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Der dreieinige Gott

von Hans-Ulrich Deußen (55270 Schwabenheim)

Predigtdatum : 15.06.2003
Lesereihe : ohne Zuordnung
Predigttag im Kirchenjahr : Pfingstmontag
Textstelle : Johannes 3,1-8.(9-15)
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Wochenspruch:

Heilig, heilig, heilig ist der Herr Zebaoth; alle Lande sind seiner Ehre voll. (Jesaja 6,3)

Psalm: 145 (EG 756)

Lesungen

Altes Testament:
Jesaja 6,1-13
Epistel:
Römer 11,(32).33-36
Evangelium:
Johannes 3,1-8.(9-15)

Liedvorschläge

Eingangslied:
EG 390
Erneure mich, o ewigs Licht
Wochenlied:
EG 126
oder EG 139
Komm, Gott Schöpfer, Heiliger Geist
Gelobet sei der Herr, mein Gott
Predigtlied:
EG 620
Gottes Liebe ist wie die Sonne
Schlusslied:
EG 157
Lass mich dein sein und bleiben

Vorbemerkung:
Was unser Predigttext mit dem Dreieinigkeitsfest zu tun hat, war selbst Martin Luther, der es doch eigentlich wissen müsste, verborgen. Er sagt dazu: „Ich kann nicht wissen, warum man dieses Evangelium auf den heutigen Sonntag der heiligen Dreifaltigkeit gelesen hat, weil nichts Besonderes von diesem Artikel darin abgehandelt wird. Der eigentliche Inhalt dieses Evangeliums ist von der geistlichen Geburt...“ (Luther Deutsch Bd. 8, Seite 246).
Für die Einleitung sollten Sie sich ein anderes Beispiel suchen, zumal Sie ja vielleicht kein Pfeifenraucher sind. Sollte Ihnen allerdings nichts Besseres einfallen, müssen Sie sie umschreiben, etwa: „Ein Prädikant erzählte...“ oder ähnlich.

Liebe Gemeinde,
das Rauchen war eigentlich nicht die Hauptsache, warum wir uns in meiner Jugend noch am späten Mittwochabend zu Dritt in einer der elterlichen Wohnungen trafen. Gewiss, wir nannten uns ‚Tabakskollegium‘, weil alle drei Pfeifenraucher waren. Aber der eigentliche Grund war, dass Stille eingekehrt war. Der Lärm des Tages war vorübergerauscht, und in der Ruhe des Abends war es viel leichter, sich über einen Bibeltext auszutauschen oder über Gott und die Welt zu diskutieren.
In der Ungestörtheit einer solchen späten Abendstunde bekam auch Jesus einmal unerwarteten Besuch: Nikodemus, ein Pharisäer - also ein Mann, der ganz gottgefällig leben wollte -, MdH - Mitglied des Hohen Rates - hatte Wichtiges mit Jesus zu besprechen. Er wollte wirklich nach Gottes Willen leben. Nicht so wie seine Kollegen, die voller Hochmut auf die anderen herabsahen. Er erkannte die Wunder, die Jesus tat, als Zeichen Gottes an. Auch das im Gegensatz zu den anderen MdH’s, die sie dämonischen Kräften zuschrieben.
Nikodemus ist davon überzeugt: „Ein Lehrer, von Gott gekommen.“ Darum besucht er Jesus. Er denkt, wenn Jesus von Gott kommt, dann müsste er ihm wohl einiges aus dem Himmel erzählen können. Und was tut Jesus statt dessen? Er redet vom Kinderkriegen. Neu geboren werden, sagt er. Das kapiert der studierten Mann nicht. Er ist doch Theologe und keine Hebamme! An seine eigene Geburt kann er sich verständlicherweise nicht erinnern. Jetzt ist er ein alter Mann, und dann noch einmal geboren werden...? Das ist ihm zu hoch. Bisher hat er gemeint alles getan zu haben, um ins Reich Gottes zu kommen. Aber das, was Jesus ihm sagt, geht über sein Verstehen.
In seine Gedanken hinein redet Jesus weiter. Er hat erkannt, was Nikodemus fehlt: Der steht in Gefahr, trotz allen theologischen Wissens und trotz seiner Frömmigkeit das Reich Gottes zu verlieren. Darum versucht Jesus ihn und uns auf die rechte Spur zu führen:
Natürliches Leben wird auf natürlichem Weg geboren, aber Leben aus Gott muss aus Gott geboren sein. Aber das ist das Dilemma der Menschen, dass er im Grunde die göttlichen Dinge überhaupt nicht versteht. Rede mit einem Blinden über Farben, über rote Tomaten, über grüne Gurken, mit aller Vorstellungskraft wird er die Farben nicht begreifen. Genau so wenig kann sich ein von Gott getrennter Mensch zutreffende Gedanken über Gott machen. Erst die Verbindung mit Gott ist der Anfang eines neuen Lebens: eine neue Geburt. Ich will versuchen, es dir, Nikodemus in einem Bild zu sagen:
Höre den Wind. Er ist da und du fühlst und hörst ihn, aber du weißt nicht woher er kommt und wohin er geht. So ist ein von Gott Geborener: Er ist da, aber du kannst nicht begreifen, woher sein neues Leben kommt.
Lassen Sie mich den Gedankengang Jesu kurz unterbrechen. Wenn Menschen sagen, Christen seien auch nicht anders als die anderen, dann haben sie noch keine Christen kennen gelernt. Dann stehen die, von denen sie reden, dort bei Nikodemus, der immer noch nicht das neue Leben aus Gott begreift.
Aber hören wir weiter auf das, was Jesus dem Nikodemus sagt:
Wenn du das Leben aus Gott haben willst, dann muss das, was von Gott trennt, weggeräumt werden. Versuchs doch mal! Geht nicht? Das spricht für deine Ehrlichkeit. Deine Vorfahren sind in der Wüste mit dem Gift der Schlangen auch nicht selber fertig geworden. Es brachte ihnen den Tod und nahm ihnen ihr natürliches Leben. Zu ihrer Rettung musste Gott eingreifen. Mose hat damals die Schlange an einen Pfahl genagelt, und alle, die dahin sahen, wurden gesund. Genau so wird jetzt der Menschensohn an den Schandpfahl genagelt, damit alle, die an ihn glauben, das ewige Leben haben. Du verstehst nicht, warum das sein muss? Du sollst auch nicht verstehen, sondern glauben! An dieser einen Stelle deines Lebens musst du den Sprung wagen und einfach glauben! Bekenne deine Schuld und du wirst den Geist Gottes erhalten, der dich führen wird. Dann wird dein Leben und Denken anders. Dann kannst du göttliche Dinge verstehen, weil Gottes Geist es dir begreiflich macht.
An dieser Stelle möchte ich Ihnen unseren Predigttext lesen, wie ihn uns das Johannesevangelium in Kapitel 3, die Verse 1 bis 15 berichtet:
1 Es war ein Mensch unter den Pharisäern mit Namen Nikodemus, einer von den Oberen der Juden. 2 Der kam zu Jesus bei Nacht und sprach zu ihm: Meister, wir wissen, du bist ein Lehrer, von Gott gekommen; denn niemand kann die Zeichen tun, die du tust, es sei denn Gott mit ihm. 3 Jesus antwortete und sprach zu ihm: Wahrlich, wahrlich, ich sage dir: Es sei denn, dass jemand von neuem geboren werde, so kann er das Reich Gottes nicht sehen. 4 Nikodemus spricht zu ihm: Wie kann ein Mensch geboren werden, wenn er alt ist? Kann er denn wieder in seiner Mutter Leib gehen und geboren werden? 5 Jesus antwortete: Wahrlich, wahrlich, ich sage dir: Es sei denn, dass jemand geboren werde aus Wasser und Geist, so kann er nicht in das Reich Gottes kommen. 6 Was vom Fleisch geboren ist, das ist Fleisch; und was vom Geist geboren ist, das ist Geist. 7 Wundere dich nicht, dass ich dir gesagt habe: Ihr müsst von neuem geboren werden. 8 Der Wind bläst, wo er will, und du hörst sein Sausen wohl; aber du weißt nicht, woher er kommt und wohin er fährt. So ist es bei jedem, der aus dem Geist geboren ist.
[9 Nikodemus antwortete und sprach zu ihm: Wie kann dies geschehen? 10 Jesus antwortete und sprach zu ihm: Bist du Israels Lehrer und weißt das nicht? 11 Wahrlich, wahrlich, ich sage dir: Wir reden, was wir wissen, und bezeugen, was wir gesehen haben; ihr aber nehmt unser Zeugnis nicht an. 12 Glaubt ihr nicht, wenn ich euch von irdischen Dingen sage, wie werdet ihr glauben, wenn ich euch von himmlischen Dingen sage? 13 Und niemand ist gen Himmel aufgefahren außer dem, der vom Himmel herabgekommen ist, nämlich der Menschensohn.
14 Und wie Mose in der Wüste die Schlange erhöht hat, so muss der Menschensohn erhöht werden, 15 damit alle, die an ihn glauben, das ewige Leben haben.
Liebe Gemeinde, wir wissen nicht, wie es mit Nikodemus weiterging. Die Bibel berichtet uns, dass er die größte Achtung für Jesus behielt: Er stimmte dem Todesurteil des Hohen Rates nicht zu. Er half mit, dass Jesus würdig bestattet wurde. Aber ob er den Sprung des Glaubens gewagt hat bleibt eine offene Frage. Den Weg in Gottes Reich kennen und nicht hinein gehen, das ist eine furchtbare Entscheidung. Aber selbst Jesus hat ihm und uns nur die Botschaft sagen können. Die Entscheidung lag bei Nikodemus und liegt bei uns.
Amen.

Verfasser: Prädikant Hans-Ulrich Deußen, Raiffeisenstr. 5, 55270 Schwabenheim

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