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Der Heiland

von Karin Berghaus (Reutlingen)

Predigtdatum : 14.08.2016
Lesereihe : ohne Zuordnung
Predigttag im Kirchenjahr : 10. Sonntag nach Trinitatis - Israelsonntag: Gedenktag der Zerstörung Jerusalem
Textstelle : Apostelgeschichte 9,1-9.(10-20)
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Wochenspruch:
"Das geknickte Rohr wird er nicht zerbrechen, und den glimmenden Docht wird er nicht auslöschen." (Jesaja 42, 3)

Psalm: 147, 3 - 6.11 - 14 a

Lesungen
Altes Testament: Jesaja 29, 17 - 24

Epistel: Apostelgeschichte 9, 1 - 9.(10 - 20)

Evangelium: Markus 7, 31 - 37

Liedvorschläge
Eingangslied: EG 304, 1 – 6 Lobet den Herren
Wochenlied: EG 289, 1 – 3 Nun lob, mein Seel, den Herren
Predigtlied: EG 355, 1 – 5 Mir ist Erbarmung widerfahren
Schlusslied: EG 289, 4 + 5 oder EG 170, 1 - 4 Nun lob, mein Seel, den Herren oder Komm, Herr, segne uns


Predigttext Apostelgeschichte 9,1 - 9
„Saulus aber schnaubte noch mit Drohen und Morden gegen die Jünger des Herrn und ging zum Hohepriester und bat ihn um Briefe nach Damaskus an die Synagogen, damit er Anhänger des neuen Weges, Männer und Frauen, wenn er sie dort fände, gefesselt nach Jerusalem führe.
Als er aber auf dem Wege war und in die Nähe von Damaskus kam, umleuchtete ihn plötzlich ein Licht vom Himmel; und er fiel auf die Erde und hörte eine Stimme, die sprach zu ihm: Saul, Saul, was verfolgst du mich? Er aber sprach: Herr, wer bist du? Der sprach: Ich bin Jesus, den du verfolgst. Steh auf und geh in die Stadt; das wird man dir sagen, was du tun sollst. Die Männer aber, die seine Gefährten waren, standen sprachlos da; denn sie hörten zwar die Stimme, aber sahen niemanden. Saulus aber richtete sich auf von der Erde; und als er seine Augen aufschlug, sah er nichts. Sie nahmen ihn aber bei der Hand und führten ihn nach Damaskus; und er konnte drei Tage nicht sehen und aß nicht und trank nicht.“

Hinführung

1. Exegetische Hinweise
Die Berufung des Paulus bei Damaskus wird von Lukas noch in Apostelgeschichte 22, 6–16; 26, 12–18 berichtet und dort in Reden eingefügt. Der Erzählstil Apostelgeschichte 9 erinnert an Berufungslegenden der Propheten des Alten Testaments, z. B. Jeremia (Jeremia1, 5) und Jesaja (Jesaja 6, 8) vgl. die Lichterscheinung und das Rufen Gottes.

Deutlich kommt in Apostelgeschichte das Interesse an Sendung und Autorisierung des Paulus als Apostel Christi zum Ausdruck. Diesem Anliegen entspricht, dass Paulus anders als die 12 Apostel kein Jünger Jesu ist und »von außen« dazukommt. Nach eigenen Angaben stammt er aus einer jü-dischen Familie, gehörte der Gruppe der Pharisäer an (Philipper 3, 5 – 6) und wächst in der Diaspora, in einer hellenistisch geprägten Umgebung auf.

Dass Paulus sich mit jüdischem Namen »Saulus« nannte (Apostelgeschichte 7, 58; 8, 1) ist nicht ausgeschlossen, eine sprichwörtliche Bekehrung »vom Saulus zum Paulus« abzuleiten, halten die Ausleger für nicht stichhaltig. Paulus selbst nennt sich in Briefen nur mit dem römischen Namen. Unter den Aposteln Christi bezeichnet er sich als der letzte und geringste (1. Korinther 15, 8–10).

Paulus ist kein Zeitzeuge Jesu, er muss seinen Platz unter den angestammten Autoritäten der Jerusalemer Urgemeinde behaupten. Von seiner Vergangenheit als leidenschaftlicher Christenverfolger (Apostelgeschichte 9, 14) berichtet Paulus in Galater 1, 13; 23; Philipper 3, 6. Die Bedenken und das Misstrauen ihm gegenüber sind verständlich, wie es Hana-nias Apostelgeschichte 9, 3 ausspricht (auch Apostelgeschichte 9, 21.26). Paulus’ Wirken als Apostel war nicht unumstritten. Es wurden im jüdischen Rat Pläne geschmiedet, ihn zu töten (Apostelgeschichte 9, 23). Beim sogenannten Apostelkonzil (Apostelgeschichte 15; Galater 2, 1 – 10) wird über die Zuständigkeiten der Mission unter Juden und Heiden gestritten und ausgehandelt, dass Paulus fortan als »Heidenapostel« tätig ist. Das entspricht den Angaben von Paulus Galater 1, 17 – 2, 1, wonach er sich im Anschluss an seine Berufung für drei Jahre in Arabien aufhält und dort das Evangelium verkündigt.

Die Berichte über den Werdegang und Weg von Paulus in der Apostelgeschichte tragen legendenhafte Züge. Mehrfach übersteht er Gefahren für Leib und Leben (Gefangenschaft Apostelgeschichte 24, 27; Schiffbruch 7, 13 – 44). Apostelgeschichte 9 schildert ausführlich die Umstände seiner Berufung. In Paulus’ Selbstzeugnis (Galater 1, 11.12) fehlen solche Details. Dennoch wird nicht bezweifelt, dass Paulus in der Berufung eine tiefgreifende Krise und Veränderung erfährt, die sein bisheriges Tun und Wirken in Frage stellt, siehe Philipper 3, 7: »Aber was mir Gewinn war, das habe ich um Christi willen für Schaden erachtet.« Für Paulus beginnt vor Damaskus eine radikale Kehrtwende. Die Blindheit und das Fasten (Apostelgeschichte 9, 8) sind Zeichen des Umbruchs zwischen altem und neuem Leben. Seit Damaskus gibt es für ihn nur noch ein Vorher – Nachher im Blick auf sein Leben, Glauben und Handeln.

2. Die Gemeinde und der Gottesdienst
Mitten im Sommer, in der Urlaubs- und Reisezeit findet dieser Sonntagsgottesdienst statt. In der Sommerpause ruhen in der Gemeinde die Aktivitäten und Angebote von Gruppen. Das lässt alle ein wenig verschnaufen. Beim Vorbereiten und Halten des Gottesdienstes erlebe ich selbst mehr Gelassenheit als sonst. Ich rechne mit einer kleinen, aber interessierten Gottesdienstgemeinde.

3. Der Text und mein Weg zur Predigt
Bekehrungserlebnisse haben in manchen Gemeinden und Mitarbeiterkreisen einen hohen Stellenwert. Die sich ohne solche Erfahrungen als Christenmensch verstehen, sind da eher befremdet oder fürchten, nicht fromm genug zu sein. Die Berufungen von Paulus und Hananias liefern Stoff für das bewegende Zeugnis vom Eingreifen Gottes. Doch das möchte ich nicht zum Gegenstand meiner Predigt machen. Gottesbegegnungen halte ich für einen persönlichen Schatz, den man gerade im Predigen leicht zerreden oder als Idealbild nur zur Schau stellen könnte.

Stattdessen möchte ich zu Beginn der Predigt aufmerksam machen, wie unvorhersehbar und massiv Paulus bei Damaskus gestoppt wird. Immer wieder erlebe ich als Seelsorgerin große Not und Angst, wenn Menschen ihre »perfekten« Lebensentwürfe und Pläne begraben müssen. So ist für mich die Bereitschaft erstaunlich, mit der Paulus sich ganz neu orientiert. In einer dreitägigen »Auszeit«, im Fasten und Blindsein reift seine Entscheidung, dem Ruf zu folgen. Die 3-Tage-frist erinnert an Jona (Kapitel 2, 2), der nach seiner Berufung zunächst flieht und erst nach 3 Tagen im Bauch des Fisches für den Auftrag und Aufbruch bereit ist. Auch die Auferstehungsbotschaft reicht in dieses Thema von Ende und Neuanfang hinein (ich verfasse diese Hinführung kurz vor Ostern!). Paulus kommt und kann nicht mehr zurück. Nullpunkt und Neuanfang im Leben und Wirken greifen ineinander. Den Mut und die Konsequenz seines Aufbruchs möchte ich zur Mitte der Predigt machen und daran den Umgang mit Krisen anschließen.

Die Berufung und Kehrtwende des Paulus zeigt in überraschender und überwältigender Weise, wie sich Gegensätze und Gegnerschaft durch Gottes Eingreifen als vereinbar erweisen. Die Vergangenheit, das böse Toben des Paulus wird nicht verurteilt oder als verfehlt betrachtet, sondern als Teil seines Weges berücksichtigt. Tröstlich wird das auch im Wochenspruch Jes.42, 3 beschrieben: Das geknickte Rohr wird er nicht zerbrechen und den glimmenden Docht wird er nicht auslöschen.

Ich schlage daher Nr. 589 »Meine engen Grenzen« als Lied nach der Predigt vor.



Predigt

Liebe Gemeinde,

»Saul, Saul, was verfolgst du mich?« –
Mit dieser Frage wird Paulus, der unermüdliche und leidenschaftliche Christenverfolger gestoppt. Christus stellt sich ihm in den Weg und dadurch verändert sich alles, was Paulus bisher ausgezeichnet und geprägt hat.

Der Jude und Pharisäer Paulus ging seiner Arbeit wohl äußerst gewissenhaft, vielleicht sogar verbissen nach. Ganz offiziell befindet er sich auf Verfolgungsjagd, spürt christliche Kreise und deren Mitglieder auf, um sie zu verhaften und vor Gericht zu bringen. Es muss heftig zugegangen sein in den Anfängen. Die kleine Schar der Anhänger Jesu hatte sich zunächst in und um Jerusalem zusammengefunden und allmählich wuchs der Kreis. Ihnen stellt Paulus mit Schnauben, Drohen und Morden nach und erbittet dazu von höchster Stelle Briefe, sozusagen als Lizenz für seine Verfolgungskampagne. Einen solchen Menschen musste man fürchten, zumal wenn sich blinder Eifer, Streben nach Erfolg, mit Macht und Einfluss verbündeten. Es mag uns erschrecken, welche Brutalität und zerstörerische Motivation im Vorgehen des Paulus anklingt. Es scheint kein Erbarmen für die Opfer zu geben. Im Gegenteil! Da stehen der Erfolg und die Überzeugung im Vordergrund, der richtigen Sache, einem hohen Ziel mit Entschlossenheit zu dienen. Paulus hat sich bei der Bekämpfung der neuen Religion einen Namen gemacht. So spricht aus Hananias tiefer Zweifel, ja nackte Angst, als er von Gott beauftragt wird, Paulus aufzusuchen: »Herr, ich habe von vielen gehört über diesen Mann, wie viel Böses er deinen Heiligen in Jerusalem angetan hat«. Hananias soll den Mann treffen, der als der schlimmste Feind und gefürchtetste Mann unter Christen bekannt ist.

Wie in der Berufung des Paulus so steckt auch im Auftrag für Hananias die große Anfrage, wozu das dienen und wie das gut gehen soll.
Die Voraussetzungen für die Beauftragung des Paulus als Diener Christi kann man sich nicht querer und komplizierter denken. Mit gesundem Menschenverstand würde man dem Paulus gerne sagen: »Lass lieber die Finger davon!« – und dem Hananias: »Mach, dass du da herauskommst, bevor es zu spät ist!«

»Die Bekehrung des Saulus«, so wird dieser Predigtabschnitt in der Lutherbibel überschrieben. Es klingt, als ob ein Gauner zur Strecke gebracht und ihm erfolgreich das Handwerk gelegt wurde. Der Böse ist bekehrt und besiegt, er gehört jetzt – Gott sei Dank – zu den Guten!

Nach meinem Verständnis greift das zu kurz, wenn nur auf das Ergebnis, auf Läuterung und Wandlung eines Bösen ge-schaut wird. Was böse gewesen ist, wird auch durch die Be-kehrung nicht gut geheißen oder gar vergessen. So musste Paulus von Anfang an Misstrauen und Vorurteile wegen seiner Vergangenheit aushalten und ausräumen.

Man hat ihm die Bekehrung, die Kehrtwende seines Lebens und den Wechsel ins Lager der Gegner nicht ohne weiteres abgenommen. Über den blinden Eifer und die Schikanen ge-genüber Christen spricht er mehrfach in seinen Briefen an die Gemeinden. Er leugnet nicht, dass sein Wandel und sein Antritt des Apostelamtes allgemein Zweifel und Anfragen weckt. Erstaunlich bleibt für mich an der Berufungsgeschichte des Paulus die Art und Weise, wie sich Christus ihm in den Weg stellt.

»Saul, Saul, was verfolgst du mich?« – Diese Frage trifft Paulus mitten in seinem beruflichen Alltag, mitten in einer Zeit, wo er sich vom Erfolg und Fortgang seines Weges überzeugt und bestärkt fühlt. Paulus war sich seiner Sache sicher, nichts und niemand konnten ihn von seinen ehrgeizigen Plänen abbringen.

Die Frage, die ihm bei Damaskus gestellt wird, bringt ihn ins Wanken. Wie ein gefällter Baum stürzt der sonst unerschütterliche Paulus zu Boden. Sein bisheriger Weg, sein Hauptanliegen, der Sinn seines Tuns wird in dieser Frage aufgegriffen und durchkreuzt. Eben diese Erfahrung ist in meinen Augen der entscheidende Moment an seiner Berufung. Sie trifft ihn in der Tiefe, berührt das Selbstbewusstsein, die ge-samte Schaffenskraft und Überzeugung eines Menschen, der nur für eines gekämpft und gelebt hat.

Immer wieder kann man bei Menschen in Krisen erleben, wie erschreckend, ja wie vernichtend es erlebt wird, wenn sich alles Planen und Streben im Leben zerschlägt. Die Diagnose einer bösen Krankheit, die Mitteilung einer Trennung, die Kündigung, die versäumte Aufstiegschance, ein Unglücksfall. Wir alle kennen solche Beispiele. Und Menschen, die das betrifft, waren oder sind selbst schon mit solchen Erfahrungen konfrontiert worden. Ein Schrecken, ein tiefer Riss macht einem schmerzlich bewusst, dass nichts mehr ist, wie es war. Was für ein schrecklicher Moment, wenn es mir dämmert, dass hier alles über den Haufen geschmissen wird, was geplant, erhofft, mit Eifer und Einsatz verfolgt wurde.

»Saul, Saul, was verfolgst du mich?«
Die Frage, die Paulus trifft, ist schlicht, doch sie offenbart das Ende eines Weges, der so keine Fortsetzung finden kann. So stürzt Paulus zu Boden und mit ihm stürzt die Sicherheit seines bisheriges Tun und Wirken einfach in sich zusammen. Paulus reißt die Begegnung mit Jesus buchstäblich runter. Da hilft es nicht, einfach wegzuhören oder wegzugehen. Da kommt er nicht davon und nicht umhin, sich zu stellen. Wo Pläne und Sicherheiten von heute auf morgen durchkreuzt werden, scheint uns der Boden unter den Füßen weggezogen. So lässt sich der Kniefall des Paulus auch als Einknicken gelebter Überzeugung und Gewissheit deuten.

Paulus hat der Frage nach seinem Tun nichts entgegengesetzt. Er entschuldigt weder seinen blinden Eifer, noch bettelt er um Gnade oder Verschonung. Er hat nichts vorzubringen, um Reue oder Wiedergutmachung anzukündigen. Das ist in diesem Moment völlig unwichtig. Denn hier wird die grundsätzliche Frage gestellt, worin sein Wirken, seine Selbstwahrnehmung, seine Daseinsberechtigung besteht. Darin erlebt sich der Verfolger nun selbst eingeholt und verfolgt. Es gibt keinen Ausweg, keine Ausflucht mehr.

Interessant ist es auch zu hören, dass Paulus nicht sofort losstürzt, um sich den neuen Aufgaben zu widmen. Was ge-schehen ist, muss erst einmal bewusst verinnerlicht, wahrgenommen und angenommen sein. Wir hören, dass Paulus drei Tage zurückgezogen verbringt, im Fasten – und unfähig, zu sehen. Diese Einkehrzeit und die Erblindung schaffen Gelegenheit, sich zu besinnen. Sein Fasten ist Zeichen der Bereitschaft, das, woran er sich sonst festgehalten hatte, aufzugeben und sich auf Neues einzustellen.

Ganz ähnlich erlebt es der Prophet Jona, als er vor dem Auftrag Gottes flieht und sich in höchster Seenot ins Meer werfen lässt. Ein Fisch nimmt ihn auf und für drei Tage kann er dort über seinen neuen Weg und den Neuanfang brüten. Auch das ist eine Art Fastenzeit, die zum Umkehren befähigt und den Neustart markiert.

So mag das Erlebnis des Paulus vor Damaskus als Tiefpunkt und zugleich Wendepunkt seines Weges gelten.

»Herr, wer bist du?« Das fragt einer, der nicht mehr ausweichen kann und will. Einer, der erkannt und aufgehört hat, sich auf eigene Erfolge, Sicherheiten und Kräfte zu verlassen. Was wie das Ende, wie Kapitulation aussieht, wird der Anfang für eine neue Erfahrung: »Steh auf!« – so wird es dem Gefallenen geboten. Der so plötzlich gestoppt und aus der Bahn geworfen war, steht auf, stellt sich und wird für eine neue Aufgabe gewonnen. Das ist in meinen Augen der heilvolle Ansatz für geglückte Umkehr; denn der Betroffene wird nicht zugrundegerichtet, sondern aufgerichtet. Er wird zum Weitergehen und Weiterleben ermutigt.

»Steh auf!« Das bedeutet auch: Du bist am Boden, aber du bist nicht zerstört! Der böse Verfolger Paulus muss sich seiner »Unterwerfung« nicht schämen. Paulus erfährt vielmehr: Ich werde noch gebraucht. Ich bin noch nütze. Ich kann einen neuen Weg einschlagen.

Die Erfahrung von Paulus ist mehr als eine Bekehrung vom Saulus zum Paulus. Sie lässt uns voll Staunen entdecken, dass Gott nichts abhält, böse Wege und Pläne umzukehren, indem er Menschen herausruft und herausführt. Selbst solche, die anderen nicht geheuer sind, die keinen makellosen Ruf und eine dunkle Vergangenheit haben, nimmt Gott in den Dienst. Paulus hätte so weitermachen können wie bisher. Sein Einstieg als Apostel ist völlig unerwartet, unheimlich, ja ungeheuer. Die Jerusalemer Apostel trauen seiner Bekehrung und dem Seitenwechsel zunächst nicht. Beinahe unmöglich und unglaublich scheint diese Umkehr; dass einer, der den Christen nach dem Leben trachtete, nun als Verkündiger und Werkzeug Gottes zum Einsatz kommt. Die Wege Gottes sind manchmal seltsam fremd. Und Krisen bringen es mit sich, zu fragen, was das bedeutet, wie und ob wir das hinnehmen können und wollen.

Wir können Menschen, die unten angelangt sind, nicht abnehmen, es als heftigen Schlag zu empfinden. Wir können oft genug auch nicht sehen oder sagen, warum es so gekommen ist. Doch mit dem Berufungserlebnis des Paulus darf man daran festhalten und Vertrauen wagen, dass Gott nicht nur zu Boden wirft, sondern auch aufrichtet; dass er neue Wege und Begegnung sogar mit gefürchteten Bösen möglich macht.

Ein tief tröstliches Bild für diese gnädige und heilvolle Erfahrung dank Gottes Hilfe wird im Wochenspruch aus Jesaja 42, 3, beschrieben: Das geknickte Rohr wird er nicht zerbrechen und den glimmenden Docht wird er nicht auslöschen.
Amen.


Eingangsgebet
Herr Jesus Christus,
wir sind versammelt
weil wir dich und deine Liebe brauchen.
Unser Mut ist oft klein,
unser Herz eng,
unsere Liebe ängstlich.
Rede du heute selbst mit uns
und erfülle uns
mit deinem Glauben
und deiner Liebe
und deiner Zuversicht.
Amen.






Fürbittengebet
Weil du niemanden ausschließt,
bitten wir dich, Gott,
für alle, die verachtet und vergessen werden,
für alle, die aus ihrer Heimat fliehen,
für alle, die das Gefühl haben, allein zu sein.
Wecke in uns den Geist der Freundschaft,
der Offenheit und der Barmherzigkeit,
damit sich der Friede ausbreitet.
Weil du alles mit uns teilen willst,
so wie Jesus fünf Brote und zwei Fische austeilte,
bitten wir dich
für alle, die am Mangel leiden,
weil sie nicht genug zu essen haben,
weil ihre Kleider zerrissen
und ihre Wohnungen zerstört sind,
weil sie zu wenig geliebt werden:
Wecke in uns den Geist der offenen Herzen und Hände,
wecke ihn überall, damit sich der Friede ausbreitet.
Weil du den Schuldigen vergibst,
bitten wir dich für alle, die bedrückt sind,
beunruhigt über ihr eigenes Leben,
beschämt, weil sie das Falsche tun
und das Richtige unterlassen:
Wecke in uns den Geist der Versöhnung,
gib uns den Mut,
Altes zu lassen und Neues zu beginnen
und aufeinander zuzugehen.
Wecke in uns und bewahre uns die Freude am Leben, damit sich der Friede ausbreitet. Amen.
A. u. W. Armbrüster, Wir bringen die Welt ins Gespräch, Seite 152


Verfasserin: Pfarrerin Karin Berghaus
Luckenäckerweg 7, 72768 Reutlingen


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