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Der Herr der Geschichte

von Friedhelm Jakob (Ludwigshafen)

Predigtdatum : 03.02.2019
Lesereihe : I
Predigttag im Kirchenjahr : 5. Sonntag vor der Passionszeit
Textstelle : 1. Korinther 1,4-9
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Wochenspruch: "Der Herr wird ans Licht bringen, was im Finstern verborgen ist, und wird das Trachten der Herzen offenbar machen." (1. Korinther 4,5b)

Psalm: 37,1-11

Predigtreihen

Reihe I: 1. Korinther 1,4-9
Reihe II: Jesaja 40,12-25
Reihe III: Matthäus 21,28-32
Reihe IV: 1. Korinther 1,4-9
Reihe V: Jesaja 40,12-25
Reihe VI: Matthäus 21,28-32

Liedvorschläge

Eingangslied: EG 73,1-6 Auf, Seele, auf und säume nicht
Wochenlied: EG 246 Ach bleib bei uns, Herr Jesu Christ oder EG 409 Gott liebt diese Welt
Predigtlied: EG 245 Preis, Lob und Dank sei Gott dem Herren
Schlusslied: EG 618 Weiß ich den Weg auch nicht

Predigttext 1. Korinther 1, 4 – 9

Dank für Gottes reiche Gaben in Korinth

Folgende Übersetzung angelehnt an die Züricher Bibel lege ich meiner Predigt zugrunde:

4 Immer wieder danke ich meinem Gott dafür, dass er euch durch Jesus Christus seine Gnade geschenkt hat.
5 In ihm seid ihr reich geworden an allem: reich an Wort und reich an Erkenntnis aller Art.

6 Denn das Zeugnis von Christus ist bei euch so fest verankert,
7 dass es euch an keiner Gabe mangelt, solange ihr auf die Offenbarung unseres Herrn Jesus Christus wartet.
8 Er wird euch auch Festigkeit geben bis zum Ende, und kein Tadel wird euch treffen am Tage unseres Herrn Jesus Christus.
9 Treu ist Gott, durch den ihr berufen wurdet in die Gemeinschaft mit seinem Sohn Jesus Christus, unserem Herrn.

Liebe Gemeinde,

gibt es unter uns noch echte Briefschreiber? Vielleicht sogar Briefe, die mit der Hand geschrieben sind? Ihre Zahl ist klein geworden: zu aufwändig, zu umständlich: Schreiben – kuvertieren – adressieren – frankieren – zum Briefkasten bringen… Ein mühsam langer Weg.

Briefe schreiben – ein fast vergessenes Kulturgut

Da ist das heute doch alles einfacher: Schnell eine Whats App eingetippt: kurze Sätze, viele Fehler, schnell fast alles gesagt. Fragen Sie bei Herrn Trump: er beherrscht diese Methode perfekt. Ich wähle dann schon eher den Mittelweg: per Laptop eine E-Mail verfasst - die Rechtschreibung wird zumindest teilweise korrigiert – nochmals prüfend überlesen – ein Knopfdruck und mein elektronischer Brief ist sofort weltweit, also global bei meinem Adressaten. Und wenn ich mehrere Adressaten gleichzeitig erreichen will, na bitte: die richtigen Adressen, auf die neuen Datenschutzverordnungen geachtet und 10, 20, 100 Menschen haben gleichzeitig meine Nachricht. Richtig praktisch …

Seit ich pensioniert bin, wähle ich aber doch auch wieder den Weg des guten alten Briefes, schließlich hat nicht jeder und jede meiner Lieben einen Laptop. Aber das ist nicht der Grund meines neuerlichen Briefschreibens: So ein persönlicher Brief ist doch auch etwas Wunderbares: Handschriftlich adressiert – säuberlich geöffnet – die Briefmarke für Bethel entfernt – dann in den Sessel gesetzt und sorgsam entziffert. Das schafft – den Inhalt jetzt einmal außer Acht gelassen – Beziehung. Das ist etwas, was mich berührt. Zugegeben wegen meiner etwas krakeligen Handschrift nutze ich beim Schreiben doch auch den Computer; immerhin wähle ich aber keine sterile Kaufmannschrift, sondern einen fein geschwungenen Schrifttyp. Sie meinen, ich wäre wegen solcher Briefe ein Exot. Dann denken Sie einmal nach, wann Sie solche persönlichen Briefe in letzter Zeit bekommen haben. Ich habe eine ganze Reihe erhalten – liebevoll gestaltet in schönster Schrift und sie waren zu unterschiedlichen Anlässen: Einladungen zu Geburtstagen oder Hochzeiten, auch Einladungen zu Beerdigungen. So schön gemacht, dass ich sie fast alle aufgehoben habe.

[Oder andere/eigene schöne Erfahrungen mit dem Briefeschreiben …]

Der heutige Text – eine Standortbestimmung

Mir war es echt etwas wert, bei meiner heutigen Predigt auf die Methode des Briefe-Schreibens einzugehen. Der heutige Korinther-Text des Paulus bietet sich da regelrecht an. Es ist die Eröffnung eines ganz wichtigen Briefes – sozusagen die Motivation zum Weiterlesen. Das regte mich an, eine Wertschätzung des Briefes ganz allgemeiner Art an den Beginn meiner heutigen Predigt zu stellen.

Dank – trotz Streitigkeiten in Korinth

Aber nun zu Paulus und seinem Briefeingang, der uns heute aufgetragen ist. Was und wozu schreibt also Paulus?

Er beginnt mit einem überschwänglichen Dank, man könnte auch sagen Lob für die korinthische Gemeinde (Zitat Vers 4). Schon bald nach unserem heutigen Predigttext folgt dann die große Auseinandersetzung. In der wohl eher kleinen Gemeinde in der damaligen Weltstadt Korinth geht es heftig zu. Verschiedene Parteien haben sich gegründet. Streitigkeiten sind ausgebrochen. Hier will der Apostel Orientierung geben, ohne auf Wesentliches des Glaubens zu verzichten. Und wie meist in seinen Briefen endet er im 16. Kapitel sehr versöhnlich: (Zitat: Alles, was ihr tut, geschehe in der Liebe 1. Kor. 16, 4).

Noch einmal: Der Anfang ist vom Dank bestimmt. Aber diese Brief-Eröffnung hat schon fast testamentarischen Charakter, die Paulus in seinen Dank einbindet:

Ganz wichtig ist nämlich, dass Paulus nicht den Korinthern dankt, sondern Gott! (Zitat Vers 8: „ER wird euch Festigkeit geben“ und Vers 9: „Treu ist Gott.“)

Wir leben in recht unruhigen Zeiten. Diese Zeiten sind auch vielfältig von gegenseitigen Angriffen bestimmt. Zerwürfnisse sind nicht selten – weltweit, aber auch in Gemeinden, sogar Familien. Ist es da nicht angebracht, Gott einfach zu danken. Ich beschränke mich auf unsere Gemeinden. Natürlich gibt es da auch so manches auszusetzen. Wir sind keine Heiligen. Auch bei uns gibt es Anlass zur Kritik. Ist da der heutige Text am Ende der Weihnachtszeit nicht ein guter Anlass, Gott für die Gemeinschaft zu danken. Versuchen wir es doch!

[Hier möglicherweise ein konkretes und aktuelles Beispiel aus der Gemeinde …]

Gottesdienst und Gemeinde – das geht uns alle an

Und Paulus geht weiter (Zitat: Vers 5: „Durch Christus …seid ihr reich an Wort und reich an Erkenntnis“ und Vers 6: „das Zeugnis von Christus ist fest verankert.“) Wie ist das bei uns? Ich phantasiere mal ein wenig: Stellen wir uns vor, zum Gottesdienst an Heilig Abend ist der Pfarrer plötzlich schwer erkrankt. Unmittelbar vor dem Gottesdienst erfahren das die diensthabenden Presbyter. Was geschieht nun? Gehen alle enttäuscht nach Hause? Man hat sich gefreut und nun das … Könnte es nicht auch so sein, dass der Organist von oben sagt: „Lasst uns doch einfach ein Weihnachtslied singen!“ Ein Presbyter liest das Weihnachts-Evangelium; eine moderne Weihnachtsgeschichte wollte Herr Müller nach dem Gottesdienst am Familientisch vorlesen; jetzt macht er es halt in der Kirche. Ein zweites Weihnachtslied folgt, weitere kleine Beiträge schließen sich an und irgendwie geht jeder und jede ein bisschen gestärkt nach Hause … Eine Phantasie – zugegeben – aber so völlig abwegig?

Unzählige Gnadengaben – auch mitten unter uns

Und Paulus sagt den Korinthern weiter: (Zitat Vers 7: „Es mangelt an keiner Gabe…“) Ist das bei uns wirklich anders? Kann sich eine Gemeinde statt ständig herumzukritteln nicht an vielen Gnadengaben erfreuen? [Hier können Beispiele vor Ort gut verwendet werden.]

Da fehlt der Pfarrer, was ja leider häufiger passiert. Deswegen haben sich einige Gemeindeglieder zusammen gefunden und einen Besuchsdienst gegründet: Zu runden Jubiläen erhalten Gemeindeglieder einen Gruß, Kranke werden besucht.

Der Kirchenchor lädt wöchentlich zum Singen ein. Nicht jeder hat dazu die helfende Stimme, aber ist es nicht wunderschön, dass in vielen Gottesdiensten das Lob Gottes so frisch und fröhlich unter uns erschallt?

Eine Gruppe von jungen Leuten hat sich mit den Schöpfungsgeschichten befasst und entschieden: Lesen ist das Eine, aber was tun wir in unserer Gemeinde? Schnell ist die Idee aufgekommen, das Zertifikat des „Grünen Gockels“ mal zu prüfen und auf die Möglichkeiten vor Ort herunter zu brechen.

Die Aktion „Mahlzeit“ hat man ins Leben gerufen. Menschen in Not können hier viermal die Woche eine warme Mahlzeit erhalten. Mehr als ein Almosen; viele haben sich freiwillig in die Dienste eingetragen.

Gnadengaben gibt es in jeder Gemeinde, manchmal schlummern sie nur still vor sich hin. Aktivitäten kommen eben nicht von alleine. Nur Mut!

Glaube, Liebe, Hoffnung – die Zielrichtung ist benannt

Und nun steigert Paulus seinen Dank sozusagen zur Aufforderung an jeden, der sich Christus verpflichtet fühlt: Konkret in der Gemeinde in Korinth. Aber das gilt ganz sicher uns allen: (Zitat: „Er wird euch Festigkeit geben … und … kein Tadel wird euch treffen.“) Hier blättere ich nun kräftig weiter in seinem Brief und stoße auf das große Kapitel 13, das sogenannte „Hohelied der Liebe“ des neuen Testamentes. Es endet mit dem wohl ganz bekannten Satz: „So bleiben Glaube, Hoffnung, Liebe, aber die Liebe ist die größte unter ihnen.“ (1.Kor. 13.13)

Noch ist der damals nah erwartete Christus nicht da. Kein Grund zur Panik! Entscheidend ist, wie fest wir bleiben, wie „tadellos“ wir leben:

Der Glaube, das Vertrauen in den, der uns das Leben gibt, ist dazu für Paulus die Basis. Ihm gilt ja auch sein Dank. Die Hoffnung ist sozusagen das Schiff, auf dem wir trotz Meergebrause mutig nach vorne fahren. Und die Liebe ist die alles umfassende Kraft. Wenn Glaube, Hoffnung, Liebe unser gemeindliches Leben bestimmen, dann musste den Korinthern nicht bange sein. Dann muss uns nicht bange sein. Denn Glaube, Hoffnung, Liebe – das braucht die Welt – gerade auch in diesen unruhigen Zeiten. Und wenn diese in Christus gegründet ist, dann können wir voller Freude das Wort am Ende des Briefes singen oder sprechen, sogar tanzen: „Tod wo ist dein Stachel? Hölle, wo ist dein Sieg?“(1. Kor.15, 55) Und ein letztes Mal danken: „Gott aber sei Dank, der uns den Sieg gibt durch unseren Herrn Jesus Christus.“ (1. Kor. 15, 57)

Mit diesem Gedanken im Herzen will ich meiner kranken Cousine heute Abend noch einen Brief schreiben, der ihr Mut machen kann.

Amen

Verfasser: Dekan i. R. Friedhelm Jakob, Ludwigstraße 48, 67346 Speyer


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