Der erhöhte Christus
von Klaus Bretschneider (06667 Weißenfels)
Predigtdatum
:
17.05.2007
Lesereihe
:
ohne Zuordnung
Predigttag im Kirchenjahr
:
Rogate
Textstelle
:
Johannes 17,20-26
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Wochenspruch:
Christus spricht: wenn ich erhöht werde von der Erde, so will ich alle zu mir ziehen.
(Johannes 12, 32)
Psalm:
Psalm 47 (EG 726)
Lesungen
Altes Testament:
1. Könige 8, 22 – 24. 26 - 28
Epistel:
Apostelgeschichte 1, 3 – 4( 5 – 7) 8 - 11
Evangelium:
Lukas 24, (44 – 49) 50 - 53
Liedvorschläge
Eingangslied:
EG 450
Morgenglanz der Ewigkeit
Wochenlied:
EG 121
Wir danken dir, Herr Jesu Christ
Predigtlied:
EG 267
Such, wer da will, ein ander Ziel
Schlusslied:
EG 163
Unsern Ausgang segne Gott
Johannes 17,20 – 26
20 Ich bitte aber nicht allein für sie, sondern auch für die, die durch ihr Wort an mich glauben werden, 21 damit sie alle eins seien. Wie du, Vater, in mir bist und ich in dir, so sollen auch sie in uns sein, damit die Welt glaube, dass du mich gesandt hast. 22 Und ich habe ihnen die Herrlichkeit gegeben, die du mir gegeben hast, damit sie eins seien, wie wir eins sind, 23 ich in ihnen und du in mir, damit sie vollkommen eins seien und die Welt erkenne, dass du mich gesandt hast und sie liebst, wie du mich liebst. 24 Vater, ich will, dass, wo ich bin, auch die bei mir seien, die du mir gegeben hast, damit sie meine Herrlichkeit sehen, die du mir gegeben hast; denn du hast mich geliebt, ehe der Grund der Welt gelegt war. 25 Gerechter Vater, die Welt kennt dich nicht; ich aber kenne dich, und diese haben erkannt, dass du mich gesandt hast. 26 Und ich habe ihnen deinen Namen kundgetan und werde ihn kundtun, damit die Liebe, mit der du mich liebst, in ihnen sei und ich in ihnen.
Liebe Gemeinde,
Abschied schmerzt, Abschied tut weh. Da fließen Tränen. Diese Erfahrung machen wir, wenn uns z.B. lieber Besuch verlässt oder eine Reise mit Freunden zu Ende geht, mit denen wir gern zusammen waren. Besonders hart erleben wir Abschied, wenn wir an einem Grab auf dem Friedhof stehen, wo wir einen uns nahe stehenden Menschen zu Grabe getragen haben und wir nur noch den Tod vor uns sehen. Abschiede gehören zu unserem Leben als Menschen. Der Dichter Rainer Maria Rilke sagt das einmal so: „So leben wir und nehmen immer Abschied.“ (Aus: Die achte Duineser Elegie).
Himmelfahrt ist auch ein Abschied. Jesus verlässt seine Jünger. Mit ihnen hatte er sein Leben geteilt. Er war für sie vertraut wie kein anderer. Sie hatten mit ihm Höhen und Tiefen des Lebens durchlebt und durchlitten. Noch waren bei ihnen die Erfahrungen von Karfreitag, Ostern, überhaupt ihres ganzen gemeinsamen Lebens nicht vergessen. Sollte das alles gewesen sein, alles vorbei sein? Himmelfahrt – ein endgültiger Abschied von ihrem Meister? Die Jünger können sich ein Leben ohne Jesus nicht vorstellen....
Auch für uns, liebe Gemeinde, ist Himmelfahrt eine Erinnerung an den Abschied Jesu, an sein Fortgehen und daran, dass er nicht mehr unter uns ist, wie er einst unter seinen Jüngern war. Mit den traurigen Jüngern von Himmelfahrt teilen auch Christen immer wieder diesen Abschiedsschmerz und diese Traurigkeit: “ So leben wir und nehmen immer Abschied.“ Deshalb wünschen auch wir uns in Not und Gefahr, Jesus möge uns so nahe sein und beistehen, wie er einst an der Seite seiner Jünger war und ihnen half. So fühlen sich auch Christen immer wieder einsam und verlassen, wenn ihnen Jesus fehlt.
Dennoch feiern wir Himmelfahrt als ein Fest, dazu seit Alters her schon als ein freudiges Fest; und wenn` s möglich ist, mit viel Phantasie, z. B. in Feld, Wald, Wiese und unter freiem Himmel. Von Traurigkeit und Abschiedsstimmung ist da keine Spur. Sollte das alles falsch und fehl am Platz heute sein? Wie passt dann aber das zusammen – Abschied und Freude?
Das können wir an der biblischen Botschaft für unser Himmelfahrtsfest heute erfahren:
(Hier Text lesen Joh. 17, 20-26. Möglicherweise zum besseren Verständnis die Verse 22 und 23 weglassen. Die Zink-Übersetzung ist etwas leichter verständlich.)
Liebe Gemeinde, das ist kein Jesus, der sich verabschiedet und zurückzieht, keiner, der resigniert und kapituliert hat. Hier begegnet uns ein höchst engagierter und aktiver Jesus, der sehr entschieden und entschlossen sich seiner Aufgabe und seiner Mission stellt und sein Ziel gut im Auge behält. Das überrascht umso mehr, als wir vom Evangelisten Johannes auch ganz gegenteilige Lebenssituationen und –erfahrungen für Jesus kennen. Von Anfang an zieht sich durch sein menschliches Leben dieser dunkle und traurige Zug: „Er, Jesus, kam in sein Eigentum, seine Welt, und die Seinen, seine Mitmenschen, nahmen ihn nicht auf.“ (Joh.1,11) Denn immer wieder stößt er mit seiner Liebe und seiner Botschaft auf die Verschlossenheit, Lieblosigkeit und den Widerstand seiner Mitmenschen. Das ist der unverkennbar dunkle Schatten in dem Leben und Leiden Jesu. Davon ist bis in unsere Tage und bis zu den Menschen unserer Zeit heute viel zu spüren, diese erklärte Abwendung oder dieses großes Unverständnis.
Aber Jesus und seine Worte, die wir heute von ihm hören, gehören zu dem anderen Zug, den es eben auch in dem Leben und in der Mission Jesu gibt und auf die letztlich alles zielt: „Welche Menschen ihn, Jesus, aber aufnahmen, denen gab er Macht, Gottes Kinder zu werden, die an seinen Namen glauben.“ ( Joh.1,12) Heute, an Himmelfahrt, jedenfalls erfahren wir, wie unser Herr daran arbeitet, uns von den Zwängen unserer Lieblosigkeit und unserem egoistischen Lebensrhythmus zu befreien. Dagegen will er uns zu einem Leben in seiner Freiheit und Liebe bewegen und verhelfen. Das tut er, indem er als Sohn Gottes darum bittet: „Wie du, Vater, in mir bist und ich in dir, so sollen auch sie in uns sein, damit die Welt glaube, dass du mich gesandt hast.“ (Vers 21) Von seinem Vater und der Gemeinschaft mit ihm fällt ein großes Licht auf Jesus. Diese lebendige Lebensgemeinschaft mit Gott macht in allen menschlichen Dunkelheiten unter uns Menschen Jesu Leben hell und herrlich. Mit dieser Kraft und Orientierung, Gottes Licht und Lebenswirklichkeit, geht ihm, Jesus, die Freude wie der Himmel auf und macht ihn frei.
Gerade das will Jesus aber letztlich nicht für sich allein. Weder Gott noch sein Sohn Jesus sind sich selbst genug. Von dieser Vorstellung können wir uns getrost verabschieden. Aber weil Jesus das alles nur für uns und mit uns gemeinsam sein will, deshalb will er das Leben in Freiheit und Freude für uns alle, die wir ihm vertrauen.
Liebe Gemeinde, das bedeutet Himmelfahrt heute für uns:
Jesu Himmelfahrt, sein Abschied von unserer Erde heißt für uns: Er hat sich von uns nicht abgewendet, sondern sich uns in Liebe zugewendet. In leichten und in schweren Lebenslagen, in hellen und in dunklen Tagen sind wir mit unserem Herrn vereint. Da „stellt er unsere Füße auf weiten Raum.“ (Psalm 31,9). Da lässt er uns nicht nur singen sondern auch leben: „Der Himmel geht über allen auf“ (Kanon). Das läßt uns unsere Gemeinde als eine Gemeinschaft untereinander und dennoch offen für andere neu erleben.
Seht, liebe Gemeinde, so energisch engagiert sich unser Herr für uns und ist er für uns höchst aktiv. Und so kommt es zu einer unvergleichlichen Bewegung – weg von dem Jesus nur einmal damals in Palästina, hin zu Jesus, der heute unser aller Herr ist in Liebe und Freiheit.
Das ist die Freudenbotschaft von Himmelfahrt, die wir heute feiern. Amen
Liedvorschläge:
Eingangslied: EG 447,1.2.6.7. Lobet den Herren alle
Predigtlied: EG 328,1-4 Dir, dir, o Höchster,
Schlusslied: EG 243, 1.6. Lob Gott getrost mit Singen,
Pfarrer i. R. Klaus Bretschneider, Oelzenstr. 6, 06667 Weißenfels
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