Wochenspruch: Christus spricht: Wenn ich erhöht werde von der Erde, so will ich alle zu mir ziehen. (Johannes 12,32)
Psalm: 47,2-10
Reihe I: 1. Könige 8,22-24.26-28
Reihe II: Johannes 17,20-26
Reihe III: Epheser 1,(15-20a)20b-23
Reihe IV: Daniel 7,1-3(4-8)9-14
Reihe V: Lukas 24,(44-49)50-53
Reihe VI: Apostelgeschichte 1,3-11
Eingangslied: EG 501 Wie lieblich ist der Maien
Wochenlied: EG 123 Jesus Christus herrscht als Kö-nig
Predigtlied: EG 165,1-2.5 Gott ist gegenwärtig oder EG+ 111 Meine Zeit steht in deinen
Schlusslied: EG 170 Komm, Herr, segne uns oder EG 590 Herr, wir bitten komm und segne uns
15 Darum, nachdem auch ich gehört habe von dem Glauben bei euch an den Herrn Jesus und von eurer Liebe zu allen Heiligen,
16 höre ich nicht auf, zu danken für euch, und gedenke euer in meinem Gebet,
17 dass der Gott unseres Herrn Jesus Christus, der Vater der Herrlichkeit, euch gebe den Geist der Weisheit und der Offenbarung, ihn zu erkennen.
18 Und er gebe euch erleuchtete Augen des Herzens, damit ihr erkennt, zu welcher Hoffnung ihr von ihm berufen seid, wie reich die Herrlichkeit seines Erbes für die Heiligen ist
19 und wie überschwänglich groß seine Kraft an uns ist, die wir glauben durch die Wirkung seiner mächtigen Stärke.
20 Mit ihr hat er an Christus gewirkt, als er ihn von den Toten auferweckt hat und eingesetzt zu seiner Rechten im Himmel
21 über alle Reiche, Gewalt, Macht, Herrschaft und jeden Namen, der angerufen wird, nicht allein in dieser Welt, sondern auch in der zukünftigen.
22 Und alles hat er unter seine Füße getan und hat ihn gesetzt der Gemeinde zum Haupt über alles,
23 welche sein Leib ist, nämlich die Fülle dessen, der alles in allem erfüllt.
Eine Nonne fährt mit ihrem Auto über eine verlassene Landstraße. Plötzlich wird der Motor still – das Benzin ist alle. Sie geht zu Fuß bis zur nächsten Tankstelle. Einen Kanister hat sie nicht – und auch nicht der Tankwart. Doch der hat ein gutes Herz und gibt ihr einen Nachttopf mit, der mit Benzin gefüllt ist. Als die Nonne an ihrem Auto ankommt, beginnt sie das Benzin einzufüllen. Da kommt ein Auto vorbei. Der Fahrer kurbelt das Fenster runter und meint: „Ihren Glauben möchte ich haben!“
Ihren Glauben möchte ich haben … so unglaublich der Inhalt eines Nachttopfes als Kraftstoff aussieht, so unglaublich klingt auch die Himmelfahrt. Jesus, der nach seiner Auferstehung leibhaftig bei seinen Jüngern war, der mit ihnen Fisch grillte und Wein teilte, fährt plötzlich in den Himmel auf. Das klingt wirklich so unvorstellbar wie ein Nachttopf voller Benzin.
Die beiden Schilderungen der Himmelfahrtsgeschichte im Neuen Testament beschreiben das eigentlich Unglaubliche nur kurz. Bei Lukas heißt es: Und es geschah, als er sie segnete, schied er von ihnen und fuhr auf gen Himmel. (Lk. 24,51). Und die Apostelgeschichte sagt: Und Jeus wurde vor ihren Augen emporgehoben, und eine Wolke nahm ihn auf. (Apg. 1,9)
Dabei würde man das doch zu gerne genauer wissen: Hat er sich abgestoßen und ist losgedüst wie eine Rakete? Ist er geflogen wie ein Engel? Oder langsam in die Höhe gestiegen wie ein Heißluftballon? Vielleicht haben die Jünger, die bei der Himmelfahrt dabei waren, es auch gar nicht so genau gesehen. Vielleicht war er einfach weg, und die Jünger wunderten sich. Fühlten sich allein gelassen von ihm. Aber irgendwann waren sie sich sicher: „Er ist zu Gott, zu seinem Vater zurückgegangen“.
Das ist mit dem Wort „Himmel“ gemeint. Denn der Himmel der Himmelfahrt ist nicht die Atmosphäre der Erde, die tagsüber blau oder weiß-grau bewölkt erscheint. Nicht die Weiten des Universums, die wir an einem Sternenhimmel am Abend erahnen können. Der Himmel, an den die ersten Jünger gedacht haben, ist ein ganz anderes System als Raum und Zeit. Es ist der Ort, wo Gott ist.
Himmelfahrt meint also, dass Jesus in eine andere Dimension gegangen ist, die unserer Vorstellungswelt verschlossen ist. Darum bekennen wir im Glaubensbekenntnis: „Aufgefahren in den Himmel. Er sitzt zur Rechten Gottes, des allmächtigen Vaters.“ Jesus ist dort, wo der Allmächtige ist. Und mit dieser Kraft kann er alles überwinden, was uns das Leben schwer macht. Das sagt der Epheserbrief in unserem heutigen Predigttext:
(Predigttext Eph. 1,20b-23)
Mit tiefgründigen Worten beschreibt der Epheserbrief das Unglaubliche der Himmelfahrt: Als Jesus in den Wolken verschwand, hat er alle räumlichen Grenzen hinter sich gelassen. Er ist aus Jerusalem und dem Kreis seiner Nachfolger zwar verschwunden, aber er ist dadurch schon seit zwei Jahrtausenden Generationen von Menschen nahe gekommen. Mir, Ihnen und allen anderen, die sich an diesem Tag in Gottesdiensten versammeln oder an Jesus denken.
Jesus ist hier in unserem Gottesdienst heute, und zugleich mit den verfolgten Christen in einer chinesischen Hauskirche, mit den orthodoxen Christen in den Weiten Sibiriens, mit den seinen Nachfolgern in den Armenvierteln von Sao Paulo. Wenn wir mit unseren Gebeten Gott suchen, dann können wir sicher sein: Jesus ist da. Über den Wolken und neben uns. Frei von allen Begrenzungen und dennoch in der Lage, uns zu verstehen.
Der Astronaut John Glenn, der als erster Amerikaner 1962 die Erde umkreiste, wurde einmal spöttisch gefragt: „Als im Weltraum waren, haben sie den in den Himmel aufgefahrenen Jesus Christus gesehen?“ und Glenn soll geantwortet haben: „Jesus ist größer, als dass er in den Weltraum hineinpasst.“ Genau diese Hoffnung erzählt der Epheserbrief. Über alle Reiche, Gewalt, Macht und Herrschaft, alles ist unter seinen Füßen. Jesus ist stärker und mächtiger als Raum und Zeit, die ihn nicht fassen können. Aber trotz dieser Größe hält Jesus keine kosmischen Abstandsregeln ein, sondern kommt uns ganz nahe mit seiner Allmacht.
Ganz nahe und dennoch ganz mächtig. Das ist dem Epheserbrief wichtig. Denn unser Alltag erscheint oft ganz anders. Ich fühle mich allein gelassen. Wir haben oft das Gefühl: wir sind uns selbst überlassen. Ja, es mag einen Gott geben, auch einen Schöpfer, aber der ist für das große Ganze zuständig. Aber doch nicht für mich kleines Licht. Und Jesus? Ein beeindruckender Mensch. Seine Taten können Vorbild sein, aber was hat das mit mir zu tun? Viele von uns kennen dieses Lebensgefühl. Wir leben im Alltag, als müssten wir mit allem allein klarkommen. Wenn Krankheit da ist, wirken die Heilungsgeschichten der Bibel weit weg. Mitten im Ehekrach fällt es schwer, die große Kraft der Versöhnung Jesu vor Augen zu haben. Und was soll Jesus schon tun, wenn das Geld mehr als knapp ist?
Diesem Gefühl, alleine gelassen zu sein, stellt der Epheserbrief eine Erfahrung entgegen: Gott ist dennoch da. Mit aller Kraft und Wirkmächtigkeit. Er ist nicht nur in der Ferne und der der Vergangenheit, sondern bei mir und in meiner Zeit.
Doch wie finde ich diesen in den Himmel aufgefahrenen Jesus bei mir? Wenn ich von der Arbeit komme und die Wohnung betrete, weiß ich oft nicht, wer aus der Familie gerade da ist. Darum höre ich zuerst einmal genau hin, ob ich Geräusche höre, und rufe dann: „Hallo, ich bin wieder da.“ – und warte auf Antwort. Manchmal kommt Antwort und es ist jemand da. Manchmal bin ich auch erst einmal allein, und es dauert, bis jemand aus der Familie die Wohnung betritt. Aber allein bleibe ich nie.
So ist es auch mit dem in den Himmel aufgefahrenen Jesus. Es beginnt mit dem Hören auf ihn und mit dem Rufen nach ihm. Vielleicht ist es auch nur so ein Ruf: „Hallo, ich bin wieder da.“ Und dann warten wir auf Antwort. Immer wieder entdecken wir dann seine Gegenwart. Worte und Fügungen, die mir zeigen: „Da ist jemand! Da ist jemand, der auf mich achtet, und der die Kraft zum Helfen hat. Ich bin nicht allein!“
Über meinem Leben steht Christus, der mächtiger ist als alles, was mir das Leben schwer macht. Mein Leben ist in seiner Hand. Nichts und niemand kann uns trennen von seiner Liebe. Darum ist es gut, dass wir heute gemeinsam in den Himmel schauen uns an dem Unglaublichen freuen: Jesus ist uns ganz nahe und er ist ganz mächtig. Amen.
L: Guter und barmherziger Gott, wir danken dir, dass du uns treu bist, dass du die Erde nicht verlassen hast und ein Haus uns bereitest, zu bleiben, zu wohnen jetzt und in Ewigkeit.
Wir schauen aus nach dir, dass wir den Himmel offen sehen,
wir bitten dich, wende dich zu unserem Gebet.
Wir rufen zu dir: ... Kyrie (178.12)
A: Für die Menschen, die sich für offenen Kirchen engagieren, bitten wir um Fingerspitzengefühl und einen langen Atem. Für die Menschen, die – manchmal zögernd und scheu – deine Nähe suchen: Möge ihnen in der Tiefe ihrer Sehnsucht Dein Erbarmen begegnen.
Wir rufen zu dir. ...
B: Wir bitten dich für alle, denen der Himmel verdunkelt ist, die dich nicht kommen sehen, nur Unheil, Untergang, Finsternis. Wir bitten dich, verbreite deinen Geist, dass sie aufatmen können. Mögen sie Augenblicke der Entlastung und der Güte erleben.
Wir rufen zu dir: Kyrie…
A: Wir bitten dich für die Menschen, deren Häuser, deren Leben mutwillig zerstört werden, die betrogen werden um das Land, das sie ernährt. Mögen die Mächtigen zur Vernunft kommen und möge den Opfern Gerechtigkeit widerfahren.
Wir rufen zu dir: Kyrie…
B: Wir bitten dich für die Menschen, die sich heute an der Natur erfreuen, dass sie dich, unser Schöpfer dafür zu loben vermögen. Für die Kranken bitten wir, dass sie das Sonnenlicht wieder sehen, für die Trauernden, dass dein Wort ihr Herz erreicht, für die Sterbenden, die sich nach dem Himmel sehnen, und für unsere Toten bitten wir. Mögen sie schauen, was du verheißen hast.
Wir rufen zu dir: Kyrie…
L: Unsere Herzen beten zu dir, Gott. Höre auch unsere stillen Sorgen und Hoffnungen. Wir nennen dir im Stillen die Namen derer, die wir dir besonders anvertrauen.
...
Wir rufen zu dir: Kyrie…
Gib, dass unser Leben ein Lob deines Namens sei -
jetzt und allezeit, bis deine Güte alles umschließt. Amen.
Verfasser: Pfarrer Dr. Folker Blischke, Wilhelmstr. 50, 06536 Südharz
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Pfarrer Dr. Matthias Rost
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