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Der Freudenmeister

von Reinhard Simon (39307 Genthin)

Predigtdatum : 15.01.2006
Lesereihe : ohne Zuordnung
Predigttag im Kirchenjahr : 2. Sonntag nach Epiphanias
Textstelle : 1. Korinther 2,1-10
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Wochenspruch:

Das Gesetz ist durch Mose gegeben; die Gnade und Wahrheit ist durch Jesus Christus geworden.
(Joh. 1,17)
Psalm: 105,1-8

Lesungen

Altes Testament:
2. Mose 33,17b-23
Epistel:
Römer 12, (4-8) 9-16
Evangelium:
Johannes 2,1-11

Liedvorschläge

Eingangslied:
EG 451
Mein erst Gefühl sei Preis und Dank
Wochenlied:
EG 5
oder EG 398
Gottes Sohn ist kommen
In dir ist Freude
Predigtlied:
EG 67 oder
EG 262,1.5-7
Herr Christ, der einig Gotts Sohn
Sonne der Gerechtigkeit
Schlusslied:
EG 436
Herr, gib uns deinen Frieden (Kanon)

1 Als ich zu euch kam, kam ich nicht mit hohen Worten und hoher Weisheit, euch das Geheimnis Gottes zu verkündigen. 2 Denn ich hielt es für richtig, unter euch nichts zu wissen als allein Jesus Christus, den Gekreuzigten. 3 Und ich war bei euch in Schwachheit und in Furcht und mit großem Zittern; 4 und mein Wort und meine Predigt geschahen nicht mit überredenden Worten menschlicher Weisheit, sondern in Erweisung des Geistes und der Kraft, 5 damit euer Glaube nicht stehe auf Menschenweisheit, sondern auf Gottes Kraft.
6 Wovon wir aber reden, das ist dennoch Weisheit bei den Vollkommenen; nicht eine Weisheit dieser Welt, auch nicht der Herrscher dieser Welt, die vergehen. 7 Sondern wir reden von der Weisheit Gottes, die im Geheimnis verborgen ist, die Gott vorherbestimmt hat vor aller Zeit zu unserer Herrlichkeit, 8 die keiner von den Herrschern dieser Welt erkannt hat; denn wenn sie die erkannt hätten, so hätten sie den Herrn der Herrlichkeit nicht gekreuzigt. 9 Sondern es ist gekommen, wie geschrieben steht (Jesaja 64,3): »Was kein Auge gesehen hat und kein Ohr gehört hat und in keines Menschen Herz gekommen ist, was Gott bereitet hat denen, die ihn lieben.« 10 Uns aber hat es Gott offenbart durch seinen Geist; denn der Geist erforscht alle Dinge, auch die Tiefen der Gottheit.

Liebe Schwestern und Brüder!
„Gott wird Mensch dir, Mensch, zugute“. Dieses Geheimnis der Weihnacht haben wir in den letzten Wochen erneut gefeiert. „Christ, der Retter ist da!“ Schade, dass der Glanz wieder verblasst. Schade, dass Schule und Alltag uns wieder das Ihre abverlangen, dass die Nachrichten wieder Opfer melden und das Ringen um ihre Überwindung.
Die Sonntage dieser Zeit aber möchten uns einladen, unserem Leben eine Festlichkeit zu geben. Wo Christus da ist und wir ihn aufnehmen, wird das Wasser des grauen Alltags in den Wein einer schlichten Freude verwandelt, tragen Menschen in ihrer Zerbrechlichkeit den Schatz einer neuen, unerwarteten, großen Hoffnung.
Aber wie gibt es in dieser Welt, in diesem unserem Leben Hoffnung des Glaubens? Solche Glaubenshoffnung müsste in einer Kraft Gottes gegen ihre Zerstörung ankommen. Menschen, die die Augen aufmachen und versuchen herauszufinden, in welchem Maße die Chance besteht, dass der Mensch sich eher zum Menschen als zum Raubtier entwickelt, finden nicht immer leicht zum Optimismus.
Vor einem halben Jahr wurde Christa Wolf, die Schriftstellerin, in einer Zeitung gefragt, wie sie mit der Nachricht umginge, dass eine Frau in Brandenburg neun ihrer Babys umgebracht haben soll. Sie sagt: „Ich beschäftige mich intensiv damit … Aber ich kann keinen Mord beschreiben, ich kann keinen Menschen beschreiben, der mordet.“ Eine aufrichtige, sympathische, aber auch sehr nüchterne Antwort.
Als Paulus in Korinth gewesen war – er hatte dort um das Jahr 50 die christliche Gemeinde gegründet – hat er diese Verwundung menschlichen Lebens in den Mittelpunkt seiner Verkündigung gestellt. Korinth, das war eine pulsierende Hafenstadt mit Handelsplätzen, Banken, Vergnügungsvierteln, es gab gelehrte Salons, in denen man über die Weisheit des schönen Lebens debattierte, auf den Plätzen wurden politische Reden gehalten und, wo es opportun war, auch gemordet.
Da wollte er nichts wissen, nichts reden als „allein Jesus Christus, und zwar den Gekreuzigten“, diese Verwundung menschlichen Lebens und – im Licht von Weihnachten – aller menschlichen Hoffnung. Keine gelehrten Debatten, politischen Reden oder Lebenskünste konnten Antwort darauf geben, wie in einer von Gott geliebten Welt so etwas möglich ist. Jesu Tod am Kreuz war eine Gewalttat gewesen, die alles in Frage gestellt hatte, was an Fürsorge Gottes für seine Geschöpfe erkannt und besungen war und geschrieben stand. Eine Gewalttat, die überdeutlich machte, dass in unschuldigem Leiden der Sinn allen Lebens in Frage steht.
Wie kann die Erde zu einem Ort festlicher Freude werden, wenn unzählige Menschen unschuldig leiden, umgebracht werden, übersehen, verdrängt? Paulus brachte nach Korinth kein humanistisches Konzept mit. Er hatte keine Wahlkampfrede in der Tasche. Ganz bewusst hielt er es für richtig, nur von Jesus, dem Gekreuzigten, zu reden. Warum?
Er hatte noch etwas begriffen: Jesus hatte sein gewaltsames Schicksal nicht nur erlitten, er hatte seinen Tod von innen her angenommen und ihn so in eine Tat der Liebe verwandelt. Papst Benedikt XVI. hat es in einer Predigt so gesagt: „Was von außen her brutale Gewalt ist, wird von innen her ein Akt der Liebe, die sich selber schenkt, ganz und gar. … Gewalt wird in Liebe umgewandelt und so Tod in Leben. Weil Jesus den Tod in Liebe umformt, darum ist der Tod als solcher schon von innen her überwunden und Auferstehung schon in ihm da. Der Tod ist gleichsam von innen verwundet und kann das letzte Wort nicht mehr sein.“
Hatte der Apostel Paulus dieses Geheimnis des Glaubens begriffen, dann war auf einmal ein tragendes Fundament da, ein Fundament, auf dem sich dies, dass Gewalt durch Liebe verwandelt wird, immer neu wiederholen kann! Luther hat darum gesagt: „Der Theologe, der vom Kreuz Christi her lebt und denkt, steht in der Realität!“ Paulus nennt es geradezu den „Beweis des Geistes und der Kraft“.
Der Heilige Geist selbst, so Paulus, lässt Menschen erkennen und verkünden: „Christus ist der Herr!“ Der Heilige Geist: die Kraft, durch die Menschen aus dem Teufelskreis der Gewalt erlöst, aus dem Bannkreis des Todes errettet werden und mit unerschöpflicher Liebe, dem ewigen Leben überströmt werden. Da steht der Glaube „nicht auf Menschenweisheit, sondern auf Gottes Kraft“, da ist er verlässliche Realität!
Der Preis dafür? Jesus selbst benennt ihn: „Das ist mein Leib, der für euch gegeben wird – das ist mein Blut, das für euch vergossen wird zur Vergebung der Sünden.“ So werden wir zu Empfängern der liebenden Hingabe Jesu. Unsere eigenen Verwundungen können in ihr geheilt werden. Aus ihnen können sogar schöpferische Kräfte wachsen.
Vergebung zwischen Menschen geschieht nun, wenn Schuld nicht mehr aufgerechnet wird. Man muss nicht mehr auf die Karte eigener Kraft und Klugheit setzen und sich letztlich gegen andere behaupten. Vertrauen wird wieder zu einer Herzensangelegenheit, die sich Raum schafft. Mauern der Abschottung zerbröckeln. Verschlossene Türen öffnen sich wenigstens einen Spalt. Rüstungsetats werden umgemünzt in Katastrophen- und Entwicklungshilfe, in einem ersten Schritt wenigstens zu einem Drittel.
Dann wird es Politiker geben, die dem Kollegen aus der gegnerischen Partei schon einmal öffentlich Respekt zollen. Der Chef, der eine Mitarbeiterin entlassen muss, lässt sie wenigstens seinen Dank und seine Anerkennung spüren. Neue Modelle werden entwickelt, damit Arbeit humaner, gerechter und zugleich wirtschaftlicher verteilt wird. Mit Kernkraftgegnern werden alternative Energieversorgungsmodelle durchgerechnet. In Kana in Galiläa wird Wasser zu Wein.
Und der Geist der Seligpreisungen wird in der Tagespresse kommentiert – und gelesen! – werden: „Selig, die im Herzen einfach sind, die Frieden stiften, die barmherzig sind …“ Selig, die heute Jesu Hingabe leben, die bereit sind, den Preis dafür zu zahlen als eine Dividende auf das Reich Gottes, das kommt und das schon mitten unter uns ist.
Amen.
Komm, Heiliger Geist, heilige uns!
Erfülle unsere Herzen mit brennender Sehnsucht nach der Wahrheit, dem Weg und dem vollen Leben.
Entzünde in uns dein Feuer, dass wir selber davon zum Lichte werden, das leuchtet und wärmt und tröstet.
Lass unsere schwerfälligen Zungen Worte finden, die von deiner Liebe und Schönheit sprechen.
Schaffe uns neu, dass wir Menschen der Liebe werden, deine Heiligen, sichtbare Worte. Dann werden wir das Antlitz der Erde erneuern und alles wird neu geschaffen.
(Russisches Gebet)
Jesus Christus, im Evangelium legst du uns nahe, nicht bei dem stehen zu bleiben, was uns verletzt hat. Und dein Verzeihen wird zum Wunder in unserem Leben.
(Frère Roger)

Pfarrer Dr. Reinhard Simon, Gr. Schulstr.3, 39307 Genthin

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