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Der gute Hirte

von Frederike Reif (Neustadt)

Predigtdatum : 15.04.2018
Lesereihe : ohne Zuordnung
Predigttag im Kirchenjahr : Quasimodogeniti
Textstelle : 1. Petrus 5,1-4
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Wochenspruch:
"Christus spricht: Ich bin der gute Hirte. Meine Schafe hören meine Stimme, und ich kenne sie, und sie folgen mir; und ich gebe ihnen das ewige Leben." (Johannes 10, 11 a.27.28 a)
Psalm: 23 (EG 711)

Lesungen
Reihe I: Johannes 10, 11 - 16 (27 - 30)
Reihe II: 1. Petrus 2, 21 b - 25
Reihe III: Hesekiel 34, 1 – 2 (3 – 9) 10 – 16.31
Reihe IV: 1. Petrus 5, 1 - 4
Reihe V: Johannes 21, 15 - 19
Reihe VI Hebräer 13, 20 - 21

Liedvorschläge
Eingangslied: EG 161 Liebster Jesu, wir sind hier
Wochenlied: EG 274 Der Herr ist mein getreuer Hirt
Predigtlied: EG 395 Vertraut den neuen Wegen
Schlusslied: EG 170 Komm, Herr, segne uns


Predigttext 1. Petrus 5, 1 – 4
Mahnungen an die Ältesten und die Gemeinde
1 Die Ältesten unter euch ermahne ich, der Mitälteste und Zeuge der Leiden Christi, der ich auch teilhabe an der Herr-lichkeit, die offenbart werden soll:
2 Weidet die Herde Gottes, die euch anbefohlen ist, und achtet auf sie, nicht gezwungen, sondern freiwillig, wie es Gott gefällt, nicht um schändlichen Gewinns willen, sondern von Herzensgrund,
3 nicht als solche, die über die Gemeinden herrschen, son-dern als Vorbilder der Herde.
4 So werdet ihr, wenn erscheinen wird der Erzhirte, die unverwelkliche Krone der Herrlichkeit empfangen.


Liebe Gemeinde,

haben Sie ein Idol? Gibt es wichtige Vorbilder in Ihrem Le-ben? Personen des öffentlichen Lebens, Stars, Ihre Eltern vielleicht oder Menschen, die Sie ganz persönlich beein-druckt haben? Wünschen Sie sich selbst, Vorbild zu sein für andere?
[Platz für eigene Gedanken, vielleicht sogar Hinweise zu eigenen Vorbildern des/r Predigers/in]

Bewusst oder unbewusst sind wir alle von Vorbildern ge-prägt, in erster Linie von solchen, die wir bewundern, dane-ben aber sicher auch in negativer Weise, nach dem Motto: So will ich es mal nicht machen. Wahrscheinlich sind sich die meisten einig: Wir brauchen Vorbilder, um uns danach aus-zurichten.

Was aber heißt es, wenn wir selbst aufgefordert sind, Vor-bild zu sein? Ist es motivierend, belastend, lähmend gar?

Als Predigttext haben wir einen Abschnitt aus dem Schluss-teil des ersten Petrusbriefes gehört. Vermutlich ist er nicht wirklich vom Apostel Petrus verfasst, sondern von einem Schreiber, der etwas später gelebt hat. Der Autor hat sich die Bedeutung des Petrus zunutze gemacht, um die Wichtig-keit seiner Anliegen zu betonen. In der damaligen Zeit war das ein üblicher und ganz und gar akzeptierter Weg. Briefe an die Gemeinden gab es schon zu Beginn der christlichen Bewegung. Nicht wenige solcher Briefe wurden früh zum schriftlichen Erbe der ersten Christinnen und Christen. Bis heute werden diese Briefe studiert, interpretiert und weiter überliefert. Auch den Petrusbriefen wurde diese Bedeutung zugesprochen. Die Worte, die wir gehört haben, können über die Jahrhunderte hinweg heute zu uns sprechen.

Der Briefschreiber richtet sich an die frühen christlichen Gemeinden in Kleinasien, auf dem Gebiet der heutigen Tür-kei. Das Gemeindeleben ist vor einige Probleme gestellt durch die Ablehnung, die der neue Glaube im gesellschaftli-chen Alltag erfährt. Der Brief will Ratschläge geben, wie mit der Situation umgegangen werden kann, was christliches Leben im Alltag bedeutet und worauf es ankommt, um sei-nen Glauben zu leben. Fragen, die – unter anderen Vorzei-chen – auch Kirchengemeinden heute sich stellen. Was be-stimmt uns? Was macht unseren Glauben aus? Wie leben wir die frohe Botschaft, die wir gerade erst an Ostern ge-feiert haben?
[Platz für Gedanken über ein spezielles Projekt oder Thema in der eigenen Kirchengemeinde]

Im Schlussteil nimmt der Brief ein uns vertrautes Bild auf: „Weidet die Herde Gottes“ – das Bild vom guten Hirten für Gott ist uns aus dem 23. Psalm vertraut, Jesus selbst hat dieses Bild für sich übernommen. Hier nun richtet es sich an diejenigen, die die Gemeinde leiten: „Weidet die Herde Got-tes, die euch anbefohlen ist.“ Traditionell steht heute, zwei Wochen nach Ostern, der gute Hirte im Zentrum unserer Gottesdienste. Der Hirte mit seinen Schafen ist ein Bild, das in unserem Alltag praktisch nicht mehr vorkommt, und doch ist ein uns vertrautes Bild voller Symbolkraft. Wir sind Teil der Herde Gottes. In jeder Kirchengemeinde gibt es Men-schen, die Aufgaben übernehmen, um diese „Herde“ zu lei-ten. Das war zu der Zeit der frühen Christenheit so und das ist bis heute so geblieben.
Hören wir noch einmal, was die Briefverse auf den Weg geben: „Weidet die Herde Gottes, die euch anempfohlen ist, und achtet auf sie, nicht gezwungen, sondern freiwillig, wie es Gott gefällt, nicht um schändlichen Gewinns willen, sondern von Herzensgrund, nicht als solche, die über die Gemeinde herrschen, sondern als Vorbilder der Herde.“ Da ist alles drin, Worte, die sich alle zu Herzen nehmen dürfen, die in irgendeiner Funktion leiten, beileibe nicht nur in der christlichen Gemeinde. Doch bleiben wir bei dem Vorbildsein.

Über Ihre eigenen Vorbilder nachzudenken, habe ich Sie zu Beginn angestoßen, und ich habe gefragt, ob Sie selbst Vor-bild sein möchten. Was macht es mit uns, wenn wir aufge-fordert sind, Vorbild zu sein? Denn im Grunde richtet sich dieser Anspruch an uns alle: Wie wir als Christinnen und Christen leben, das bestimmt das Bild, das andere von uns als „Gottes Herde“ haben.

Vorbild sein – häufig wird damit ein hoher Anspruch verbun-den. …

Ist es aber tatsächlich das Perfekte, das wir als Vorbild brauchen? Makellose Idealbilder, die wir doch nie erreichen? Ansprüche an uns selbst, die wir doch nie ganz erfüllen kön-nen? Es ist schlicht Bestandteil unseres Menschseins, dass wir Fehler machen. Als Menschen haben wir einen besonde-ren Platz in der Schöpfung, weil Gott uns den freien Willen gegeben hat. Wir können uns zwischen Gut und Böse ent-scheiden, und wir machen dabei immer wieder Fehler – manchmal gerade, weil wir alles richtig machen wollen … Was wir brauchen, sind Vorbilder, die durchaus auch Fehler machen – entscheidend ist, wie sie damit umgehen. Wir brauchen keine perfekten Ideale, sondern Menschen, die zu ihren Schwächen stehen. Menschen, die einräumen, sich auch irren zu können, die dann Verantwortung übernehmen bzw. daraus lernen und lernen, es besser zu machen.
[Platz für eigene Gedanken, aktuelles Beispiel oder Ähnliches]

Es ist bezeichnend, dass es gerade Petrus zugesprochen ist, dies geschrieben zu haben. „Seid Vorbilder der Herde.“ Er ist das Vorbild des Menschen, der auch Fehler macht. Der den Mund zu voll nimmt, um sich anschließend zutiefst zu schämen, und der dann erfahren darf: Jesus nimmt ihn dennoch an. Petrus war überzeugt mit jeder Faser seines Herzens, er werde immer offen zu Jesus stehen. Doch kaum kam es darauf an, hat er Jesus verleugnet, hat so getan, als kenne er ihn nicht. Wie hat er sich geschämt, als er sein eigenes Handeln erkannt hat. Er hat gelitten, als Je-sus starb und glaubte seine ganze Sache und sich selbst verloren. Doch an Ostern am leeren Grab hat er neues Ver-trauen gefunden. Weiter ist er Jesus nachgefolgt, trotz sei-ner Scham über sich selbst. Er wurde eine der wichtigsten Personen der ersten Gemeinde, wie es uns in der Apostel-geschichte des Lukas überliefert ist. Petrus hat gelernt, an seinen eigenen Fehlern zu wachsen. Mit all seiner Scham durfte Petrus auf Gottes Barmherzigkeit vertrauen und tat es auch.

Gottes Barmherzigkeit – so heißt der heutige Sonntag im Kirchenjahr, Misericordias Domini. Gott ist barmherzig mit uns Menschen. An Karfreitag sind wir den Weg gedanklich mitgegangen, den Jesus auf sich genommen hat, an Ostern haben wir Gottes Liebe gefeiert, die stärker ist als der Tod. Gottes Liebe und Barmherzigkeit gilt uns. Egal, ob wir Ver-antwortung in der Gemeinschaft übernehmen oder im per-sönlichen Bereich, egal, ob wir uns Vorbilder suchen oder selbst zum Vorbild werden: Es ist gut, sich daran zu erin-nern, dass wir alle Fehler machen. Das hilft uns, selbst barmherzig zu sein – mit uns selbst und mit anderen. Wenn wir in dieser Barmherzigkeit Jesus und auch Petrus nachfol-gen, dann gelten auch uns diese Worte: „So werdet ihr, wenn erscheinen wird der Erzhirte, die unvermeidliche Kro-ne der Herrlichkeit empfangen.“ Jesus nimmt uns an, so wie wir sind und gibt uns Anteil an der Liebe Gottes.
Amen

Verfasserin: Pfarrerin Friederike Reif
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