Menü

Der erhöhte Christus

von Hans-Ulrich Deußen (55270 Schwabenheim)

Predigtdatum : 01.06.2000
Lesereihe : ohne Zuordnung
Predigttag im Kirchenjahr : Rogate
Textstelle : Offenbarung 1,4-8
Wenn Sie diese Predigt als Word-Dokument erhalten möchten, tragen Sie bitte Ihre E-Mail-Adresse ein und klicken Sie auf "Abschicken"
Ihre E-Mail

Wochenspruch:

Christus spricht: Wenn ich erhöht werde von der Erde, so will ich alle zu mir ziehen. (Johannes 12,32)

Psalm: 47,2-10 (EG 726)

Lesungen

Altes Testament:
1. Könige 8,22-24.26-28
Epistel:
Apostelgeschichte 1,3-4 (5-7) 8-11
Evangelium:
Lukas 24,(44-49).50-53

Liedvorschläge

Eingangslied:
EG 403
Schönster Herr Jesu
Wochenlied:
EG 121
Wir danken dir, Herr Jesu Christ, dass du gen Himmel g’fahren bist
Predigtlied:
EG 327
Wunderbarer König
Schlusslied:
EG 258
Zieht in Frieden eure Pfade

Gnade sei mit euch und Friede von dem, der da ist und der da war und der da kommt.

Liebe Gemeinde,
So beginnt nach einer kurzen Einleitung über den Schreiber und die Empfänger ein Brief. Diesen oder einen ähnlichen Friedensgruß entbieten auch jeden Sonntag die Prediger unserer Zeit ihren Gemeinden. Der Anfang des Briefes ist heute unser Predigttext.
Wir hören auf die Offenbarung des Johannes, Kapitel 1:
4 Johannes an die sieben Gemeinden in der Provinz Asien: Gnade sei mit euch und Friede von dem, der da ist und der da war und der da kommt, und von den sieben Geistern, die vor seinem Thron sind, 5 und von Jesus Christus, welcher ist der treue Zeuge, der Erstgeborene von den Toten und Herr über die Könige auf Erden! Ihm, der uns liebt und uns erlöst hat von unsern Sünden mit seinem Blut 6 und uns zu Königen und Priestern gemacht hat vor Gott, seinem Vater, ihm sei Ehre und Gewalt von Ewigkeit zu Ewigkeit! Amen.
7 Siehe, er kommt mit den Wolken, und es werden ihn sehen alle Augen und alle, die ihn durchbohrt haben, und es werden wehklagen um seinetwillen alle Geschlechter der Erde. Ja, Amen.
8 Ich bin das A und das O, spricht Gott der Herr, der da ist und der da war und der da kommt, der Allmächtige.
In Vers 11 werden uns die sieben Gemeinden namentlich aufgeführt: Ephesus, Smyrna, Pergamon, Thyatira, Sardes, Philadelphia und Laodizea. Allerdings bedeutet “sieben Gemeinden” mehr als nur jene genannten Gemeinden in der heutigen Türkei. Die Zahlen der Offenbarung sind nicht nur Zählzahlen, sondern sie drücken auch eine bestimmte Botschaft aus. Sieben ist die göttliche Vollzahl. Die Gemeinde Jesu überall und zu jeder Zeit ist gemeint. Auch unsere Gemeinde gehört zu den Adressaten dieses Grußes. Die Botschaft gilt uns.
Auch der Gruß selbst war umfassend. “Gnade” stand mit dem im Griechentum üblichen Gruß in Zusammenhang. Auch im römischen Reich stand damals das Griechentum hoch im Kurs. Wer etwas auf sich hielt, kannte die griechischen Philosophen. “Friede”, “Schalom”, war das in Israel übliche Grußwort. Im Neuen Testament gehören “Gnade” und “Frieden” zusammen: Weil wir von Gott begnadigt sind, stehen wir in seinem Frieden.
In wessen Auftrag sagt uns nun Johannes diesen Gruß?
“Von dem, der da ist und der da war und der da kommt”. Im Auftrag des lebendigen Gottes!
Durch die ganze Bibel verlaufen ein heller und ein dunkler Faden: der dunkle Faden redet davon, dass sich Gott um unserer Sünde willen von uns abwendet und uns von sich weist. Wir sind zum Tode verurteilt. Das ist das Gerichtsurteil über uns. Aber ebenso geht durch die Heilige Schrift als heller Faden die gute Botschaft, dass Gott voller Erbarmen zu uns kommt, um uns von unserer Schuld und ihren Folgen zu lösen. Das ist die Begnadigung, das ist Leben. Unser Gott ist ein kommender Gott. Er bewegt sich auf uns Menschen zu. Weiter sagt es uns Johannes im Auftrag des Heiligen Geistes.
Die Kirchenväter haben die Symbolzahl “Sieben” als zusammengesetzte Zahl verstanden. Drei und Vier. Drei ist die Zahl des dreieinigen Gottes, vier die Zahl der Welt mit ihren vier Himmelsrichtungen. Der Heilige Geist wird in die Welt gesandt, um die Menschen für Gott aufzuschließen. Er will uns “hoffähig” machen für die Gemeinschaft mit dem heiligen Gott.
Drittens wird uns der Gruß im Auftrag Jesu Christi gesagt. Jesus heißt übersetzt “Hilfe, Rettung”. Er ist die Hilfs- und Rettungsaktion Gottes für den Menschen.
Johannes hat hier in einem Vers das ganze Wesen und die ganze Wirksamkeit Jesu und auch sein dreifaches Amt zusammengefasst:
“Welcher ist der treue Zeuge”. In seinem ganzen Leben bezeugt er die Treue Gottes. “Treu”, also zuverlässig ist er auch, weil er uns seine Wiederkunft bezeugt hat. Das ist sein prophetisches Amt.
Die Passion Jesu: “Der uns liebt und erlöst hat von unseren Sünden mit seinem Blut”. Das ist sein priesterliches Amt. Er ist in einem Priester und Opferlamm.
Der Ostersieg Jesu: “...der Erstgeborene von den Toten”.
Die Erhöhung Jesu: “Er ist der Herr über die Könige auf Erden”. Als der von Ostern Herkommende konnte Jesus sagen: “Mir ist gegeben alle Gewalt im Himmel und auf Erden”. Nicht die römischen Cäsaren waren die letzte Instanz. Auch kein Herrscher der heutigen Zeit. Auch nicht der Mensch heute mit den ungeahnten Möglichkeiten seines Wissens ist die letzte Instanz. Auch nicht der, den Jesus den “Fürsten dieser Welt” nennt, ist die letzte Instanz. Die letzte Instanz ist allein Jesus Christus. Das ist sein königliches Amt.
Uns gibt er teil an dem, was er ist, hat und tut. So haben wir auch Anteil an seinem königlichen und priesterlichen Amt. Durch unsere Fürbitte wirken wir an Jesu Weltherrschaft mit. Friedrich Oetinger hat gesagt: “Das Gebet der Kinder Gottes ist ihre Teilhabe am Weltregiment Gottes.”
Wir haben auch teil an seinem prophetischen Amt. Allen Glaubenden gibt Jesus den Auftrag und die Bevollmächtigung: “Ihr sollt meine Zeugen sein.” Wir stehen für Gott vor den Menschen. In unserem priesterlichen Dienst stehen wir für die Menschen vor Gott, dem Vater Jesu Christi.
Aus dem allen kann nur Anbetung entstehen: “Ihm sei Ehre und Gewalt von Ewigkeit zu Ewigkeit.” Gott hat Ehre und Gewalt von Ewigkeit zu Ewigkeit, auch ohne dass der Mensch das ausspricht. Trotzdem ist es gut, das zu tun, denn es ist das genaue Gegenteil zur Rebellion gegen Gott, mit der wir infiziert sind. Das ist das uneingeschränkte Ja zu Gottes Macht und Herrschaft und die Bereitschaft sich selbst dieser Macht zu unterstellen.
Heute feiern wir Christi Himmelfahrt. Himmelfahrt Christi – das ist keine Ortsfrage, sondern eine Machtfrage: Christus tritt seine Regierung an. Eine Regierung, die jetzt in dieser Zeit das Reich Gottes baut und seine Gemeinde sammelt. Aber wir wissen, dass das nicht das Ende ist. Mit Johannes werden wir erfahren: “Siehe, er kommt mit den Wolken, und es werden ihn sehen alle Augen und alle, die ihn durchbohrt haben, und es werden wehklagen um seinetwillen alle Geschlechter der Erde.”
“Siehe” – das ist das Achtungszeichen: Jetzt kommt die entscheidende Meldung! Die Offenbarung bezeugt das Geschehen bis zur Wiederkunft Christi. Das ist das Schlussdatum der Weltgeschichte. Darauf leben wir zu. Das ist die Verheißung für die Gemeinde. In der Apostelgeschichte Kapitel 1 wird uns berichtet, wie es die Jünger von den Engeln erfahren haben: “Dieser Jesus wird so wiederkommen, wie ihr ihn habt gegen Himmel fahren sehen.” Für den Christen heißt das: Er ist endgültig zurechtgebracht. “Ich bin gerichtet”, sagt man am Niederrhein und meint damit, dass man sich fein herausgeputzt hat. Paulus gebraucht auch ein Bild dafür: “die Kleider des Heils anziehen”.
Unser Text endet, wie er begonnen hat. Zu Beginn hat uns Johannes den Gruß des dreieinigen Gottes übermittelt. Jetzt meldet sich Gott selbst zu Wort und bestätigt machtvoll diesen übermittelten Gruß: “Ich bin das A und das O, spricht Gott der Herr, der da ist und der da war und der da kommt, der Allmächtige.” Amen.

Verfasser: Prädikant Hans-Ulrich Deußen, Raiffeisenstr. 5, 55270 Schwabenheim

Herausgegeben vom

Logo Zentrum Verkündigung

Referat Ehrenamtliche Verkündigung
Markgrafenstraße 14, 60487 Frankfurt/Main,
Telefon: 069.71379-140
Telefax: 069.71379-131
E-Mail: predigtvorschlaege@zentrum-verkuendigung.de

in Kooperation mit dem

Logo Gemeindedienst der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland
Gemeindedienst der
Evangelischen Kirche
in Mitteldeutschland

Pfarrer Dr. Matthias Rost
Zinzendorfplatz 3 (Alte Apotheke), 99192 Neudietendorf
Telefon: 036202.7717-97

Logo MÖD – Missionarisch Ökumenischer Dienst
Pfarrer Thomas Borchers
Missionarisch-Ökumenischer Dienst
Westbahnstraße 4
76829 Landau
Telefon: 06341.928912
E-Mail: info@moed-pfalz.de
Die „Predigtvorschläge“ sind auch auf CD-ROM (Text- und MS WORD-Datei) erhältlich (Bestellformular).