Menü

Der gute Hirte

von Reinhard Simon (39307 Genthin)

Predigtdatum : 01.05.2022
Lesereihe : IV
Predigttag im Kirchenjahr : Miserikordias Domini
Textstelle : Johannes 21,15-19
Wenn Sie diese Predigt als Word-Dokument erhalten möchten, tragen Sie bitte Ihre E-Mail-Adresse ein und klicken Sie auf "Abschicken"
Ihre E-Mail

Wochenspruch: Christus spricht: Ich bin der gute Hirte. Meine Schafe hören meine Stimme, und ich kenne sie, und sie folgen mir; und ich gebe ihnen das ewige Leben. (Johannes 10,11a.27.28a)

Psalm: 23 (EG 711)

Lesungen

Reihe I: Johannes 10,11-16(27-30)
Reihe II: 1. Petrus 2,21b-25
Reihe III: Hesekiel 34,1-2(3-9)10-16.31
Reihe IV: Johannes 21,15-19
Reihe V: 1. Petrus 5,1-4
Reihe VI: 1. Mose 16,1-16

Liedvorschläge

Eingangslied: EG 107 Wir danken dir, Herr Jesu Christ
Wochenlied: EG 274 Der Herr ist mein getreuer Hirt
Predigtlied: EG 210 Du hast mich, Herr, zu dir gerufen
Schlusslied: EG 358 Es kennt der Herr die Seinen

Predigttext: Johannes 21,15-19

15 Da sie nun das Mahl gehalten hatten, spricht Jesus zu Simon Petrus: Simon, Sohn des Johannes, liebst du mich mehr, als mich diese lieb haben? Er spricht zu ihm: Ja, Herr, du weißt, dass ich dich lieb habe. Spricht Jesus zu ihm: Weide meine Lämmer! 16 Spricht er zum zweiten Mal zu ihm: Simon, Sohn des Johannes, hast du mich lieb? Er spricht zu ihm: Ja, Herr, du weißt, dass ich dich lieb habe. Spricht Jesus zu ihm: Weide meine Schafe! 17 Spricht er zum dritten Mal zu ihm: Simon, Sohn des Johannes, hast du mich lieb? Petrus wurde traurig, weil er zum dritten Mal zu ihm sagte: Hast du mich lieb?, und sprach zu ihm: Herr, du weißt alle Dinge, du weißt, dass ich dich lieb habe. Spricht Jesus zu ihm: Weide meine Schafe! 18 Wahrlich, wahrlich, ich sage dir: Als du jünger warst, gürtetest du dich selbst und gingst, wo du hinwolltest; wenn du aber alt bist, wirst du deine Hände ausstrecken und ein anderer wird dich gürten und führen, wo du nicht hinwillst. 19 Das sagte er aber, um anzuzeigen, mit welchem Tod er Gott preisen würde. Und als er das gesagt hatte, spricht er zu ihm: Folge mir nach!

Predigt

Liebe Schwestern und Brüder,

am Ende beginnt alles noch einmal. Noch einmal anfangen, nun mit den Erfahrungen von heute, die man gemacht hat, es besser machen – manchmal wünscht man sich das. „Nochmal!“, bittet schon ein kleines Kind, um etwas wieder und wieder zu erleben und daran zu wachsen.

Es gibt so erste Momente: die erste Liebe, die Geburt des ersten Kindes, das erste, vielleicht kindliche Erwachen des Glaubens – sie sind unwiederholbar. Aber das Vertrauen auf Gott noch einmal zum frischen Quell des eigenen Lebens zu machen – geht das etwa nicht, mit den Erfahrungen von heute?

Heute ist der Sonntag des Guten Hirten mit dem wunderbaren 23. Psalm – vielleicht kommt unsereinem da beim Beten auch das Wort auf die Lippen: „Nochmal!“ Man durchwandert mit diesem Psalm irgendwie alle Lebenssituationen und ist hinterher ein bisschen ein anderer ist als vorher. Man möchte dieses Vertrauen finden, das der Psalm besingt, und in ihm leben.

Das Gespräch zwischen Jesus und Petrus ist das letzte Gespräch im Evangelium überhaupt. Mit dem 21. Kapitel endet das Evangelium nach Johannes. Und was da erzählt wird, geschah dort, wo alles angefangen hatte: in Kapernaum, am See Genezareth. Noch einmal war Petrus mit dem Boot ausgefahren und hatte nichts gefangen. Wieder hatte er das Netz beinahe ungläubig zum zweiten Male ausgeworfen.

Als er aber nun diesen Jemand am Ufer stehen sah und ahnte, dass das volle Netz mit ihm zu tun hatte, da wusste er: „Es ist der Herr!“ Er, geheimnisvoll, unerklärlich, aber da war er: Christus, der Auferstandene! Quasi mit den Händen zu greifen, kein Märchen. Und Jesus trat zu Petrus; wie schon einmal nannte er ihn „Simon, Sohn des Johannes“, ihn, der alles gewagt hatte und krachend gescheitert war. Da fing alles noch einmal an. Aber jetzt mit anderen Erfahrungen.

Und dann die große, tiefe, Frage: „Hast du mich lieb?“ Nochmal anfangen mit dieser tiefsten Frage, die in einen eindringt wie Feuer – diese Frage kommt heute an unser Ohr. Christus fragt uns mit einer großen, durch das Feuer der Kreuzigung klar gewordenen Liebe: „Hast du mich lieb?“ Am Ende des Evangeliums ist dies der Anfang für uns, konkret, einfach und klar.

Mag sein, dass unsereiner bei dieser Frage zögert wie irgendwann bei der ersten scheuen Liebe. Kann ich das denn beantworten? Ist das nicht zu groß? Kann ich mir denn so sicher sein?

Lieber Mensch, wenn du da auf dich siehst, bekommst du nie eine Antwort! Ein junger Mann, der nur auf sich selber schaut, wenn die Freundin ihn fragt: „Hast du mich lieb?“, wird nie eine Antwort finden. Er muss sie ansehen! Er muss ihr Feuer spüren, nur so wird er seine Liebe finden.

Liebe Schwestern und Brüder, so ist Glaube: den Guten Hirten ansehen, weil er dich ansieht, bis alles Zögern schwindet wie ein Morgennebel. Glaube gründet ja nicht auf uns, sondern sieht sich an ihm satt. Dann kann es sein, dass man sagen möchte: „Herr, du weißt … Du weißt, dass – ich dich liebhabe.“

Am Karfreitag sind wir der Traurigkeit des Petrus begegnet, weil er Jesus nicht kennen wollte. Jetzt war in der biblischen Erzählung wieder die Traurigkeit da: „Da wurde Petrus traurig, weil Jesus zum dritten Male fragte: Hast du mich lieb?“ Wie viele Gründe gibt es, bei dieser Frage traurig zu sein! Weil man das nicht so einfach sagen kann, weil man doch nicht so gläubig ist, weil so viel dagegen spricht an Leid auf der Welt, weil … – ach, was fällt einem dazu alles ein!

Aber nun dringt bis in diese Tiefen hinein ein Lichtstrahl. Und da ist der kleine, große, nochmal gewagte Schritt: „Herr, du weißt alle Dinge, du weißt, dass ich dich liebhabe.“

Ebenso dreimal sagt Jesus, jetzt zum dritten Mal: „Weide meine Schafe“. Der Gute Hirte! Wieder gibt Jesus sich in die Hände der Menschen: Übernehmt füreinander Verantwortung! Seid gute Hirten füreinander! Tut es an meiner Stelle! Lebt so, dass man Gottes Klarheit und Güte erkennen kann! „Weide meine Schafe“ – das war der Ruf an Petrus, sein Beruf. Seine Lebensaufgabe: selber Guter Hirte zu sein. „Soll ich meines Bruder Hüter sein“, hatte Kain gefragt, als er Abel erschlagen hatte. Ja, das ist dein Leben, sagt Jesus.

Welchen Ruf hören wir für unser Leben, für unsere Lebensaufgabe? „Du, geh, ich lege, was ich bin, in deine Hände“, sagt Christus zu uns. Hirte zu sein, ist der Ruf der Verantwortung und des ehrlichen Vertrauens, die so nötig sind zu unseren Zeiten. Es gehört zu uns, herauszufinden, zu welcher Lebensaufgabe wir gerufen und berufen sind.

Als Gemeinde hören wir seinen Hirtenruf, an die lebendige Quelle zu kommen, ans frische Wasser der biblischen Botschaft, das Feuer des Geistes zu spüren, eine rechte Straße für unseren Lebensweg zu finden und bei dem zu sein, der im finstern Tal da ist mit dem Stecken und Stab seiner Hilfe, der uns den Tisch bereitet: den in der Kirche und den in der Küche – und den wir andern bereiten.

Denn das ist Traum und Wahrheit: dass Gutes und Barmherzigkeit ausgebreitet werden auf dieser Erde, die so sehr danach dürstet. Ach, noch einmal anfangen können damit – wie wäre das?

Amen.

Tagesgebet

Lebendiger Gott,
Du schenkst uns Leben
durch den,
den Du auferweckt hast
von den Toten.
Bei Dir kommen wir
ans frische Wasser.
Der Stecken und Stab Deiner Worte
trösten uns.
Lass uns Wege finden
und es wagen auszusprechen:
„Herr, du weißt,
dass ich dich liebhabe.“
Amen.

Fürbittengebet

Gütiger Gott, so oft hast du dich uns schon
als Hüter des Lebens gezeigt,
hast uns gesucht und geführt,
hast uns vor bösen Wegen bewahrt,
hast uns Gutes erfahren lassen
und deine Barmherzigkeit uns spüren lassen.

Darum bitten wir dich auch heute:
Sei du unser Hirte und laß es nicht mangeln
an Brot für die Hungernden,
an Gerechtigkeit für die Bedrängten,
an Kraft für die Schwachen,
an Wegweisung für die Verirrten.
         Wir rufen zu dir: Herr, erbarme dich.

Sei du unser Hirte und führ uns zum frischen Wasser,
belebe uns mit deinem Heiligen Geist,
damit wir uns erinnern, wie es sein soll:
die Erde fruchtbar, die Gemeinschaft friedlich,
die Arbeit gesegnet.
         Wir rufen zu dir: ...

Sei du unser Hirte und bleibe bei uns im finsteren Tal,
nimm die Ausweglosen bei der Hand,
laß Furcht und Schrecken ein Ende haben,
geleite die Sterbenden, tröste die Traurigen.
         Wir rufen zu dir: ...

Sei du unser Hirte und führe uns auf rechter Straße,
auch alle die, die Verantwortung tragen,
die Welt zu regieren,
die nicht fähig sind, das Leben zu hüten,
die nicht mächtig sind, den Frieden zu schaffen.
         Wir rufen zu dir: ...

Sei du unser Hirte und sieh auch die Unbehüteten,
die Vertriebenen, die Zerstreuten,
die furchtbaren Wunden derer,
denen Gewalt angetan wurde.
Sei bei denen, die helfen und verbinden,
dass sie den Mut nicht verlieren.
         Wir rufen zu dir: ...

Die ganze Welt lebt von deiner Güte,
alle Menschen brauchen deine Barmherzigkeit,
Gott, höre nicht auf uns zu suchen,
leite uns, bring uns nach Haus. Amen.

Verfasser: Pfr. Dr. Reinhard Simon, Goethestr. 28a, 39130 Magdeburg


Herausgegeben vom

Logo Zentrum Verkündigung

Referat Ehrenamtliche Verkündigung
Markgrafenstraße 14, 60487 Frankfurt/Main,
Telefon: 069.71379-140
Telefax: 069.71379-131
E-Mail: predigtvorschlaege@zentrum-verkuendigung.de

in Kooperation mit dem

Logo Gemeindedienst der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland
Gemeindedienst der
Evangelischen Kirche
in Mitteldeutschland

Pfarrer Dr. Matthias Rost
Zinzendorfplatz 3 (Alte Apotheke), 99192 Neudietendorf
Telefon: 036202.7717-97

Logo MÖD – Missionarisch Ökumenischer Dienst
Pfarrer Thomas Borchers
Missionarisch-Ökumenischer Dienst
Westbahnstraße 4
76829 Landau
Telefon: 06341.928912
E-Mail: info@moed-pfalz.de
Die „Predigtvorschläge“ sind auch auf CD-ROM (Text- und MS WORD-Datei) erhältlich (Bestellformular).