uns erwartet, gottesfürchtig in das Lob des Herrn der Heerscharen mit einzustimmen. Können wir das?
Mit wie viel Ehrfurcht und Lob im Herzen sind wir heute gekom-men? Konnten wir uns äußerlich und damit auch innerlich auf den Gottesdienst vorbereiten? Wie haben wir diesen Raum betre-ten, an dem wir Gott loben, zu ihm beten, sein Wort hören möchten. Sind wir gekommen, um uns selbst zu feiern oder Gottesdienst zu halten? Das sind kritische, vielleicht auch unangenehme Fragen, fernab unserer sonntäglichen Unbeküm-mertheit.
Aber was ist, wenn der Herr der Heerscharen noch immer voll Kummer und Sehnsucht ist?
Hören wir, sehen wir, bekehren wir uns, genesen wir? Das wäre die Umkehrbewegung von Erblinden und Taubwerden, von Verstockung und Aushärtung der Herzen. Vielleicht lässt uns das auch kalt.
Wir lassen den Allmächtigen einen lieben alten Mann sein, der uns sowieso alles nachsieht. Allerdings, diesem Bild scheint er bei Jesaja nicht zu entsprechen. Sie lassen den Atem stocken, die Dinge, die der Prophet Jesaja sieht. Auch, wenn wir nur in der zweiten Reihe stehen und ihm über die Schulter sehen.
Jesajas Leben steht auf dem Spiel. Und unser Leben? Zu groß ist die Andersartigkeit zwischen Gott und Mensch. Die Hilfe kommt von außen. Ein Seraph hilft. Mit einer glühenden Kohle verbrennt er die Schuld und sühnt die Sünde seiner Lippen. Die Vorstellung lässt zusammenzucken.
Nicht nur eine einzelne Schuld wird gereinigt, Jesajas Gesamt-haltung ändert sich. Er kann Gottes Sehnsucht spüren. Jetzt kann Jesaja auf Gottes Fragen: “Wen soll ich senden? Wer will unser Bote sein?“, antworten: „Hier bin ich!“ Worte, die von einem Glaubens-, von einem Lebensentschluss zeugen und von dem Beginn des Auftretens eines der größten Propheten Gottes.
Diese Vision des Jesaja hat nicht unbedingt mit Wellnessspiritualität zu tun. Jesajas Berufung ist schmerzhaft, sein Auftrag alles andere als frohgemut und erheiternd. Eine ernüchternde und vernichtende Botschaft hat Jesaja zu übermitteln. “Verstocke das Herz dieses Volks und lass ihre Ohren taub sein und ihre Augen blind, dass sie nicht sehen mit ihren Augen noch hören mit ihren Ohren noch verstehen mit ihrem Herzen und sich nicht bekehren und genesen.“
Herzen geschlossen, Ohren verstopft, Augen verklebt! Das Volk hat seine kultische Reinheit verspielt, weil es die Armen verachtet und Gott nicht ehrt. Und dieser Zustand wird bleiben.
Jesaja ruft auf gegen Gewalt, gegen Blutvergießen. Er predigt gegen die ungerechte Verteilung des Reichtums, gegen die Be-stechlichkeit der Richter, gegen Unehrlichkeit und Scheinheiligkeit der Herrschenden, gegen den Missbrauch der Religion. Jesaja hat Einblick in höchste Kreise und kennt das jonglierende politische Spiel zwischen den Großmächten. Auch hier setzt er auf seine Glaubensüberzeugungen.
Er sagt Worte, die gesagt werden müssen. Er nennt die Dinge beim Namen, weil er sich nicht mehr davor fürchten muss, „sein Maul zu verbrennen“.
Doch den Menschen ist nicht zu helfen. „Herr, wie lange noch?“ lautet seine beklemmende Frage. „Bis die Städte wüst werden, ohne Einwohner, und die Häuser ohne Menschen und das Feld ganz wüst daliegt.“ Kein Licht am Ende des Tunnels der Verstocktheit? Sind und bleiben wir gottverlassen? Angesichts dieser Aussicht ist es ein Wunder, dass Gott auch ein Christusantlitz besitzt. Ein heil machendes Angesicht. Das uns verheißene Heil tröstet.
Aber wir kommen nicht umhin zu fragen, wie schaut es inzwi-schen aus, um unsere Herzen, unsere Ohren, unsere Augen? Trägt der Stumpf schon grüne Zweige, erste Sprosse? Wenn Jesus im Johannesevangelium sagt: "Ihr müsst von neuem ge-boren werden." dann meint er, wir müssen uns auf unseren Ur-sprung besinnen, der Mund und Hände in Einklang bringt, Wir müssen uns darauf besinnen, wie Gott uns gemeint hat, als er uns erschaffen hat.
Möge das Gotteslob mit tausend Zungen und mit Hand und Fuß, auch bei uns erklingen. Gottes Ratschluss lenkt die Geschichte, doch nicht willkürlich. Er hat uns eingeplant. Der Verlauf seiner Geschichte mit uns, hängt an unserem Verhalten und Verstehen. Auch das macht seine Barmherzigkeit aus. Neben all unserer Winzigkeit, dürfen wir mitbauen, am Reich Gottes.
Nehmen wir, neben all unserer fröhlichen Unbekümmertheit, mit der wir das Trinitatisfest feiern, die Nähe Gottes ehrfürchtig wahr. Rechnen wir um „Gotteswillen“ mit einer Anfrage des Herrn und erstarken wir zu unserer Antwort:
„Hier sind wir – sende uns!“
Amen.
Verfasserin:Pfarrerin Sabine Wegner Stadtkirchhof 2, 39435 Egeln
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