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Der dreieinige Gott, heilig und gnädig, unverfügbar und doch nah

von Volker Truschel (63654 Büdingen )

Predigtdatum : 07.06.2009
Lesereihe : ohne Zuordnung
Predigttag im Kirchenjahr : Pfingstmontag
Textstelle : Johannes 3,1-8.(9-15)
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Wochenspruch:

Heilig, heilig, heilig ist der Herr Zebaoth, alle Lande sind seiner Ehre voll. Jesaja 6,3

Psalm: 145, 8 – 13

Lesungen

Altes Testament:
Jesaja 6, 1 – 13
Epistel:
Römer 11, (32) 33 – 36
Evangelium:
Johannes 3, 1 - 8 ( 9 – 15 )

Liedvorschläge

Eingangslied:
EG 168
Du hast uns, Herr, gerufen
Wochenlied:
EG 126
Komm, Gott Schöpfer, Heiliger Geist alle
Predigtlied:
EG 139
Gelobet sei der Herr
Schlusslied:
EG 503, 14 – 15
Mach in mir deinem Geiste Raum

Das Evangelium vom Trinitatissonntag führt uns zu einem nächtlichen Gespräch zwischen Jesus und Nikodemus.
Ausgehend von den Worten und Zeichen Jesu, führt uns das Bibelwort zu einer zentralen Frage und Anfrage der christlichen Botschaft, nämlich den Schritt zwischen Wissen und Glauben zu wagen und uns auf ein neues Geborenwerden durch den Geist Gottes einzulassen.

Liebe Gemeinde,

sitzen Sie auch gerne abends mit Freunden beisammen? Vielleicht bei einem guten Glas Wein, da lässt es sich besser reden, nicht umsonst lautet ein Sprichwort: „In vino veritas - im Wein liegt Wahrheit“. Denn abends lässt es sich besser reden. Wir haben den Tag mit seinen Anstrengungen hinter uns gelassen und nehmen uns für die anderen Zeit, um sich auf die Gesprächspartner einzulassen. Deshalb sind gerade die nächtlichen Gespräche sehr tiefgehend, manchmal fröhlich, ein anderes Mal ernst oder beides zugleich.

Jesus hatte auch einmal nachts Besuch bekommen, unerwarteten Besuch. Ob sie ein Glas Wein getrunken haben, weiß ich nicht, jedenfalls wird davon nichts berichtet, aber sie hatten ein gutes Gespräch an diesem Abend Jesus und Nikodemus. Der Evangelist Johannes berichtet uns davon im dritten Kapitel seines Evangeliums: “Es war ein Mensch unter den Pharisäern mit Namen Nikodemus, einer von den Oberen der Juden. Der kam zu Jesus bei Nacht und sprach zu ihm: „Meister, wir wissen, du bist ein Lehrer, von Gott gekommen; denn niemand kann die Zeichen tun, die du tust, es sei denn Gott mit ihm.“ Jesus antwortete und sprach zu ihm: „Wahrlich, wahrlich, ich sage dir: Es sei denn, dass jemand von neuem geboren werde, so kann er das Reich Gottes nicht sehen. “Nikodemus spricht zu ihm: „Wie kann ein Mensch geboren werden, wenn er alt ist? Kann er denn wieder in seiner Mutter Leib gehen und geboren werden?“ Jesus antwortete: „Wahrlich, wahrlich, ich sage dir: Es sei denn, dass jemand geboren werde aus Wasser und Geist, so kann er nicht in das Reich Gottes kommen. Was vom Fleisch geboren ist, das ist Fleisch; und was vom Geist geboren ist, das ist Geist. Wundere dich nicht, dass ich dir gesagt habe: Ihr müsst von neuem geboren werden. Der Wind bläst, wo er will, und du hörst sein Sausen wohl; aber du weißt nicht, woher er kommt und wohin er fährt. So ist es bei jedem, der aus dem Geist geboren ist.“

Endlich einmal ein Pharisäer, der den Mut aufgebracht hatte mit Jesus zu reden. Aber was die beiden da besprochen haben, ist gar nicht so einfach zu verstehen. Sie reden von der Wiedergeburt und vom Geist Gottes. Themen, die uns gerade in den zurückliegenden Wochen von der Osterzeit und den Pfingsttagen her durchaus bekannt und vertraut sind.
Blicken wir noch einmal auf den Gesprächsverlauf, um zu verstehen, um was es den beiden geht: In der Nacht kommt Nikodemus zu Jesus, einer der Pharisäer und der obersten Schriftgelehrten. Er gehört zu einer strengen jüdisch-religiösen Gruppe, die oft Probleme mit dem Wanderprediger Jesus aus Galiläa hatte. Die Pharisäer beobachten die Worte und Taten Jesu genau und betrachten seine Anhänger äußerst argwöhnisch und mit Vorbehalten.

Nikodemus scheint anders zu sein als die andern. Er nimmt Kontakt mit Jesus auf. Er will ihn näher kennen lernen, deshalb besucht er ihn. Nikodemus ist sozusagen der Sprecher der Frommen, wenn er sagt: „Wir wissen, einer der so redet und handelt (wie Jesus), der muss von Gott gesandt sein!“ Er begründet diese Aussage auf Grund der Zeichen, die Jesus getan hat. Nikodemus spricht für eine ganze Gruppe von Schriftgelehrten, sein Wort hat Gewicht, wenn er sagt: „Wir wissen....“ Und trotzdem genügt dieses Wissen nicht, wenn daraus kein Glaube wächst.

Wie bei uns auch. Viele Menschen wissen von Gott und von Jesus Christus, wer er war und was er gesagt und getan hat. Die allermeisten haben den Religions- oder Konfirmanden-Unterricht besucht. Aber wenn aus diesem Katechismuswissen, den zahlreichen Bibel- und Gesangbuchversen, die viele früher auswendig gelernt hatten, kein Glaube geworden ist und wenn sie ihr Wissen nicht mit ihrem Leben verbunden haben, dann stehen sie auf der gleichen Stufe wie Nikodemus. Er weiß zwar, dass Jesus durch seine Taten von Gott gesandt wurde, aber mehr ist daraus nicht geworden.

Jesus gibt diesem Gespräch eine überraschende Wende. Er scheint den Gedanken von Nikodemus gar nicht aufzunehmen, als ob er nicht richtig zu gehört hätte: Er spricht plötzlich und unvermittelt von einer „neuen Geburt“ oder „Wiedergeburt“ von oben her und vom Sehen des Reiches Gottes. Er spricht Nikodemus nicht einmal direkt an. Er redet von einem, der total blind ist für die Gottesherrschaft, so lange er noch nicht wiedergeboren ist. Jesus möchte ganz bewusst den Blick von sich und seiner Person abwenden, deshalb sind die Zeichen, die er tut und die vor allem die Pharisäer und das Volk beeindrucken, gar nicht wichtig. Allein die „Wiedergeburt“ ist das Entscheidende, die uns zu Gottes Reich führt.
Nikodemus muss sich von Jesus sagen lassen, dass er bei all seinem guten Willen auf dem Holzweg ist und er muss sich diese Bedingung vorhalten lassen, die er als streng gläubiger Jude nicht erfüllen kann. Er weiß, dass seine Erkenntnis keine Auswirkung hat, wenn sich für ihn daraus keine Konsequenz entwickelt, nämlich die Konsequenz des Glaubens.
Was damals dem Nikodemus von Jesus vorgehalten wurde, müssen wir uns heute auch immer wieder von Jesus vorhalten lassen. Selbst wenn wir alle Gebote streng einhalten würden und die Worte und Taten Jesu alle in und auswendig gelernt hätten, würde es uns nichts nützen, wenn wir nicht zum Glauben kommen, dass wir durch eine neue Geburt in Gottes Reich eingehen dürfen.

Es ist wichtig zu wissen, dass Jesus mit „Wiedergeburt“ keine Reinkarnation meint, wonach der Mensch wieder in den Kreislauf des irdischen Lebens hineinkommt, also wieder als Mensch geboren wird und die Früchte seines früheren Lebens erwartet, seien sie nun gut oder schlecht. Diese Vorstellung kennen wir aus der Bibel nicht. Unser Leben ist einmalig und möchte von uns in vollen Zügen mit allen Konsequenzen gelebt werden, mit allen Höhen und Tiefen, den Schönheiten und den hässlichen Seiten des Lebens, den Licht- und den Schattenseiten. Das macht unser Leben einzigartig wertvoll, zum das großartigen Geschenk Gottes. Und wenn Jesus im Zusammenhang der neuen Geburt von Wasser und Geist spricht, so erinnert es mich an die Heilige Taufe. Die Taufe geschieht auf den Namen des dreieinigen Gottes, dessen Fest wir heute feiern, auf die großartige Zukunft hin, die zu einer neuen Geburt führt und zu einem immerwährenden Leben. Mit dieser Taufe schenkt uns Gott alle Möglichkeiten dieses Leben zu erfahren und für uns zu beanspruchen. Jetzt liegt es an uns, an jedem und jeder ganz persönlich, was sie daraus macht. Es bleibt in unserer Entscheidung, auf welche Seite wir uns schlagen. Diese und andere Entscheidungen müssen wir tagtäglich treffen, im Kleinen und im Großen.

Liebe Konfirmandinnen und Konfirmanden, das kennt ihr auch. Ihr wisst sehr gut, was gut und böse ist, Wahrheit und Lüge. Die so genannten kleinen Lügen in der Schule sind doch an der Tagesordnung und keiner denkt sich was dabei. Wird einer erwischt, dann heißt es: „Ich hab nichts gemacht!“, einen Satz, den ich in der Schule schon unzählige Male gehört habe. Und anschließend wird es gleich auf einen anderen geschoben. Dann heißt es: „Der hat mich gestört, der oder die ärgert mich, und.... Ausreden über Ausreden, nur nicht zu dem stehen, was man getan hat. Diese egoistische Einstellung ist in der Welt der Großen schon lange gang und gäbe. Von dort schauen Kinder es sich ab.

Der Mensch, der nur an sich denkt, bleibt in sich gefangen. Jesus sagt: Was vom Fleisch geboren ist, das ist Fleisch.... und was vom Geist geboren ist, das ist Geist!“ Wer sich durch Gottes Geist und seine Gaben bewegen lässt, wer seine Begabungen annimmt, für sich und andere, wer sich von Gottes Geist beflügeln lässt, der oder die erlebt mehr. Ich bin überzeugt, dass wir heute und jetzt schon dieses von neuem Geborensein erfahren und spüren dürfen, nicht erst später, nach unserem Tod, nein jetzt schon. Wir erleben sie, wenn wir müde und resigniert sind, nicht mehr weiter wissen und plötzlich kommt uns eine zündende Idee, jemand hilft uns auf die Sprünge. Vielleicht stehen wir vor einer schwierigen Entscheidung oder einer Prüfung und wir geben unsere Sorgen an Gott ab und wir merken, wie sich plötzlich für uns Türen öffnen und wir unseren Weg finden werden.

Die wirklich wichtigen Dinge unseres Lebens wie Leben, Liebe, Freundschaft und Gemeinschaft, können wir uns selbst nicht geben, sie werden uns geschenkt. Sie kommen und gehen, ohne unseren direkten Einfluss. Wir können zwar einen bescheidenen Beitrag dazu beisteuern, aber wir haben es nicht in unserer Hand. Gottes Geist weht wie ein Wind, der kommt und geht, der uns ins Gesicht weht, oder nur zart berührt, der uns aber ständig begleitet, selbst, wenn wir ihn nicht wahrnehmen. Er ist da. Gott ist da! Nur, wenn wir uns ihm öffnen, können wir es erleben. Gott begegnet uns durch seinen Sohn Jesus Christus im Heiligen Geist.
Amen

Pfr. Volker Truschel, Kirchgasse 4, 63654 Büdingen

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