Der Herr der Naturmächte
von Manfred Günther (35325 Mücke)
Predigtdatum
:
29.01.2006
Lesereihe
:
ohne Zuordnung
Predigttag im Kirchenjahr
:
Letzter Sonntag nach Epiphanias
Textstelle
:
Epheser 1,15-20a
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Wochenspruch:
Kommt her und sehet an die Werke Gottes, der so wunderbar ist in seinem Tun an den Menschenkindern. (Psalm 66,5)
Psalm: 107,1-2.23-32
Lesungen
Altes Testament:
Jesaja 51,9-16
Epistel:
2. Korinther 1,8-11
Evangelium:
Markus 4,35-41
Liedvorschläge
Eingangslied:
EG 346
Such, wer da will, ein ander Ziel
Wochenlied:
EG 244
oder EG 346
Wach auf, wach auf, ‘s ist hohe Zeit
Such wer da will ein ander Ziel
Predigtlied:
EG 638
Ich lobe meinen Gott
Schlusslied:
EG 618
Weiß ich den Weg auch nicht
15 Der Apostel schreibt: Nachdem ich gehört habe von dem Glauben bei euch an den Herrn Jesus und von eurer Liebe zu allen Heiligen, 16 höre ich nicht auf, zu danken für euch, und gedenke euer in meinem Gebet, 17 dass der Gott unseres Herrn Jesus Christus, der Vater der Herrlichkeit, euch gebe den Geist der Weisheit und der Offenbarung, ihn zu erkennen. 18 Und er gebe euch erleuchtete Augen des Herzens, damit ihr erkennt, zu welcher Hoffnung ihr von ihm berufen seid, wie reich die Herrlichkeit seines Erbes für die Heiligen ist 19 und wie überschwänglich groß seine Kraft an uns, die wir glauben, weil die Macht seiner Stärke bei uns wirksam wurde, 20 mit der er in Christus gewirkt hat. 21 Durch sie hat er ihn von den Toten auferweckt.
Liebe Gemeinde!
Was für ermutigende Worte! Mich haben sie erinnert, dass es neben allen Anlässen zur berechtigten Klage, neben Ärger und Sorge, Resignation und Zukunftsangst doch auch viele Gründe gibt, dass wir uns freuen, dass wir mutig nach vorn blicken, dass wir froh und voller Hoffnung leben und vor allem, dass wir dankbar sind!
Wie gesagt: Diese Worte haben mich erinnert. Mir geht es mit den Sorgen und Ängsten, dem Klagen und Jammern nicht anders als sicher den meisten von uns. - Und wie geht es uns?
Neulich hat sich ein Mann bei seiner Kollegin im Büro beschwert, seine Tochter wüsste mit 15 Jahren in der letzten Schulklasse immer noch nicht, was sie einmal werden möchte! Die lebe so in den Tag hinein. Im nächsten Sommer wäre sie fertig mit der Schule und dann wäre nichts geplant oder gar vorbereitet. Keine Lehrstelle in Sicht, kein Ausbildungsplatz, auch kein Wunsch, vielleicht aufs Gymnasium zu wechseln. Alles ungewiss, unsicher und der Tochter scheinbar auch gar nicht so wichtig. Ihn würde das geradezu verrückt machen!
Was er seiner Kollegin aber nicht erzählt hat, ist dies: Wie fröhlich diese Tochter immer ist, wie ansteckend ihr Lachen ist und was sie mit ihren Händen alles fertigbringt. Immer hat man von ihr gesagt, sie wäre künstlerisch begabt. Und wunderbar Klavierspielen kann sie auch. Ja und Kinder fühlen sich in ihrer Nähe wohl und haben gleich Vertrauen zu ihr. Und er hat auch davon nicht gesprochen, dass sie doch schon mit kaum sechs Jahren eingeschult worden ist und immer die jüngste in der Klasse war, so dass man ihr jetzt vielleicht ja ein wenig Zeit geben könnte, bis sie weiß, was sie will. Und nicht einmal erwähnt hat der Mann, wie lieb er seine Tochter hat und wie sie auch an ihm hängt und wie schön es überhaupt in der Familie ist – auch und gerade durch ihr sonniges, unbeschwertes Gemüt.
Vor Tagen konnte man in einem christlichen Gesprächskreis hören, die Menschen unserer Zeit würden doch immer gottloser. Die Kirchen wären am Sonntag meist leer. Keiner scherte sich mehr um Gottes Wort. Geld und Macht wären alles, worum es noch ginge in dieser Gesellschaft. Die Politiker betrügen und belügen das Wahlvolk. Niemand kümmerte sich um die Gebote Gottes, ja, viele junge Leute wüssten gar nicht mehr, wie sie lauten. Und noch einiges in dieser Richtung wurde da geäußert. – Ein allgemeines Klagen und Jammern also.
Niemand aber hat von den Menschen gesprochen, die es doch auch gibt und die alle kennen: Die alte Frau aus der Gemeinde, von der man weiß, dass sie für die Menschen betet, die krank sind oder Kummer haben. Der Mann, der als Kirchenvorsteher so viel mehr tut, als eigentlich sein Dienst wäre. Der die Kranken aus der Gemeinde besucht, der die Gehbehinderten zum Altennachmittag bringt und schon die Kinder und Konfirmanden so behandelt, wie alle anderen in der Gemeinde auch, nämlich als Mitchristen, die zählen und die Jesus liebhat.
Und niemand auch hat erwähnt, dass es in der Kirchengemeinde so viele hoffnungsvolle Ansätze gibt: Die Jungschar, die sehr regen Zulauf hat, die Frauenstunde, zu der alle immer so gern kommen, die schönen Gottesdienste, von denen man immer wieder Kraft und Freude für eine ganze Woche mitnehmen kann. Ja, nicht einmal an den Gesprächskreis selbst haben seine Mitglieder gedacht. Und der ist doch immerhin schon über so viele Jahre zusammen und hat allen schon so viele gute Gedanken geschenkt! – Nein, nur geklagt und sich aufgeregt hat man!
Und auch von mir möchte ich in diesem Zusammenhang bekennen: Mein Blick ist auch oft getrübt und eingeschränkt. Das Negative, das Dunkle oder Ärgerliche an meinen Mitmenschen sehe ich scharf. Dass sie sich aber doch anstrengen und in vielen anderen Bereichen sehr viel leisten oder sich bemühen, blende ich aus.
Wenn die Menschen in meiner Umgebung etwas nicht ordentlich hinbekommen, dann lege ich den Finger darauf und sage: So geht das aber nicht! Warum es ihnen aber nicht gelingt, was die Menschen vielleicht ja auch an mir stört und die Zusammenarbeit mit mir schwer macht, daran verschwende ich keinen Gedanken.
Und schließlich muss ja selbst die Natur und die Welt meine meist negative Sicht ertragen: Den Maulwurfshügel in meinem Zierrasen sehe ich groß und hässlich! Die wunderbar feine Blüte des Gänseblümchens habe ich noch nie so recht angeschaut. Der eine Regentag im Sommer stört mich gewaltig, die drei Wochen Sonne und Wärme waren dagegen ganz selbstverständlich und nicht der Rede wert. Und leider entspricht meine Freude über einen schön bestellten Garten und die reiche Ernte am Ende bei weitem nicht meinen Beschwerden über die viele Arbeit und Mühe, die das gemacht hat!
Liebe Gemeinde, tut das da nicht wirklich gut, einmal solche Worte zu lesen?: „...nachdem ich gehört habe von dem Glauben bei euch an den Herrn Jesus und von eurer Liebe zu allen Heiligen, höre ich nicht auf, zu danken für euch...“
Aber, wie kommt man zu einer solchen Einstellung? - Wir erfahren auch das: „Der Vater gebe euch erleuchtete Augen des Herzens, damit ihr erkennt, zu welcher Hoffnung ihr von ihm berufen seid, wie reich die Herrlichkeit seines Erbes für die Heiligen ist und wie überschwänglich groß seine Kraft an uns, die wir glauben.“
„Erleuchtete Augen des Herzens“ müssen wir haben! Sie kommen aus der Hoffnung. Und die Hoffnung? Die kommt aus dem Glauben! Und das könnte so aussehen im Leben:
Wo der Mann sich so um seine Tochter sorgt, weil die mit 15 noch nicht weiß, wie ihr Leben festgelegt, geplant werden und verlaufen soll, da würden erleuchtete Augen wohl auch all das Schöne und Gute sehen, das diese Tochter der Familie und dem Vater selbst schenkt. Und sie würden vielleicht auch bemerken, dass die Tochter nicht trotz dieser Leichtigkeit und Sorglosigkeit ein so frohes und liebenswertes Gemüt hat, sondern gerade deswegen!
Denn wir sollen keine Angst vor der Zukunft haben. Wo wir keine Pläne für unser Leben machen, da hat Gott doch seinen Plan mit uns. Und wo wir uns nicht in Sorglichkeit aufzehren, da sind wir doch ganz nah an Gottes Hand und beim Vertrauen zum Vater im Himmel, der uns alle Sorgen nehmen will! Ja, loben müsste der Vater seine Tochter. Für sie und ihr Wesen dankbar sein müsste er. Und versuchen, ihr ein wenig nachzueifern, sollte er!
Und die Augen des Herzens würden wohl nicht nur an den Beispielen dafür hängen bleiben, wie unchristlich doch unsere Zeit ist. Sie würden gerade deshalb den Blick auch auf die Menschen richten, die sich um ein gottgefälliges Leben mühen, und die damit doch gar nicht so wenig bewirken! Und der Glaube und die Hoffnung würden sich dann wohl hieran freuen und festhalten und Mut gewinnen und anderen Mut dazu machen, es diesen Menschen nachzutun!
Und ich will mir das auch selbst sagen: Ich möchte mit erleuchteten Augen die Menschen, die Dinge und die Welt ansehen! Dass ich vielleicht nicht immer wieder dabei stehen bleibe, was heute ist, was die Menschen jetzt tun und was mich daran stört und ärgert. In Gottes Augen sind sie geliebt, wunderbar und einzigartig. Er hat mit ihnen Großes vor, und er wird mit ihnen noch viel erreichen – mehr als ich für möglich halte! Und auch ich bin ja jetzt noch nicht so, wie mich Gott gemeint hat. Auch ich darf mich ja noch entwickeln. Auch mir gibt Gott noch Zeit.
Und den Maulwurfshügel will ich nicht nur als Störung meines Bildes von einem ordentlichen Rasen anschauen, sondern als Ausdruck einer unbändigen Lebenskraft der Schöpfung Gottes. Die Sonnentage möchte ich wahrnehmen und genießen und ich will sie recht werten und nicht durch einen trüben Tag aufwiegen, ja aufheben lassen. Und nicht zuletzt soll nicht die Arbeit und Mühe, sondern die Freude an Frucht und Ernte in meinem Herzen und meiner Erinnerung den ersten Platz einnehmen – im Garten draußen, aber auch drinnen in meinem Leben!
Warum wir das alles auch können, warum unsere Augen endlich hell und durch die Hoffnung und den Glauben erleuchtet werden, das erfahren wir am Ende dieser Verse: „...wie reich ist die Herrlichkeit seines Erbes für die Heiligen und wie überschwänglich groß ist seine Kraft an uns, die wir glauben, weil die Macht seiner Stärke bei uns wirksam wurde, mit der er in Christus gewirkt hat. Durch sie hat er ihn von den Toten auferweckt und eingesetzt zu seiner Rechten im Himmel.“
Können wir vor dem Hintergrund dieser Aussicht denn noch an unserem Wesen festhalten, das sich immer nur Sorgen machen, jammern und klagen kann?
Wir wollen uns von Gott mit den erleuchteten Augen des Herzens beschenken lassen und alle Anlässe zur Freude, zum Loben und Danken groß und alle Gründe zum Ärgern und Lamentieren klein ansehen.
Amen.
Verfasser: Pfr. Manfred Günther, Lohgasse 11a, 35325 Mücke/Groß-Eichen
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